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Ein Frontmann, der seine Chefrolle ernst nimmt und zur Not auch mit vollem Körpereinsatz ausübt: Josh Homme (mitte) ist der King bei den Queens Of The Stone Age. Auch seine aktuelle Bandformation hielt er für das neue QOTSA-Album „Villains“ energisch im Zaum

Queens Of The Stone Age Villains – die CD der KW 34

Seit 1996 im Geschäft, sind die Queens Of The Stone Age (QOTSA) inzwischen Teil der klassischen Moderne der Rockmusik: ein Stück Anti-Establishment, das längst selbst zum Inventar der etablierten Musikkultur gehört. Der Marsch durch die Institutionen der Branche hat also auch Josh Homme & Co. an Orte geführt, gegen die man einst angespielt hat. Mit Queens Of The Stone Age Villains, der CD der KW 34, zeigen QOTSA nun, wie man diesen Gegensatz in Würde ausbalanciert.

Größe und Glaubwürdigkeit bilden in der Rockmusik ein nur schwer zu überwindendes Gegensatzpaar. Anders als im Pop gilt es für Rockbands, die die Zeit überdauern wollen, ihre Klientel stets von der eigenen Glaubwürdigkeit zu überzeugen – egal, wie viele Platten man verkauft, wie groß die Stadien auch werden.

Das Logo der Queens Of The Stone Age Rocker
Das Logo der Queens Of The Stone Age Rocker

Wer würde je einem Robbie Williams „Ausverkauf“ von vermeintlichen Werten oder musikalische Beliebigkeit vorwerfen angesichts eines Jobs, dessen erste Aufgabe es ist, großartiges Entertainment zu produzieren – zumal, da Williams ihn mit Leidenschaft, Witz und viel musikalischer Klasse erledigt?

Da haben es gestandene Rocker der Neuzeit deutlich schwerer. Neben den Red Hot Chili Peppers gehören die Queens of The Stone Age zur jenen wenigen Bands aus dem Segment des Alternative Rock, die diesen Spagat bisher unfallfrei hinbekommen hat.

QOTSA und RHCP – das sind die Initialen der klassischen Rock-Moderne: alternativ gestartet, seit langem bestens etabliert, aber weder im Mainstream angekommen noch handzahm geworden oder zu Klangpanschern mutiert. So war es, so bleibt es auch bei Josh Homme & Co. – man ist ja schließlich nicht Coldplay.

Das beweist auch Queens Of The Stone Age Villains: „Feet Don’t Fail Me“ startet mit einem hübsch mystischen Intro, ehe es nach 1:49 mit einem bissigen Gitarren-Thema und kickenden Beats Fahrt aufnimmt. Dazu eine Synthie-Linie, die geschickt, aber vernehmbar im Hintergrund glitzert – und Villains hat sein erstes Ziel erreicht: „den Bandsound neu zu erfinden“, wie Homme das Thema von Queens Of The Stone Age Villains kommentiert.

„The Way You Used To Do“ twistet dann mit einem metallischen Riff über einem temporeichen Groove. Eher punkig getönt und brachial getaktet hingegen: „Head Like A Haunted Horse“ und „The Evil Has Landed“ (wem dieser Song wohl gilt …?). Das klingt im genau richtigen Maß nach dem typischen QOTSA-Stil vergangener Jahrzehnte vital und frisch – was insofern erstaunlich ist, als dass Josh Homme die einzige Konstante im Gruppen-line-up ist und seit der Gründung immerhin satte 16 verschiedene BegleitmusikerInnen verschließen hat. Aber dem King bei den Queens Of The Stone Age gelang es auch auf Villains, allen Mitgliedern den speziellen „QOTSA“-Nimbus einzuimpfen – einschließlich dem Produzenten Mark Ronson.

Ja, richtig gelesen: Der eher in Popgefilden beheimatete Brite, der als Produzent nicht nur die einzigartige Soul-Ikone Amy Winehouse, sondern auch eher leichtgewichtige Pop-Acts wie Duran Duran, Lady Gaga, Christina Aguilera oder Robbie Williams betreute (und dabei nur selten etwas falsch machte), zeichnet auch für Queens Of The Stone Age Villains verantwortlich.

Ohne den Markenkern zu beschädigen, setzte das Duo Homme/Ronson also das Facelifting um. Das Ganze geschieht auf eine Art, die einem zwar nicht das Adrenalin ins Blut jagt; umgekehrt aber holen sich die QOTSA mit Villains auch keine ungebetenen Gäste ins Haus.

Die rüpelig raspelnde bis heulbojenartig jaulende E-Gitarre (in „Domesticated Animals“) vertreibt noch immer jeden zart besaiteten Softpop-Freund binnen Sekunden, der Gestus des 70er-Jahre-Rock verleiht dem Album die Aura von altem Leder, filterlosen Zigaretten und frischem Motorenöl, ohne dass Assoziationen an „Easy Rider“-Szenarien aufkommen oder eine unangenehme Bierkneipenatmosphäre entsteht. Zumal Gitarre und etwas Elektronik ab und an auch eine schön zwielichtige Atmosphäre kreieren, etwa in „Fortress“ und zum Finale im sechsminütigen „Villains Of Circumstance“.

Unterm Strich ist Villains wie ein Sixpack eines bewährt süffigen Hopfenkaltgetränks: Wenn du mal nicht weißt, was du trinken sollst – schnapp dir dein Lieblingsbier. Wenn du nicht weißt, was du hören sollst: ab in den Player mit Queens Of The Stone Age Villains. Der Freund ehrlicher, richtiger Männerrockmusik (also jenseits von so Zeugs wie Peter Maffay oder Eisbrecher) macht mit diesem Album nichts falsch.

Cover Art: Queens Of The Stone Age Villains
Queens Of The Stone Age Villains (Cover: Amazon)

 

Queens Of The Stone Age Villains erscheint bei Matador Records im Vertrieb von Beggars/Indigo und ist erhältlich als Audio-CD, Doppel-Vinyl LP und MP3-Download.

Queens Of The Stone Age Villains
2017/08
Test-Ergebnis: 3,5
GUT
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Autor: Christof Hammer

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Seit vielen Jahrzehnten Musikredakteur mit dem Näschen für das Besondere, aber mit dem ausgewiesenen Schwerpunkt Elektro-Pop.