Bereits vor der ersten Lieferung in den Handel erhielt LowBeats die Gelegenheit, JVCs renovierte Projektor-Serie in Augenschein zu nehmen und sich vorab mit dem kleinen Modell JVC DLA-X5500 zu beschäftigen.
Wie schon äußerlich erkennbar, beziehungsweise durch Mangel an Unterschieden leicht zu erraten, hat sich am eigentlichen Chassis sowie auch am Objektiv oder der Lampentechnik gegenüber der Vorgänger-Serie nichts verändert. Die Unterschiede liegen wie so oft im Detail.
Laut Datenblatt bietet der JVC DLA-X5500 im Vergleich zum JVC DLA-X5000, seinem direkten Vorläufer, ein wenig mehr Kontrast und 100 Lumen mehr Lichtleistung. Aber das ist wohl eher theoretischer Natur und auch fast unerheblich, denn die X-Serie der Japaner gehört ohnehin zum Hellsten und Kontrastreichsten, was die Branche zu bieten hat. Was an sich schon eine Kunst ist, denn diese beiden Parameter schließen sich eigentlich aus.
Tatsächlich liegen die Fortschritte primär in der Überarbeitung von Bedienung und Signalführung. HDR (High Dynamik Range) war bei der ausgelaufenen Produktgeneration noch eher provisorisch eingebunden. Der in der Regel damit verknüpfte größere Farbraum (BT.2020) wurde nachträglich per Update eingeführt.
Beim JVC DLA-X5500 ist nun das gesamte Themenspektrum um Auflösungen und Videostandards nahtlos in die Bedienungsführung implementiert, was sich schon auf der neu gestalteten Fernbedienung und auch im Menü zeigt: Es gibt nun direkte Tasten für HDR mit erweitertem Farbraum; der Projektor schaltet bei erkanntem HDR-Signal von selbst auf diesen Modus um.
Der basiert nun auch nicht mehr auf “krummen” Voreinstellungen, sondern liefert bereits in Neutralstellung ein normgerechtes Bild mit einem Clipping ab 2.000 Nit. Das ist etwas großzügig, doch mit ein paar Klicks am Kontrastregler lässt es sich auf jene 1.000 Nit reduzieren, auf die die meisten Ultra-HD Blu-rays gemastert sind. Auf diese Weise gewinnt man spürbar an Helligkeit.
Endlich haben die Ingenieure auch die Umschaltung für 3D-Einstellungen automatisiert. Wenn man, beispielsweise im Modus “Natürlich”, ein 3D-Signal zuführt, bekommt man ein zweites Set an Voreinstellungen geliefert, das sich separat kalibrieren lässt. Bislang musste man auch für diesen Fall manuell einen anderen Speicher wählen. Apropos 3D.
Hier ist in Sachen Funksender zum Anstecken und Standard-Funk-Brille alles beim Alten geblieben. Die Verwendung des universellen RF-Standards erlaubt auch die Verwendung anderer Brillen als der originalen von JVC, die zwar gut sind, aber vergleichsweise klobig. Auch bieten sie nicht das größte Gesichtsfeld. Schade, dass 3D außer bei Blu-ray als Nische gerade ausstirbt.
Denn 3D macht der JVC-Projektor ja dank aktiver Geisterbild-Unterdrückung besonders gut und plastisch und es wäre zu wünschen, dass hier noch ein paar Jahre Futter geliefert wird.
Die komplett elektrisch fernbedienbaren Objektive, die JVC in der X-Serie schon seit einigen Generationen einsetzt, sind sehr gut – diese Erkenntnis ist nicht neu. Dass sie sich seit einiger Zeit mehrere Positionen merken und wiederfinden können – Stichwort: Lens-Memory – ebenfalls nicht. Nun aber haben die Entwickler das alles mit den restlichen optischen Justagen (Beispiel: Konvergenzkorrektur oder Scaler-Einstellungen) zusammengefasst.
Die zehn vorhandenen Speicherbänke sollten reichen. Sie lassen sich frei benennen und die ersten drei direkt mit Tasten auf der Fernbedienung aufrufen – Mode 1 bis Mode 3. Damit lässt sich ohne Gefummel alles für eine CinemaScope-Leinwand mit je einem einzigen Tastendruck aufrufen. Endlich.
Schnelle Reaktion und fließende Bewegung
Eine bekannte lästige Eigenschaft aller JVC-Projektoren ist die lange Wartezeit, bis sich nach einem Signalwechsel wieder ein Bild aufbaut. Dabei ist das kein träger HDMI-Handshake – wie gerne immer wieder behauptet wird. Der nämlich funktioniert vorschriftsmäßig flott. Es liegt an einer Schwarz-Taktung des Bildes, das wohl sonst zunächst unsynchronisiert und daher chaotisch zu sehen wäre.
Warum dieser Prozess so lange dauert, darüber schweigt sich JVC seit jeher aus. Die neue Serie soll hier nun schneller schalten, tut sie aber de facto nicht: Es braucht immer noch 10 bis 15 Sekunden, bis man etwa nach dem Diskmenü den Film zu sehen beginnt. Lästig.
Auch die Latenzzeit von deutlich über 100 Millisekunden ist für einige Anwender sehr lang – beispielsweise für Gamer. Für die kamen bislang JVC-Projektoren (wie diverse andere Marken….) nicht in Betracht, da sie eben spontan und verzögerungsfrei sehen müssen, wie das Spiel reagiert.
