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Lumagen Radiance Pro in überarbeiteter Hardware und Firmware. Jetzt auch in Minigehäuse mit gleicher Performance verfügbar oder großem Gehäuse und Klang-optimiertem HDMI-Ausgang (Foto: R. Vogt)
Lumagen Radiance Pro in überarbeiteter Hardware und Firmware. Jetzt auch in Minigehäuse mit gleicher Performance verfügbar oder großem Gehäuse und Klang-optimiertem HDMI-Ausgang (Foto: R. Vogt)

Test: Video-Prozessor Lumagen Radiance Pro 5244

Lumagen Radiance Pro ist eine ganze Familie von Highend-Videoprozessoren, mit deren speziellen Eigenschaften das Beamer-Bild vor allem mit HDR auf die qualitative Spitze getrieben werden soll. Wie gut Lumagen diese Kunst mittlerweile beherrscht, hat schon die Standard-Version namens Lumagen Radiance Pro 4242 (Preis: 7.500 Euro) unter Beweis gestellt, die wir bei LowBeats im Sommer 2020 im Testkino begutachten konnten. Nun brachte Lumagen-Vertriebschef Ralf Lulay neue Varianten vorbei, die das eh schon hervorragende Ergebnis noch einmal toppen sollen. Er war dabei nicht ganz allein: Zur Unterstützung hatte er Hund Snoopy an seiner Seite …

Ralf Lulay und Snoopy vom Lumagen Vertrieb Screen Professional (Foto: R. Vogt)
Ralf Lulay und Snoopy vom hiesigen Lumagen Vertrieb Screen Professional (Foto: R. Vogt)

Kleiner Exkurs: Wer braucht einen separaten Videoprozessor wie die Lumagen Modelle? Das ist vom Prinzip her einem separaten D/A-Wandler ähnlich. Im Grunde kann jeder CD-Spieler selbst ein gutes Signal ausgeben, ein wirklich guter D/A-Wandler aber beherrscht jeder besseres Upsampling, (genauer: Wandeln), hat bessere Ausgangsstufen und das eigene Netzteil klingt besser. Dazu übernimmt der Wandler die Umschaltung digitaler Quellen.

Genau das macht Lumagen mit dem Bild für Displays, insbesondere Projektoren. Er dient als besserer Quellenumschalter, kann HDMI-Audio separat ausgeben, bietet allerbeste Signal-Decodierung, Interlaced zu Progressive Konvertierung für ein schärferes Bild und beste Bewegtdarstellung von TV und DVD, feinste Skalierung, Nachschärfung, Filterung et cetara. Und schließlich bringt der Lumagen-Prozessor per 3D-LUT eine Farbkalibrierung auf Studio-Referenz-Niveau. Ein 3D-Look-Up-Table (3D-LUT) wird mit professionellen Messsystemen errechnet und besteht aus tausenden Vektor-Korrekturen für jeden Farbton in allen drei Dimensionen eines jeden Farbtons, also Sättigung, Farbton und Helligkeit. Daher der Name. So lässt sich die exakteste Farbreproduktion erreichen.

Also: Mittels dynamischem Tonemapping, welches auf Echtzeit-Bildanalyse basiert, liefert der Lumagen insbesondere bei Projektoren das beste erreichbare HDR-Bild. Das ist alles so weit konfigurierbar, dass der Anwender schließlich nur einschalten und die Quelle wählen muss. Extra-Goodie für Highend-Heimkinos mit Cinemascope-Leinwand: Die automatische Formaterkennung skaliert das Bild stets auf die passende Höhe – schwarze Balken ade.

Lange Jahre programmierten die Lumagen Entwickler nur Updates, kamen aber vor gut zwei Jahren an die Grenze des Machbaren in Sachen Rechenpower und Übertragungsbandbreite. Das letzte Quäntchen an Farbauflösung bei UHD/4K-Auflösungen mit voller Bildfrequenz wollte einfach nicht mehr durch den Datenbus passen. Also entschied Lumagen-Chef Jim Peterson die Firmware einmal komplett neu zu programmieren. Das Konzept ging auf: in einem Stück neu, kompakter und effizienter programmiert sind nun alle Beschränkungen bis zu vollen 18GHz gefallen. Damit sind nun 4K mit 60Fps bei voller Farbbandbreite möglich. Und das mit der gleichen Hardware!

