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Genelec 6040R Ambiente
Genelec versucht mit seiner 6040R (Preis: 6.950 Euro) hoch ambitionierte Studiotechnik ins Wohnzimmer zu bringen. Wir meinen: Versuch gelungen (Foto: Genelec)

Test Kompaktbox Genelec 6040R: Studiotechnik im Wohnzimmer-Design

Genelec ist nicht nur mehr für Tonschaffende ein Begriff. Seit vielen Jahren sind die aktiven Lautsprechermonitore der Finnen auch in der HiFi-Welt zuhause. Immer mehr Musikliebhaber schwören auf die Profitechnik. Nach dem Motto „wenn es mit Genelecs im Tonstudio abgemischt wurde, dann sollte es zuhause doch möglichst auch so klingen…“ Doch um es ins Wohnzimmer zu schaffen, sollten die Profi-Speaker natürlich auch dementsprechend aussehen. Die eigenwilligen Genelec 6040R sind da sicher ein Schritt in die richtige Richtung…

Ende des vorigen Jahrtausends meinte Genelec-Gründer Ilpo Martikainen, dass seine Lautsprecher-Kreationen nicht mehr kastenförmig sein müssten, sondern organische, ästhetischere Formen haben dürfen. 2001 brachte Genelec schließlich den 6040A auf den Markt, der erste Aktive der Finnen, der vom bekannten Designer Harri Koskinen die Form erhielt. Aluminium-Druckguss war das Material der Wahl, das zudem akustisch ideale Eigenschaften hat: Es ist äußerst stabil, kann in nahezu jedweder Form sowie dünnwandig hergestellt werden.

Genelec 6040R Designer
Designer Harri Koskinen und seine Formensprache, die seit über zwei Jahrzehnten Genelecs Schallwandler prägt. In der Neuauflage der 6040 mit dem Kürzel „R“ erkennt der Betrachter auf den ersten Blick bis auf den minimal kleineren „Kopf“ kaum Unterschiede. Die sind vor allem im Inneren versteckt (Foto: Genelec)

Das heißt durch die gerundeten Kanten entstehen weniger Reflexionen und die dünnen Wandungen erlauben maximales Nettovolumen bei gegebenen Außenabmessungen. Martikainen hatte eben anderes als nur Designaspekte im Sinn. Mit Aludruckguss konnte die Form der Funktion folgen. Insbesondere die konkav geformte Schallwand um den Hochtöner herum wurde Markenzeichen der finnischen Lautsprecher. Sie sorgt für weitestgehend konstantes Bündelungsmaß. „Directivity Control Waveguide“ (DCW) nennt Genelec dieses kleine, aber wichtige Konstruktionsdetail. Denn es zeichnet unter anderem dafür verantwortlich, dass das Verhältnis von direktem zu reflektiertem Schall größer ist und mithin die Raumakustik mit ihren Unwägbarkeiten mehr in den Hintergrund tritt. Nebenbei erhöht sich die Belastbarkeit des Hochtöners in seinem unteren Übertagungsbereich und das Waveguide passt die Abstrahlcharakteristik an die des Tiefmitteltöners an.

Die neu aufgelegte 6040 – nun mit dem Kürzel “R“ versehen – sieht der einstigen „A“-Version zum Verwechseln ähnlich. Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man kleine Unterschiede. Augenfälligster Unterschied ist der kleinere „Kopf“ – also das Lautsprechergehäuse an sich. Soweit die Äußerlichkeiten.

