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Master & Dynamic MW07 Test Aufmacherbild
Master & Dynamic hat mit dem MW07 einen BT-InEar entwickelt, der einen optimalen Sitz verspricht. Das Versprechen hält er ein und klingt auch noch superb. Sein Preis: 300 Euro (Foto: Master & Dynamic)

Test Bluetooth In-Ear-Kopfhörer Master & Dynamic MW07

Apple und Bose haben den Trend vorgelebt: kleine Klangwandler, die in unsere Ohren passen und ohne jegliches Kabel auskommen – Bluetooth sei Dank. Nun boomt der Markt. Geht es besser als bei Apple? Wir sagen ja. Beispielsweise die Master & Dynamic MW07, die kürzlich einen Ritterschlag der ganz besonderen Art bekamen.

Master & Dynamic. Nie gehört? Ich auch nicht. Bis vor kurzem, denn nun machen die Amerikaner eine Aufmerksamkeits-Offensive. Die Company existiert seit rund fünf Jahren und residiert in New York. Mittlerweile bieten die US-Amerikaner einen ganzen Katalog an Kopfhörern und kompakten Beton-Lautsprechern an. Alles extrem reizvoll und ausgesucht. Kein Produkt wurde an den Massengeschmack angepasst. Ebenso wenig die Preise. Wer sich Master & Dynamic zulegen will, muss einiges investieren.

Um herauszufinden, ob zu Recht, hat LowBeats den Superseller zum Test bestellt: Hinter dem Kürzel Master & Dynamic MW07 verbergen sich In-Ohr-Kopfhörer, die komplett ohne Kabel per Bluetooth angesteuert werden. Weniger geht nicht. Zwei kompakte Wandler, die sich in Sekunden mit dem Smartphone verbinden und besten Klang versprechen. Das kann man unaufgeregt machen wie beispielsweise Bose oder Apple. Oder eben das ganz große Gedeck auffahren wie Master & Dynamic.

Master & Dynamic MW07 Konzept: das große Erlebnis

Schon das Auspacken ist ein Event. Die beiden Knöpfe liegen in einer Box aus glänzendem Metall. Ein Silberschälchen, das man ständig putzen und beschützen möchte. Jeder Unbefangene, der es sieht, würde vermuten, hier würde die Schmucksammlung der Großmutter aufbewahrt. Sehr edel. Aber auch schlau. Im Inneren liegen nicht nur die beiden Klangwandler, sondern auch ein Akku. Er wird über ein USB-C-Kabel aufgeladen. Wenn entkoppelt, vermag er, die In-Ears bis zu dreimal ohne Kontakt zu einer Steckdose mit Kraft zu versorgen. Auf der Front blinken drei LEDs und zeigen seinen Ladestand an. Elegant, elegant.

Master&Dynamic MW07 Transportschachte
In der Schatulle sind Akkus verborgen, die den Master & Dynamic in kurzer Zeit wieder aufladen (Foto: Master & Dynamic)

In der gleichen Produktsprache sind natürlich auch die Kopfhörer selbst ausgelegt. An den Außenseiten liegt eine Ebene aus Acetat. Das ist ein Mix-Werkstoff, aus dem unter anderem Brillen-Gestelle entstehen. Sieht aus wie Schildpatt, wirkt überaus edel und zugleich robust.

Master & Dynamic MW07 in der Ladeschale
(Foto: Master & Dynamic)

Das könnte man alles als Show abtun, doch auch die inneren Werte stimmen. Beispielsweise haben sich die Entwickler Gedanken über den perfekten Sitz gemacht. Das Thema ist bei kabellosen In-Ears natürlich relevant; man hat immer das unbestimmte Gefühl, die kleinen Dinger könnten einem bei heftigen Bewegungen rausfallen.

Bei kabelgebundenen In-Ears fungiert das Kabel auch als Verlustschutz, deshalb muss der Besitzer kabelloser In-Ears besonders auf den perfekten Sitz achten. Master & Dynamic hat dafür eine schlaue Lösung: Dem MW07 liegen gleich fünf Sets Ohr-Adapter bei.