Lumagen Radiance Pro 5244 mit sechs Eingängen und Jitter-reduziertem HDMI-Audio-Ausgang und der 4242-C-18G im Minigehäuse (Foto: R. Vogt)
Die Unterschiede der beiden Neuen auf einen Blick: Der „große“ Lumagen Radiance Pro 5244 (unten) bietet sechs Eingänge und einen Jitter-reduziertem HDMI-Audio-Ausgang. Darüber der Installer-freundliche 4242-C-18G im Minigehäuse (Foto: R. Vogt)

Zwei Geräte mit der neuen Firmware hatte Lulay im Gepäck. Der Lumagen Radiance Pro 4242-C-18G besitzt das neue „Compact Case“ Minigehäuse, das dem Bedarf im Installerbereich entspringt. Es bietet die gleiche Technik in Sachen HDMI und Signalprocessing wie seine großen Geschwister – mit nur einer einzigen Ausnahme: Die neue „große“ Maschine Lumagen Radiance Pro 5244 bietet als Besonderheit einen klanglich optimierten HDMI-Audio-Ausgang mit Reclocking und damit besonders niedrigem Jitter. Das erwartet man von einem Video-Prozessor natürlich erst einmal nicht. Aber die bessere Taktung macht es möglich und dann man nimmt es gern: Jitter ist nun einmal der Klangkiller in der digitalen Welt.

Lumagen Radiance Pro 5244: cooles Design

 

Die Trennung in Kammern zwingt den Luftstrom durch die Kühlrippen (Foto: R. Vogt)
Die Trennung in Kammern zwingt den Luftstrom durch die Kühlrippen (Foto: R. Vogt)

Eine der wichtigsten Neuerungen aber ist ein zusätzliches Stück Metall im Gehäuse. Im großen wie im kleinen Gehäuse saugt nun ein thermisch geregelter Ventilator die Raumluft unten an und das Blech, welches das Gehäuseinnere in zwei Kammern teilt, lässt die Luft nur durch die Kühlrippen des FPGA-Prozessors strömen. Das steigert die Effizienz der Kühlung gegenüber einem diffusen Luftstrom. Folglich muss der Ventilator auch weniger pusten und bleibt damit angenehm leise. Im Test blieb das Arbeitsgeräusch leiser als das Blu-ray Laufwerk des Oppo 105 Players neben dem der Lumagen im Rack stand.

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Komplett neu Programmiert: die aktuelle Firmware vom September 2022 (Foto: R. Vogt)
Komplett neu Programmiert: die aktuelle Firmware vom September 2022 (Foto: R. Vogt)
In Strucktur und Design bleibt das Menü gleich (Foto: R. Vogt)
In Struktur und Design bleibt das Menü gleich (Foto: R. Vogt)
Sehr informativ aber tendenziell durch die Kürzel eher kryptisch: die Statusanzeige (Foto: R. Vogt)
Sehr informativ aber tendenziell durch die Kürzel eher kryptisch: die Statusanzeige (Foto: R. Vogt)
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Die neue Fernbedienung: super Layout, leider keine Beleuchtung (Foto: R. Vogt)
Die neue Fernbedienung: super Layout, aber leider ohne Beleuchtung (Foto: R. Vogt)

Noch etwas ist komplett neu: die Fernbedienung. Die war im Grunde seit Jahren überfällig und gefällt mit (an heutige Bedürfnisse angepasste) Direkttasten für Bildformate und vieles mehr. Ärgerlich ist allerdings, dass die Tasten nicht leuchten und dass sollte für Heimkino-Geräte nun wirklich Standard sein. Glücklicherweise braucht man die Tasten im Alltag nicht so oft, denn ein gut konfigurierter Lumagen Prozessor schaltet und waltet fast alles alleine: An/Aus, Eingangswahl. Mehr braucht man selten.