Genelec 6040R Ambiente
Das erste Modell der neuen Signature Serie: Genelec 6040 R (Foto: Genelec)

Genelec 6040R: das Konzept

Die Genelec 6040R sieht zwar aus wie eine Kompaktbox auf einem Ständer. Doch der gehört fest zum Konzept – hier sind alle Anschlüsse untergebracht Die Aktivboxen bieten intern einige Neuerungen. Technische Details die in den letzten 20 Jahren bei Genelec weiterentwickelt wurden. Als da wären zwei stattliche 150 Watt Class D Endstufen, für jedes Chassis eine und ein neuer, etwas kleinerer, aber potenterer Tiefmitteltöner. Auch die Digitalelektronik wurde auf den neuesten Stand gebracht und bekam zudem eine neue Funktion implementiert: Der „Genelec Loudspeaker Manager“ kurz GLM, ist eine DSP-basierte Mess- und Raumkorrektursoftware, die den Lautsprecher an seine jeweilige Hörumgebung anpasst.

Genelec 6040R
Das „Directivity Control Waveguide“ (DCW) ist inzwischen Genelecs Markenzeichen. Wie der Name sagt, kontrolliert das um den Hochtöner herum konkav geformte Gehäuse die Abstrahlcharakteristik und gleicht sie dem Tiefmitteltöner an (Foto: Genelec)

Auch Genelec weiß um den Missstand, dass jeder Hörraum anders „klingt“ und damit auch ein und derselbe Lautsprecher darin. Vor mehreren Jahren ersannen die Ingenieure daher GLM, der mit immer mehr Schallwandlern der Finnen kompatibel ist. Selbst im akustisch optimierten Tonstudio kommt GLM für den letzten Feinschliff zur Anwendung, um dem Toningenieur eine möglichst neutrale „Abhöre“ an die Hand zu geben. Nimmt man also die Studiomonitore mit nach Hause und entzerrt sie mit GLM so wie im Tonstudio, dann sollte der Musikliebhaber zumindest das hören, was der Toningenieur beim Abmischen gehört hat.

Nicht ganz. Denn für eine neutrale Übertragungsfunktion zum Hörplatz bedarf es im Studio sicherlich eine andere Entzerrung als zuhause. Und Entzerrungen sind immer nur die zweitbeste Lösung. Idealerweise wird zunächst der Hörraum akustisch „neutralisiert“. Das heißt, es werden Absorber und Diffusoren derart platziert, dass die Übertragungsfunktion vom Lautsprecher zum Hörplatz ausgewogen verläuft und mithin die Nachhallzeiten im gesamten Hörspektrum gut bis erträglich sind. Also vergleichbar mit dem Aufwand im Tonstudio. Erst dann klingen die Hörräume und damit der Lautsprecher in den Räumen gleich. Mit anderen Worten dürfte es also zuhause selten so klingen wie im Tonstudio, denn wer macht schon aus seinem Wohnzimmer ein Tonstudio. Kommen wir also zur zweitbesten Lösung, der Raumkorrektur.

Genelec 6040R Anschluss
Der Ständer gehört fest zum Konzept – in seinem Fuß sind alle Anschlüsse untergebracht (Foto: Genelec)

Alle Anschlüsse sowie die Elektronik sind im Lautsprecherfuß untergebracht. Neben der Stromversorgung, einem Einschalttaster, einem digitalen AES/EBU sowie einem symmetrischen Analogeingang, einem DigitalThru (Ausgang) sind zwei Netzwerkbuchsen vorhanden. Letztere kommen bei der Einmessung via GLM zum Einsatz. Sie garantieren die Kommunikation zwischen der GLM-Software und den beiden Lautsprechern. Einmal eingemessen können die Korrekturkurven in den Lautsprechern gespeichert werden.

Genelec 6040R Einstellung
Zwei „Mäuseklaviere“ erlauben vielfältige manuelle EQ-Funktionen, die Einstellung der Empfindlichkeit für die Einschaltautomatik, eine schaltbare Eingangsempfindlichkeit sowie das Abschalten der LED-Betriebsanzeige im Lautsprecherfuß. Ein zusätzlicher Pegelregler gewährleistet eine Feinjustierung der Lautsprecherpegel um etwa bei nichtsymmetrischer Aufstellung die korrekte Balance herzustellen (Foto: Genelec)

