Schon das Wetter meinte es gut: Rechtzeitig zum Messestart schwanden Regenwolken und Schlechte-Laune-Temperaturen und sorgten schon so für ein rundum gelungenes Fest. Anders als beim ESC blieben Gaza, Ukraine und weitere auf der Seele lastende Dinge auf der HIGH END 2024 offenkundig außenvor. Ich habe jedenfalls selten eine so gute Stimmung auf einer HIGH END erlebt. Und als Chronist, der seit über 30 Jahren jede HIGH END mitgemacht habe, darf ich hier festhalten, dass auch das Publikum nicht mehr ausschließlich aus alten weißen Männern wie mir bestand: Man sah auch erfreulich viele jüngere Menschen aller Geschlechter. Vielleicht hat die “Diversity”-Werbung der Messeleitung doch verfangen…
Jedenfalls war es voll. Zumindest am Samstag so voll, wie ich es im M.O.C. bislang noch nicht erlebt habe. Die Messe-Ordner mussten die Besucherströme tatsächlich “ordnen”. Dementsprechend erfreulich lesen sich die Besucherzahlen der Organisatoren: 11.237 Fachbesucher plus 10.373 “normaler” Besucher plus 588 Medienvertretern ergibt eine Summe von insgesamt 22.198 Besuchern. Und auch diese Zahlen will ich noch nachreichen: Es waren 513 Aussteller aus 41 Ländern mit rund 1.000 Marken auf rund 30.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Rahmendaten einer gelungenen Messe.
Die Trends der HIGH END 2024
Eines habe ich schon beschrieben: Es waren ungewöhnlich viele jüngere Menschen und viele Frauen auf der Messe. Kann sein, dass die Hersteller doch bisweilen ein Ohr am Herzen des Volkes haben und entsprechende Produkte anbieten. Beispielhaft sei hier Nubert genannt. Der schwäbische Direktvermarkter hatte vier “Lebenswelten” aufgebaut, in denen er vor allem volksnahe Produkte zeigte. Hören konnte man auch, aber das stand dieses Mal nicht im Mittelpunkt. Womöglich ein kluger Ansatz.
Trend 2 ist schon seit Jahren zu erkennen und gewinnt immer noch an Fahrt: Auf der diesjährigen HIGH END waren mehr als 100 (!) Anbieter für Kopfhörer und Kopfhörer-Verstärker am Start. Kein Wunder: Aus der Welt des Mobil-Hörens sind sie ja nicht wegzudenken und wenn man sich ansieht, in welchen Stückzahlen selbst sehr teure (und stationäre) Over Ear Hörer wie der Yamaha YH-5000SE über die Ladentheke gehen, dann sollten all jene schwer ins Grübeln kommen, die vor Jahren den Trend schon abgeschrieben hatten.
Trend 3 haben die Messeveranstalter etwas spät, aber trotzdem erkannt. Und mit Micha Schulz, dem Chefredakteur des Online-Magazins konsolenfan.de, den denkbar kompetentesten Brückenbauer zwischen Gaming und HiFi gefunden, um auf der HIGH END 2024 eine ganze Gaming-Landschaft auszurichten. Das gelang überzeugend und so war auch dieser Bereich über die Tage sehr gut besucht. Kein Wunder: Die Gamer, die ich kenne, sind nämlich allesamt sehr anspruchsvoll. Und da geht es keineswegs nur um hochgerüstete Computer…
Trend 4 beginnt sich – leider sehr spät – allmählich durchzusetzen. Wir sprechen hier von der Individualisierung der Produkte. Burmester macht das vorbildlich. Aber auch andere Anbieter fangen an, erheblich mehr Farben und Ausführungen anzubieten. Beispielsweise die Röhren-Spezialisten von Fezz Audio. Oder – ziemlich unerwartet – die Studio-Profis von HEDD. Wharfedale geht einen Weg, den die Briten in den 1960er Jahren schon einmal betraten: mit Bausätzen einiger ihrer bewährten Modelle. Da bestimmt der Kunde das Aussehen komplett selbst. Auch das eine super Idee.
Trend 5 steckt trotz starker Bemühungen immer noch in der Kinderschuhen: Das sind 3D-Aufnahmen, “Immersive” nennt man das. Um der Sache das nötige Gewicht zu geben, gab es verschiedene Heimkino-Aufbauten und Steven Wilson kam vorbei. Der ehemalige Botschafter der HIGH END präsentierte sein neuestes Album – aufgenommen in Mehrkanal-Audio und wird mehr und mehr zum Immersive-Botschafter.
Das Publikum im Demoraum war begeistert davon, was die “immersive” Wiedergabe bringen kann. Aber die Aufnahme von “The Harmony Codex” ist vorzüglich geraten und auch die PMC-Lautsprecher der Wiedergabekette klangen wirklich top. Doch die meisten Besucher waren sich ebenfalls einig, dass sie so viele Lautsprecher nicht im Hörraum unterbringen wollen. Da besteht Hersteller-seitig also noch Handlungsbedarf.
Trend 6 gibt es schon ewig, gewinnt aber zaghaft an Fahrt: Mit Angeboten wie beispielsweise von Revox (dort kann man seine Tonbandmaschinen komplett revidieren oder sich sogar neue aufbauen lassen) wird die Fraktion der Tonband-Anhänger wieder stärker. Auf der HIGH END 2024 gut zu sehen am breiten Angebot bespielter Bänder. Bei Manchem wird dieser Trend zu Kopfschütteln führen, aber eigentlich ist das Tonband-Hören so etwas wie der Inbegriff des analogen High End: Höchste mechanische Präzision, teilweise gefüttert mit analogen Master-Tapes – das hat schon was…
Staatsmännische Worte zum Auftakt
Für uns Journalisten beginnt die HIGH END traditionell mit der Pressekonferenz, auf der der Vorsitzende der High End Society (Jürgen Timm) und der Geschäftsführer der Messegesellschaft namens High End Service GmbH (Stefan Dreischärf) erste Zahlen, Einschätzungen und Trends verkünden.
