Eigentlich geht es im beschaulichen LowBeats Referenz-Kino in Worms friedlich zu: Die Testgeräte und das fest installierte Interieur arbeiten seit Jahren angenehm störungsfrei. Nun aber stellte die Telefonica (O2) einen Sendemast direkt in die bisher ungetrübte Aussicht auf den 1000-jährigen Dom. Und plötzlich war vieles anders – es hagelte HF-Funkstörungen…

Vor allem akustisch. Nach der Inbetriebnahme des Mastes hörte ich von all jenen Aktivboxen des LowBeats Kinos, die direkte “Sichtverbindung” zum neuen Sendemast haben, diese Einstreuungen:
Das Audiosignal übertreibt nicht. Die Aufnahme stammt von dem linken Surroundspeaker, der am ärgsten betroffen ist. Zunächst dachte ich an einen Defekt der Elektronik des aktiven Studiomonitors Focal Solo 6 BE. Vier von ihm bilden seit einigen Monaten – tonal passend zu drei Mainspeakern Focal SM 9 hinter der Leinwand – die Surroundkanäle ab.
Doch die Elektronik war es nicht und die Störung ließ sich auch recht schnell eingrenzen: Selbst, wenn nur das Netzkabel steckte, prasselten die Störungen aus diesem Lautsprecher; bei den drei anderen und dem linken Frontkanal waren die HF-Funkstörungen ebenfalls zu hören, aber abgeschwächt. Ich versuchte mit Bordmitteln, das Problem einzugrenzen und hielt eine große Rührschüssel aus Edelstahl über die Solo 6 am Fenster. Und siehe: Mit dem “Stahlhelm” verpuffte das Problem und die Richtung der lästigen Einstreung ließ schnell auf den neuen Sendemasten als Verursacher eingrenzen.

Ich wusste, dass die Bundesnetzagentur für solche Probleme zuständig ist. Konkret meldet man eine solche Störung bei: funkstö[email protected] oder telefonisch unter 04821-895555. Nach wenigen Versuchen hatte ich eine freundliche Mitarbeiterin am Telefon, die sich geduldig die Problematik und meine Laien-Analyse anhörte und dann zusagte, einen Messwagen zu schicken.

Etwa zwei Wochen später kam ein Anruf vom Team und bestätigte den Termin. Der Messbeamte Thomas Gebhardt und zwei Mitarbeiter ließen sich das Problem im LowBeats Kino zeigen und begannen sofort mit der Dokumentation. Im Dialog merkte man schnell: Das sind routinierte Profis, die wissen wirklich, wovon sie sprechen. “Schon auf Grund der klanglichen Signatur des hörbaren Störgeräuschs müsste es sich um ein LTE-Signal handeln”, mutmaßte Herr Gebhardt. Also platzierten die Techniker den Messwagen quasi direkt vor dem Fenster am Kino und begannen mit einer langen Messreihe. Auf immerhin 10 Meter lässt sich der Antennenmast ausfahren und dabei mit verschiedensten Antennen bestücken.

Ein massives Rad unter dem Tisch mit den imposanten Analysern von Rohde & Schwarz erlaubt den Mast mitsamt Antenne um 360° zu drehen. Schnell bestätigten die Messungen den Anfangsverdacht: Das LTE-Signal des neuen Telefonica-Sendemastes verursacht die HF-Funkstörungen – und zwar auf dem etwas exotischen, nur von O2 verwendeten 800MHz-Band. Ärgerlich für mich: Die maximale Signalstärke betrug knapp 1V/m. Die Telefonprovider dürfen aber bis zu 3V/m emittieren. Seitens O2 ist also alles im erlaubten Limit.

Flux wurde ein zweiter Messtermin für einen Check im Haus vereinbart – auch, wenn die Hoffnung, dort seien die Störung signifikant größer, gering war. Bereits am übernächsten Werktag stand Herr Gebhardt mit seinem Mitarbeiter wieder im LowBeats Testkino. Dieses Mal mit einem mobilen Messplatz von Narda samt Breitbandantenne auf einem Dreibeinstativ. Dieses ist aus Holz, damit nicht das Stativ selbst schon als Antenne oder Reflektor agiert.

Das neue Messergebnis bestätigte die vorigen Ergebnisse, wenngleich die maximale Energie punktuell rund 2,6V/m erreichte. Trotzdem: Unterhalb der erlaubten 3V/m sollten alle Geräte mit CE-Zertifikat keinerlei Probleme machen. Das Problem liegt tatsächlich an der unzureichenden Störfestigkeit der Focal Profimonitore. Sehr ärgerlich, aber dafür kann Telefonica tatsächlich nichts; die spielen innerhalb der Regeln. Nun muss ich entweder die Produkte wegen des Mangels zurückgeben – denn sie entsprechen nicht den zertifizierten Spezifikationen – oder eine Schirmung konstruieren, die wirkungsvoll, aber weniger hässlich als das Provisorium mit Alufolie ist.

Quintessenz: Die tun was, die Herrschaften der Bundesnetzagentur. Die Reaktionszeit war absolut in Ordnung. Auch die Auskünfte waren klar formuliert, der Umgang mit mir als Betroffenem angenehm, informativ und sachlich – zumal ich mich als Journalist erst spät zu erkennen gab. Daran lag das vertrauenerweckende Vorgehen also nicht.
Blieb noch die Frage der beiden Hochfrequenz-Experten, ob man mal das Kino in Action erleben könne…? Natürlich konnten sie: Es folgte eine gut halbstündige Session mit Musik und Filmbeispielen von Blu-ray. Und da zeigten sich die beiden Techniker doch sichtlich beeindruckt…
Wer ein Funkstörungsproblem hat, dem wird hier geholfen: funkstö[email protected] oder telefonisch bei 04821-895555. Infos unter www.bundesnetzagentur.de.