Praxis

Die 6040R kokettiert ein wenig mit „smartem“ Ansatz. Kann man also mit ein oder zwei direkt angeschlossenen Quellen mit der Wohnzimmer-Genelec eine komplette Anlage aufbauen? Mit kleinen Umwegen ja: Die 6040R bietet neben der analogen Ton-Zuspielung – etwa über eine Vorstufe mit Lautstärkeregelung – auch die Zuspielung der digitalen Tondaten über einen Digitaleingang. Möchte man hier die Lautstärke auf digitaler Ebene regeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Beispielsweise lässt sich die Lautstärke über die GLM-Software regeln. Möchte man den Rechner bzw. die Software aber nicht ständig in Betrieb haben, gibt es die Option eine drahtlose Fernbedienung (9101AM für 59 Euro) vom deutschen Genelec-Vertrieb zu kaufen. Dies erfordert den Anschluss des GLM-Adapters an eine Stromversorgung via USB bzw. an die Lautsprecher über Netzwerkkabel. Das ist noch nicht so richtig rund.

Bevor GLM zum Einsatz kommt gilt es sich zunächst der Aufstellung zu widmen. Da ich gerne bestmöglich in die Aufnahmen hinhöre tendiere ich meistens zu Nahfeldarrangements: Basisbreite der Lautsprecherplatzierung waren in diesem Fall zwei Meter, der Hörabstand zu den Lautsprechern zirka 1,9 Meter – beide Schallwandler wurden in Richtung Hörplatz gedreht. Als nächstes musste die Höhe der Sitzposition beziehungsweise die vertikale Neigung der Lautsprecher auf Ohrhöhe ausgerichtet werden. Dank verstellbarer Füße lassen sich die Genelecs in ihrer Hauptabstrahlachse (senkrecht zur Lautsprecherfront zwischen Hoch- und Tieftöner) gut einstellen.

Als Streamingquelle nutze ich den Roon Nucleus bzw. einen Tidal Account. Die digitalen Tondaten finden schließlich ihren Weg über einen Mutec MC3+USB zum Digitaleingang eines 6040R. Der zweite 6040R bekommt die Daten via digitaler Tonleitung zugespielt. Über die Dipschalter am Lautsprecherboden lassen sich zudem linker und rechter Kanal definieren.

Dann gilt es GLM einzubinden. Dazu werden die nötigen Netzwerkverbindungen zwischen den Lautsprechern und dem GLM-Adapter hergestellt, das Mikrofon am Hörplatz aufgestellt sowie das USB-Kabel vom Adapter mit einem Laptop verbunden – Mikrofon, Kabel und Adapter sind im GLM-Set enthalten.

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Wer nicht das optional erhältliche GLM-Kit (390 Euro) zur Einmessung verwendet, kann bei Bedarf auch manuell Einstellungen in der tonalen Balance vornehmen. Ob wandnah, in der Raumecke oder freistehend für jede Aufstellungsposition gibt es passende schaltbare Entzerrungen (Grafik: Genelec)

Die GLM-Software hatte ich vorher schon von der Genelec-Webseite heruntergeladen. Die Software erlaubt extrem viele Einflussmöglichkeiten, auf die ich hier nicht alle eingehe. Im Folgenden wird der Weg zur Einmessung der 6040R am Hörplatz beschrieben.

Genelec 6040R Abstrahlverhalten
Horizontale Abtstrahlcharakteristik: In der sogenannten Isobarendarstellung lässt sich sehr gut das Abstrahlverhalten ablesen.(Grafik: Genelec)

Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein möglichst kontantes oder zumindest mit der Frequenz konstant steigendes Bündelungsmaß für guten Klang verantwortlich zeichnet. Im Idealfall sollte die dunkelgrüne Fläche – also der Wínkelbereich in dem der Schalldruck um nicht mehr als drei Dezibel vom axial gemessenen Frequenzgang abweicht – als gerader „Schlauch“ von links nach rechts verlaufen. Das heißt, der Lautsprecher würde über den gesamten Frequenzbereich gleich stark bündeln respektive gleich breit abstrahlen.