Dazu sind auf der Rückseite zur Ohrmuschel Lamellen angebracht, die sich anpassen, anschmiegen und eben den harmonischen Sitz generieren. Nur maßgeschneiderte In-Ears vom Hörgeräte-Akustiker sitzen besser. Mein Eindruck: selbst nach stundenlangem Hören stellen sich weder Ermüdung noch Druckgefühl ein. Unter den mir bekannten In-Ear Kopfhörern gehört der Master & Dynamic MW07 damit in diesem Punkt zur Top-Klasse.

Master & Dynamic MW07 Ohr-Adapter
Hier sind die speziellen Lamellen gut zu erkennen. Sie sind weich genug, um nicht zu stören, aber auch fest genug, um einen perfekten Halt zu generieren (Foto: Master & Dynamic)

Zudem haben die Amerikaner das Bedienkonzept clever gelöst. Nimmt man die In-Ears aus ihrer Ladeschale, werden sie automatisch sensibilisiert für einen Kontakt per Bluetooth. Dann einfach am Smartphone die Master & Dynamic MW07 als Ziel auswählen und fertig ist die Brücke.

Der MW07 ist in vier unterschiedlichen Farben erhältlich. Wie stark Master & Dynamic jedoch seinen Auftritt verfeinert, lässt sich daran erkennen, dass ganz frisch auch ein Kontrakt mit Louis Vuitton geschlossen wurde. M&D darf eine Sonderedition mit dem offiziellen Logo von LV auflegen. Das kommt einem Ritterschlag gleich. Die Technik wird die gleiche sein, doch der Luxus-Dufthauch treibt die Preise an – die derzeit noch ungenannt sind. Überhaupt scheinen die New Yorker In Ears mit ihrer gelungenen Gestaltung auch sehr in Richtung Fashion zu schauen. Oder anders herum: Welcher andere Kopfhöreranbieter wird hierzulande schon von Zalando angeboten…?

MW07 als Louis Vuitton Modell
Der Master & Dynamic MW07 im auffälligen Louis Vuitton Gewand soll bald auf den Markt kommen. Preis? Ungewiss. Die Technik aber soll die gleiche sein (Foto: Master&Dynamic)

Die Technik ist auf der Höhe der aktuellen Möglichkeiten. Im Inneren der Knöpfe verbindet eine Bluetooth-Antenne nach dem 4.2-Protokoll. Auch der audiophile Standard aptX wird bedient. Zudem sind die kleinen Dinger spritzwassergeschützt und mit Mikrophon ausgestattet. Gekoppelt an meinem Smartphone kann ich also auch mit freier Hand meine Telefongespräche führen. Die Reichweite ist stattlich. Ich bin durch meine große Altbau-Wohnung geschlendert, ohne eine Klangunterbrechung zu erfahren. Auf dem freien Feld kam ich bis auf acht Meter.

Auch beim Lieferumfang lassen sich die Amerikaner nicht lumpen. Es gibt eine schöne Baumwolltasche, dazu unterschiedliche Passstücke für das Innenohr wie für das Außenohr. Natürlich liegt das Ladekabel bei – von USB-C auf USB-C. Was nicht jeder Haushalt zur praktischen Verfügung hat. Deshalb packt M&D noch einen Adapter für den alten, klassischen USB-Port bei. Das ganz gewöhnliche Ladegerät meines iPhones kann die Spannung herbei pumpen.

Master & Dynamic MW07 Zubehör
Dsa umfangreiche Zubehör mit gleich 5 Ohradaptern. Der richtige Sitz ist den Amerikanern wichtig (Foto: Master & Dynamic)

An einem Punkt aber ist Kritik angebracht: Die Laufzeit einer vollen Akkuladung hält nur 3,5 Stunden. Doch das Argument zieht nur bedingt. In 3,5 Stunden bin von Kassel mit dem ICE nach München gefahren. Zudem – und abermals benannt – können die kleinen Knöpfe ohne Stromkabel direkt in ihrer Schatulle aufgeladen werden. In nur 15 Minuten sind 40 Prozent der Kapazität erreicht; volle 40 Minuten brauchen die Master & Dynamic MW07, um komplett zu laden. Also keine wirkliche Argumentationsbasis für Bedenkenträger.

