Auf eines konnte man sich bei den Flaggschiffen von Magnats Linienmodellen immer fest verlassen: man bekam extrem viel Lautsprecher und sehr viel wuchtig-feinen Klang fürs Geld. Revolutionen waren selten; in der Regel wurde mit jeder neuen Serie Gutes noch besser. Da macht auch das neue Flaggschiff Magnat Signature 1109 keine Ausnahme. Und doch wartet die proppere 4-Wege Standbox mit zwei Überraschungen auf: einer technischen und einer akustischen.
Aber schauen wir erst einmal auf die Dinge, die von einem Magnat Spitzenmodell dieses Kalibers zu erwarten sind: Die Magnat Signature 1109 löst die Quantum 1009 S ab, der sie auch durchaus ähnlichsieht – und an der 1009 S gemessen sie auch ähnlich solide aufgebaut ist.
Das 1,25 Meter hohe Gehäuse der Magnat Signature 1109 besteht durchgehend aus 25 mm starken MDF Wänden. Dünner wird es an keiner Stelle, aber an einigen wichtigen deutlich dicker. Oder fester. Aus der Deckelplatte werden zwar drei Millimeter herausgefräst, aber nur, um hier Platz für die Aluminium-Deckelplatte zu gewinnen.
Und die Kombination aus MDF und Aluminium ist natürlich noch einmal sehr viel fester und weniger schalldurchlässig als “nur” Holz. Und da gerade die Deckelplatte eines Lautsprechers immer besonders verdächtig ist, die Abbildung zu beeinträchtigen, ist dies eine höchst sinnvolle Verstärkung.
Und diese Alu-Einlegearbeiten sehen auch noch gut aus, denn hier wurden gleich noch das Magnat Logo und der Name reingefräst. Chic. Allerdings gerieten diese Einfräsungen bei unserem Testmodell etwas scharfkantig. Da würde ich empfehlen, bei den nächsten Serien die Sache etwas zu entgräten.
Verstärkt wurden auch die hinteren Bereiche der Seitenwände. Weil hier eine elegante Rundung aus dem Gehäuse gefräst wird, doppeln die Magnat Schreiner die Wände einfach auf. So entsteht trotz der Fräsungen eine Wandstärke von bis zu 35 Millimetern. Man merkt der Magnat Signature 1109 diese Solidität natürlich an; mit 42,5 Kilo pro Kanal gehört sie eindeutig zu den Schwergewichten ihrer Preisklasse – und ist trotzdem um einiges leichter als die Vorgängerin.
Magnat Entwickler Christian Gather: “Die 1009 S hat 10 Kilo extra auf den Rippen – wegen der aufgedoppelten Seitenwände. Das zusätzliche Gewicht und die etwas höhere Steifigkeit durch die zusätzlichen Wände waren allerdings nur Nebeneffekte, es ging uns hauptsächlich um die Optik.
Die Signature 1109 spricht eine andere Designsprache und hat daher keine doppelten Seitenwände. Durch die hohe Materialdicke und die Versteifungen konnten wir bei der Signature 1109 trotzdem eine vergleichbare Gesamtsteifigkeit des Gehäuses erreichen.”
Das stimmt: Der Klopftest zeigt, dass alle Flächen gut bedämpft sind. Überhaupt ist die gute Verarbeitung zu loben: Die Alu-Platte auf dem Deckel ist präzise eingelassen, die tiefen Fräsungen für die Treiber auf der Front sind ebenfalls absolut passgenau und auch das Seidenmattlack-Finish (es gibt die 1109 in Schwarz und Weiß) ist vorbildlich. Das war ja auch bei der Hochglanz-lackierten Vorgängerin so.
Auch bei der Bestückung der Magnat Signature 1109 sind die Parallelen zum Vorgängermodell Quantum 1009 S unübersehbar: zwei Tieftöner im 20 cm Format und ein Tiefmitteltöner im 17 cm Format mit Aluminium/Keramik-Membran sowie ein Hochtöner mit 30 Millimeter großer Gewebekalotte.
Das Fundament war also schon gelegt. Jeder dieser Treiber durchlief noch einmal viele Optimierungsdurchgänge. Magnat Entwickler Christian Gather: “Wir haben alle Treiber wieder und wieder mit der Klippel Analysetechnik durchleuchtet und in vielen Punkten Verbesserungen erzielt. Beispielsweise haben wir deutliche Fortschritte beim Großsignalverhalten und bei der Verzerrungsfreiheit gemacht.”
Das kann man übrigens hören: So laut habe ich noch mit keinem der Magnat Flaggschiffe Musik gehört. Und die der letzten 20 Jahre hatte ich ausnahmslos alle im Test…
Höher, doller, weiter: das HiRes-Label der Magnat Signature 1109
Ganz neu und in all den Jahren noch nie in dieser Form dagewesen ist der 20 Millimeter große Superhochtöner, der ab etwa 18.000 Hertz die Übertragung übernimmt und bis über 50.000 Hertz laufen soll.
Nun sind Superhochtöner ja ein bisschen aus der Mode gekommen, aber in diesem Fall sah Magnat Entwickler Christian Gather wohl keine andere Möglichkeit, die nötige Energie und Belastbarkeit im unteren Übertragungsbereich des Hochtöners genauso zu gewährleisten wie die hohe Grenzfrequenz von über 40 Kilohertz.
Deshalb entschloss er sich zu dieser Doppel-Hochtöner-Lösung, die in einer gefrästen Aluminiumplatte fest in der Schallwand verankert ist. Das sorgt für hohe Stabilität und ermöglicht, dass beide Hochtöner eng beieinandersitzen.
Aber wozu ist das gut? Hören wir überhaupt noch oberhalb 20.000 Hertz? Nein. Und doch zeigen Versuche, dass sich die Oberwellen auch jenseits unseres Hörspektrums positiv bemerkbar machen. Und in Zeiten von HiRes ist eine große Bandbreite vielleicht noch einmal sinnvoller.
Jedenfalls vergibt die ehrwürdige Japan Audio Society (JAS) für solch extrem breitbandige HiFi-Komponenten das Hi-Res Audio Label, eine Art Ritterschlag für Wiedergabemöglichkeiten weit jenseits der Hörgrenze. Die Zertifizierung ist aufwändig und daher die Anzahl der zertifizierten Lautsprecher noch sehr überschaubar.
Interessant ist, dass Magnat diese Höchstgrenze mit einer Gewebekalotte erreicht; gemeinhin gelten ja die harten Kalotten – also die aus Aluminium, Beryllium oder gar aus Diamant als Höchstton-freudiger.
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