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Thomas Fast und seine Analog-Phalanx
Thomas Fast bei der Eröffnung seines HiFi Studios in der Stuttgarter Brählesgasse. (Foto: H.M. Burr)

HiFi Studio Thomas Fast: die Neueröffnung

Wie in alten Zeiten: Im Großraum Stuttgart gibt es eine neue Pilgerstätte für die High-End-Gemeinde: In Stuttgarts ältestem Haus bietet das HiFi Studio Thomas Fast, was andernorts längst dem digitalen Zeitgeist zum Opfer gefallen ist: Zeit, Platz und Wissen für aufwändige Analog-Vergleiche für LowBeats Gastautor Hans Martin Burr.

Der etwas andere Laden: analoge Laufwerke und Raumakustik satt

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ob es der erste, zweite oder dritte Satz war, nachdem mich die Klinke der Brählesgasse 21 in Stuttgart Bad Cannstatt ins Innere entlassen hat: „Ich habe fünf gleiche Arme. Das hat sonst keiner in Deutschland“. Weltweit, dachte ich. Hausherr Thomas Fast rudert vor Begeisterung mit seinen (zwei!) Armen. Unter diesem Dach ist es eben eine Verhaltensauffälligkeit, wenn man bei dem Wort Arm an eine (immerhin kugelgelagerte) obere Extremität eines Menschen denkt und nicht an den Kuzma Stogi Reference 313 VTA.

Thomas Fast, der Mann, der mit einer silbernen Lautsprecherkugel in der Form eines überdimensionierten Tipp-Kick-Balls, Mikro, Neutric-Analyzer (bauphysikalische Nachhallzeitmessung nach DIN 52216, so viel Zeit muss sein!) und Absorberplatten satt High-End-Deutschland zu einer akustisch tadellosen Innenarchitektur verhilft, hat es sich jetzt selbst gemütlich eingerichtet: In seinem Stammsitz in einer verwinkelten Altstadt-Gasse hat er jetzt sein High-End-Studio eröffnet. Studio trifft es nicht ganz, nein, es trifft es überhaupt nicht.

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HiFi Studio Thomas Fast, DG
HiFi Studio Thomas Fast, Dachgeschoß (Foto: J. Schröder)
HiFi Studio Thomas Fast, DG, Garrard 401 L'Art du son Flash
HiFi Studio Thomas Fast, DG, Garrard 401 L’Art du son Flash (Foto: J. Schröder)
HiFi Studio Thomas Fast, EG
HiFi-Studio Thomas Fast, Erdgeschoß (Foto: J. Schröder)
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HiFi Studio Thomas Fast, EG, Analogabteilung
HiFi Studio Thomas Fast, EG, Analogvergleich
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Eigentlich das Gegenteil von Studio: Das Fachwerk macht Atmosphäre und guten Ton

Es sind drei wunderschöne verwinkelte Räume mit sichtbarem Fachwerk, die einen so bezaubernden Charme ausstrahlen, dass man die Bestellung schon unterschreiben möchte, bevor der erste Ton erklingt. Ton erklingen – zurück zu den Armen. Fast will natürlich nicht mit einer sensationellen Vorrats-Lagerung beeindrucken, die Slowenen-Arme ruhen spielfertig auf drei Laufwerken mit doppeltem Riemenantrieb des Herrn Dr. Feickert aus dem Kaiserstuhl.

So kann sich der Kunde mit eigenen Ohren überzeugen, ob es das kleine Lyra Delos für gut einen Tausender tut, oder ob nicht vielleicht doch das Lyra Atlas die bessere Wahl ist, das nur knapp und gerade noch vierstellig über den Ladentisch geht.

Dabei wird in Sachen Überhang und Kröpfung aber auch gar nichts dem Zufall überlassen: Die respekteinflößende Justage-Schablone Protractor von Dr. Feickert Analogue wacht über das Geschehen – Baerwald, Löfgren oder Stevenson, welche Geometrie hätten’s denn gern?

Am anderen Ende der Kette ist die Frage der Geometrie – zumindest in den höheren Preislagen – geklärt: flach. Mannshohe Magnetostaten von Magnepan becircen die Zuhörer mit so sanften und seidigen Höhen, wie sie eben nur (echte!) Bändchen vom Aluminium schütteln.

