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SIM2 xTV
SIM2 xTV Ultrakurzdistanz-Projektor mit Lasertechnik und durchgängiger Glasoberfläche. 15.000 Euro. Auch als Einbauversion erhältlich (Foto: R. Vogt)

Erster Test SIM2 xTV: Riesenbild aus nächster Nähe

Im italienischen Pordenone baut man schon seit den achtziger Jahren Heimkinoprojektoren. Und die waren damals riesig und hässlich, aber in Sachen Bild stets top. Doch spätestens seit aus Seléco „SIM2 Multimedia“ wurde, hat sich das – zumindest was das Äußere angeht – stark geändert. Feinstes italienisches Design kleidet seit über zehn Jahren die Technik für großes Kinobild aus Italien, geprägt von gradlinigen Kanten, breiten Phasen und großzügigen Glasflächen. Und technologisch war SIM2 eh stets vorne mit dabei. Kein Wunder also, dass SIM2 nun einen Ultrakurzdistanzprojektor auf den Markt bringt, der noch von sich hören beziehungsweise sehen lassen wird: den SIM2 xTV.

SIM2 xTV mit edlen Glasoberflächen
SIM2 xTV mit edlen Glasoberflächen (Foto: R. Vogt)

„Ultrakurzdistanzprojektor“ klingt für den Kenner auf den ersten Blick kaum erwähnenswert, das gibt es im Datenbereich schon lange und günstig. Und doch stecken in dieser Kinoflunder ein paar Innovationen, die sie– mal ganz abgesehen von der Verarbeitung und dem zackigen, klaren Design –  sehr von den gängigen Billigheimern abheben und den stolzen Preis von knapp 15.000 Euro durchaus rechtfertigen. Die typischen Ultrakurz-Distanzbeamer stehen knapp vor der Wand, sind kompakt, werfen in aller Regel ein sehr helles, aber meistens weder sehr gleichförmig ausgeleuchtetes noch geometrisch perfektes und schon gar nicht bis in die Ecken scharf abgebildetes Videobild an die Wand. Dazu kommt, sie alle haben eine nach oben mehr oder weniger offene, aber empfindliche Optik, auf die der Staub rieselt und die durchaus heikel zu reinigen ist.

SIM2 xTV mit optisch vergütetem Glasdeckel
SIM2 xTV mit optisch vergütetem Glasdeckel (Foto: R. Vogt)

Genau diese Probleme haben die SIM2-Ingenieure angepackt und wie ich finde sehr konsequent gelöst. Beginnen wir mit dem einfachsten: der Kühlung. Die Lichtquelle ist eine hochmoderne Laser-Hybrid-Lösung mit blauen Lasern und gelbem Phosphor, aus dessen Licht Grün und Rot separiert werden. Sie ist hell, etwa viermal langlebiger als eine konventionelle Hochdruck-Leuchte und entwickelt weniger Abwärme. Das vergleichsweise große Gehäuse erlaubt große Querschnitte bei den Kühlluft-Kanälen und damit einen mäßigen Luftstrom mit langsam und daher leise drehenden Ventilatoren. Es dringt nur ein geringes, unauffälliges Rauschen aus dem SIM2 xTV.

SIM2 xTV unauffällige Objektiveinstellung
Unauffällige seitliche Objektiveinstellung (Foto: R. Vogt)

SIM2 xTV: Die Bildqualität

Kommen wir zum schwierigsten Problem, der optischen Abbildung. Kurz gesagt: Ein derart homogenes und bis in die äußersten Ecken knackscharfes und dabei wunderbar homogen ausgeleuchtetes Bild habe ich von einem Ultrakurzdistanz-Projektor noch nicht gesehen. Das Ergebnis in Sachen Schärfe und Gleichförmigkeit auf der Leinwand hätte auch von jedem highendigen konventionellen Projektor stammen können. Sensationell. Die kleinere Problematik in diesem Zusammenhang ist die Abdeckung der empfindlichen Optik: Die gesamte Oberseite bedeckt eine dicke Glasplatte, die die Ingenieure über die gesamte Lichtaustrittsöffnung optisch vergüten ließen. Damit ist diese nun Putzteufel-sicher und staubresistent verhüllt. Die offensichtlich sehr gelungene Vergütung verhindert äußerst erfolgreich die Doppelkonturen, die ansonsten entstehen, wenn man Licht mit scharfem Winkel durch eine Glasplatte gebrochen projiziert. Nur mit speziellen Testbildern war ein Hauch von Reflexionen erahnbar, nichts was je stören würde.

„Ultrakurzdistanz“ bedeutet hier tatsächlich, dass man diesen Projektor fast direkt an der Wand platzieren kann oder muss. SIM2 empfiehlt den xTV für Bildgrößen, die einem Fernsehbild von 85 bis 110 Zoll Diagonale entsprechen, was konkret einen Wandabstand von lediglich 15,4 bis 29,7 Zentimetern bedingt. Dafür reicht in aller Regel der Platz auf einem Sideboard aus. Diese Minidistanz hat Vor- und Nachteile. Die optischen Nachteile bügelt das aufwendige Objektiv weitgehend aus. Das Bild ist in Sachen Kontrast gegenüber einem TV-Gerät bei Umgebungslicht benachteiligt, was man aber durch spezielle Leinwände weitgehend kompensieren kann. Wenn die Aufstellung auf einem Sideboard ungelegen kommt, kann man den SIM2 xTV auch aufhängen und genauso von oben projizieren lassen. Es ist auch eine Einbauvariante des Projektors erhältlich, die kostet einen Tausender mehr, dafür lässt sich die Built-in Versiond des SIM2 xTV komplett versenken, nur der Glasdeckel schaut dann noch heraus. Unauffälliger kann man eine Projektion nicht verbergen.

