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Tuneshine Cover Collins
Tuneshine bringt auf sympathische Art die Cover der gerade gespielten Musik in den Blick. Eine nette und mit 190 Euro noch bezahlbare Idee... (Foto: Tuneshine)

Frisch ausgepackt: Tuneshine: cooles Cover Case

Ein Bilderrahmen für Cover – aber bewusst grob, andeutend, ungewöhnlich. Warum sollte ich mir diesen Neuling zulegen? Weil das Lebensgefühl des Ohren- und Augenmenschen deutlich steigt. „Tuneshine“ aus Kalifornien ist cool und kultig zugleich. Spielzeug und Lebensgefährte.

Eine herrlich verrückte Idee. Die so schön ist, weil sie eben charmant neben der Spur ist. Oder wie ließ Shakespeare in seinem Hamlet so treffend sprechen: „Ist dies Wahnsinn, hat es doch Methode.“ („Though this be madness, yet there is method in’t.“)

Tuneshine Cover Collins
Den Herrn kennen wir: Phil Collins spielt gerade „In the Air Tonight“. Aber auch knallbunte Cover bringt Tuneshine farbstark und brillant in den Hörraum – eben nur bewusst reduziert in der Auflösung. Die Farbbrillanz und Helligkeit lassen sich über die App anpassen (Foto: A. Günther)

Was macht Tuneshine aus?

Es geht primär um ein Gefühl, ein Lebensgefühl. Wir haben unfassbare Mengen Musik auf unseren Festplatten, Smartphones und aus den Weiten des Internets. Aber die emotionale Verbindung will nicht so recht gelingen. Da kommt wieder das Seitenargument der Vinylfans – zu denen ich auch gehöre –, dass die schwarze Scheibe nicht nur besser klingen kann, dass sie auch durch das Cover zu uns spricht. Der zeitgenössischen Sprach- und Bilderlosigkeit von Musikfiles setzt sich jetzt Tuneshine entgegen. Im Kern ist es die Idee eines einzelnen Mannes – Tobias Butler ist „Creator“, Vordenker und Finanzier von Tuneshine. Faktisch ein Start-up mit Sitz in Oakland.

Tuneshine Tobias Butler
Das Glück ist mit den Unangepassten: Tobias Butler hat Tuneshine erdacht und in Kalifornien zur Marktreife gebracht. Respekt und beste Wünsche from good old Germany (Foto: Tuneshine)

Hier werden die Quadrate auch gefertigt – per Hand. Die Fotos sollten eigentlich alles offenbaren: Der Rahmen ist 16 mal 16 Zentimeter groß, gefüllt mit 64 mal 64 Pixeln. Der Lieferumfang ist spartanisch, schlau reduziert: Tuneshine, ein USB-C-Kabel, ein USB-Netzteil und ein dickeres Papier. Auf dem steht die grobe Bedienungsanleitung, die man allerdings nicht braucht – Tuneshine ist selbsterklärend.

Entscheidend ist der aufgedruckte QR-Code. Einfach das Smartphone mit dessen Kamera darauf ausrichten und dem Weg zum Google- oder Apple-Store folgen. Denn Tobias hat nicht nur seinen Leuchtquader entworfen, sondern auch eine sehr funktionale Software.

Tuneshine Ausstattung
Mehr Lieferumfang braucht es nicht: Tuneshine itself, ein umflochtenes USB-C-Kabel mit 180 Zentimetern. Der USB-Stromaufbereiter hat einen US-Stecker, Ersatz gibt es aber im Austausch zuhauf bei Amazon und anderen Versendern für kleines Geld. Wichtig: das Begleitpapier mit dem QR-Code zur App (Foto: A. Günther)

Ich habe es per iPhone versucht und eingerichtet, die Spielregeln für Android-Phones sind identisch. Tuneshine wird per Bluetooth verkuppelt, dann in das hauseigene WLAN eingebunden. Hier und da ein paar bestätigende Häkchen, dann aber die entscheidende Frage, welcher Streaming-Anbieter denn eingebunden werden soll. Aktuell gibt es hier das Quartett von Spotify, Apple Music, Sonos und last.fm. Wir ahnen es: Auch hier musste das Start-up einiges an Lizenzen zahlen und dicke Verträge unterzeichnen. Doch ohne ein Prophet zu sein: Damit sind 80 Prozent des Weltmarktes abgedeckt, Qobuz und Tidal sind Kür – werden aber sicher folgen. Die Einrichtung auf dem Handy hier im digitalen Daumenkino:

