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Masaa
Weltmusik-Jazz mit arabischem Einschlag: Masaa hat mit "Beit" ein superb klingendes Werk vorgestellt

Die audiophile Empfehlung: Masaa „Beit“

Weltmusik aus Ost und West: Das Quartett Masaa, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jazzpreis, verschmilzt Einflüsse von Tunesien, Aserbaidschan oder der Türkei über Deutschland und Großbritannien bis Spanien: anrührend, äußerst eigenständig, mit feiner akustischer Instrumentierung – und klanglich klasse. Masaa „Beit“ ist unser audiophiler Multikulti-Tipp des Monats.

Die Texte aus der Feder von Rabih Lahoud (Vocals) und die Kompositionen von Marcus Rust (Trompete, Flügelhorn) „sind eher Skizzen als Partituren“, so der Sänger über das Teamwork. „Jeder steuert Ideen bei und dadurch bleibt die Musik nie so, wie sie ursprünglich notiert wurde.“ Persönliche Erfahrungen, philosophische Gedanken, fokussiert auf Zusammensein, auf der Basis von Kreativität nährt die DNA der Band. „Die Heimat ist kein besonderer Ort oder Platz. Es ist etwas, das vor allem zwischenmenschlich entsteht und auf Orte und Plätze übertragen wird. Es fasziniert mich, dass wir uns durch intensive Dialoge eine Art Haus aufbauen, eine Heimat schaffen können“, so Lahoud. „Beit“ bedeutet übersetzt Haus, Heim.

Mit ihrer Attitüde heimsten sie für ihr Album „Irade“ 2021 den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Vokal-Album“ ein. Der libanesische Sänger, Dichter und Komponist Rabih Lahoud mit Wahlheimat Monheim bei Köln, erhielt zudem den WDR-Jazzpreis. Orient flirtet mit Okzident – dank der eigenständigen Instrumentierung ganz besonders: Den ausdrucksstarken, wandlungsfähigen Gesang von Lahouds umwölken facettenreiche Klänge und Rhythmen von Trompeter Marcus Rust, der wiederum verspielt-souveräne Dialoge mit Drummer und Percussionist Demian Kappenstein eingeht. Reentko Dirks bedient zudem eine zweihalsige Akustikgitarre, die ein weites Spektrum von zartem Picking bis hin zu vehementen Akkorden mit Flamenco-Timbre erlaubt.

Die Musik von Masaa „Beit“

Zunächst einmal Kompliment an die Tontechnik, die dem Album audiophilen Charakter verleiht: Mit wunderbarer Auflösung, Luftigkeit und Feindynamik glänzt „Beit“ – selbst online, zum Beispiel mit dem Titelsong, bei dem Freude aufkommt (Link zum Videoclip unten).

Lahoud intoniert die Lyrik auf Hoch- und libanesischem Arabisch oder Französisch. Das besitzt schonmal großen Charme, zumal die Texte gerne mit Andeutungen spielen. „Wenn ich etwas sehr konkret anspreche, gehen die Türen zu.“

Die Musik transformiert Gedanken und Gefühle passgenau sensibel, das Schlagzeug und die Percussion feinsinnig und die spezielle Akustikgitarre sendet vielschichtige akustische Signale: Den zweiten Hals hat Reentko Dirks teils mit Bass-Saiten bespannt, die obere Hälfte des Griffbretts zierten zudem keine Bünde – was das Spielen von Glissandi und Vierteltönen erleichtern soll.

Wer die filigrane und souveräne Exotik in der Musik sowie anrührende Poesie schätzt – noch dazu gepaart mit feinem Klangniveau, der findet hier sozusagen im geistigen Dunstkreis von MusikerInnen wie Dhafer Youssef (Tunesien) oder Rabih Abou-Khalil (Libanon) einen großformatigen akustischen Kosmos.

Masaa auf Tour:

08.09.2023 Greven / Ems Jazzfestival
24.11.2023 Göppingen / Odeon im Alten E-Werk
01.12.2023 Berlin / Passionskirche
03.12.2023 Celle / Schlosstheater

Masaa Beit Cover
Masaa: „Beit“ erscheint bei erscheint bei Traumton Redords / Indigo auf CD oder als Stream/ Download (Cover: Qobuz)
Bewertung
Masaa „Beit“
2023/07
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Und hier der Videoclip zum Appetitmachen:
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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.