Und man spricht in der Regel über und mit dem aktuellen HIGH END Botschafter. Den gab es in diesem Jahr eigentlich nicht – und eigentlich doch. Leslie Mandoki stellte – unterstützt von namhaften Soul Mates am zweiten Messetag sein neues Album „A Memory Of Our Future” vor. Und auf der Pressekonferenz der High End Society fand er vor dem Hintergrund von Krieg, Vertreibung und großen Fliehkräften innerhalb der Staaten genau die richtigen Worte. “Musik hat doch die Kraft, Menschen zu verbinden”, so der Musiker. “Das ist unsere Aufgabe.” Auf der HIGH END kam noch die Faszination Technik hinzu. Auf dieser Ebene also ist Verbindung allemal möglich.
Der LowBeats Messerundgang
Natürlich konnten wir auch dieses Mal nur einen Bruchteil des Angebotenen sehen beziehungsweise hören. Wir bekommen ja nach diesen Messeberichten immer etliche Zuschriften von Besuchern, die dieses oder jenes ganz anders empfunden haben. Kann sein, denn jeder Besuch ist ja immer eine situative Momentaufnahme: Mit Glück ist die Anlage eingespielt, der Vorführer spielt die richtige Musik, im Demoraum sitzen gerade richtig viele Zuhörer etc. Und dann gibt es ja auch noch unterschiedliche Geschmäcker…
Unser virtueller Rundgang erfolgt der besseren Übersicht halber alphabetisch – wie die Übersicht zeigt:
♦ AudiaZ
♦ Backes & Müller
♦ Burmester
♦ Canton
♦ Clearaudio
♦ Dynaudio
♦ Epos
♦ Gauder
♦ Kii
♦ Linkwitz
♦ Linn
♦ Luxman
♦ Lyravox
♦ Magico
♦ Marten
♦ McIntosh
♦ Meitner
♦ MoFi
♦ Progressive Audio
♦ Quad
♦ Sonus faber
♦ TAD Labs
♦ Unison Research
♦ Western Electric
♦ Wilson Audio
♦ Die Kinos
♦ Weitere Messe-Highlights
♦ Best Sound Of The Show
Wir starten beim Rosenheimer Lautsprecher-Spezialisten AudiaZ. Das Spitzenmodell Opera Grandezza hat schon seit einem Jahr den größten Diamant-Mitteltöner der Firma Accuton eingebaut. Das gute Stück kostet knapp 50.000 Euro im Einkauf – pro Stück! Die Grandezza ist daher mit ihren 182.000 Euro Verkaufspreis ausgesprochen fair kalkuliert, wenn man die üblichen Margen zugrunde legt.
Aber unabhängig vom Preis klingt dieser Lautsprecher in vielen Bereichen absolut Referenz-mäßig. Die Leichtigkeit und Natürlichkeit im gesamten Mittelhochtonbereich ist leider Gottes schwer zu toppen. Man möchte sehr viel mehr davon hören. Allein der Preis…
Backes & Müller
Die Saarländer feierten ja voriges Jahr mit der Jubilé eine bemerkenswerte Neuschöpfung, die alle Meriten der Marke in einem echt schicken Gehäuse vereinte. Auf der HIGH END 2024 wurde nachgelegt: mit der kompakten Jubilé iO (20.000 Euro) und der Standbox Jubilé NEO (35.000 Euro). Ich konnte während der Messe leider nur die kleine iO hören. Aber was heißt da schon “leider”?
Denn so viel Energie sauber-knackigen Tiefbass kann man aus solch kleinen Gehäusen gemeinhin nicht erwarten. Auch die räumliche Abbildung war über die Maßen stabil. Da freue ich mich schon auf den Moment, wenn eine iO zum Test kommt…
Burmester…
…zündet auch diese Jahr kein Produktneuheiten-Feuerwerk. Die Berliner zeigten als einzige Produktneuheit die Standbox BX100. Die allerdings hat es in sich. Konstruktiv schlägt die elegante Standbox die Brücke zur B100, aber ließ natürlich auch die junge und sehr kreative Design-Abteilung ran. So entstand die Form mit geschwungenen Seitenwangen und dem AMT-Hochtöner, der als Steg zwischen den beiden Tiefmitteltönern fungiert. Den Bass bezieht die neue Standbox aus zwei 26 Zentimeter durchmessenden Tieftönern, die beide auf einer Seite der BX100 (einer im oberen, einer im unten Teil) einquartiert sind. Im Anschluss an die Pressekonferenz durften die BX100 auch noch eine Kostprobe ihres Könnens abliefern. Und das klang sehr vielsprechend: ähnlich präzise, impulsfreudig und räumlich wie die bei LowBeats hochgeschätzte B28, aber alles in allem noch einmal sehr viel souveräner.
