Dass Magico Mastermind und -Chef Alon Wolf nach Großem strebt, war schon schnell nach Firmengründung zu erkennen. Spätestens jedoch, als der Wahl-Kalifornier sein außergewöhnliches (und außergewöhnlich hochpreisiges) Horn namens Ultimate vorstellte. Das ist ein 5-Wege-Horn mit sündhaft teuren, japanischen Hochleistungstreibern, welches sich mit entsprechender Endstufen-Elektronik (jeder Weg braucht seine eigene Endstufe) locker auf einen Preis von 1 Million Euro addieren kann. Wie gesagt: Der Mann strebt nach Großem. Doch sein neuester Streich ist eher im konventionellen Lautsprecherbereich angesiedelt – wenngleich an diesem Projekt sehr wenig konventionell ist. Sprechen wir zunächst über Zahlen. Die neue Magico M9 (BMW M-Fahrer Wolf verortet die besonders ausgeklügelten Modelle in der Magico “M”-Serie) ist stattlich groß (203 x 102 x 51 cm), stattlich schwer (454 Kilo pro Stück) und stattlich teuer. Sie wird irgendwo zwischen 850.000 und 900.000 Euro liegen.
Es gibt schon noch teurere Lautsprecher am Weltmarkt, aber so viele sind es nicht. Und es dürfte auch kein Zufall sein, dass die neue M9 in exakt jenem Preisbereich liegt, in dem der ewige Konkurrent um die Krone im weltweiten High End – nämlich Wilson Audio – hier sein Top-Modell namens Whamm eingepreist hat.
Das Konzept der Magico M9
Die M9 ist ein 4-Wege System mit sechs Treibern. Man muss dabei wissen, dass Magico immer schon für eine Art von Treiber-Hightech bekannt war. Für die Konustreiber (also alles außer dem Hochtöner) nutzt Magico das sogenannte Nano-Tec-Design. Hier werden zwei hauchdünne Kohlefaser-Schichten durch eine Alu-Wabenstruktur miteinander verbunden und so trotz geringem Gewicht extrem steif gemacht. Um zu zeigen, wie steif, gibt Wolf gern eine Zahl zum Besten: zwölf. 12 Tonnen muss die Presse aufbringen, um aus einer Nanotecc-Fläche die Membranen zu formen. Das ist durchaus beeindruckend.
Und damit sind wir schon bei den Tieftönern. Die Magico M9 zieht ihr Bassfundament aus zwei eingebauten Subwoofer-Bässen im 38 cm Format. Für HiFi-Verhältnisse ist das ungewöhnlich groß. Die beiden Tieftöner arbeiten bis 120 Hertz und werden über eine aktive Weiche namens MXO bei 120 Hertz beschnitten.
Warum den Tiefsttonbereich aktiv trennen? Bei einer so niedrigen Frequenz würde eine passive Frequenzweiche riesige Induktivitäten und Kondensatoren erfordern. Deshalb hat die M9 eine (analoge) aktive 2-Wege-Frequenzweiche im Beipack: die MXO. Die Magico Analog Crossover bietet Linkwitz-Riley-Filter von 24 dB pro Oktave. Ihre offene Architektur bietet Platz für zusätzliche Filtertopologien und die Möglichkeit, über Präzisionswiderstände den Tiefbassbereich in 0,5 dB-Schritten anzupassen. Die Schaltung ist so aufwändig, dass für ein Paar M9-gleich zwei MXO erforderlich sind.
Oberhalb 120 Hertz kommen die beiden Tiefmitteltöner aus dem oberen Gehäuseteil ins Spiel. Auch die sind unter klassischen HiFi-Gesichtspunkten mit 27 cm Durchmesser riesig: es sind ja “nur” die Tiefmitteltöner.
Der Treiber mit dem höchsten Entwicklungsaufwand allerdings dürfte der Hochtöner sein. Firmenchef Alon Wolf verwendet in vielen seiner Lautsprecher Beryllium-Kalotten, weil er die Luftigkeit ihrer Wiedergabe schätzt. Aber er konnte auch der Faszination von Diamant-Hochtönern oft nicht widerstehen.
Seine Konsequenz daraus ist typisch Magico: Er nutzt eine Beryllium-Kalotte und lässt durch einen chemischen Prozess eine hauchdünne Diamant-Schicht darüberziehen. So hat er angeblich alles: kaum Gewicht und eine extrem steife Kalotte, die bis über 50.000 Hertz läuft.
Und doch ist bei allem Treiber-Hightech im Fall der Magico M9 das Gehäuse der Star. Es ist – O-Ton Alon Wolf – “das weltweit erste Lautsprechergehäuse, das Innen- und Außenschichten aus Kohlefaser mit einem Aluminiumwabenkern kombiniert”. Man hat sich hier offenkundig bei seinen eigenen Konus-Treibern inspirieren lassen. Die sind ja im Grunde sehr ähnlich aufgebaut. Wolf: “Die Steuerung von Gehäusevibrationen ohne Energiespeicherung bleibt eine der größten Herausforderungen bei der Lautsprecherkonstruktion. Diese Gehäuse-Technologie reduziert das Gesamtgewicht (man möge sich das Ganze mal im klassischen Magico-Alu-Aufbau vorstellen…!) und verdoppelt gleichzeitig die strukturelle Steifigkeit.”
Dafür werden bei Magico Finite-Elemente-Analysen genutzt; in zahllosen Runden der Modellierung konnte so das Gehäusedesign optimiert und gespeicherte Energie (eines der größten Probleme des Lautsprechergehäuses) unterdrückt werden. Ein weiteres Ergebnis dieser Forschungen war die organische Form des Gehäuses wie auch der Schallwand. Letztere ist aus einem speziellen Flugzeug-Aluminium gefräst und zeigt kaum Beugungseffekte auf. Dadurch soll die M9 ein umwerfend räumliches Klangbild haben – obwohl sie so groß ist.
Das neue Flaggschiff Magico M9 soll im 4. Quartal 2020 verfügbar sein und so konnten wir bei LowBeats auch noch keine M9 hören. Jene aber, denen es schon vergönnt war, sind nur am Schwärmen…
Weitere Information zur M9 beim hiesigen Magico Vertrieb Audio Components unter www.audio-components.de oder telefonisch unter 040 – 40 11 303 86 (15.30 – 18.00 Uhr)
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