Typischerweise erkennt man bei der Übernahmefrequenz von Tief- zu Hochtöner (hier bei ca. 2,8 kHz) einen Sprung in der Abstrahlcharakteristik. Diese kommt durch die zunehmende Bündelung des Tieftöners bis zum Übergabepunkt zustande, an dem dann der Hochtöner breit abstrahlt und wiederum mit zunehmender Frequenz leicht bündelt. (Messung: Genelec)

Nach Start der Software werden alle angeschlossenen Schallwandler – also auch etwaige GLM-fähige Subwoofer von Genelec – gefunden. Danach platziert man die Lautsprecher per Drag and Drop in einem virtuellen Raum und weist ihnen den linken und rechten Kanal zu. Nun kann man noch zwischen einer oder mehreren Messungen um den Hörplatz herum wählen. Wählt man letztere Option, dann fällt der Grad der Entzerrung aufgrund einer Mittelung der Messungen weniger extrem aus, was meistens zu bevorzugen ist.

Prinzipiell können dann die Messungen gestartet werden. Nach wenigen Sekunden erscheint ein Diagramm mit der gemessenen Übertragungsfunktion, der von der Software berechneten Korrekturkurve sowie die korrigierte Übertragungsfunktion. Nach Klicken auf „Confirm“ können die Korrekturen schließlich in den Lautsprechern abgespeichert werden, so dass man unabhängig von Rechner und der GLM-Software ist. Will man im ersten Hörcheck jedoch zwischen unkorrigiert und korrigiert umschalten, muss die Software aktiv sein. Stellt man dabei fest, dass es hier und da noch Handlungsbedarf gibt, kann man über den „Sound Charakter Profiler“ noch Feinschliff etwa mit Shelving Filtern betreiben.

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Genelec 6040R Einstellung2
Die automatische Einmessung der linken…
Genelec 6040R Einstellung1
…und rechten Box am Hörplatz mit GLM. Selbst in einem Hörraum mit ungünstig verteilten Raummoden (siehe rote Kurve unterhalb 150 Hertz) also nicht wirklich neutralem Bassbereich schafft die automatische Einmessung eine wohldosierte Korrektur (Messungen: M. Jansen)
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Bei der Korrektur werden überwiegend die Resonanzspitzen eingedämmt, Schalldrucksenken werden nicht ohne Grund nur leicht angehoben (siehe Korrekturkurve blau). Hintergrund: Die Senken im Bassbereich sind Schalldruckminima aufgrund der Position im Raum. Versucht man diese Minima aufzufüllen, dann bleibt der Schalldruck an dieser Position weitestgehend unverändert, aber an anderen Stellen im Raum würde man deutliche Pegelüberhöhungen messen und hören sowie die Chassis schnell überfordern.

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Genelec 6040R Frequenzgang2
So sieht eine Messung der linken und rechten 6040R ab Werk am Hörplatz aus. Ab 1,5 kHz sehr gute Linearität und beste Paargleichheit. Darunter aufstellungs- respektive raumbedingte Welligkeit. (Messung: M. Jansen)
Genelec 6040R Frequenzgang1
Mit in REW erzeugten EQ-Filtern, die sodann in Roon geladen werden ist eine tonal noch ausgewogenere Wiedergabe möglich. Im Wesentlichen wurden hier im Mittelton- und Bassbereich die Bergrücken leicht eingeebnet (Messung: M. Jansen)
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Für Fortgeschrittene und messtechnikaffine Benutzer: Diejenigen, die ihre Musik via Roon (z.B. mit Tidal Account) streamen, haben auch die Möglichkeit, eine Entzerrungskurve auf Basis von REW-Messungen zu generieren und als Convolution-Filter in Roon zu laden. Wer also Roon hat und Lautsprechermessungen mit REW machen kann und will, der findet hier eine große Spielwiese, um für seinen Geschmack passende Entzerrungskurven zu generieren.

