Manchmal sind Plattencovers richtig schlau. Das Motiv von Santigold für 99 Cent ist jedenfalls eine ziemlich clevere Visualisierung von Konsum und Selbstvermarktung, den großen Themen des @-Zeitalters: „Es geht darum, wie wir uns selbst, unser Leben, unsere Beziehungen verpacken. Heutzutage ist doch alles ein käufliches Produkt“, erklärt die vierzigjährige Black-Music-Lady aus Philadelphia durchaus treffend. Außerdem, zweite Raffinesse, steckt in 99 Cent natürlich keinesfalls nur billiger take-away-Pop, sondern ein eigenständig-komplexer Songkosmos. Ein fantasievoller Mix aus R&B, Raggamuffin und Afro-Karibik-Pop prägt Teil 1: lebensfrohe, quirlige Songs, die auch einen prima Soundtrack für die nächste Runde des Londoner Notting Hill Carneval abgeben würden, mal als herber Rap vorgetragen, mal mit zuckersüßen Begleitvocals verziert.
Teil 2 hingegen kommt deutlich elektronischer daher: Santigold zieht um in den nächtlichen Club. Auch hier klingt nichts nach dem angloamerikanischen Girl-Dancepoptrash, der momentan das Mainstreamradio verstopft, sondern alles oszilliert urban zwischen Indielectro-Soundscapes und unkonventionellen „Big Beats“. Und wer wirklich nur 99 Cent übrig hat im Budget, sollte sich dafür unbedingt den Track „Rendezvous Girl“ downloaden, ein rassiger New-Wave-Beat mit coolen Synthesizersequencen. Hier weht dann ein Hauch von Grace Jones aus den Speakern.
Autor: Max Worthmann
Bewertung
KlangMusikGesamt |
CD-Bestellnummer: Warner 2564 651329 | |
Erhältlich als LP, CD und Download | |