SIM2 xTV als Stand- oder Einbaugerät erhältlich
SIM2 xTV als Stand- oder Einbaugerät erhältlich (Foto: SIM2)

Die Ultrakurzdistanz hat – neben der Unauffälligkeit der Installation – den großen Vorteil, dass nie jemand durch das Bild laufen kann. Das wissen vor allem auch Gamer zu schätzen. In der Handhabung verhält sich der Italiener genau wie jeder andere Projektor. Er bietet drei HDMI-Eingänge, hinzu kommen ein analoger Videoeingang und, weil er einen einfachen Lautsprecher integriert hat, auch ein analoger Audioeingang per Miniklinke. Ein optischer Digitalausgang kann beispielsweise Audio an einen Soundbar liefern. Wer etwa einen Streaming-Stick wie Fire-TV oder Chromecast direkt verwenden möchte, findet auch einen 5V-Stromanschluss via USB. Eine serielle Schnittstelle erlaubt die Kontrolle via Raumsteuerung á la Crestron, was insbesondere für die Built-in Version wichtig ist, die ja selten eine Infrarot-Sichtverbindung hat. Alle Anschlüsse sind tief unter den Glasdeckel verrückt, um die Stecker und den Kabelsalat optisch zu verbergen.

SIM2 xTV Fernbedienung
SIM2 xTV Fernbedienung (Foto: R. Vogt)

Die Fernbedienung wirkt sehr aufgeräumt und bietet angenehm beleuchtete Tasten für die Handhabung im dunklen Kino. Auch die Menüs sind schlicht und übersichtlich gestaltet. SIM2 legt hier Wert auf die Praktikabilität. Der maximale Lichtstrom mit fast 3.000 Lumen ist auch für 3D vorteilhaft. Man benötigt dafür konventionelle DLP-Link kompatible 3D-Brillen.

Das Testgerät arbeitete noch nicht mit der finalen Firmware, weshalb dies kein vollständiger Test mit Wertung und Messungen ist sondern nur einen ersten Eindruck wiedergibt. Im LowBeats Testkino Bild zeigte der neue SIM2 noch Artefakte, die in der finalen Version sicher verschwunden sein werden. Abgesehen davon war aber der erste Eindruck, den er hinterließ, herausragend: mit einem kristallklaren und für solch einen Ultrakurzdistanz-Projektor schier unglaublich scharfem und homogenem Bild. Und dank 2.900 Lumen hatte der Projektor trotz der diffusen Leinwand des Testkinos genügend Power, selbst bei reichlich Umgebungslicht ein knackiges Bild zu zeigen.

Fazit SIM2 xTV: Ein unsichtbarer Riesenfernseher

Mit dem SIM2 xTV wird er weitestgehend wahr, der alte Traum vom Riesen-Fernsehbild aus dem Nichts. Und wenn man den Preis von knapp 15.000 Euro gleich großen Fernsehern zwischen 85 und 110 Zoll Diagonale entgegensetzt, ist er nicht einmal so teuer und vor allem spätestens bei Verwendung der Built-in Version bei Nichtgebrauch de Facto unsichtbar, statt als schwarzes Loch an der Wand zu prangen. In Sachen Homogenität und Schärfe liefert der SIM2 xTV für Ultrakurzdistanz-Projektoren bislang nicht erreichbare Qualitäten. Gegen das Produkt sprechen das unauffällige, aber vorhandene Betriebsgeräusch und die systembedingte, von der (Lein-) Wand abhängige Tageslicht-Tauglichkeit. Genial gelöst in Sachen Design und technischer Funktion ist die durchgängige Glasplatte als Deckel und die einfache, praxisgerechte Handhabung. Dass auch ein Lautsprecher integriert ist, ermöglicht sogar eine gewisse Mobilität, um beispielsweise mal kurz am lauen Sommerabend im Garten auf der weißen Nachbarsmauer ein Fußballspiel zu schauen. Der SIM2 xTV stellt praktisch eine komplett neue Produktgattung dar. Mutig. Und toll gelöst.

Galerie SIM2 xTV

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SIM2 xTV
SIM2 xTV als Standgerät (Foto: SIM2)
SIM2 xTV bündig versenkte Built-in Variante
SIM2 xTV bündig versenkte Built-in Variante(Foto: SIM2)
SIM2 xTV in edlem Weiß
SIM2 xTV in unschuldigem Weiß (Foto: SIM2)
SIM2 xTV mit edlen Glasoberflächen
SIM2 xTV mit edlen Glasoberflächen, die auch die empfindliche Optik schützen (Foto: R. Vogt)
SIM2 xTV mit edlen Glasoberflächen
Zur Vermeidung von Doppelkonturen und Reflexionen ist die Glasoberfläche optisch vergütet (Foto: R. Vogt)
SIM2 xTV Anschlussfeld
SIM2 xTV Anschlussfeld mit 3x HDMI und Analogvideo. Die weit nach innen versetzten Buchsen verstecken Kabel und Stecker (Foto: R. Vogt)
SIM2 xTV unauffällige Objektiveinstellung
Unauffällige Objektiveinstellung an der Seite (Foto: R. Vogt)
SIM2 xTV Fernbedienung
SIM2 xTV mit übersichtlicher Fernbedienung mit Leuchttasten (Foto: R. Vogt)
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Weitere Informationen  zum xTV auf der internationalen Seite von SIM2.

Vertrieb SIM2 xTV:
Screen Professional GmbH
Münchenerstrasse 67
83395 Freilassing
www.screenprofessional.de


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.