Praxistest im Kino

Erste Versuche bestätigten, dass die beiden Prozessoren in ihren Grundfunktionen identisch sind. Für den intensiven Test verwendete ich daher überwiegend den großen Radiance Pro 5244, weil er den Jitter-reduzierten Audioausgang bietet. Damit dieser auch einen Sinn ergibt, muss man sein Heimkino natürlich entsprechend verkabeln. Alle HDMI-Quellen werden fortan an den Lumagen angeschlossen, der dann als zentraler Umschalter dient. Anschließend den Ausgang Richtung Projektor verlegen und den Audio-Ausgang mit dem AV-Vorverstärker/Receiver verbinden. Wer parallel noch einen Ausgang zu einem TV benötigt, braucht das größere Modell Radiance Pro 5348, das 10 Eingänge und zwei reguläre HDMI-Ausgänge bietet – inklusive einem HDMI-Audio-Anschluss.

Klanglich tat sich mit der Referenz-Vorstufe Trinnov Altitude 32 erwartungsgemäß wenig – wenn man den entjitterten HDMI-Audioausgang verwendet. Klar: Im Trinnov wird ebenfalls entjittert und das eigentliche Audio-Prozessing im Intel-Prozessor kommt quasi als neu erschaffenes Signal wieder heraus. Aber selbst hier hört man über den entjitterten Ausgang des Lumagen ein etwas aufgeräumteres Klangbild. Aber man muss wirklich genau hinhören.

Die alte Referenz Marantz AV8802 profitierte schon mehr. Der Marantz arbeitet mit durchgängigem Systemtakt und konventionellen DSP-Chips und hier ist jedes bisschen Rauschen und Zittern auf dem Takt hörbar. Unbehandelte PCM-Tonspuren von Blu-ray Disc oder normale CDs profitierten mit klarerer Raumabbildung und höherer Musikalität mehr als maximal prozessierte Signale wie Dolby Atmos Tonspuren.

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Cursor rechts: Kurzmenü für Schärfe und Darbee Parameter  (Foto: R. Vogt)
Cursor rechts: Kurzmenü für Schärfe und Darbee Parameter  (Foto: R. Vogt)
Cursor links: Kurzmenü zur HDR-Feinabstimmung des Tonemappings (Foto: R. Vogt)
Cursor links: Kurzmenü zur HDR-Feinabstimmung des Tonemappings (Foto: R. Vogt)
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Die bisherigen Tugenden in Sachen Farb-Feinkorrektur mittels 3D-Look-Up-Table und Scaler-Qualitäten, Formatverwaltung et cetera funktionieren im neuen Radiance Pro wie gehabt. Die HDR-Tonemapping Algorithmen wurden nochmals optimiert. Das konnte aber bereits im ersten Test überzeugen. Angenehm im Alltag und zum Feineinstellen sind die Kurzmenüs für HDR und die Schärfe-Parameter, die man ohne lange Menüpfade erreicht. Erkenntnisreich ist hier oft die flotte Möglichkeit das Dynamische Tonemapping (DTM) für HDR auch abschalten zu können. Dann sieht man, wo die Vorteile der dynamischen Anpassung der Tonwerte liegen.

In der Testfirmware noch nicht enthalten war der verzögerungsfreie Formatwechsel – wie ihn der einzige, ernstzunehmende Mitbewerber madVR Envy schon beherrscht. Das ist besonders bei Filmen und Serien mit wechselnden Bildformaten auf Cinemascope-Leinwand höchst angenehm. Der nahtlose Formatwechsel, so versicherte mir Lumagen, sei in Arbeit und im nächsten größeren Firmware-Update enthalten. Die Funktion befinde sich im Betatest.

Einen anderen, pfiffigen Kniff setzt Lumagen für Filme mit Untertiteln um. Wer Untertitel auf Cinemascope-Leinwänden braucht, kämpft damit, dass sich die Schrift unterhalb der Leinwand befindet. Drückt man die obere Cursor-Taste des Lumagen, lässt sich der untere Bildrand in zwei Stufen anheben. Dabei verwendet der Radiance Pro die Funktion des Non-Linear-Stretching: Darsteller-Gesichter bleiben unverzerrt und stattdessen zeigen sich unten am Bildrand die Untertitel.

