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B&W PX7 und PX5 Vergleich3
B&W hat seine Kopfhörer auf neuesten Stand gebracht. Die neuen PX5 (On Ear 300 Euro) und PX7 (Over Ear, 400 Euro) sind kabellos, haben ANC und klingen nochmals besser. Der Doppeltest (Foto: B&W)

Bluetooth/ANC-Kopfhörer B&W PX5 und PX7: Doppeltest und Konzeptvergleich

Wer nicht auf In-Ears für die mobile Musikbeschallung steht, greift zum Bügelkopfhörer. Das ist nicht selten auch klanglich die bessere Wahl. Doch was ist komfortabler? Ohraufliegende (On Ear) oder ohrumschließende (Over Ear) Hörer? LowBeats hat es mit den beiden neuen Bluetooth Kopfhörern B&W PX5 und PX7 ausprobiert.

Modische Trends ändern sich meist schneller als technologische. Beispielsweise zeigte B&W im Jahr 2015 mit dem P5 einen recht nobel in Leder und Chrom gekleideten On-Ear Bluetooth-Bügelkopfhörer. Auch die dazugehörige gesteppte Tragetasche hatte einen britisch-klassischen Look, der ein wenig an Bentley & Co. erinnerte. Mit den beiden neuen und verbesserten Modellen PX5 und PX7 visieren die Briten offenbar ein jüngeres, hipperes Publikum an, denn rein optisch gehen die beiden mobilen Klangkünstler gänzlich andere Wege.

Für Ein-, Auf- oder Umsteiger von In-Ear-Kopfhörern stellt sich neben dem passenden Look auch die Frage, welches Konzept besser zu ihnen passt. In diesem konkreten Beispiel muss man sich entscheiden, ob die Hörer auf den Ohrmuscheln aufliegen sollen und dafür etwas kompakter sind (PX5), oder ob auch ein die Ohren umschließender Kopfhörer wie der PX7 in Frage kommt. Letzterer ist größer, kostet mehr, hat dafür aber andere Vorteile zu bieten.

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B&W PX5 und PX7 (rechts): 100 Euro Preisunterschied trennen die beiden. Lohnen sich die Mehrkosten für den PX7? (Foto: F. Borowski)

Die Besonderheiten von B&W PX5 und PX7

Die mitgelieferte Tasche für den Transport des PX5 präsentiert sich in einem schlicht grauen Stoff mit formstablier Front- und Rückseite. Eine Innentasche nimmt die beiden mitgelieferten Kabel auf. Einen magnetischen Verschluss wie beim Vorgänger gibt es hier nicht. Dazu dient jetzt ein Gummizug, welcher um das leicht erhöhte B&W-Logo an der Front geschlungen wird. Die gesteppte Tasche des Vorgängermodells macht einen hochwertigeren Eindruck, aber in Sachen Praxistauglichkeit geben sich die beiden nicht viel.

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Links die Tasche des PX5, rechts das Hardcase des PX7. Der Platzbedarf im Gepäck ist bei beiden etwa gleich groß (Foto: F. Borowski)

Schon der erste Blick in die Verpackung des PX7 zeigt einen – aus meiner Sicht – willkommenen Mehrwert des größeren Kopfhörers. B&W spendiert dem Topmodell ein Hardcase mit Reißverschluss. Die in grauer Stoff-Optik verkleidete Transportlösung ist in ihrer Grundfläche in etwa gleich groß wie die Tasche des PX5. Und weil auch die Hörer des PX7 in eine flache Position gedreht werden können, ist das Hardcase für eine Over-Ear Transportverpackung vergleichsweise flach. Der Platzbedarf im Rucksack oder Reisekoffer ist damit nur unwesentlich größer als beim PX5.

Das Gewicht des PX7 ist mit 306 g zwar fast 90 g höher als beim 5er, auf dem Kopf wie auch im Gepäck ist der Unterschied aber kaum spürbar. Mit Case und zwei Kabeln (USB-C-Ladekabel und Klinkenkabel) wiegt das komplette PX7-Reiseset 610 g.