Der JVC DLA-X5500 und seine Geschwister bieten nun einen Extra-Modus für diesen Zweck. Hier umgeht das Signalmanagement alle nicht dringend benötigten Schritte wie den De-Interlacer oder die Trapezkorrektur und senkt dabei die Latenzzeit unter 40 Millisekunden. 40 Millisekunden sind subjektiv kaum noch wahrnehmbar und damit auch für Action-geladene Spiele absolut tauglich.
Ein gutes Fingerspitzengefühl bewies JVC bei der Dosierung der Parameter für die Zwischenbildberechnung (englisch: Frame-Interpolation), die hier “Clear Motion Drive” heißt.
Eigentlich mag ich das naturgegebene Ruckeln im Film lieber als den etwas artifiziellen Look, den diese Schaltung erzeugt. Aber in geringer Stufe verhält sie sich – was Artefakte angeht – sehr unauffällig. Insbesondere bei 3D, das durch das abwechselnde Abdunkeln je eines Auges bei Shutter-Technik ja ohnehin mehr ruckelt, schaute ich deshalb lieber “mit” als “ohne” Clear Motion Drive.
Die clevere Pixelvermehrung: Auch die eShift-Technik hat eine angenehme Reife entwickelt: Der JVC DLA-X5500 projiziert mittels opto-elektrischem Element hinter dem Objektiv plus cleverer Scalertechnik – trotz nativer Full-HD-Panels – ein echtes Ultra-HD-Bild mit acht Megapixeln. Nach verwirrenden Menüs früherer Serien zeigt sich die “Multiple Pixel Control” genannte Funktion nun nur noch mit drei Parametern von sinnvoller Voreinstellung sowie zwei Basismodi für native 4K-Signale und geringere Auflösungen.
Auf der Leinwand resultiert das in einem Bild, das praktisch keine sichtbare Rasterung mehr aufweist und daher sehr “analog” wirkt. In Sachen Schärfe und Detailabbildung hat diese Lösung gegenüber nativen 4K-Projektoren nur noch bei speziellen Testbildern Nachteile. Toll!
Der JVC DLA-X5500 zeigt beim subjektiven Test auf der Leinwand ein sprichwörtlich vertrautes Bild. Kein Wunder: Der optische Block und das Objektiv sind ja unverändert gegenüber den Vorgängern. Es bleibt derselbe ruhige, stimmige Eindruck und doch zeigt das Feintuning des Signalmanagements im Detail durchaus Wirkung.
Mit HDR-Signalen einer Ultra-HD Blu-ray (abgespielt vom Oppo BDP-203) legt er deutlich zu. Hier sieht man, dass die zweite Generation HDR-Projektoren eine korrekte und echte EOTF (Elektro Optical Transfer Funktion – Nachfolgetechnik zu Gamma) bietet.
Die neue Technik imponiert mit ihrem plastischen Tiefeneindruck und der erreichbaren Farbsättigung des vergrößerten Farbvolumens. Nur zu allzu groß darf das Bild dabei nicht werden: Trotz großer Lichtleistung ist das HDR-Bild naturgemäß vergleichsweise dunkel. Immerhin, JVC baut derzeit die einzigen Projektoren, die praktisch alle Auflösungen bis 4K mit allen Frequenzen bis 60Hz auch mit wenigstenss 10 Bit Quantisierung für uneingeschränkte HDR-Verarbeitung bieten.
Fazit JVC DLA-X5500: Wichtige Detailverbesserungen
Der JVC DLA-X5500 ist gegenüber seinem Vorgänger keine Revolution, aber ein erfolgreicher Evolutionsschritt. Die solide D-ILA-Technik mit knackigem und super-flexiblem Objektiv bietet jetzt ein besseres Signalmanagement, das nun automatisch zwischen 2D/3D und HDR umschalten kann. Die angenehm weiß beleuchtete Fernbedienung wurde vorteilhaft neu belegt.
Die eShift-Technik wurde überarbeitet und aufgeräumt. Alle optischen Parameter inklusive Lens-Memory lassen sich nun in direkt aufrufbaren Speichern verwalten – perfekt für CinemaScope-Fans. Ein Modus für verkürzte Signalwege erlaubt Action-Spielern endlich Projektionen mit Live-Feeling. Nur die Umschaltzeiten bleiben lästig lang und einige Werkseinstellungen sind ohne Kalibrierung suboptimal.
In Summe bietet JVC aber mit dem DLA-X5500 für deutlich unter 5.000 Euro einen Einstieg in ein Highend-Heimkinoerlebnis der Spitzenklasse, mit realistischen Farben, strahlenden Kontrasten und unauffälligem Betriebsgeräusch. Kein Mitbewerber zeigt die Sternenfelder in Star Wars so tief und knackig mit derart funkelnden Sternen wie diese D-ILA-Projektoren. Super.
JVC DLA-X5500 | 2017/02 |
Überragend |
Bewertungen:
BildPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Überdurchschnittlich hell & tiefes Schwarz |
| Scharfes, flexibles Objektiv mit Lensmemory |
| Sensationell plastische 3D-Wiedergabe |
| Sehr langsame HDMI-Synchronisation |
Vertrieb:
JVCKENWOOD Deutschland GmbH
Konrad-Adenauer-Allee 1-11
61118 Bad Vilbel
www.jvc.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
JVC DLA-X5500BE (schwarz): 4.499 Euro
JVC DLA-X5500WE (weiß): 4.499 Euro
JVC PK-AG3 (3D-Funksender): 99 Euro
JVC PK-EM2 (3D-Shutterbrille): 149 Euro
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