Ist das Jazz oder Rock? Beides – und zwar formidabel verschmolzen von zwei Stars der Szene: Gitarrist Robben Ford und Saxofonist Bill Evans nahmen mit Promi-Kollegen wie Keith Carlock und Darryl Jones ein packend fluides Werk auf. Bill Evans & Robben Ford „Common Ground“ ist unser rhythmisch wertvolles Album, das zudem mit Klasse-Klang punktet.
Der Jazz ist ein weites Feld mit vielen Facetten – sehr vielen Facetten, das wissen wir. Und noch mehr Protagonisten, die seit weit über einem Jahrhundert diese wunderbare musikalische Sprache vorantreiben, erweitern, verändern oder revolutionieren. Von New Orleans und Chicago über Latin- oder Hard-Bop-Gefilde, bis hin zu Free- oder Acid-Jazz. Oder seit längerem gerne gehört: Jazz-Rock – neben anderen Genre-Abteilungen auch die ideale Spielwiese für die Grammy nominierten US-Musiker Bill Evans und Robben Ford, Saxofon-Spieler und Gitarrist mit hoher Performance-Souveränität plus einer Schaffens-Vita, die aufhorchen lässt und Kollegen wie Mick Jagger, Herbie Hancock, Chick Corea, Joni Mitchell – oder Miles Davis listet.
Bill Evans: „Hin und wieder gelingt es gleichgesinnten Musikern, im Studio oder auf derselben Bühne zusammenzukommen und gemeinsam interessante Musik zu schaffen. Es ist die Vermischung der gegenseitigen Einflüsse und Stile sowie der Wille, etwas Neues und Frisches zu schaffen, das dieses ‚kreative Treffen‘ zu etwas Besonderem machen kann. Ich glaube, dass Robben und ich die gleiche Ideologie teilen. Wir lieben beide alle Arten von Musik, sei es klassischer Blues, Soul, Rock’n’Roll, alles Mögliche. Diese Aufgeschlossenheit verschiedene Musikstile zu kombinieren und etwas Musikalisches und zugleich Besonderes zu schaffen, hat mich und Robben überhaupt erst zusammengebracht. Er hat einige der inspirierendsten Stücke komponiert, die ich seit langem gespielt habe. Unsere Kompositionsstile gehen nahtlos ineinander über.“ Dabei scheint es kein strenges Regelwerk zu geben. „Es ist ein unbekanntes Territorium ohne jegliche Garantien“.
Robben Ford: „Bill und ich haben ziemlich viel in den letzten Jahren zusammengearbeitet. Wir hatten zudem das rare Vergnügen … mit dem Rolling-Stones-Bassisten Darryl Jones aufzunehmen, der eine eigene Historie mit Bill und mir, im Zusammenspiel mit Miles Davis, ebenso wie mit vielen anderen hat. Es ist immer ein großes und ersehntes Vergnügen, mit einigen der besten Musiker der heutigen Szene zusammen zu arbeiten …“.
Die richtigen Musiker mit der gleichen Vision. „Darryl Jones und Keith Carlock sind genau diese Art von Musikern … Sie haben dieses gewisse Etwas, das sie von vielen anderen unterscheidet. Ihre Historien lesen sich wie das who-is-who der Musik – sie spielten mit Miles Davis, Sting, Madonna, Herbie Hancock, The Rolling Stones, um nur einige zu nennen“, so Bill Evans. Wäre noch Steely Dan erwähnenswert, mit denen Schlagzeuger Keith Carlock tourt.
Ach ja. Einer war auch noch dabei. Max Mutzke, die deutsche Hoffnung beim „Eurovision Song Contest“ holte 2004 Platz acht der Länder übergreifenden Effekt-Show. Der Soul-/Pop-Sänger war damals immerhin ein musikalischer Lichtblick unter wenigen. Und heute pflegt der gebürtige Baden-Württemberger erstklassige internationale Kontakte. Zum Beispiel mit Bill Evans. „Als kleiner Junge war ich mit meinem Vater auf Konzerten von Bill Evans. Ich habe seine Musik rauf und runter gehört. Bill war und ist für mich schon immer eine musikalische Inspiration.“ Doch die Story geht noch weiter: „Mittlerweile ist er mein Freund und das ist für mich eine unglaubliche Freude. Was für ein toller Mensch. Nun singe ich, auf seinen Wunsch hin, einen Song auf seinem Album mit Robben Ford. Ein Traum geht in Erfüllung“, frohlockt Max. Und das sogar im Titeltrack „Common Ground“.
Die Musik von Bill Evans & Robben Ford „Common Ground“
Die Tontechnik leistete in den Southern-Ground- und Compass-Studios Nashville sowie beim Mixing und Mastering prima Arbeit: Das Klangbild strahlt farbecht in plastischem Raumambiente und feiner Auflösung, Druck und Drive stimmen ebenso. Produziert haben Bill Evans und Clifford Carter (Bruce Springsteen, Art Garfunkel, Paul Simon, Linda Ronstadt), der zudem auch Piano und Orgel im Titelsong bediente.
Max Mutzke schmückt mit seiner sonor-relaxten Soulstimme „Common Ground“ schön samtig aus. Der Groove entspannt, Saxofon und Pianotupfer begleiten lässig. Cool. „Dennis The Menice“ peppt mit zackig-zickigem Saxofon im Dialog mit Fords E-Gitarre. Aufwühlende Sache. „Stanley“ schleicht sich dagegen vorsichtig an, schnurrt, verlustiert sich in klug inszenierten Sax- und Saiten-Spielereien, während „Crabshaw Don’t Care“ dezent dem Funk auf die Pelle rückt und „Hearts Of Havana“ über acht Minuten die Laune mit sonnigem Flow hebt, inklusive schillernden Saxofonsätzen und locker-flockigem Schlagwerk, ein kurzweiliges Vergnügen.
Videoclip aus den Studio-Sessions:
Robben Ford: „Ich habe das Gefühl, dass die Musik, die wir hier vorstellen, sowohl in der Komposition als auch in der Darbietung ‚frisch’ ist. Alle Musiker sind vielseitig, echte Improvisationstalente und haben auch einen starken Sinn für Groove. Das sind Qualitäten, die dir wirklich Lust aufs Spielen machen!“ Da hat der Mann fraglos recht.
Bewertung:
Bill Evans & Robben Ford „Common Ground“ | 2022/10 |
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Bewertungen
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