Unter eifriger Mithilfe einer ausgewachsenen Kette von AMR (2.Stock) und dem riesigen Soulution-Vollverstärker 530 (1.Stock). Da konnte die kleine Maggie MG-12 mit ihrem, sagen wir, Bereichsbändchen (abgeteilte Zone der Membranfolie) im Erdgeschoß-Studio nicht ganz mithalten.

Die wiederum verblüffte mit einem Bass, den man einer solchen 43 Zentimeter schmalen Skulptur physikalisch nicht so ohne weiteres zutraut. Breite der Schallwand, Wellenlänge, akustischer Kurzschluss, das darf die eigentlich gar nicht.

Wie ein Relikt früherer Tage: der Garrard 401 mit Reibradantrieb

Die Brählesgasse 21 gilt als eines oder das älteste Haus im Großraum Stuttgart. Es wurde im Jahr 1348 erbaut, in den Gassen wird das Hoch auf die „Tugent und reine Minne“ in Mittelhochdeutsch intoniert, die angesehenste medizinische Fakultät des Abendlandes in Paris findet den Auslöser der Pest in einer Konjunktion der Planeten Jupiter, Saturn und Mars.

Fast ebenso aus der Zeit gefallen erscheint ein weiteres Wiedergabegerät in den Fastschen Kammern, der Plattenspieler 401 vom englischen Hersteller Garrard, der in unnachahmlichem 60er Jahre Industriedesign mit Reibradantrieb vor sich her rumpelt. Das optische Gegenprogramm kommt vom Boxenhersteller Duevel, die 84 Zentimeter hohe Zweiweg-Standbox Planets.

Die beiden Chassis strahlen nach oben, direkt auf ein silberglänzendes Kugelgebilde, das den Schall möglichst gleichmäßig im Raum verteilen soll. Ein echter Hingucker. Das Problem: Für ein Kunstobjekt sind die Duevels einfach zu billig und für Hifi-Standlautsprecher eigentlich auch: Für knapp 700 Euro geht ein Pärchen über den Ladentisch, eine Kampfansage, optisch und akustisch.

Die größte Magnepan-Ausstellung  Deutschlands

Über die klanglichen Vorzüge der Maggies ist im Grunde alles schon gesagt. Skurriler Weise aber findet man die Vollbereichs-Bändchen-Speaker nur noch ganz selten im bundesdeutschen Fachhandel. Wahrscheinlich, weil sie nicht ganz einfach aufzustellen sind und weil – will man ihr Potenzial ganz ausschöpfen –man sich doch etwas genauer mit Raumakustik auskennen sollte.

Ergo ein Produkt wie gemacht für den Akustik-Profi Thomas Fast, der in seinem Fachwerkhäuschen tatsächlich fast alle Magnepan-Modelle in der Vorführung hat.

So klingt’s im neuesten-ältesten HiFi Studio Thomas Fast

Kettenrauchende Chefärzte, durchgeknallte Psychiater – oft hapert’s ja bei Missionaren in der eigenen Sache. Also wie klingen denn nun die Räumlichkeiten? Gar nicht. Dabei hat Fast nicht mal die große Absorber-Keule ausgepackt: Im Erdgeschoss sind sie dezent als schicke Wandgemälde verkleidet, ansonsten, etwa im oberen Stübchen, hilft auch die Mittelalter-Architektur.

So suchen die Bassfrequenzen größtenteils vergeblich parallele Wände, zwischen denen sie es sich als stehende Wellen gemütlich machen könnten, genauso laufen sie auch bei den Magnepan-Wänden in die Leere, wenn es darum geht, mit Gehäuseresonanzen akustischen Schaden anzurichten. Es scheint alles zu klingen, wie es ist. Und es ist einfach klasse!

Klar, die Liebe zu High-End geht nicht nur über die Ohren. So ist es wahrscheinlich auch der Herzlichkeit des Hausherren und der bezaubernden Optik der Räume geschuldet: In den Cannstatter Altstatt-Gassen steht nicht das größte und tollste High-End-Studio aller Zeiten. Aber so ziemlich sicher das charmanteste.

Steckbrief

Fastaudio
Brählesgasse 21
70372 Stuttgart
+49-(0)711-480 88 88
[email protected]

Öffnungszeiten:
Donnerstag, Freitag:
15.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Samstag: 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr

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Autor: Special Guest