Lumagen Radiance Pro (Foto: R. Vogt)
Das Lumagen Logo auf dem Radiance Pro 5244 (Foto: R. Vogt)

Fazit: Coole neue Hardware, optimierte Firmware

Ein separater Bildprozessor ist eine elitäre Sache, aber funktional vergleichbar mit einem audiophilen D/A-Wandler bei Audio. Und obwohl er vergleichsweise teuer ist, ist er womöglich eine gute Investition, da er in aller Regel viel länger verwendet wird als die angeschlossenen Projektoren – was den Preis wieder relativiert. Die Lumagen Radiance Pro Serie ist bewährt, ausgereift und nun mit neuer Firmware noch besser: Mit 18GHz Bandbreite kommt man bis 4K/60p bei voller Farbbandbreite. 8K-Inhalte sehe ich aktuell nicht als relevant und 120fps brauchen derzeit nur die Hardcore-Gamer.

Einen Videoprozessor zur Klangverbesserung einzusetzen, scheint zunächst abwegig, funktioniert aber mit dem Lumagen 5244 sehr gut. Der Jitter-reduzierte HDMI-Audio-Ausgang liefert laut Datenblatt unter 10ps Jitter, was für HDMI schlicht sensationell ist. Wie stark die Klangverbesserung hörbar ist, hängt an der Qualität der anderen Audio-Komponenten. Aber selbst beim Trinnov war die Jitter-Reduktion positiv wahrnehmbar.

Die HDR-Signalverarbeitung mit dynamischem Tonemapping ist für Projektoren quasi ein Muss. Lediglich JVC bietet in den aktuellen Produkten eine integrierte Lösung, die zumindest ansatzweise ähnlich gute Ergebnisse liefert. Aber an die Durchzeichnung und Plastizität der Optimierung per Lumagen kommt das JVC-Angebot nicht heran. Und wer eine Cinemascope-Leinwand verwendet, braucht eigentlich dringend die hier gebotene automatische Formaterkennung für die Skalierung.

Kritikpunkte sind die unbeleuchtete Fernbedienung und die kryptischen Menüs und Bezeichnungen; ohne Fachmann oder häufigen Blick in die Anleitung und die Hilfetexte geht da nix. Ein großer Pluspunkt dagegen ist, dass die Updates auch für ältere Radiance Pro kostenlos verfügbar sind.

Lumagen-Radiance-Pro-4242-C-18G-VU
Lumagen-Radiance-Pro-4242-C-18G-stars
Farbkorrektur mit 3D-LUT
Hervorragende HDR-Wiedergabe für Projektoren
nur 30 Watt Stromverbrauch
Fernbedienung unbeleuchtet

Vertrieb:

SCREEN PROFESSIONAL GMBH
Zweibrückenstr. 39
D-91301 Forchheim
www.screenprofessional.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Lumagen Radiance Pro 4242-C-18G: 8.840 Euro

 

Lumagen Radiance Pro 5244
2022/10
Test-Ergebnis: 4,7
überragend
Bewertungen
Bild
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Farbkorrektur mit 3D-LUT, jitterarmes HDMI-Audio
Hervorragende HDR-Wiedergabe für Projektoren
nur 30 Watt Stromverbrauch
Fernbedienung unbeleuchtet

Vertrieb:
SCREEN PROFESSIONAL GMBH
Zweibrückenstr. 39
D-91301 Forchheim
www.screenprofessional.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Lumagen Radiance Pro 5244: 10.735 Euro

Mit- und Gegenspieler:

Test: Highend-Videoprozessor Lumagen Radiance Pro – HDR-Tuning für Projektoren
Test: madVR Envy Extreme – potenter Videoprozessor für HDR und Formatskalierung
Vorabtest: JVC mit bestem HDR-Bild dank Frame Adapt HDR

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.