Im Zuge des Pressetermins zur Neuvorstellung der Marke Perlisten bei Audio Reference gab es noch ein weiteres Highlight zu bestaunen: Das erste Paar der neuen Ultra-High-End-Lautsprecher Wilson Audio Alexx V in Deutschland stand für einen Hör-Check bereit. LowBeats hat genau hingesehen und hingehört.
Die neue Wilson Audio Alexx V ist tatsächlich nur das drittgrößte Modell im Sortiment des US-Lautsprecherherstellers mit dem illustren Namen. Darüber rangieren noch die Chronosonic XVX (ab 400.000 Euro) und das Topmodell WAMM MC (ab 950.000 Euro). Dennoch kann die Alexx V mit ihrem Listenpreis ab knapp 171.200 Euro (je nach Lackierung, aktualisierter Preis, Stand 08-2022) sicherlich auch problemlos als Ultra-High-End eingestuft werden. Der technische und materielle Aufwand, der in diesen Lautsprechern steckt, ist schlicht beeindruckend.
Audio Reference stellte das erste Paar in Deutschland einer (Corona-bedingt) kleinen Gruppe von Pressevertretern in seinem gerade komplett umgebauten Haupt-Hörraum in der Audio-Reference-Zentrale in Hamburg vor. Mit kleinen Einschränkungen mussten wir dabei noch leben. So wurde der Hörraum zwar aufwändig mit den ebenfalls bei AR im Vertrieb befindlichen Raumakustikelementen von Vicoustic optimiert. Allerdings fehlten noch einige klangentscheidende Details in Form von Bassabsorbern. Grund: Die weltweit gestörten Lieferketten.
Wilson Audio Alexx V: ein Augenschmaus als Vorspeise
Bevor wir uns zur ersten Hörprobe auf dem komfortablen Sofa vor der Wiedergabekette niederließen, wollten wir die fast mannshohen Lautsprecher natürlich erst mal optisch inspizieren. Diese waren, wie auf den Bildern unschwer zu erkennen, in einem satten Orange-Ton namens „Bergamot Pearl“ lackiert. Die brandneuen Lautsprecher waren zum Schutz der Oberfläche noch rundum in Folie eingewickelt, die erst beim Händler abgepult werden soll. Verständlich.
Eines der hervorstechendsten Merkmale ist die neue seitliche Halterung der drei separaten Mittel-Hochton-Module. Diese „Gantry“ genannte Konstruktion ist erstmals in der Alexx skelettiert, wie in den beiden Topmodellen Chronosonic XVX und WAMM MC. Zuvor war diese Konstruktion eine geschlossene Fläche, wie auf dem folgenden Bild zu sehen.
Diese Form soll nicht nur steifer und resonanzärmer sein, sondern auch akustische Druckspitzen innerhalb der Konstruktion vermeiden. Die Teile werden aufwändig per Hand bearbeitet und lackiert, wie in dem Video auf der Produktseite zu sehen ist.
Der ganze Aufbau dient, wie schon bei den vorherigen Modellen, zur exakten individuellen Ausrichtung der drei Module für Mittel- und Hochtöner. Das ist eines der Kernelemente der Wilson-Philosophie, um ein absolut perfektes Timing am Hörplatz zu erzielen, und findet sich in einfacherer Form auch in den günstigeren Wilson-Modellen, bis hinab zur Sasha DAW. Die Kompaktlautsprecher TuneTot und die kleinen Standlautsprecher Sabrina X und Yvette verzichten auf eine derartige mechanische Feinausrichtung und müssen sich mit einer passenden Anwinkelung der Gehäusefront über die Justage der Spikes begnügen.
Der Blick hinter die Mittel-Hochtoneinheit der Alexx V offenbart weitere technische Detaillösungen Wilson-typischer Manier. Hier findet sich nicht nur das Anschlussfeld zur Verkabelung der einzelnen Lautsprechermodule, sondern auch die mechanischen Justage-Möglichkeiten für Winkel und Abstandseinstellungen. Zur besseren Erkennung – und weil’s auch ein schönes Ambiente gibt – sind in einer der Traversen LEDs eingebaut. Dimm- und abschaltbar natürlich.