Ein weiteres Thema war bei Burmester in diesem Jahr die Individualisierung. “Bespoke” nennen die Berliner diese Hinwendung zum Kunden, die mit verschiedensten Farben und Materialien für sich wirbt. Vergangenes Jahr hatten sie eine BC150 auf exklusiv getrimmt. Aber das war natürlich eine extrem teure Angelegenheit. Die neue Botschaft bei Burmester lautet: Es muss nicht alles Chrom sein. Bei Lautsprechern sowieso nicht, da ist alles möglich. Und bei Elektronik-Komponenten – ich musste fast ein wenig schmunzeln – kommt als Neuheit Schwarz als Farbe ins Programm…
Canton
2023 präsentierte das Traditionsunternehmen zum 50 Jubiläum die neue Reference-Linie und das auf 50 Stück limitierte Über-Flaggschiff Reference GS. Diese Lautsprecher klingen allesamt überragend gut und feiern im Land einen Erfolg nach dem andern – selbst die große GS. Die Nachfrage nach so teuren Lautsprechern überraschte die Führungsriege nur am Anfang, dann legten sie nach. Auf der HIGH END 2024 wurden mit Alpha 1 und Alpha 2 Lautsprecher vorgestellt, die preislich etwas über (Alpha 1 = 60.000 Euro) und unter (Alpha 2 = 40.000 Euro) der “GS” angesiedelt sind.
Die Alpha-Speaker basieren natürlich auf der Jubiläums-GS, wurden aber im Detail noch einmal verbessert. Der Mitteltöner ist eine Neuentwicklung mit sensationell niedrigen Verzerrungswerten. Dementsprechend klangen die beiden auch extrem fein, offen und hochdynamisch. Ich hatte das Glück, die Reference GS oft und lange hören zu können: Die neuen Alphas stehen ihr – so mein kurzer Messe-Eindruck – in Nichts nach. Und die große Alpha 1 kann ein Pfund drauflegen, dass einem schwindelig wird…
Bei Clearaudio…
….gab es nichts zu hören, aber viel zu sehen. Zum Beispiel eines meiner absoluten Messe-Highlights: die Sonder-Edition Celebrity Al Di Meola. Bei diesem Plattenspieler wurde die Form einer Gibson Les Paul nachempfunden – jener Gitarre, die der einst “schnellste” Gitarrist des Jazz auf “Elegant Gipsy” (seinem Meisterwerk von 1977) spielte. Und noch so ein schönes Detail: Der Geschwindigkeitswahl-Schalter ähnelt den Knöpfen auf der Les Paul. Auf 1.000 Stück ist der Celebrity Al Di Meola limitiert. Und jeder Käufer bekommt eine audiophile Neuauflage von “Elegant Gipsy” An diesem Paket stimmt wirklich alles.
Ebenfalls neu ist der Spitzentonarm Clearaudio Unity. Hier ist alles extrem präzise gemacht: Das Tonarmrohr ist aus Resonanz-Gründen aus nur einem durchgehenden Stück Carbon, die Einstellungen können angeblich im Mikrometer-Bereich feinjustiert werden. Auch dieses Prunkstück macht einen exzellenten Eindruck.
Und natürlich hat Clearaudio als einer der führenden Anbieter von Plattenwaschmaschinen auch hier Neues: Die Smart Double Matrix wäscht von beiden Seiten und ist somit ziemlich flott. Die Waschflüssigkeit wird abgesaugt, was – ich habe es mir angehört – erstaunlich leise vonstattengeht. Und noch ein Zubehör, das mir gut gefiel: Mit Terra haben die Erlanger ein schlichtes, aber wirkungsvolles Groundingsystem im Programm aufgenommen. Sieht hübsch aus und wirkt keineswegs nur bei Phono-Komponenten.
Dynaudio
Gemessen an den letzten Jahren kam Dynaudio dieses Jahr mit einer ganzen Flut an Neuheiten. Und da lasse ich sogar den neuen Aktiv-Monitor und ein Soundsystem mit 22 Treibern im wuchtigen China-SUV Yangwang U8 außenvor. Der vier Tonnen schwere, 1200 PS starke und sogar schwimmfähige Bolide stand vor der Tür, aber das war mir in allen Belangen einfach zu viel.
Zurück zu den klassischen Lautsprecher-Neuheiten – wobei “Klassik” hier tatsächlich das Thema ist. Für alle Dynaudio-Fans alter Schule schufen die Dänen eine Reminiszenz an das “alte” Dynaudio Gestalt der Contour Legacy. Aufbauend auf der LowBeats Referenz Heritage Special entstand hier eine klassische Standbox im 2,5-Wege Design. Zur Einführung gab es eine kurze Hörprobe: Die Legacy klang erwartungsgemäß natürlich und räumlich, sehr fein im Hochton und recht satt im Bass.
Auch die Confidence erlebte eine Auffrischung: Und zwar in Form einer Aktivierung der Confidence-Serie. Zu sehen war die Confidence 20A, deren Endstufen wie die gesamte Elektronik inklusive DSP im Ständer untergebracht sind – pfiffig. Auch die Confidence 20A konnte ich mir kurz anhören. Bei ihr gefiel mir dieses merkliche Plus an Präzision und Habhaftigkeit gegenüber der Legacy. Aber die folgt ja auch einem ganz anderen Ansatz. Den Preis für die Confidence 20A bin ich noch schuldig: 20.000 Euro/Paar.
