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Perlisten Cover mit Logo
Den Namen Perlisten sollten HiFi-Freunde sich merken. Die neue Lautsprechermarke hat großes Potential, wie LowBeats in einem ersten Hörtest feststellen konnte. (Foto: Perlisten)

Perlisten Audio: Eine neue Lautsprechermarke feiert ihr Deutschland-Debut

Braucht die Welt wirklich noch eine neue Lautsprechermarke? Die Gründer von Perlisten Audio, Daniel Roemer und sein Partner Lars Johansen, meinen: Ja! Vergangene Woche feierte die Marke bei Audio Reference, die den Vertrieb der Lautsprecher hierzulande übernommen haben, ihre Deutschlandpremiere. LowBeats konnte sich vor Ort einen ersten Eindruck verschaffen.

Perlisten Audio stellt sich vor

Beantworten wir die offensichtlichste Frage zuerst: „Perlisten“ ist eine Zusammensetzung aus „Perceptional Listening“, was übersetzt sinngemäß „Aufmerksames Zuhören“ heißt. Ein griffiger Name ist schon mal die halbe Miete. Aber ohne echte Besonderheiten an den Produkten dürfte ein brandneuer High-End Lautsprecherhersteller dennoch einen schweren Stand haben – auch, wenn sich die angelsächsische Presse ob der offenkundigen Dynamikfähigkeiten der Perlisten-Speaker fast schon überschlägt.

In Hamburg konnte ich mich auf einer kleinen Presse-Präsentation – Corona-bedingt in nur sehr kleinem Rahmen abgehalten – ausgiebig mit Perlisten-CSO (Chief Strategy Officer) Lars Johansen unterhalten. Außerdem hatte ich Gelegenheit, ein großes Surround-Gedeck und ein reines Stereo-System mit Perlisten-Lautsprechern in den Räumen von AR zu hören.

Perlisten S-Serie Gruppe
Die Perlisten Lautsprecher der S-Serie. Hier noch ohne den Surround-Speaker. Die Abbildungen sind nicht maßstabsgerecht (Zusammenstellung: F. Borowski)

Die Strategie: Lautsprecher für Musikbegeisterte, Surroundfans und Studio-Profis anbieten – und alles unter eigener Kontrolle behalten

Der Marktstart von Perlisten fand 2021 in den USA, China und teilweise in Europa statt. Der Grund für diese Aufteilung ist der internationale Aufbau der Firma. Gründer Daniel Roemer sitzt in den USA, wo auch der Großteil der Entwicklung stattfindet, Lars Johansen ist Däne. Er hat sich seine Sporen als Vertriebsmann und in der Managementebene u.a. bei Marken wie JBL und zuletzt auch bei Miller & Kreisel verdient.

Lars Johansen 1
Lars Johansen ist CSO (Chief Strategy Officer) bei Perlisten Audio (Foto: F. Borowski)

Teile der Perlisten-Speaker kommen aus dem skandinavischen Raum, wie etwa der Hochtöner – mehr zur Technik weiter unten. In China haben die Macher von vornherein eine eigene Fertigung aufgebaut. Natürlich aus Kostengründen in dem Billiglohnland, aber unter eigener Regie und unter höchsten Qualitätsanforderungen, dank derer Perlisten stets zurecht behaupten kann, dass die gesamte Fertigung „In-House“ geschieht. Außer einigen zugelieferten Teilen (wie dem erwähnten Hochtöner) wird alles vor Ort gefertigt und montiert. Dazu gehören die Membranen, Antriebe, die Weiche, das Gehäuse, die CNC-gefrästen Schallwände, Standfüße und mehr.

Perlisten startet in Deutschland mit seiner S-Serie („S“ für „Statement“), die Stand-, Surround-, Center-, Monitor- und Bookshelf-Lautsprecher umfasst. Allesamt Passivlautsprecher. Zusätzlich gibt es mehrere aktive Subwoofer. Der teuerste Speaker, das Standmodell S7t („t“ für „Tower“), wird hierzulande knapp unter 20.000 Euro das Paar kosten. Alle anderen Modelle liegen preislich darunter.

Perlisten Mittel-Hochtöner
Zentrales Element aller Perlisten-Lautsprecher ist die aus drei Kalotten bestehende Mittel-Hochton-Einheit (Foto: Perlisten)

Die für Frühjahr 2022 avisierte R-Serie (Reference-Serie) soll einen Großteil der Performamce der S-Serie zu einem deutlich niedrigeren Kurs erbringen. Die Preise stehen noch nicht fest, werden aber vermutlich bei der Hälfte der S-Serie liegen.

