Der Trinnov Optimizer ist ein komplexes System zur Korrektur typischer und spezifischer Fehler und Charakteristika von Lautsprechern und der Raumakustik. Er ist Bestandteil aller Prozessor-Vorverstärker des französischen Herstellers Trinnov. Im Folgenden beschreiben wir exemplarisch den Optimizer des Trinnov ST2-HiFi. Das Prozedere, die Menüs und Funktionen sind bei allen Modellen gleich.
Das Trinnov Optimizer 3D-Mikrofon
Kern und Ursprung der Trinnov-Technologie ist die dreidimensionale Raumanalyse. Hatte das erste 3D-Mikrofon der damaligen IRCAM-Studenten noch impraktikable 24 Mikrofonkapseln, kommt das heutige Trinnov V9 Mikrofon mit nur vier Stück aus. Die sind in einer gleichschenkeligen Pyramide angeordnet und erlauben damit eine räumliche Auflösung von ±2° in jede Richtung.
Die Genauigkeit des Mikrofons erfordert aber folglich auch eine wirklich pingelige Ausrichtung und Verwendung auf einem massiven Stativ, um entsprechend genaue Messungen zu gewährleisten.
Die Leitung zum Mikrofon ist gut 10 Meter lang und sollte daher selbst bei größeren Räumen und Hörabständen ausreichen.
Da es konventionelle XLR-Stecker verwendet, lässt es sich im Extremfall aber auch problemlos verlängern. Die vier symmetrischen Eingänge des Trinnov-Prozessors dienen als Mikrofoneingänge, die notwendige Mikrofonentzerrung und Stromversorgung ist im Sockel des Mikrofons verbaut.
Jedes Mikrofonquartett erfährt seine eigene Kalibrierung, die an die Seriennummer gekoppelt ist. Die Korrektur ist im korrespondierenden Trinnov-Prozessor gespeichert oder über das Internet nachladbar.
Die Kalibrierung des Trinnov Optimizer –Schritt für Schritt
Per Menü folgt dann in klarem Englisch und anschaulichen Grafiken eine Schritt-für-Schritt-Anleitung durch den Einmess-Vorgang.
Wer des Englischen nicht mächtig ist, dem hilft die deutschsprachige Bedienungsanleitung weiter, die in vornehm gebundener Fassung der Maschine beiliegt.
Der Optimizer legt praktischerweise gleich fünf verschiedene Presets an, die er in den vorderen Speichern ablegt. Die Presets heißen in etwa so, wie sie sich klanglich charakterisieren: Comfort, Natural, Neutral, Precision und Monitoring.
Die ersten beiden verwenden einen zu den Höhen hin minimal abfallenden Frequenzgang, die letzten drei einen linearen.
Bei den ersten drei ist die Korrektur der Energy Response (Direktschall des Lautsprechers plus Raumreflexionen) mit 1/3 Oktave gefiltert, bei Precision wird mit 1/12 und bei Monitoring mit 1/24 Oktave strenger gefiltert.
Alle anderen Korrekturen wie Frequenzgang, Phasengang, Gruppenlaufzeit und so weiter sind identisch angepasst. Bis zu 29 Presets lassen sich anlegen.
Tiefer gehende Menüs für Experten und Bastler: Wer sich für die Tiefen der Materie interessiert und in weitergehende Fein- und Feinstabstimmung des Klangs eindringen möchte, kann sich hinter den Kulissen des normalen Anwendermenüs austoben.
Eine Auswahl der tiefer gehenden Einstell- und Kontrollmöglichkeiten des Optimizers in folgender Slideshow.
Trinnov Otimizer Settings – Die Voreinstellungen
Eine Auswahl aus den weiteren Einstell- und Kontrollmöglichkeiten:
Trinnov Optimizer Graphs – Die Messungen und Korrekturen
Trinnov Processor – Die Kontrolle des Audiosignals
Setup – Frequenzweichen und Signalfluss
Fazit Trinnov Optimizer
Wie man sieht, ist Trinnovs Optimizer flexibel und extrem detailliert an die jeweilige akustische und geschmackliche Situation anpassbar.
Das spannende gegenüber anderen Verfahren ist aber die schlichte Tatsache, dass sich dank der dreidimensionalen Erfassung des Raums und der Lautsprecher gezielte Korrekturen für einzelne Parameter getrennt betrachten lassen.
Denn durch die 3D-Vermessung weiß der Optimizer, wo der Lautsprecher steht und welcher Direktschallanteil und welche Erstreflexionen einander zuzuordnen sind. Erst dadurch lassen sich beispielsweise Phasengang und Gruppenlaufzeiten für den Lautsprecher gezielt und exakt erfassen und korrigieren.
Praktisch alle anderen Verfahren kennen nur das Summensignal am Hörplatz – die Signalveränderung, die durch den Raum erzeugt wird, ist vom Lautsprecher nicht mehr separierbar.
Entsprechend beziehen sich die Korrekturen stets auch nur auf das Summensignal. Trinnovs Optimizer erlaubt einen signifikant gezielteren Eingriff und damit fast immer einen geringeren Eingriff in das Signal – schon deshalb klingt er in der Regel natürlicher und dynamischer.
So beziehen sich die Korrekturen auf der Zeitachse mittels FIR-Filtern stets isoliert auf den Lautsprecher. Der Algorithmus erlaubt eine so exakte Gruppenlaufzeit- und Impulskorrektur, wie sie sonst nur im Labor möglich wäre. Entsprechend akkurat und knackig klingen plötzlich Mehrwegelautsprecher, deren Timing sonst stets unter der Frequenzweiche und der unterschiedlichen Trägheit verschieden großer und schwerer Membranen leidet.
Nach der Optimizer-Kompensation kommt fast jeder Lautsprecher den Eigenschaften eines Mikrofons näher, was den Klang erheblich authentischer wirken lässt.
Ein weiterer Trick, den bislang kein anderes System beherrscht: Im Bass und Grundtonbereich kann Trinnov Erstreflexionen kompensieren und damit quasi die dem Lautsprecher nächsten Wände einfach weg-rechnen.
Das ist vor allem bei asymmetrischen Hörsituationen genial, wenn etwa der linke Lautsprecher näher an einer Wand platziert werden muss als sein Gegenüber.
Nach der Korrektur klingen beide wie freistehend aufgestellt und die Bühnenabbildung ist tatsächlich symmetrisch. Was das ausmacht, merkt man eigentlich erst, wenn man eine Weile Otpimizer-korrigiert gehört hat und ihn dann wieder abschaltet.
Ein Schmakerl zum Schluss. Steckt man in einen der USB-Ports einen formatierten USB-Speicherstick, zeigt sich das unten abgebildete Menü zum Speichern oder Wieder-Einspielen der Messungen, Einstellungen und sogar komplette Berichte über die Presets als PDF.
Weitere Infos zum Optimizer beim Trinnov-Vertrieb Medialantic.
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