Das eigentlich Messe-Highlight der Dänen aber dürfte dieses sein: die Dynaudio Contour 20 Black Edition. Dahinter verbirgt sich eine aufgebohrte Version der normalen Contour 20i, die jahrelang bei LowBeats die Messlatte in der Kompaktklasse festlegte. Die Black Edition bekam einen besseren Hochtöner (Esotar3) und sowohl der Antrieb des Tiefmitteltöners als auch die Frequenzweiche wurden komplett überarbeitet. Ich selbst konnte sie nicht hören, aber man munkelt, dass sich die Dänen mit dieser Sonder-Edition wohl selbst übertroffen haben…
Und noch ein Lautsprecher. Ein ganz besonderer. Der Dynaudio “The Bookshelf” entstand aus einer Kooperation zwischen Dynaudio und dem japanischen Designer Keiji Ashizawa Design. Dynaudio steuerte dabei die exklusive Technik (Hochtöner: Esotar3, Tiefmitteltöner aus der Confidence-Serie) bei, Keiji Ashizawa entwarf das Design und gab die Gehäuse-Materialien vor – japanische Eiche, also Vollholz. Die Probleme mit Vollholz gerade in feuchteren und wärmeren Regionen sind herausfordernd, die zu erwartenden Stückzahlen deshalb klein und der Preis happig: 15.000 Euro.
Und dann stand da noch dieser Plattenspieler. Auf den ersten Blick als Thorens zu erkennen, aber doch Dynaudio-gelabelt. Die Dänen wollten für ihren Smart-Speaker einen adäquten Plattenspieler mit eingebauter Phonostufe und Bluetooth. Das solide Laufwerk (basiert auf einem TD 403 DD) erfüllt all diese Funktionen. Und doch fremdeln die Dänen wohl ein bisschen mit ihm: Einen Namen hat er jedenfalls noch nicht…
Epos
Nach 14 und 7 folgt 28: Nach den beiden Kompaktmodellen Epos ES-14N und ES-7N hat Karl-Heinz Fink die Kleinfamilie seiner Epos-Lautsprecher um die Standbox ES-28N erweitert – im Vorfeld hatten wir schon einen kleinen Bericht dazu verfasst. Und rechtzeitig zur HIGH END wurde auch der Preis der Standbox festgezogen: 8.000 Euro sind vor dem Hintergrund des Gebotenen tatsächlich sehr fair.
Fink, der weltweit zu den renommiertesten Lautsprecher-Entwicklern gehört, hat mit seinen Epos-Lautsprechern einen erfreulichen Weg eingeschlagen: Wissend, dass in meisten Wohnräumen eigentlich zu wenig Platz ist, achtet der Essener stets auf einen sehr präzisen, Bass – eben damit es nicht dröhnt. Diese Idee ist auch der 28N anzuhören: Die hohe Natürlichkeit im gesamtem Mittelhochtonbereich (die bei Fink-Konstrukten quasi fest eingebaut ist) wird bei der ES-28N durch einen enorm schnellen, sauberen und “federnden” Bass ergänzt. Hier freue ich mich schon sehr auf den Test. Denn für 8.000 Euro gibt es hier einen Menge Klang…
Gauder
Vor knapp einem Jahr ließ Roland Gauder durchblicken, dass er an einem 1 Million-Dollar-Lautsprecher arbeite. Diese Schallmauer hat der promovierte Physiker dann aber doch nicht reißen wollen: Das auf der HIGH END 2024 vorgestellte Flaggschiff namens DARC 750 kommt auf “nur” 600.000 Euro. Neben der einzigartigen Aluminiumrippen-Struktur der DARC-Serie findet sich in der ambitionierten 4-Wege-Kombination auch noch der legendäre Diamant-Mitteltöner der Firma Accuton sowie – selten bei passiven Lautsprechern – ein aufwändiger Zeit-Versatz von Mittel- und Hochtönern. Das ist eine wichtige Voraussetzung, die von anderen Anbietern gern durch eine Schrägstellung der Lautsprecher erreicht wird.
Auf der Messe hatte die DARC 750 das Problem fast aller dieser mega-teuren Lautsprecher: Sie werden ihrem Anspruch nicht gerecht. Wie auch? Die Summe ist hoch und die Bedingungen in den Messehallen sind alles andere als gut. Gleichwohl konnte man einige Charakteristika des Flaggschiffs schon heraushören. Da war der Gauder-typische, sehr satte Bass – in diesem Fall aber mit enorm viel Schubkraft versehen. Und auch die Vorzüge des teuflisch guten (aber leider auch teuflisch teuren) Diamant-Mitteltöners waren bei fast jeder Musik durchzuhören.
Kii Audio
Mit der Kii Three rüttelte das kleine Unternehmen um das Entwickler-Genie Bruno-Putzeys spätestens 2015 den Markt so richtig auf: Ein vollaktiver Lautsprecher, klein, hübsch überragend gut klingend und für Wohnzimmer wie fürs Studio gleichermaßen geeignet. Doch fast zehn Jahre später wurde es mal wieder Zeit, nachzulegen – zumal sich auch der Preis der Kii Three allmählich auf 20.000 Euro hin bewegt.
Putzeys hat also nachgedacht und mit der Kii Seven einen etwas kleineren Lautsprecher entworfen, der aber von der Performance her der “Three” kaum nachsteht – obwohl die kleine Seven mit 7.600 Euro erfreulich viel günstiger ist. Möglich wurde das nicht etwa durch Einsparungen an der Technik, sondern vor allem durch einen cleveren und daher günstigeren Aufbau. Auf der HIGH END 2024 konnte ich den Vergleich zur großen Kii Three leider nicht durchführen. Was ich aber gehört habe, war beeindruckend: In einem (eigentlich viel zu großen) Raum der gegenüber der Messe gelegenen Motorworld München fehlte nur ganz wenig. Zu einem erfreulichen satten und stabilen Bass gesellte sich der bei Kii Audio der gewohnt feinseidige Mittelhochtonbereich und die bekannt großzügige Raumabbildung. In großen Räumen dürfte der Maximalpegel nicht ausreichen, für kleinere Räume aber ist die “Seven” wie gemalt…
Linkwitz
Ebenfalls in einem Raum der Motorworld hatte sich Linkwitz Lab einquartiert. Die Nachfolger des legendären deutschen Entwicklers Siegfried Linkwitz, der nicht nur einem bestimmten Frequenzweichen-Typus seinen Namen gab, sondern permanent forschte und seine Ergebnisse auf seiner Plattform veröffentlichte und diskutierte, war ein großer Verfechter von Dipol-Systemen. Und Frank Brenner, der das Linkwitz-Erbe weiterführt, forscht ebenfalls an “offenen” Lautsprechern.