Zu den Philosophien der Marke gehört, dass bei den Entwicklungen sorgfältige Messungen auf einer Stufe mit Hörtests stehen. Beides muss passen. Dazu will Perlisten Transparenz mit seinen Messwerten walten lassen. 

Eine kleine strategische Meisterleistung ist, dass es Perlisten gelungen ist, für seine komplette erste Lautsprecherserie eine THX-Lizenzierung (Dominus-Level) zu erhalten. Für ein brandneues Unternehmen ist das kein leichtes Unterfangen.

Die technischen Besonderheiten der Perlisten-Lautsprecher

Um ein klein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen: Absolut revolutionäre Technik sucht man in den Perlisten-Lautsprechern vergeblich. Also keine wundersamen Treibertechnologien oder exotische Gehäusematerialien. Die Ausführungen im Detail machen den Unterschied.

Die wohl größte Besonderheit stellt die zentrale und zum Patent angemeldete Mittel-/Hochton-Treibereinheit aller Perlisten-Lautsprecher dar. Die sieht zunächst aus, wie ein herkömmlicher Metall-Kalottenhochtöner, der in einer hornartigen Vertiefung sitzt und oben und unten von zwei weiteren Hochtönern flankiert wird. Die beiden Zusatztreiber sind aber keine Hochtöner, sondern Seiden-Kalotten-Mittel/Hochtöner. Die Übergangsfrequenz für die Mitteltöner/Hochtöner liegt bei 1.100 Hz und alle drei Treiber arbeiten zusammen bis 4.000 Hz. Danach übernimmt der Beryllium-Hochtöner den Rest.

Perlisten Mittel-Hochtöner 2
Noch ein Blick auf die zum Patent angemeldete Mittel-/Hochtoneinheit. Im Zentrum sitzt eine Beryllium-Kalotte (Foto: Perlisten)

Die hornartige Vertiefung und das enge Arrangement der drei Treiber in der speziell geformten Schallführung sorgt für eine gezielte Abstrahlung mit geringen Boden/Deckenreflexionen und größerer Abstrahlbreite in der Horizontalen. Einen Großteil der Mitten auf diese Weise über Kalotten abzustrahlen, ist außerdem deswegen von Vorteil, weil Kalotten im Vergleich zu herkömmlichen Konus-Chassis erheblich leichter und „schneller“ sind.

Die Trennung der Wege erfolgt mit sehr flacher Flanke. Das heißt, die Frequenzbereiche der einzelnen Wandler überlappen sich stark – was nicht ganz einfach zu beherrschen ist, aber bei korrekter Umsetzung für ein besonders harmonisches Zusammenspiel der unterschiedlichen Chassis mit geringen Phasendrehungen sorgt.

Lars Johansen sagt dazu: Das Weichendesign und dessen genaue Merkmale sind ein ganz besonderer Teil unserer Technologie und eine Abkehr von vielen traditionellen High-End-Lautsprechern. Sehr geheimnisvoll – und auf jeden Fall Gegenstand näherer Betrachtung in einem für später geplanten Test.

Die Konus-Membranen der Tieftöner bestehen aus einer Carbonfaser-Composit-Mischung, wie sie in ähnlicher Form auch im Rennsport und der Luft- und Raumfahrttechnik genutzt wird. Hohe Steifigkeit und geringe Eigenresonanzen sind das Ziel.

Perlisten bei AR Stereo 4
Die Membranen der Tieftöner bestehen aus einem sehr steifen Carbon-Composit. (Foto: F. Borowski)

Der erste Höreindruck überzeugt

Die erste Demonstration fand im Cinema-Raum von Audio Reference statt. Die Kette bestand aus zwei Perlisten S7t Standlautsprechern, einem S7c Center, zwei seitlichen S4s Surrounds und zwei weiteren S4s als Rear Speaker. Um den Tiefton kümmerten sich zwei voluminöse D212s Subwoofer mit doppelten 12-Zoll-Treibern in Push-Pull-Konfiguration. Als Quelle kam ein Krell Foundation 4K Surroundprozessor zum Einsatz, die Leistung lieferten vorne eine Endstufe von Dan D’Agostino und für die Rears nicht minder potente Großkaliber von Krell.

