Lizz Wright steht seit rund 20 Jahren für sahnig-soulige bis jazzige Vokalkunst – und audiophilen Klang. Auch ihr neues Album führt die großartige Reihe der US-Amerikanerin mit Bravour fort: Lizz Wright „Shadow“ ist unser facettenreiches und exzellent klingendes Album der Woche.
„Die Entdeckung des Abends war Lizz Wright, eine 22 Jahre junge Sängerin aus Atlanta, die ein Maß an Spiritualität vermittelte, wie man es bei jungen Jazzsängerinnen nur selten findet”, so Howard Reich in der Chicago Tribune.“ Das war vor rund 22 Jahren. Damals trat die junge Lizz Wright in Chicago und Los Angeles zu Ehren von Billie Holiday auf. Der Beginn einer großen Karriere. Dazwischen liegen mit ihrem aktuellen Neuling sieben Alben, die allesamt Kritiker-Lorbeeren ernteten.
Die Stimme, die Arrangements, der Klang: Die 44-jährige Sängerin aus Georgia steht auch in anspruchsvollen HiFi-Kreisen für Hochgenuss. Und spätestens das klangstarke „Grace“ von 2017 unterstrich ihr Können als wunderbare Crossover-Sängerin. Auf „Shadow“ formte sie mit Musikdirektor Chris Bruce (Seal, Sheryl Crow) einen charmanten Mix aus Jazz, Soul, R&B, Folk und Gospel.
„Sie ist eine Innovatorin, die in ihrer Musik einen dringend benötigten Geist der Menschlichkeit und Energie vermittelt. Die Menschen reagieren wirklich auf die Ruhe und Freude, die sie mitbringt. Lizz wird immer in der Lage sein, sich auf die beste Art und Weise neu zu erfinden, und das ist wirklich eines ihrer größten Geschenke“, so Chris Bruce.
Bruce fand das Gospel-Feeling der 84-jährigen Candi Staton toll und überzeugte Lizz auch dieses Genre auf dem neuen Album zu beleuchten. „Ich hörte sie bereits als Kind wegen ihres Gesangs, den mein Vater liebte“, so Lizz. Damals, im 2000-Seelen-Nest Hahira im US-Bundesstaat Georgia, wuchs sie mit zweierlei Musikströmungen auf. Als Tochter eines Predigers und Kirchenchorleiters sang sie dort natürlich Gospellieder. Zuhause lauschte sie aber eher weltlichen Klängen wie Blues, Jazz und Soul. Und mit dem Chor ihrer Schule gewann sie sogar einen Preis, der sie ermutigte Gesang an der Georgia State University in Atlanta zu studieren. Eine weise Entscheidung.
Die Musik von Lizz Wright „Shadow“
Wie auf ihrem Album „Grace“ brilliert auch hier die Tontechnik. Am Mastering-Regiepult saß wieder – kein Wunder also – der mehrfache Grammy-Award-Gewinner Ryan Freeland aus Los Angeles. Das berauschende Ergebnis: Ein sehr transparentes, feindynamisches, detailreiches Klangbild mit tollen Klangfarben und Tieftondruck nebst prima Raumambiente.
„Shadow“ vereint neben Soul und Jazz auch vermehrt den Blues-Appeal, getragen von akustischen Instrumenten wie Streicher, Harfe, Gitarre oder Orgel. Und dass Promi-KollegInnen wie Angélique Kidjo oder Meshell Ndegeocello sich auf Songs dazugesellten, ehrt das Werk.
Emotional getragen wird das Album auch vom Tod ihrer geliebten Großmutter. „Die Art und Weise, wie sie mich liebte, gab mir das Rückgrat, all die Jahre vor fremden Menschen zu stehen und zu singen und mich nie allein zu fühlen. Sie ließ die Welt klein und warm erscheinen“, so Lizz. Und diese Wärme hört man, nein, die spürt man. Zum Beispiel in Paradestücken wie „I Made A Lover’s Prayer“ in dem Akustikgitarren mit Folk eine blühende Liaison eingehen. Lizz’ sonor-markante Stimme bettet sich darin ein und entfaltet eine herrliche Artikulationsbandbreite. Dazu gesellen sich Streicher-Einheiten, die Gänsehautschauer erzeugen. Wie weite Bereiche des Albums.
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