Es bedarf jedoch einiges an Erfahrung. Und in welchem Umfang und an welcher Stelle entzerrt werden darf und sollte. Ein Tipp: Entzerren respektive reduzieren Sie anfänglich nur mal die gemessenen, auffälligen Pegelüberhöhungen der Raummoden (falls überhaupt vorhanden) um drei bis maximal sechs Dezibel. Damit sollte der Bassbereich hörbar entschlackt sein. Gemessene Pegelsenken zu korrigieren, sollte prinzipiell vermieden werden (siehe Bildzeile zur GLM-Messung).

Genelec 6040R Ambiente
In modernem Ambiente macht die 6040R eine gute Figur. Der kaum 13 Liter große Lautsprecher erreicht dank aktiver Entzerrung eine untere Grenzfrequenz von etwas über 40 Hz. Alle Achtung – erst recht, wenn man bedenkt, dass er auch in größeren Hörraumen unverzerrt hohe Hörpegel liefern kann (Foto: Genelec)

Der Hörtest

Nennen Sie mich technikverliebt – aber ich bin der festen Überzeugung, dass bei guten Randbedingungen (guter Raumakustik) ein Lautsprecher mit ausgewogener Übertragungsfunktion, gleichmäßigem Abstrahlverhalten und niedrigen Verzerrungen auch bei höheren Abhörpegeln besser klingt als ein Lautsprecher mit entgegengesetzten Eigenschaften. Wichtig hierbei: Es kommt auf die Summe der Qualitäten an – allein ein linearer Frequenzgang auf Achse ist noch kein Garant für guten Klang. Und der 6040R hat alle Qualitäten.

Interessant ist immer die Situation, wenn ich im Büro schreibe und nebenan im Hörraum Musik spielt. Schon hier ist erkennbar, ob es sich um gute oder weniger gute Lautsprecher handelt. Gute vermitteln mehr den Eindruck, dass nebenan wirklich eine Live-Darbietung stattfindet – und eben nicht eine Tonkonserven-Reproduktion.

Die 6040R sind gute Schallwandler. Gehe ich nun in den Hörraum und setze mich auf den Hörplatz, dann geht erst recht das Fenster auf: mit klarer Sicht auf jedes Instrument und die Gesangsinterpretin. Wie etwa bei Patricia Barber „Regular Pleasures“. Klasse, wie festgenagelt steht Patricia vor mir, der akustische Bass hat Schmalz und die Pauke macht ebenfalls ordentlich Druck. Die Beckenschläge und ebenso die Trompete haben Glanz. Noch besser geht´s mit dem „Calibrated“-Modus also mit der via GLM gemessenen Korrektur. Dass Fell der Pauke ist jetzt straffer gespannt, der Bass klingt nun differenzierter und das alles dank der Modenbereinigung. Hinzu kommt ein angemessenerer Grundtonbereich in Patricias Stimme. Gleichzeitig tritt sie einen Schritt nach vorne. In der Summe der Veränderungen klingt die Aufnahme – obwohl sowieso schon sehr real – nun noch authentischer.

Anderer Titel: Am Anfang von John Campbell mit „Down In The Hole“ ist lediglich ein E-Bass zu hören als sich der Raum dann öffnet und der Blues-Sänger vor einem steht. Klasse wie detailliert die 6040R auch feine Percussions klar und deutlich herausschält. Auch hier bringt der kalibrierte Modus einen hörbaren Erfolg. War der E-Bass anfänglich von den Raummoden geprägt und wirkte mithin leicht dröhnig, klang er modenbereinigt deutlich sauberer und differenzierter. Auch John Campbell tritt einen Schritt nach vorne und klingt noch klarer in der Artikulation. Zu ähnlichen Ergebnissen komme ich mit Bettye LaVette und „I Hold No Grudge“. Bässe sind präziser und die Interpretin klarer zu lokalisieren. Das Musikgeschehen wirkt einfach aufgeräumter – vielleicht mit etwas weniger Tiefe aber in der Breitenstafflung besser.