Auf der Messe spielte ein LX521-System, das weitgehend aus Panzerholz aufgebaut ist und tatsächlich mit einer frappierend holografischen Wiedergabe und immenser Dynamik aufwartete. Ich wollte eigentlich nur kurz rein- und wieder heraushuschen, bleib dann aber doch für längere Zeit sitzen – das System spielte wirklich fesselnd.
Linn
Die Zusammenstellung der großen Linn 360 Aktivbox (Preis: knapp 65.000 Euro) plus je drei Solo Klimax 800 Mono-Endstufen (von denen jede knapp 45.000 Euro kostet) war einer jener Auftritte auf der HIGH END 2024, die mich etwas ratlos zurückließen. Die Kette spielte ausgewogen und keineswegs schlecht, aber auch nicht wirklich gut, sondern ziemlich belanglos. Das können die Schotten, als auch ihre durchaus klangstarken Komponenten, besser.
Luxman…
…vervollständigte zur HIGH END seine exquisite Verstärker-Linie: Nach L-507X und L-509Z wurde nun auch der kleinste im Bunde, der 505, auf “Z”-Niveau gebracht. Wie schon die Tests von 507Z und 509Z zeigten, dürfte das Upgrade auf Z-Level noch einiges an Durchsichtigkeit bringen.
Ein Stückweit revolutionärer empfand ich allerdings den Auftritt der neuen Phonostufe E-07 und des neuen D/A-Wandlers DA-07X. Beide haben natürlich die allerneueste Technik des Hauses eingebaut, stecken aber auch in Gehäusen mit neuem Design.
Lyravox
Da hatten sie es am Ende doch noch geschafft. Im Vorfeld der Messe hatte ich viel Kontakt zu den sympathischen Hamburgern – unter anderem weil der Karlos Monolith gerade bei uns im Test war. Würde also der Mega-Lautsprecher “Karl der Große” fertig werden? Bis zum Schluss war man sich auch in Hamburg nicht sicher. Aber es klappte. Das pfiffig-dreiteilige (und etliche 100 Kilo schwere) Ungetüm aus Kunststein (sogenanntes K-Material) ist mit dem Besten aus dem Hause Accuton (darunter zwei Diamant-Hochtöner bestückt) und bezieht seine unglaubliche Souveränität aus 53 (!) Zentimeter-Bässen, die auf der Rückseite eingebaut sind.
Typisch Lyravox ist auch “Karl der Große” ein voll-aktives, DSP-entzerrtes System, das man perfekt auf Raum und Geschmack hineinstellen kann. Anders als bei seinen kleineren Geschwistern allerdings ist hier die gesamte Elektronik ausgelagert: Der geneigte Kunde muss also nicht die von Lyravox favorisierte neueste Generation Pascal-Endstufen nutzen, sondern kann auf Wunsch auch hochwertige Fremdkraftwerke verwenden.
Normalerweise funktionieren so große Systeme erst nach vielen Tagen des Einspielens – entsprechend zaghaft war die Rückmeldung der Lyravox-Leute auf die Frage an den ersten Messetagen, wie es denn klingen würde. Ich gab der Sache also bis zum letzten Messetag Zeit – und war echt verblüfft. Anders als bei anderen Mega-Systemen auf der Messe enttäuschte mich “Karl der Große” in keinster Weise. Was hier an Breitbandigkeit, innerer Dynamik, Präzision und müheloser Impulsivität zu hören war, ist in jedem Fall außergewöhnlich. Oder sagen wir mal so: “Karl der Große” kann sicherlich noch mehr, deutete auf der HIGH END aber schon ein gewaltiges Potenzial an. Lyravox hat mit ihm nicht nur wegen des Preises einen beeindruckenden Maßstab gesetzt. Dieser Lautsprecher wird nie seinen Weg zu LowBeats finden: zu groß, zu schwer, zu teuer… Aber um diesen Lautsprecher noch einmal zu erleben, pilgere ich gern nach Hamburg.
Magico
Bei den US-Amerikanern ist ja allein schon die Gestaltung des Messeraum mit Akustik-Elementen eine echte Show. Und wer sich auskennt, weiß, dass diese hübschen Diffusoren den Klang keineswegs verschlechtern… Magico-Chef Alan Wolf hatte zum 20. Firmen-Jubiläum eine neues S-Klasse Flaggschiff aufgelegt: die S5 2024. Man muss dazu sagen: Anders als bei einem schwäbischen Autobauer beschreibt die S-Klasse bei Magico die Einsteigermodelle. Trotzdem wiegt die S5 118 Kilo und kostet 80.000 Euro… Aber sie klingt halt auch echt super.
