Ein ganzes Wochenende lang konnten Uhrenliebhaber auf der Munichtime im Hotel Bayerischer Hof in München ihren Pretiosen huldigen. Auf zwei Etagen trafen sich auf insgesamt 1.400 Quadratmetern Fläche vor allem kleinere bis mittlere Manufakturen, viele davon aus Deutschland. Marken wie Stowa, Sinn, Guinand, Askania oder Benzinger stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass man nicht nur in der Schweiz die Kunst der Herstellung feinster mechanischer Uhren versteht, auch wenn in der Alpenrepublik zumindest die Basis-Kaliber für die einheimischen Tüftler im Hause ETA entstehen. Zudem war mit A. Lange & Söhne ein internationales Schwergewicht in Sachen Uhrentradition Made in Germany vertreten.
Was die kleine, feine Munichtime Messe so einzigartig macht, ist nicht nur der repräsentative Rahmen in Münchens traditionsreichem Luxushotel. Es ist vor allem die entspannte, fast schon familiäre Atmosphäre. Natürlich peilen die Vertreter der Hersteller mit Kennerblick kurz, was du für eine Uhr am Handgelenk trägst, aber du musst kein VIP-Kunde sein oder im Maßanzug anreisen, um bereitwillig Chronografen oder Taucheruhren zur Anprobe gereicht zu bekommen, die das Doppelte oder Dreifache der eigenen Armbanduhr kosten.
Munichtime – Zeit für Begegnungen
Auch die Gespräche auf der Munichtime waren von Gelassenheit und Auskunftsfreudigkeit geprägt. Vertreter aufstrebender Manufakturen wie der eigentlich durch Pendeluhren bekannt gewordene Erwin Sattler oder Cronus schildern mit sichtbarer Wonne die konstruktiven Besonderheiten ihrer Schöpfungen.
Doch das leidenschaftlichste und ausführlichste Plädoyer für die Leistungen der markeneigenen Uhrmacher steuerte ausgerechnet ein junger Repräsentant des japanischen Massenherstellers Seiko bei. Nach dessen flammender Rede über die konstruktiven Kniffe und handwerklichen Besonderheiten der edlen Grand-Seiko-Serie wären der Autor und sein uhrenvernarrter Begleiter Falk Visarius – er lieferte übrigens die tollen Bilder zu diesem Beitrag – von ihren geliebten Schweizern am Arm beinahe zu den Japanern übergelaufen. In der Regel werden die Grand Seiko komplett von einem einzigen hochbegabten Uhrmacher pro Uhr montiert und spielen in der Ganggenauigkeit ganz vorne mit, vom Understatement ganz zu schweigen.
Haften blieb von der Zeit auf der Munichtime auch der sympathische Stuttgarter Newcomer S. Cornehl aus Stuttgart, dessen Gründer Steffen Cornehl seine ersten eigenen Uhren-Kreationen mitgebracht hatte. Ohne Hektik erzählte der Uhrmachermeister, was ihn zu den Konstruktionen inspirierte, die auf Taschenuhrwerken von Unitas aufbauen, welche er selbst in liebevoller Kleinarbeit veredelt.
Als wir uns dann nach einem kurzweiligen Messetag auf den Rückweg in die Schwabenmetropole machten, hatten wir das Gefühl, einen perfekten, kurzweiligen Tag unter Gleichgesinnten erlebt zu haben. Doch heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage, zur Munichtime 2018.
Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.