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David Roth
Eine wunderbare Stimme, die zu wunderbarer Folkmusik singt. Doch bei David Roth "Meet You Where You Are" ist auch der Klang vom Allerfeinsten...(Foto: Stockfisch)

David Roth Meet You Where You Are: das Album der Woche

Glänzend-audiophile Songs garantiert: Das HighEnd-Label Stockfisch im beschaulichen Northeim ist die Heimat von Song-Poeten wie David Roth. Mit Hilfe der feinfühligen Stockfisch-Tontechniker erschafft der Sänger und Gitarrist stets folkgetränkte Alben in feinster Klangkultur. Sein neues Werk David Roth Meet You Where You Are ist folgerichtig unser Album der Woche.

„Einer der Gründe, warum ich Lieder schreibe und Musik mache, ist zu versuchen, mehr Schönes in eine Welt zu bringen, die mehr Schönes braucht,“ beschreibt der US-Amerikaner seine Motivation, die schon mit diversen Musik-Auszeichnungen honoriert wurde. Der Mann aus Chicago lehrt obendrein Singen, Songwriting und Performance. Das Album David Roth Meet You Where You Are vereint elf Stücke aus den Jahren 1990 bis 2018 sowie den Song „There But For Fortune“ von Phil Ochs von 1963. Roth intoniert mit sonorer Stimme, die teils an einen James Taylor erinnert. Er schreibt Anekdoten, inspiriert vom Leben – auch seinem, naturbeseelt bis politisch ambitioniert. Hinzu kommt sein souveränes Gitarrenspiel, das eine wunderbare Liaison mit der Lyrik eingeht. „David Roth, ist ein Energie geladener Singer-Songwriter, der unsere Herzen erobert“, schwärmte einst Peter Yarrow von Peter, Paul & Mary.

Zu seinen musikalischen Mitstreitern auf David Roth Meet You Where You Are zählen auf dem neuen Longplayer Kollegen und Weggefährten wie Jens Kommnick (Gitarre, Bouzouki, Konzertpfeife, Aria-Kontrabassgitarre), Lea Morris (Backing Vocals), Manfred Leuchter (Akkordeon), Lucile Chaubard (Cello), Justin Ciuche (Violine), Hans-Jörg Maucksch (bundloser Bass, Kontrabass und auch Tonmeister des Albums) sowie Beo Brockhausen (Akkordeon, afrikanische Mbira, Orchesterglocken).

Mit dem Gitarristen Kommnick spielte Roth sämtliche Basis-Gitarrentracks zusammen im Studio ein. „Wir trafen uns das erste Mal am ersten Aufnahmetag – da war sofort eine Verbindung zwischen uns da. Nicht nur musikalisch, sondern auch im Herzen, in der Empfindsamkeit, der Ästhetik und der Hingabe zu dem, was wir machen.“ Und auch zu Günter Pauler, mit dem Roth im Zeitraum von nunmehr 15 Jahren vier Alben einspielte, gibt es Lobesworte: „Günter ist nicht nur ein talentierter und renommierter Produzent – er ist ebenso ein Matchmaker!“ Der Stockfisch-Label-Chef kontert: „Ich war beindruckt, mit welch sicherem Gespür David unterschiedlichste Themen aufgreift und zu Kunstwerken verarbeitet,“ so Pauler bereits zu Beginn des Teamworks mit dem US-Amerikaner im Jahr 2004.

Die Musik von David Roth Meet You Where You Are

Kompromisslos authentisch eingefangener Klang erwartet den Hörer des Albums: farbecht, feinst aufgelöst, raumgreifend, dynamisch und mitreißend detailverliebt – wie gewohnt von Stockfisch-Chef Günter Pauler und Hans-Jörg Maucksch, der neben seinem Einsatz am Bass auch fürs Premastering verantwortlich zeichnet.

Und in der Tat, Songs wie der Titeltrack glänzen dank chilligem Flow, gediegener Gitarrenarbeit und wärmend-markanter Stimme. Diese Attitüde zieht sich weitgehend durch sämtliche zwölf Songs – ein entspanntes Hörvergnügen mit teils meditativem Charakter, auch wenn sich manche Stücke beim ersten ersten Reinhören ähneln. Die Begleitmusiker vernetzen und tragen die sonnigen Melodien mit zurückhaltender Finesse, um Roths Stimme den verdienten Vortritt zu lassen.

