Fünf Sterne umfasst die Notenskala von LowBeats im Bereich Musik – für dieses Album würde LowBeats Musikkritiker Christof Hammer am liebsten einen sechsten verleihen. Und zwar in der Klangnote. Kein Wunder. Die LowBeats CD der 40. Kalenderwoche kommt von zwei guten Bekannten: Boris Blank und Dieter Meier stehen seit fast 30 Jahren für quirlig-gewitzten, erstklassig produzierten Elektropop. Nun erscheint das 13. Album der beiden Schweizer Musik-Bohemians. Yello Toy ist eine audiophile Präzisionsarbeit der Extraklasse, randvoll mit spektakulären Tiefbässen, eisig klaren Digitalsounds und starken Songs zwischen Ambient-Pop und Dancefloor Music.
Langjährige Freunde des feinen Hörgenusses wissen natürlich längst um die audiophilen Qualitäten von Yello Aufnahmen.
Produktionen von Boris Blank und Dieter Meier sind schließlich nicht nur im heimischen Hörraum seit Jahrzehnten bewährte Hörtest-Klassiker, sondern auch in jenen Fachgeschäften, in denen noch wahre HiFi-isten die Regler bedienen, während in den einschlägigen Elektro-Großflächenmärkten ja meist nur noch fachfremde Tagelöhner die Paletten hin- und her- oder die Kasse auf- und zuschieben.
Was Boris Blank, der Klang-Alchemist des Schweizer Duos, diesmal in seinem Studiolabor zusammengemischt hat, setzt allerdings selbst für Yello Verhältnisse allerhöchste Maßstäbe.
Und es sind längst nicht nur seine legendären Tiefbässe, die hier für Gänsehaut vor den Speakern sorgen – obwohl diese Blank’sche Spezialdisziplin schon jede Menge eindrucksvoller Momente bietet.
Yello Toy – Alles, was anspruchsvolle Ohren glücklich macht
Ob seine typischen, so famos verzerrungsfrei in den Soundkeller steigenden Sub-Bässe, zähflüssige, mäandernde oder gezeitenartig an- und abschwellende Loops oder eine tiefe Syndrum mit einzigartig trockenem Punch: Auf den 14 beziehungsweise 17 Tracks (auf der Doppel-LP und der Deluxe-CD) von Yello Toy gibt es alles, was anspruchsvolle Ohren glücklich macht (und schwachbrüstige Tieftöner in Wackelpudding verwandelt).
Eine weitere Absenkung des Frequenzspektrums – und auch Elefanten und Wale, deren Kommunikation bekanntlich mit Tieftönen unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsgrenze stattfindet, gründen demnächst noch einen Yello Fanclub.
So weit, so gut – aber diese „bass culture“ ist nur der eine Teil von Yello Toy. Auf einer zweiten Ebene begegnet man nämlich einem Raumklangerlebnis, wie man es wahrlich nicht alle Tage zu hören bekommt.
Wie vielleicht nie zuvor wölbt sich der Yello Sound hier in eine Dreidimensionalität, die staunen macht. Das ganze geschieht nicht im Sinne eines „Surround-Sounds“, der eine eher unnatürliche Hörsituation produziert („sich bewegende“, rotierende Tonquellen sind ja wahrlich nicht die Regel bei der Musikerzeugung), sondern in Form einer normalen Stereokulisse, die sich aber in gläserner Transparenz und famoser Luftigkeit vor dem Hörer aufbaut.
Kaum je zuvor preschten Klicks so sehr aus der Tiefe des Raumes heran wie auf Yello Toy, und die Synthiebläschen steigen hier so feingliedrig an die Soundoberfläche wie die Perlage eines edlen Champagners: Das Album ist State-of-the-Art-Klang, verkörpert die Premiumklasse der Tontechnik- und Produktionskunst.
Und dann wäre da ja noch das „Meier’sche Raunen“. Wie ein Zauberer fasziniert Vokalist Dieter Meier sein Publikum, verführt es zum Träumen, entführt es in Fantasieszenen, verdreht ihm mit cineastisch angelegten Short Stories den Kopf .
„Er ist ein ‚Transitmensch’“, beschreibt Boris Blank seinen Partner. „Er liebt es, anzukommen, kurz zu verweilen und dann wieder weiterzugehen.“
Wie ein Flaneur, wie ein Schauspieler bewegt sich Meier durch die Blank’schen Klangkulissen und kreiert dazu seine Geschichten: rapt und scattet dazu erst in intuitiver Form und in einer rhythmischen Kunstsprache, ehe er in einem zweiten Arbeitsgang die richtigen Texte schreibt.
Dieser Arbeitstechnik vertrauten die Yello-Macher auch auf ihrem 13. Studioalbum, und weil sich also an der grundsätzlichen Ausrichtung ihres Stils nichts änderte, könnte fast jeder Track auch von Vorgängeralben wie Stella oder Flag stammen.
Das macht Yello Toy zwar berechenbar, aber keinen Tick langweilig.
Ob „Pacific AM“ mit seinen – mit gefühlt drei Sekunden langem Nachhall aufgenommenen – XXL-Trommeln, der spritzige karibische Synthie-Limbo „Limbo“ oder das von Souljazz-Lady Malia veredelte, rasend schnell getaktete „Cold Flame“: Ein Earcatcher reiht sich an den anderen, und alle Songs funktionieren als Klangereignisse ebenso gut wie als mondäne Dancefloor-Tracks oder loungige Ambientszenen.
Prädikat: exquisiter Elektropop der Premium-Klasse.
Das Album gibt es als Audio-CD, Doppel-LP und MP3-Download. Label: Universal Japan
Bewertung
Musik
Klang
Repertoirerwert
Gesamt