John Campbell "Howlin Mercy" Cover
Für den Hörtest unbedingt geeignet: John Campbells „Howlin Mercy“ (Cover: Amazon)

Auch bei Fink´s guter Live-Einspielung „Trouble´s What You´re In“ fächert sich die Bühne von der Boxenebene nach hinten und in die Breite sehr schon auf. Dazu kommt die unspektakuläre, nie nervige oder etwa aggressive Intonation. Sie ahnen es schon: Kalibriert geht das noch besser. Noch ein Härtetest: Fairfield Four`s „The Bones“ des Gospel Sänger Quartetts. Auch der Sprachgesang mit den extrem sonoren, unmittelbar eingefangenen Stimmen klingt fehlerfrei.

Also das soll nicht heißen, dass der Lautsprecher ohne automatische Einmessung wirklich schlechter klingt – was besser oder schlechter ist bleibt am Ende im Ermessen des Betrachters respektive Zuhörers. Es gibt auch Aufnahmen – meistens eher bassschwache Einspielungen, die mit Werkseinstellung besser tönen. Auch bleibt es Geschmackssache, ob R’n’B  mit ein wenig Modenschau mehr Spaß macht. So schieben Synthesizerläufe deutlich mehr an als mit modenreduzierter Wiedergabe.

Auch würde hier ein zusätzlicher Subwoofer für noch mehr Druck und Pegelreserven sorgen und zudem die unterste Oktave wiedergeben können. Doch wer keinen extra Bass stellen kann oder möchte, ist allein mit einem Pärchen 6040R in üblichen Wohnraumgrößen bestens bedient.

Fazit Genelec 6040R

Welcher Eindruck bleibt? Die 6040 in ihrer Neuauflage mit „R“ wie Revival ist ein Monitor im besten Wortsinn. Man hört damit nicht nur exzellent, sondern sieht regelrecht alle Facetten jeder Aufnahme. Immer aufgeräumt und ohne jegliche Anstrengung lässt sich mit den Schallwandlern auch über lange Hörsessions bestens Musik genießen.

Auch das Konzept überzeugt: Ein Internet-Anschluss, ein Streamer sowie ein Pärchen Genelec 6040R – minimalistischer geht es nicht und mehr braucht es auch nicht um beste Musikwiedergabequalität ins Wohnzimmer zu holen.

Die 6040R sind wohlgeformte Schallwandler, die Genelecs herausragende, aber zumeist nüchterne Studiotechnikoptik an das heimische Wohnzimmer adaptiert. Das ist klasse. Und der Preis durchaus noch angemessen

Genelec 6040R
2022/02
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Tonal sehr ausgewogen. Präzises, dreidimensionales Klangbild
Pegelfest mit gutem Tiefbasspotenzial
Praxisgerechte Ortsanpassungen möglich
Gute Raumkorrekturen via Einmessungen mit optionalem GLM-Set möglich

Vertrieb:
Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH
Pfaffenstraße 25
74078 Heilbronn / Deutschland
Telefon: +49 7131 2636 400

www.audiopro.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Genelec 6040R: 6.950 Euro

Die technischen Daten

Genelec 6040R
Technisches Konzept:Smarte Aktivbox mit fest installiertem Ständer
Leistung der Endstufe:2 x 150 Watt
empf. max. Raumgröße:25 Quadratmeter
Besonderheiten:Ortsfilter
Ein-/Ausgänge:
1 x XLR Analog, 1 x XLR AES/EBU / 1 x XLR AES/EBU
Farben:
Schwarz + Weiß + Grau
Abmessungen (H x B x T):99,9 x 23,7 x 22,0 cm
Gewicht:14,9 Kilo
Alle technischen Daten
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Autor: Michael Jansen

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Der begeisterte Oldtimer-Fan ist von Berufswegen Lautsprecher- und Messtechnik-Spezialist. Seine Beiträge fallen meist norddeutsch-trocken aus, haben aber technisch immer großen Tiefgang...