„Holland“ basiert auf der Lyrik von „Welcome To Holland“ von Emily Perl Kingsley. „Long Way Home“ – keine Supertramp-Adaption, sondern ein Stück von 2018, das Leute ehrt, die in öffentlicher Verantwortung stehen und „ihre Menschlichkeit einsetzen – nicht ihr Ego, um manchmal sogar lebenswichtige Entscheidungen zu treffen und sie umzusetzen.“

„Nothing Like A Day On The River“ – ist keine Animations-Song zum Fliegenfischen, sondern handelt von einer fünftägigen Rafting-Tour in der Wildnis des Salmon River, irgendwo in Idaho. „Es gab keine Handys. Es gab kein Wi-Fi. Sowas nennt sich ‚digital Detox’– wir erlebten über 75 Meilen hinweg schlichtweg eine grandiose Natur.“ Vertont pulsierend, schillernd und anmutig.

In „Rise We Will“ verarbeitet Roth seine persönlichen Eindrücke vom 9. September 2011 als Passagierflugzeuge in das World Trade Center rasten. „Ich kann es kaum glauben, dass die Angriffe auf die Doppel-Türme in meiner früheren Heimatstadt New York City schon so lange zurückliegen. Ich erinnere mich noch genau daran, wo ich damals war als ich die Nachricht hörte. Nach all dieser Zeit wünsche ich mir, dass der Songtext lediglich als eine Fußnote zur Vergangenheit verstanden werden sollte.“

„Just A Wall“ macht sich – wer hätte das gedacht – den Berliner Mauerfall von vor rund 30 Jahren zum Thema. Der Song entstand 1990, Roth meint heute dazu: „Ich hätte nie gedacht, dass ein Song, den ich vor 30 Jahren schrieb auch heute noch relevant wäre. Mauern sind gut dazu, um Bilder oder Spiegel daran aufzuhängen aber sonst eher für nichts.“

David Roth Cover Meet You Where You Are
David Roth Meet You Where You Are (Stockfisch Records, Vertrieb in-akustik) als Hybrid-CD/SACD, HiRes-Download (Flac, 24Bit/88kHz), erhältlich auch bei Amazon (Cover: Amazon)
David Roth
Meet You Where You Are
2020/01
Test-Ergebnis: 4,3
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Klang
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Gesamt

Weitere audiophile Top-Alben auf Stockfisch Records:

Brian Flanagan mit Where Dreams Are Made  von 2017 (Zwei-/Mehrkanal-Hybrid-SACD/CD und LP)
Der irische Liedermacher, Sänger und Dichter zählt zu den großen jungen Entdeckungen der Atlantik-Insel. Flanagan spielte bereits mit Eric Bibb oder Sharon Shannon. Where Dreams Are Made zeigt, wie souverän er musiziert – was für ein feiner Folk, in dem Akustikgitarren schillernd um die sanfte Stimme des Iren schweben. Das erinnert hier und da Don McClean oder Doug Ashdownn.

Sara K. mit Made In The Shade  von 2009 (Zwei-/Mehrkanal-Hybrid-SACD/CD sowie auf Blu-ray Audio)
„Queen of Audiophile“ – die US-Singer-Songwriterin erhielt diesen Titel in den 90er Jahren. Spätestens mit der AUDIO-Auszeichnung„Goldenes Audio-Ohr 1994“ für Play On Words erklomm die zierliche Sängerin aus New Mexico den Singer-Songwriter-Olymp. Mit ihrer bluesigen Stimme und vier(!)saitiger Gitarre erzählt sie reflektierend sehr persönliche Geschichten.

Brooke Miller mit Familiar von 2012 (Zweikanal-Hybrid-SACD/CD und LP)
Eine facettenreiche Stimme zählt zu den Markenzeichen; Im Zusammenspiel mit dem Piano beeindruckt das finessenreiche Zusammenspiel zwischen Vocals und Tastenspiel. Ihr langjähriger Sparrings-Partner Don Ross spielt Bass, Piano und die Fender Rhodes, Brooke Miller selbst die Gitarre.

David Munyon mit Pretty Blue von 2011 (CD)
„Probably one of the best Songwriters ever!“ soll Beach-Boy-Held Brian Wilson über David Munyon gesagt haben. Tatsächlich betört der Amerikaner aus einem illustren Repertoire an Songs, die er auch gerne während Wohnzimmer-Sessions spielt. Pretty Blue vereint gekonnt Elemente aus Americana, Blues, Folk und Rock.

Carrie Newcomer mit The Slender Thread von 2015 (Zweikanal-Hybrid-SACD/CD und 45-RPM-Doppel-LP)

Die Aufnahmen für das Stockfisch-Label-Debüt der Amerikanerin geriet zum „märchenhaften“ Happening mit „engelsgleichem Antlitz und samtiger Stimme.“ The Slender Thread  bezaubert mit inhaltlicher Tiefe sowie mit feinen Folk- und Americana-Strukturen, die schon mal Erinnerungen an eine Mary Chapin Carpenter erinnern.

 

Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.