Zwei Moskitos an Tonabnehmern? Das ist schlicht clevere Forschung! Ich versuche mal eine Herleitung, wie es dazu kam und was man mit der Erfassung von Moskito-Sound erreichen möchte.
Ich beginne mal ganz von vorne. Wer wie ich das Glück hat, ausreichend nördlich und westlich in Deutschland zu leben, kann mit einer zweiten Satellitenschüssel auf Astra 28,2° das britische BBC Fernsehprogramm frei empfangen. Die übertragen seit Jahren die legendären Weihnachts-Vorlesungen der Royal Society.
Die königliche Wissenschafts-Akademie hält seit 1825 (!) jährlich eine öffentliche Vorlesung für die Öffentlichkeit und zwar insbesondere für Kinder und Jugendliche. Die ersten dieser Vorlesungen hielt niemand geringeres als Michael Faraday (ja, der mit dem “Käfig”). Seit Jahrzehnten wird die Vorlesung im Fernsehen übertragen.
Dieses Jahr gab Neurowissenschaftlerin Dr. Sophie Scott die Vorlesung – kurzweilig und anschaulich, steht sie doch auch als Stand-Up auf der Bühne – im gut zweihundertjährigen Hörsaal, in dem schon die erste Vorlesung stattfand.
Das Thema der Veranstaltung, “The Language Of Live” ist die Sprache des Lebens und damit alles, was wir und andere Lebewesen über Schall vermitteln.
Unter anderem zu Gast war Professorin Dr. Gabriella Gibson der University of Greenwich, die die Kommunikation zwischen Moskitos erforscht. Und sie hat einen meiner Meinung nach extrem coolen Weg gefunden, die Kommunikation der lästigen Biester genau zu untersuchen.
Sie wollte den Flügelschlag mehrerer einzelner Moskitos separat erfassen. Das ist akustisch sehr aufwendig und schwer beherrschbar. Dann kam jemand auf die Idee, die Minihubschrauber mit Beschleunigungssensoren zu erfassen, denn die Kommunikation der Stechmücken erfolgt über deren Flügelschlag.
Eine ebenso geniale wie preiswerte Lösung zur Aufnahme von Moskito-Sound boten Phono-Tonabnehmer. Das demonstrierte Gibson auch sehr anschaulich in der Vorlesung, gefilmt mit Makroobjektiv.
Verblüffend: Man kann die Insekten vom Ruhe- in den Flugmodus versetzen, indem man ihnen mit einem Papierschnipsel vorgaukelt, sie säßen irgendwo. Und dann man entfernt den Schnipsel und das Insekt surrt los.
Dabei waren die zwei Probanden an einem Draht fixiert, der über je einen der Nadelträger führte. Voilà, schon sind die Flügelschläge messbar und ihr individueller Moskito-Sound wird separat hörbar.
Nun, da sich die zwei Moskitos trotz ihrer räumlichen Nähe akustisch separat analysieren lassen, stellt man fest, dass sich der Flügelschlag von Männlein und Weiblein trotz verschiedener Größen und Grundfrequenzen schon nach wenigen Sekunden synchronisiert.
Dr. Gabriella Gibson konnte so auch entdecken, dass Moskitos auf akustischem Wege Partner finden, werben und auch artfremde Stechmücken erkennen und meiden lernen.
Das fand ich als Phono-Ignorant der Redaktion mal eine wirklich coole Anwendung für Tonabnehmer.
P.S.: Mein Thorens steckt noch im Umzugskarton: …der Umzug ist 12 Jahre her.