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Bei beiden Modellen lassen sich die Hörmuscheln für den Transport in eine flache Position drehen. Die ohrumschließenden Gehäuse des PX7 (rechts) machen das Spitzenmodell etwas schwerer. (Foto: F. Borowski)

Technisch hat sich seit der letzten Modellgeneration nicht allzu viel getan. Ok, ein bisschen schon. Eine aktive Geräuschkompensation (Active Noise Cancelling; ANC) ist hinzugekommen und der Bluetooth-Standard wurde für bessere drahtlose Komfort- und Verbindungseigenschaften auf die Version 5.0 erhöht. Beispiel: Im Verständigungsmodus kann der Nutzer Musikwiedergabe und ANC auf Knopfdruck stoppen. Sensoren ermöglichen es, dass die Musikwiedergabe stoppt, wenn ein Ohrpolster angehoben oder der ganze Kopfhörer um den Hals gelegt wird.

In Sachen Klang behauptet der Hersteller, „die legendären Audiotechnologien […] noch einmal weiterentwickelt“ zu haben. Die mit 35 mm (bzw. 42,5 mm beim PX7) jetzt etwas größeren Treiber wurden laut B&W „von demselben Team konzipiert, das auch für die Lautsprecher der Serie 800 Diamond verantwortlich ist“ – was natürlich nichts heißen muss.

Jedenfalls sehen sowohl der rund 300 Euro teure PX5 als auch das Topmodell PX7 (rund 400 Euro) deutlich moderner aus. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich finde sowohl das alte wie auch das neue Design sehr harmonisch und gelungen. Der ursprüngliche P5 war eher der stilbewusste Klassiker, das 2019er Modell wirkt dagegen irgendwie … fortschrittlicher.

B&W PX7 in Tasche
Das Hardcase des PX7 ist optimal auf die Dimensionen des Kopfhörers zurecht geschrumpft (Foto: F. Borowski)

Die Konstruktion von B&W PX5 und PX7 besteht aus Carbon-verstärktem Kunststoff mit einer Art Stofftextur an den Außenseiten der Gehäuse und des Bügels. Die Haltemechanik sieht einfach nur schwarz und nach Plastik aus, ist aber mechanisch sehr belastbar und, wie sich in der Praxis herausstellte, äußerst präzise. Dazu hat sie den Vorteil, dass die Kabel verdeckt und geschützt von einem Gehäuse zum anderen geführt werden.

Die Akkuausdauer wurde von 17 Stunden beim P5 auf nun 25 Stunden beim PX5 verbessert. Der PX7 packt da sogar noch mal 5 Stunden oben drauf. Dank neuer Elektronik bieten PX5 und 7 nun auch den klanglich potentiell noch besseren aptX-HD-Standard. Für Apple-User ist das allerdings unerheblich, da zumindest iOS und iPadOS gar kein aptX unterstützen. Stattdessen kommt hier das von Apple bevorzugte AAC als Protokoll zum Einsatz, welches ebenfalls höhere Datenraten erlaubt.

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Der PX5 im Vergleich zu seinem Urahnen P5, der deutlich kleinere, aber auch nicht ganz so komfortable Treibergehäuse hatte (Foto: F. Borowski)

Das größte technische Unterscheidungsmerkmal zu den Vorgängern ist natürlich die integrierte Geräuschunterdrückung. Jeder fragt danach, also wird sie geliefert. Ohraufliegende und -umschließende Kopfhörer mit geschlossenen Gehäusen bieten schon rein mechanisch eine recht hohe Dämpfung von Außengeräuschen. Zusätzliches ANC kann diese Wirkung zwar noch verstärken, geht aber oft mit gewissen Nachteilen wie erhöhtem Grundrauschen, Kompressionseffekten und höherem Akkuverbrauch einher. Die B&W-Neuzugänge zeigen sich in diesem Punkt allerdings sehr versöhnlich. Selbst bei stärkster ANC-Einstellung ist kaum zusätzliches Grundrauschen zu hören.

