Das war zu erwarten. Aber wenn es dann passiert, ist man doch überrascht. Am 1. Oktober dieses Jahres verstarb Gérard Chrétien nach langer Krankheit. Ein Verlust. Denn unter den Firmenlenkern im HiFi war Gérard Chrétien ein Großer. 1990 kam er zu Focal (damals noch JM Lab) und entwickelte die französische Lautsprechermanufaktur in 25 Jahren zu dem, was sie heute ist: ein anerkanntes und vielseitig aufgestelltes Weltunternehmen in Sachen Klang.
Er trat die weltweite Euphoriewelle für Beryllium als beste Hochton-Material (wie in der Focal Sopra No1 oder dem Utopia Kopfhörer) los und setzte auch mit der neuen Utopia Linie Maßstäbe.
Gérard Chrétien war dabei viel mehr als nur die rechte Hand des Firmengründers Jacques Mahul: Er war Ideen- und Taktgeber; er holte Focal aus der Nische und entwickelte für die Marke eine mehrheitsfähige Sound-Ausrichtung.
Bei all dem Erfolg war Gérard Chrétien nie nur klassischer Manager oder Entwickler. Er war immer mit Herz bei der Arbeit; ein ausgewiesener Audiophiler mit einem sehr tiefen Verständnis für alles, was Lautsprecher angeht.
Der ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift L’Audiophile (die er zusammen mit der französischen High End Legende Jean Hiraga betrieb) war ein Kulturmensch durch und durch. Einer, der Musik liebte und lebte.
Und er bewahrte sich – trotz des immensen Stress’, den der Focal Job mit sich brachte – über all die Zeit seine Freude über neue Entwicklungen, seine Freundlichkeit, seinen charmanten Witz, aber auch seine Neugier für die Dinge hinter dem Tellerrand.
Diskussionen mit ihm waren nie langweilig; immer hatte er das große Ganze im Blick.
Menschen wie Gérard fehlen in dieser Zeit sowieso. Bitter, wenn sie dann auch noch viel zu früh sterben.