Auch die neue S5 klingt im Bass sehr habhaft und kraftvoll und im gesamten Mittelhochtonbereich wunderbar feinaufgelöst, räumlich und silbrig. Und als wollter der Vorführer dieser Künste mit feinen Gitarren-Obertönen unterstreichen, spielte er in der ganzen Zeit meiner Anwesenheit (über eine Viertelstunde) Dire Straights. Das klingt natürlich gut, ist aber doch wirklich oft genug gespielt worden…
Marten
Auch just zur HIGH END fertig gestellt wurde die Marten Coltrane Quintett. In ihr kommen viele neue und hochspannende Detaillösungen zum Einsatz. Ein kleiner Auszug: Diamant-Hochtöner, Beryllium-Mitteltöner, eine extrem aufwändig gemachte Schallwand und Entkopplungsfüße des Spezialisten IsoAcoustic. Und fasst man die Coltrane Quintett an, muss man den Schweden eine exzellente Verarbeitungsqualität attestieren.
Klanglich war ich sehr hin- und hergerissen: Einerseits spielte die Coltrane Quintett ungemein fein und detailreich, andererseits aber in dem großen Raum auch so dezent und wenig energisch, dass der Funke einfach nicht überspringen wollte. Naja: Messebedingungen halt.
MoFi
Das Konzept von MoFi (Mobile Fidelity) ist ja denkbar einfach: Man holt sich für jeden Bereich einen absoluten Experten. Für ihre Lautsprecherserie konnten sie den Koax-Spezialisten Andrew Jones (Früher KEF, TAD und Elac) gewinnen, der mit der SourcePoint 10 und der größeren SourcePoint 12 schon für mächtig Furore gesorgt hatte. Mehr Dynamik, Attacke und präzise Abbildung aus kompakten Gehäusen geht fast nicht. Nun hat Jones eine Standbox mit gleicher Attitude nachgelegt: Die Tripple8, die mit einem 8 Zoll Koax und zwei Bässen gleicher Größe ausgestattet ist.
Im Demoraum des Vertriebs (High Fidelity Studio Augsburg) waren ihre Wesenszüge (hohe Dynamik, klare Konturen, große Offenheit) sofort hörbar. Allerdings war sie Bass etwas holprig und dick. Aber das bringt eine Messe häufig mit sich und ändert nichts an der Einschätzung: ein äußerst interessanter Lautsprecher.
Bei Progressive Audio…
…erfüllte sich einer meiner Messe-Wünsche. Nämlich dass Progressive Audio Chef Ralf Koenen dieses Jahr das ganz große Besteck mal zu Hause lässt und stattdessen meine aktuelle Lieblingsbox aus dem PA-Programm, die Elise 3, mitbringt und spielt. Und genauso kam es. Allerdings kannte ich nur die passive Version, für die HIGH END bekam Koenen eine Aktiv-Variante der Elise 3 fertig.
Was Koenen mit der aktiven Elise 3 herzaubert, sollte so manchen Hersteller hochteurer Komponenten zum Nachdenken bringen. Die Genauigkeit und Plastizität ist außergewöhnlich. So facettenreich, so anspringend-klar und dreidimensional wünscht man sich die Klangbilder überall, aber man bekommt sie nur ganz selten. Diese Box ist ein Hammer und wir werden ihre Güte hoffentlich in einem baldigen Test verifizieren können.
Quad
Mein Lieblingsauftritt auf dieser HIGH END. Zum einen reanimierten die Briten ihre Elektrostaten neu: Mit der ESL 2912X, die hoffentlich ein Vorbote für weitere, dann womöglich kleinere Modelle ist. Die ESL 2912X kam quasi fabrikfrisch auf die Messe und klang dafür schon sehr geschmeidig und fein. Hier hätte ich Stunden sitzenbleiben können: Dieser erhabene Flachenstrahlerklang hat einfach was. Und außerdem hatte Quad LowBeats Autor Andreas Günther für etliche Vorführungen gewinnen können. Der Klassik-Spezialist hatte wunderbare Pretiziosen mit dabei…
Fast noch schöner aber geriet diese Neu-Vorstellung: Mit der Vorstufe 33 und der Endstufe 303 (die übrigens mono-brückbar ist) besetzten die Briten mein Quad-affines Herz sofort. Beide Komponenten entstanden nicht irgendwo seelenlos an einem Computer in China, sondern unter den Händen von Rob Flain. Das ist der Mann, der sich seit über 25 Jahren in Groß-Britannien um die Klassik-Komponenten kümmert (beziehungsweise repariert) und diese Transistor-Ikonen besser kennt als jeder andere auf der Welt. Durch sein Mittun sollte der Klang von 33 und 303 also dem ursprünglichen Quad-Sound sehr nahekommen. Nur jetzt halt mit neuesten technischen Möglichkeiten.
Sonus faber…
…hatte mit tatkräftiger McIntosh Unterstützung den wohl beeindruckendsten Aufschlag der Messe. Und damit meine ich nicht den durchaus hörenswerten Auftritt auf der HIGH END selbst, sondern die Präsentation im Münchener Andaz Hotel – siehe Bilder in der Slideshow. Da nämlich hatten die Verantwortlichen einen Saal gemietet, der auch locker für 500 Besucher Platz geboten hätte.
Der Grund für eine solche Bühne waren die neuen Überflieger-Lautsprecher Suprema, die man wahlweise mit einem Subwoofer (Systempreis: 725.000 Euro) oder zwei Subwoofern (Systempreis: 800.000 Euro) erwerben kann. Die 4-Wege-Box hat dementsprechend einiges im Überfluss: jede Menge neu entwickelte Hightech-Treiber (sogar auf der Rückseite) genau so wie eine absolute Spitzen-Verarbeitung.