Im Bassmodul darunter findet sich an der Rückseite noch eine Plexiglas-Abdeckung. Dahinter sind Präzision-Widerstände zugänglich, über die bei Bedarf eine feine Frequenzanpassung der Mittel-/Hochtöner vorgenommen werden kann.
Die Alexx V sind, wie ihrer größeren Geschwister, standardmäßig mit dem „Wilson Audio Acoustic Diode“ Spike-System ausgestattet. Das kann optional auch für die kleineren Modelle der Wilson-Range geordert werden.
Insgesamt gibt es zum Vorgänger elf Hauptunterschiede bei der neuen Alexx V. Kurz zusammengefasst sind das: Die skelettierte Gantry, der für die XVX entwickelte 7″ AlNiCo QuadraMag, neue AudioCapX-WA-Kondensatoren, die Convergent Synergy Carbon (CSC) Hochtonkammer, neues Kabelmanagement, verbesserte Anpassungsfähigkeit an eine größere Spanne unterschiedlicher Hörräume, X-Material beim gesamten Gehäuse mit strategischer Verstärkung durch V-Material, das zuvor erwähnte Spike-System, neue, selbst gefertigte Polklemmen (erstmals in Sasha DAW eingesetzt), umfassende Änderungen an der Frequenzweiche und verbesserte Kontaktpunkte an diversen Stellen.
Wilson Audio Alexx V – Der erste Höreindruck
Natürlich betreibt man solche Lautsprecher nicht mit irgendeinem Verstärker. Für die Hörprobe waren die Alexx V mit keinen geringeren als den Dan D’Agostino Monoblöcken der Momentum-Serie verbunden. Die wiederum wurden gefüttert von digitaler Kost via Roon, einem VPI Plattenspieler und einer VTL Röhrenvorstufe, allesamt positioniert auf einem irre aufwendigen und schönen Rack von Bassocontinuo. Alle Marken hat Audio Reference hierzulande unter seinen Vertriebs-Fittichen.
Die Alexx V sind vom ersten Ton an als echte Wilson-Audio-Geschöpfe erkennbar. Nicht, dass sie einen besonderen „Eigenklang“ hätten. Das wäre natürlich fatal und bei den extremst resonanzarmen Gehäusen auch eher unwahrscheinlich. Nein, Wilson-Lautsprecher zeichnen sich durch eine ganz besondere Feinheit in allen Frequenzlagen, besonders aber im gehörkritischen Mitteltonbereich aus.
Die Darstellung wirkt stets außerordentlich plausibel und … echt. Stimmen und Instrumente haben dabei eine natürliche Wärme und Körperhaftigkeit, stehen völlig losgelöst von den Gehäusen im Raum. Insbesondere natürlich am Sweet-Spot, auf den die Alexx V von Spezialistenhand exakt ausgerichtet werden. Aber auch abseits davon ist stets diese besondere Klarheit der Wilsons präsent.
Auffällig und ebenfalls Wilson-typisch war aber, dass diese physisch wirklich mächtigen Speaker mit ihren knapp 27 und 32 cm Bässen pro Box in keiner Weise basslastig oder „aufgepumpt“ klingen. Selbst diese Riesen sind eine Offenbarung an Basspräzision und Authentizität, mit einer Präzision, wie man sie sonst nur von feinsten Zwei-Wege-Kompaktlautsprechern kennt. Hier aber ergänzt um die unnachahmliche Autorität, die solch große Lautsprecher vermitteln können. Mit entsprechender Endstufenleistung und Pegel können die Alexx V sicherlich mühelos die Wände zum Wackeln bringen – wenn das denn gewünscht ist.
Fazit
Es war nur ein vergleichsweise kurzes, aber umso eindrücklicheres Vergnügen, diesen Superlautsprechern lauschen zu dürfen. Wenn es klappt, werde ich in bei einem späteren Besuch in Hamburg noch mal ein Ohr reinwerfen, wenn der Hörraum akustisch komplett optimiert ist. Und dann auch mal mit etwas weiter aufgedrehtem Gashahn.
Nach der Absage der Norddeutschen HiFi-Tage 2022 gibt es leider eine Gelegenheit weniger, sich die Wilson Audio Alexx V einmal selbst zu Gemüte zu führen. Bei welchem Händler unter entsprechend ruhigeren Bedingungen sich die Möglichkeit dazu ergibt, verrät Ihnen Audio Reference sicherlich gerne.
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