Aufgeladen werden PX5 und PX7 über ein (mitgeliefertes) USB-A- auf USB-C-Kabel. Wie bei früheren Modellen können auch die Neuen per (ebenfalls mitgeliefertem) Klinkenkabel betrieben werden, allerdings nicht rein passiv. Die analogen Signale über Klinkenkabel werden erst digitalisiert, durch den DSP geschickt und dann wieder analog gewandelt. Dafür wird auch Akkuleistung gebraucht. Ist der Akku leer, bleibt die Musik auch mit Kabel stumm. Andere BT-Kopfhörer mit Kabelmodus, wie beispielsweise der beyerdynamic Amiron Home Copper (ca. 800 Euro), umgehen bei Kabelanschluss die aktive Elektronik und funktionieren dann wie jeder normale passive Kopfhörer.

Die Ohrpolster sind im Gegensatz zu früher nun nicht mehr magnetisch befestigt. Stattdessen gibt es beim PX5 einen Bajonettverschluss. Zum Lösen wird das Ohrpolster ein paar Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht und ab ist es. Beim PX7 sind die Polster mit Clips befestigt, wodurch sie sich nicht ganz so einfach lösen lassen. Tauschbar sind sie aber ebenfalls.

Ohrpolster
Beim PX5 lassen sich die Ohrpolster dank eines Bajonett-Verschlusses sehr einfach austauschen (Foto: F. Borowski)

B&W PX5 und PX7 in der Praxis

Die Ergonomie des PX5 wurde klar verbessert. Die relativ flachen Ohrpolster des früheren P5 (Wireless) sind beim PX5 etwas größer im Durchmesser, deutlich flauschiger, aber auch entsprechend dicker ausgefallen. Der Bügelkopfhörer sitzt so etwas sicherer, ohne unangenehm auf die Ohren zu drücken. Außerdem ist die passive Geräuschisolation damit viel besser. Der PX7 zeigt im Vergleich zu seinem Quasi-Vorgänger mit Namen PX Wireless ebenfalls Optimierungen im Tragekomfort, wie auch in der Bedienergonomie.

B&W PX5 Vorgänger P5
Der direkte Vorgänger des PX7 hieß PX Wireless. Ihn gab es auch in Blau und mit Champagner-Goldenen Applikationen. Bügel und Aufhängung unterschieden sich deutlich (Foto: F. Borowski)

Die Tasten und Schalter sind jetzt etwas erhabener, haptisch besser zu erfassen und liegen allesamt genau an den richtigen Stellen. Greift man zum linken Hörer, liegt die ANC-Taste direkt unter dem Daumen. Am rechten Hörer verteilen sich neben den Anschlussbuchsen der Hauptschalter – welcher jetzt einrastende Position für On/Off plus eine zurückfedernde Stellung für das Bluetooth-Pairing besitzt (5 Sekunden halten) – und die drei Steuerungstasten sind sehr gut fühl- und unterscheidbar.

Die aktive Gräuschunterdrückung (ANC) überzeugt

Die Ergebnisse der ANC-Funktion sind beim B&W PX5 und PX7 in etwa gleich gut. Die Features sind identisch (Umschaltung zwischen Noise Cancelling High, Low, Auto und Off). Im Modus „Auto“ ermittelt die Schaltung den bestmöglichen Grad an Geräuschunterdrückung anhand der tatsächlich vorhandenen Außengeräusche. Das funktioniert erstaunlich gut und kann gerade in Situationen mit häufig wechselnden Geräuschpegeln hilfreich sein.

B&W PX5 Farbe
USB-C-Anschluss zum Laden des Akkus und für USB-Audio. Rechts daneben ist eine 3,5-mm-Klinkenbuchse. Diese ermöglicht ebenfalls kabelgebundene Wiedergabe, ist aber nicht rein passiv: Die Signale werden vom PX5 digitalisiert (Foto: F. Borowski)

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.