Doch auch diese Vorführung ließ den geneigten Zuhörer etwas ratlos zurück. Dabei klang es für einen Raum von diesen imposanten Abmessungen gar nicht schlecht – also durchaus detailreich, ausgewogen und mit einem durchzugstarken Bass. Aber es klang auch alles irgendwie ziemlich weit weg. Das ist nun einmal so bei einem Hörabstand von weit jenseits der fünf Meter. Das ist für HiFi-Systeme – und seien sie noch so potent – eben nicht leicht zu meistern.
Kleine Anekdote am Rande: Beim Aufbau mussten die McIntosh-Leute leidvoll erfahren, dass das Hotel für Vorführungen mit so kraftvollen Endstufen nicht vorbereitet war – da weigerten sich die Sicherungen. Erst der beherzte Einsatz vom Hauselektriker sorgte für stabilen Stromfluss.
Mindestens genauso interessant, weil absolut Mehrheits-verträglich, war dagegen die Präsentation der neuen Sonetto-II Serie auf der HIGH END. Preislich liegen die wirklich hübsch geratenen Oberklasse-Speaker zwischen 2.000 – 8.000 Euro. Und wenn ich es richtig gesehen habe, wurde auch bei Sonetto-II schon Treibertechnologie vom Über-Lautsprecher Suprema verwendet. Da freue ich mich schon sehr auf die ersten Testmuster…
TAD Labs
Eine Reference One zu hören ist so gut wie immer eine Show: Bei ihr trifft eine sensationell stabile Abbildung auf einen ebenso stabilen, stets durchhörbaren Tiefton. Das war auch auf der HIGH END nicht anders, wo die TAD-Leute die auf nur 25 Paar limitierte Reference One TX Limited (Preis: 198.000 Euro pro Paar) mitgebracht hatten. Aber auch der neue Vorverstärker C700 (69.000 Euro) war am Start. Der Rest der Kette bestand aus SACD-Spieler/DAC D700 (49.000 Euro) und den beiden Monos M700 (98.000 Euro Paar).
Das Ergebnis war gleichermaßen fulminant wie leichtfüßig. Ich unternahm mehrere Anläufe zum Hören, weil es meist proppevoll war. Aber der jederzeit souveräne Klang (wie auch die Abbildung) war auf verschiedenen Plätzen zu hören. Unter den Auftritten, die preislich jenseits der halben MIllion Euro lagen, war die TAD-Kette fraglos eine der besten.
Western Electric
Was für ein Name. Charles Whitener kaufte ihn Anfang der 2000er Jahre und hat seitdem eine hoch ambitionierte Röhrenfertigung „Made in USA“ hochgezogen. Zu den einzelnen Röhren verschiedenen Typs kommen jetzt auch noch – wie früher schon – ebenfalls ambitionierte Röhrenverstärker. Die HIGH END 2024 nutzte der Amerikaner zur Vorstellung seiner neuen Komponenten. Da ist zum einen der Vollverstärker 91E, der mit einer 300B pro Kanal fast 20 Watt erzeugen will. Sein Preis beim hiesigen Vertrieb (Audio Reference) liegt bei 20.000 Euro. Doch den gibt es schon eine Zeitlang. Nagelneu und noch nicht kalkuliert ist der Type 100, ein Monoblock mit einer riesigen, neuen Single-ended-Röhre, die auf unglaubliche 150 Watt kommen soll. Was der Type 100 kostet? Kopfschütteln. Aber das Pärchen Monos wird sicherlich teuer…
Unison Research
Ich war ja vor wenigen Wochen bei Unison zu Besuch und durfte die Messe-Neuheiten schon vorab bestaunen, war aber unter Androhung schlimmsten Sympathie-Entzugs zum Schweigen genötigt. Nun aber sind sie öffentlich. Es gibt eine extrem leckere Black Edition der drei “Einsteiger”-Röhren-Vollverstärker Simply Italy, Triode 25 und S6. Alle drei kommen mit einer hochwertig Schwarz-lackierten Holzfront, deutlich besseren Röhren und einer umfänglich verbesserten Schaltung daher. In Italien zeigte mir Entwicklungsleiter Alessio Fusaro sogar die Baupläne der drei Neuen. Meine Einschätzung: Das muss einfach besser klingen!
Der Preis der drei Black Editions waren noch nicht final festgezurrt, dürfte aber in etwa bei 3.200 Euro (Simply Italy BE), 4.300 Euro (Triode 25 BE) und 5.500 Euro für die S6 liegen.
Wilson Audio…
…ist nun einmal der größte Name im Lautsprecher-Highend. Seit nunmehr 50 Jahren sind die US-Amerikaner am Markt. Richtig erfolgreich aber wurde die Firma um David A. Wilson erst mit der legendären WATT/Puppy-Kombination aus dem Jahr 1986, die auch mich mein ganzes HiFi-Leben irgendwie begleitete – und sei es nur als sagenhafte Kombination, die man einfach mal gehört haben muss.
David A. Wilson ist leider schon vor einiger Zeit von uns gegangen und so war es an seinem Sohn Daryl, eine neue Watt/Puppy zum Jubiläum neu aufzulegen – mit all den Erkenntnissen und Ingredienzien, die Wilson heute ausmachen. Also Kunststeingehäuse, Frequenzweichenbauteile aus dem eigenen Haus und eigens für Wilson gefertigte Treiber vom Spezialisten Scan Speak. Auf der HIGH END war die neue WATT/Puppy leider noch nicht zu hören.