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Tuneshine Einrichtung
App herunterladen, Bluetooth-Verbindung erlauben – und Tuneshine wird ebenso schnell wie problemlos erkannt (Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
(Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
(Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
(Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
(Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
Danach steht die weit wichtigere Frage an: Welcher der vier Musiklieferanten soll es sein? Aktuell lassen sich Spotify, Apple, Sonos und last.fm einbinden – weitere Portale werden folgen (Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
(Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
Sonderwünsche: Die App erlaubt die Justage der Helligkeit während des Musikstreams, ohne Musik und die Animation beim Wechsel von Tracks und Covern (Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
(Screenshot: A. Günther)
Tuneshine Einrichtung
Die Ansicht über das iPhone (hier mit Phil Collins) bleibt ebenso unangetastet wie der Soundstream selbst. Abnehmer können Streamer, Lautsprecher (hier Apple HomePods) oder – warum nicht – auch Kopfhörer sein (Screenshot: A. Günther)
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Wichtig für die Audiophilen: Tuneshine mischt sich nicht, überhaupt nicht, in den Signalfluss zu den bereits existierenden Klangwandlern ein. Das kann ein Streamer im Rack sein oder in unserem Testlauf die großen HomePods von Apple. Aber Tuneshine zapft die Bildinformationen ab. Das im Track implementierte Foto wird aufbereitet und an besagte 64 mal 64 LEDs geschickt.

Man bekommt also Cover-Feeling – ohne das Smartphone in der Hand oder das Briefmarken-Display auf dem Streamer. Das Ganze gelingt erstaunlich lichtstark. Wenn ich es denn möchte. Selbstverständlich lässt sich Tuneshine über die App auch dimmen, wie es beliebt.

Die ganz Schlauen werden jetzt anmerken: Da könnte ich doch einen modernen Bilderrahmen mit HighRes-Display aufstellen. Oder ein Tablet oder gleich das große Cover auf den 4K-Fernseher beamen. Das gelingt mal weniger leicht, mal ganz simpel wie über eine TV-Streaming-Box mit Audiowandlung. Doch darum geht es hier nicht, falsch gedacht und falsch gefühlt. Tuneshine hat nicht vor, eine maximal präzise Wiedergabe des Covers zu errichten, sondern dessen emotionalen Wert im Raum. Ein spirituelles Erlebnis? Das wäre zu hoch gegriffen. Doch gerade in einer zunehmend perfektionierten Welt soll die schöne Ahnung des Cover-Bilds den Gegenwert auferstehen lassen. Wie sagte es Leonard Cohen so schön: „There’s a Crack in Everything. That’s Where the Light Gets in“. Man muss kein Buddhist wie Leonard selig sein, aber es geht um den Charme der Suggestion, dass Unvollkommenheit ein fester Bestandteil des Lebens ist. Tuneshine lebt es mit Herzlichkeit vor.

Fazit Tuneshine: Let the Tunes shine in!

Zugegeben: 187,95 Euro und ein längerer Lieferweg aus Kalifornien (round about zehn Tage) sind schon eine kleine Hürde. Aber egal – es geht um Lebensart und eine starke Idee. Klar wird man als Anschubinvestor für ein Start-up genutzt, was sich für echte Musikfans mit Tonnen an Musikfiles aber eher gut anfühlt. Die Pro & Contras hier noch einmal im Überblick

+ perfekt programmierte App, funktioniert flüssig, stabil und anpassbar
+ hochwertig verarbeitet, ein spannender Mix aus Handarbeit und High/Low-Tech
+ einzubinden in die großen Streaming-Plattformen, weitere werden folgen
– derzeit nur mit einem USB-Lader mit US-Stecker, der aber einfach ausgetauscht werden kann

Weitere Infos oder den Link zum Kauf gibt es hier: www.tuneshine.rocks

Tuneshine Material
Die Wahl fällt leicht: Den Korpus von Tuneshine gibt es derzeit nur in „Beechwood“ – eben Buchenholz. In dem kleinen Schlitz unten links auf der Rückseite liegt der USB-C-Kontakt zum Stromversorger (Foto: A. Günther)

 

Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.