de
BIS Logo
Apple kauft BIS: Mit diesem unerwarteten Schritt investiert Apple erneut in besten Klang – Software-seitig (Foto: BIS)

Apple kauft BIS: ein weiteres audiophiles Label beim Hightech-Konzern

Apple meint es offenbar ernst mit den eigenen Ambitionen in der Welt des highendigen Klangs. Und so heißt es jetzt: Apple kauft BIS – und damit eines der audiophilsten Klassik-Label am Markt.

Niemand zweifelt an der Zielstrebigkeit des wertvollsten Unternehmens der Welt. Aber dieser Beutezug kam selbst für Insider überraschend – hier wie dort, in der Apple-Welt, wie der Klassik-Branche. Eine offizielle Pressemitteilung von Apple steht noch aus, doch das Label BIS hat den Deal bestätigt und die Fakten seiner Webseite vorangestellt. Dort verabschiedet sich der Label-Chef und Gründer Robert von Bahr. Mittlerweile mische BIS seit 50 Jahren im Markt der audiophilen Klassik-Aufnahmen mit, von Bahr selbst hat jüngst seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Apple kauft BIS: die Besonderheiten des Labels

Erst im August 2021 hatte Apple überraschend das niederländische Portal „Primephonic“ übernommen. 2018 bereits die Talentsucher des Start-Ups „Platoon“.  Und nun ein Ur-Gewächs des guten Klangs aus Schweden. Faktisch ist BIS das führende Plattenlabel für klassische Musik in Skandinavien, mit der Firmenzentrale nahe Stockholm. Der Ruhm begann in der Vinyl-Ära, erlebte seinen Push aber in den 80er-Jahren. Die Tontechniker von BIS verzichteten auf jedwede Form der dynamischen Kompression. Ohne Nachbearbeitung, ohne Regelung am Mischpult sollte das Originalerlebnis aus dem Konzertsaal in das private Heim transportiert werden. Was mitunter ultraleise und ebenso ultralaut werden konnten. Weshalb BIS seine CDs mit Warnaufklebern versah – empfindliche Lautsprecher könnten beschädigt werden. Später etablierte sich BIS als Vorreiter der SACD und gewann viele Preise, insbesondere für die Gesamtaufnahme aller Sibelius-Werke und aller Bach-Kantaten, zwei Mammut-Unterfangen.

BIS Bach
Eine der Sternstunden bei BIS: Die Aufnahme aller Bach-Kantaten – natürlich in überragender Klangqualität (Foto: BIS)

Was bezweckt Apple mit dem Ankauf? Offensichtlich möchte man sich die tausenden Aufnahmen der Schweden einverleiben und in Apple Music Classical veröffentlichen. Was aber nur ein kleiner Teil des Deals wäre. Zentral sind die Strategen aus Cupertino an dem Know-how der BIS-Tontechniker für zukünftige Projekte interessiert. Apple wird sein Klangideal von Dolby Atmos und 3D-Audio ausbauen – natürlich hochauflösend. Erst kürzlich haben wir dazu ein Hintergrund-Feature plus Interview veröffentlicht. Da der volle Zauber nur mit hauseigenen Komponenten gelingt, wird Apple auch auf ein Umsatzplus bei seinen Kopfhörern hoffen. In diesem Szenario fällt auch die Prognose für BIS leicht: Da Apple schon früh der CD abgeschworen hat, wird auch BIS keine greifbaren Tonträger mehr produzieren und nur komplett in der Streaming-Welt existieren. In der aktuell erneuerten Webseite verzichtet BIS bereits auf die Nennung der weltweiten Distributoren und listet nur die jüngsten Aufnahmen mit Online-Links auf – die wahrscheinlich ebenfalls entschwinden, da Apple kein Interesse daran hat, das Geschäftsmodell von Spotify und Amazon zu bedienen. Wer bei BIS auf die „Privacy Policy“ klickt, landet schon jetzt unvermittelt auf der Datenschutzerklärung von Apple.

Über die Summe des Verkaufs haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Branchenkenner gehen von einer zweistelligen Millionensumme aus – eine Winzigkeit für das Billion-Dollar-Unternehmen. Ob Apple den Markennamen BIS überleben lassen wird? Schwierig bis unwahrscheinlich.

Suzuki Back BIS
Dirigierte das gigantische Bach-Unternehmen: Masaaki Suzuki (Foto: BIS)

Der Firmengründer Robert von Bahr verabschiedet sich von seinem einstigen Geschäftsmodell – sicherte seinen Fans aber die audiophilen Werte zu und die Stabilität des Aufnahmeteams: „Apple hat in letzter Zeit zahlreiche Schritte unternommen, um die Kreativität im klassischen Bereich weiter zu fördern, nicht zuletzt die Veröffentlichung von Apple Music Classical Anfang dieses Jahres. Apple und BIS teilen außerdem die grundlegende Überzeugung, dass es wichtig ist, die Audioqualität zu erhalten. Wie Sie alle wissen, ging es bei BIS schon immer um außergewöhnliche Klangqualität, und Apples Engagement für Klang und Spatial Audio habe ich mit Interesse verfolgt. BIS wird Teil von Apple Music Classical und Platoon. So stolz ich auf diesen Meilenstein bin, so stolz bin ich noch mehr auf die Tatsache, dass das gesamte Personal von BIS, mich eingeschlossen, übernommen wurde. Wir alle freuen uns auf eine Zukunft voller neuer Musik und Künstler im goldenen Klang dieser zunehmenden Kraft der klassischen Musik.“

Mehr von Apple:

Apple Music Classical / 3D-Audio wird ausgebaut
Test Apple AirPods Pro 2: Aufschlag, Satz und Sieg
Apple StaffPad: Mozarts geheime Liebe

Autor: Andreas Günther

Avatar-Foto
Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.