Die Kinos
Auf der HIGH END 2024 gab es zwei ambitionierte Kinos. In dem einen zeigte JVCKENWOOD seinen neuen Top-Projektor JVC DLA-NZ900 (25.990 Euro) in Aktion. Das Bild war erwartungsgemäß – auch wegen der Stewart Filmscreen StudioTech130 Leinwand – eine Wucht.
Doch auch der Mehrkanalton war in der Demokabine dank des kürzlich bei LowBeats getesteten Marantz Cinema 30 und B&W-Lautsprecherbestückung absolut respektabel.
Klanglich noch einmal richtig einen drauf legte allerdings das Heimkino bei Audio Reference, denn hier stand vor allem der Ton im Fokus. Perlisten hatte ein bewährtes Lautsprecher-Set mitgebracht, aber auch acht (!) neue Subwoofer. Und diese Woofer (vier vorn, vier hinten) wurden von Trinnovs neuem “Wave Forming”, eine aktive Raumakustik-Kompensation, perfekt in Szene gesetzt.
Aber auch auf der Elektronik-Seite stimmte alles. Beispielsweise trieb eine gewaltige Dagostino-Dreikanal-Endstufe die vorderen Kanäle. Das alles kam so gewaltig (Hosenbeine flattern), aber gleichzeitig auch so piksauber und knackig dynamisch, dass ambitionierte Bassfreunde um so ein System wohl nur schwerlich drumherumkommen. LowBeats Heimkino-Experte Raphael Vogt dazu: “Tolle Mischung aus Dynamik, Präzision und hoher Musikalität. Alles kam sehr unangestrengt. Ich fand das sensationell.”
Weitere Highlights der Messe
Aber natürlich gab es neben den vielen großen, prachtvolen Auftritten auch jede Menge kleinerer und größerer Glanzlichter und Highlights. Einige von ihnen haben wir hier in der Slidesshow zusammengefasst:
Best Sound Of The Show
Und kein Messebericht kommt ohne den “Best-Sound-Of-The Show” aus. Kandidaten gab es erneut jede Menge. Aber nach kurzer Abstimmung konnten wir uns auf drei Vorführungen einigen, die noch ein bisschen mehr herausragten:
Harbeth NLE
Zunächst die Harbeth NLE. Die Briten kennen sich natürlich mit kleinen Monitoren und Aktiv-Speakern bestens aus. Aber eine digitale Entzerrung mit Hilfe eines DSPs plus Digital-Endstufen ist bei den britischen Traditionalisten so etwas wie eine Palastrevolution. Doch wenn man dogmatische Scheuklappen ablegt, bleibt nur festzuhalten, dass die kleine NLE hervorragend klang: nämlich wunderbar ausgewogen, quirlig, sauber und sehr räumlich.
“Saugut” kommentierte Kollege Bernhard Rietschel die Performance des Zwergs, der für 3.500 Euro den Besitzer wechselt. Unter die Rubrik bezahlbares High End haben wir jedenfalls nichts Überzeugenderes erlebt.
Acapella Hyperion
Hörner können keine Geigen, weil sie prinzipbedingt zum Verfärben neigen – so die langläufige Meinung. Und wie zum Trotz spielte man auf der diesjährigen Hyperion-Vorführung stundenlang Geigenmusik. Die Acapella-Leute wussten natürlich genau, was sie taten. Die Hyperion hat enorme Qualitäten in Bezug auf Tiefgang und Impulsivität. Aber eben auch in Sachen Neutralität.
Schon voriges jahr war dieser Super-Lautsprecher in München zu hören gewesen, da habe ich es allerdings nicht geschafft. In diesem Jahr schon – und ich war echt geplättet. Denn der Lautsprecher klingt außergewöhnlich natürlich und genau. Geigen jedenfalls habe ich über einen HiFi-Lautsprecher in dieser Qualität noch nicht gehört…
Martion Aeonor
Geschichte wiederholt sich. Mitte der 1990er Jahre hatte Heiner B. Martion mit seinem Orgon auf der HIGH END (damals noch in Frankfurt) einen sensationellen Auftritt und wir Redakteure machten es uns zur Pflicht, das gewaltige 4-Wege Eckhorn intensiv anzuhören. Dynamisch gab es damals nur ganz wenig Vergleichbares und Ex-Kollege Joachim Pfeiffer feierte das Wunderwerk im Magazin Audiophile mit den wärmsten Worten. Das ist jetzt fast 30 Jahre her. Am vorletzten Tag der Messe traf ich Joachim Pfeiffer wieder. “Du musst unbedingt zu Heiner Martion”, drängte er mich. “Das ist besser als alles andere hier.” Er sollte Recht behalten.
Wie üblich hatte Martion sein Quartier in einem der Häuser gegenüber der Messe aufgeschlagen. Und er hatte sein Aeonor-System perfekt eingestellt. Zur Erklärung: Martion favorisiert schon lange aktive Lösungen und arbeitet gern mit Equalizer-Anpassungen. Das beherrscht er und auch die letzten Jahre klang es immer fesselnd beim Berliner. Doch mit der Aeonor hat sich Martion selbst übertroffen: Dieses 3-Wege Horn mit Mittelhochton-Koax klingt derart mühelos-anspringend, so echt und dynamisch-richtig, dazu so ausgewogen und mit einem so packenden Bass garniert, dass wir gar nicht anders können und diesem Auftritt ein kleines Krönchen verpassen…
Weitere Messeberichte von der HIGH END in München:
40 Jahre, aber jünger denn je: Messerückblick auf die HIGH END 2023
Endlich wieder Messe: Rückblick auf die HIGH END 2022
HIGH END 2019 – der LowBeats Messerückblick