Master & Dynamic MW07: großes Klangpotential

Es lohnt sich, noch weiter in die technische Tiefe zu schauen. Denn jetzt kommt das Highlight: M&D nutzt einen Treiber aus Beryllium – sauteuer, saugut. Der Durchmesser liegt bei zehn Millimetern. Natürlich hilft auch der beste Treiber nichts, wenn die Ingenieure kein Ohr für die Feinheiten haben. Doch M&D verfügt offenbar über ein sehr gutes Hör-Team.

Wir haben zwei Konkurrenten im Redaktions-Fundus. Die bekannten AirPods von Apple (180 Euro) und die – Vorsicht, langer Name – SoundSport Free Wireless Headphones von Bose (200 Euro). Das entspricht recht genau dem harten Konkurrenzkern zu Master & Dynamic. Beide Mitbewerber haben sich auf dem Markt positioniert und vertreiben ihre Ohrhörer über eigene Stores und Webseiten. Doch die Master & Dynamic MW07 verdienen die Krone. Sie klingen um eine Welt besser, reicher, feiner. Apples AirPods punkten zwar mit einem strammen Bass und druckvollen Mitten. Doch die Feindynamik ist ihnen fremd. Die Master & Dynamic MW07 zeigen mehr Zwischentöne.

Master & Dynamic MW07 mit iPhone
Und fertig ist das highfidele Reiseset… (Foto: Master & Dynamic)

Die Bose In-Ears hingegen wirken etwa dicklich in den Bässen, mittellastig und punktuell brillant in den Höhen. Insgesamt ein Klangwandler, der eher einer demographischen Umfrage entsprungen zu sein scheint. Die M&Ds hingegen spielen auf den Punkt – wunderbar linear und grundehrlich. Im Vergleich zu den Konkurrenten wurde hier mit mehr audiophilen Werten gearbeitet – das Panorama ist größer, die Bässe sind schärfer in ihren Konturen. Hinzu kommt ein dramatisch größeres Gespür für die feinen dynamischen Unterschiede. Für eine Company, die faktisch aus dem Nichts auf den deutschen Markt drängt, ist das eine rundum geglückte Premiere.

Fazit Master & Dynamic MW07

Im Markt der sogenannten True-Wireless-In-Ear-Speaker gibt es enorm viele Showmänner. Die einen bedienen die Bassfraktion, die anderen pushen die Mitten und Höhen über Gebühr. Ehrliche Gemüter findet man eher selten. Hier ist so ein Findling. Obwohl noch jung, vollführt Master & Dynamic das ganz große audiophile Erlebnis, grundehrlich und reich an Informationen. So mancher kabelgebundene Kopfhörer kann da nicht mithalten. Dazu gibt es Pluspunkte: Die Ladeschale aus massivem Edelstahl, perfekter Sitz durch eine eigens entwickelte Lamellenstruktur, edles Aussehen im Schildpatt-Design. Ok – die Amerikaner verlangen rund 100 Euro mehr als die genannten Mitbewerber. Das Gesamtpaket aber stimmt.

Master & Dynamic MW07
2019/02
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher Kopfhörer-Klang, mit bester Fein- wie Grobdynamik
Hochwertige Verarbeitung
Edle Ladeschale mit internem Akku, schnelles Aufladen
Etwas kurze Akku-Laufzeit

Vertrieb:
Master & Dynamic
www.masterdynamic.eu/

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Master & Dynamic MW07: 300 Euro

Weitere In-Ears:

Vergleich True Wireless In Ear: Apple, Cambridge Audio, Sennheiser, Sony

Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.