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Perlisten bei AR Surround 1
Perlisten Surround-Vorführung im Audio Reference Kinoraum. Ein 7.2-Setup der THX-Dominus-Klasse (Foto: F. Borowski)
Lars Johansen 3
Johansen erläutert die technischen Besonderheiten der Perlisten-Lautsprecher (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Surround 2
Die Perlisten Lautsprecher werden standardmäßig in Hi-Gloss Schwarz (hier mit Spiegelung von der Leinwand) oder Weiß geliefert, sie sind aber auch mit Echtholzfurnieren erhältlich (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Surround 5
Der Surroundspeaker R4s (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Surround 6
Hier noch mal in einem etwas anderen Winkel. Die CNC-gefräste Schallwand ist übrigens satte 6 cm stark (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Surround 4
Der Subwoofer S212s verfügt über ein Touch-Display an der Oberseite und ist App-gesteuert (Foto: F. Borowski)
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Die THX-zertifizierten Perlisten-Speaker ließen keinen Zweifel, dass mit Ihnen ein Heimkino der absoluten Referenzklasse möglich ist. Auch wenn wir nicht mit allerhöchsten Pegeln hörten, zeigten vor allem die Subwoofer, welche Energien sie freizusetzen vermögen, ohne dabei je angestrengt oder unpräzise zu klingen. Die Lautsprecher selbst überzeugten mit einer sehr offenen transparenten Spielweise mit natürlichen Klangfarben und in der Surround-Kombination mit einer herrlich umhüllenden Klangsphäre.

Die rein zweikanalige Wiedergabe ist (nicht nur für mich als Stereo-Purist) aber die aussagekräftigere Form der Wiedergabe, um Lautsprecher beurteilen und einordnen zu können. Eine solche Gelegenheit ergab sich gleich im Anschluss in einem kleineren Hörraum mit ebenfalls einem Paar s7t. (Der auf den Bildern zu sehende Subwoofer D15s lief nicht mit.) Als Quelle diente hier Musik via Roon und Tidal, verstärkt von einem Dan D’Agostino Progression Vollverstärker.

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Perlisten bei AR Stereo 1
Das Stereo-Gedeck mit den Perlisten S7t. Der Subwoofer war für diese Vorführung nicht aktiv (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Stereo 3
Die Stereo-Vorführung erfolgte mit einem Krell Progression Vollverstärker (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Stereo 5
Auch das Anschlussterminal ist sehr hochwertig gemacht (Foto: F. Borowski)
Lars Johansen 2
Lars Johansen lässig auf die S7t gelehnt (Foto: F. Borowski)
Perlisten bei AR Stereo 7
Das ist der Perlisten Monitor S5m (Foto: F. Borowski)
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Die schon in der Surround-Vorstellung festgestellte Transparenz der Lautsprecher offenbarte sich hier noch viel eindrücklicher. Die innovative Mittel-/Hochtoneinheit von Perlisten zauberte ein kristallklares und perfekt fokussiertes Bühnenbild vor die Zuhörer. Höhen wirkten dabei niemals zu hart oder aufdringlich, die Mitten konnten mit einer enormen „Schnelle“ und Leichtigkeit beeindrucken.

Der Bassbereich der Standlautsprecher stand dem nicht nach. Die S7t zeichnen sich durch einen staubtrockenen, knackigen und auch recht tiefreichenden Tiefton aus, der natürliche Instrumente wie Trommeln sehr lebensecht wirken ließ und elektronische Basseffekte mit höchster Akkuratesse in den kleinen Hörraum zauberte. Für meinen Geschmack hing die Darstellung etwas zu tief im Raum, so als spielte sich auf der Bühne alles im Liegen ab. Aber das lässt sich mit einer Korrektur der standardmäßig nur leicht nach hinten geneigten Schallwand über die Lautsprecherfüße justieren.

Perlisten Spikes
Die massiven Lautsprecherfüße mit justierbaren Spikes für die Neigungseinstellung (Foto: Perlisten)

Einschätzung: Großes Potenzial und ein Name, den man sich merken darf

Perlisten hat mit seinen Debüt-Modellen Lautsprecher vorgestellt, die so gar nicht wie ein Erstlingswerk wirken. Eine in allen Details sehr professionelle Konstruktion und hervorragende Verarbeitung ohne irgendwelche offensichtlich erkennbaren Fehler einer Frühserie zeigen, dass die Macher hinter der Marke keine Greenhorns sind.

Die sehr saubere, frische und anspringende Spielweise mit enorm hoher Auflösung empfehlen die Perlisten-Lautsprecher definitiv auch für den Einsatz im Studiobereich. Anspruchsvolle Heimkino-Enthusiasten können sich auf die Expertise der THX-Zertifizierung verlassen, die nicht leichtfertig vergeben wird. Schon gar nicht in der Dominus-Klasse und an einen Newcomer. Und Stereofans dürften von der sehr plastischen und dreidimensionalen Bühnenabbildung wie auch dem exakten und kräftigen Bassbereich begeistert sein. Eine Hörprobe lohnt sich unbedingt.

Ob das alles ausreicht, um die Marke Perlisten im Umfeld der etablierten Anbieter zu einer festen Instanz zu machen, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls alle gegeben.

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.