Von allen Seiten gut: Die German Physiks HRS 130 kombiniert zwei akustische Prinzipien, die so selten wie faszinierend sind, den Breitband-Lautsprecher sowie den 360°-Rundumstrahler, der den gesamten Hörraum mit einbezieht und so eine umfassende Räumlichkeit aufbaut.
Der Treiber, der das möglich macht, sieht aus wie eine kleine Schultüte hinter Gittern und hört auf den Namen DDD-Wandler. Je nach Einsatz läuft er von etwa 50 – 25.000 Hertz und ist der zentrale Baustein eines jeden German-Physiks-Lautsprechers.
Ich fand dieses Prinzip schon immer sehr überzeugend und auf seine Art klanglich höchst faszinierend – weshalb ich in den letzten Jahren viele DDD-Lautsprecher getestet habe: Emperor, PQS 302, PWS 100, Borderland, HRS 120, Unlimited.
Der akustische Auftritt eines German Physiks Lautsprechers ist etwas Besonderes. Zum einen, weil es Entwickler Harald Knoll immer schafft, seinen Entwürfen einen substanziell sauberen und kraftvollen Bass anzuerziehen und zum anderen, weil – dank DDD-Prinzip – der ganze Raum mit in das Klangbild einbezogen wird. Auch die Homogenität des eigenwilligen DDD-Wandlers ist außergewöhnlich hoch.
Wen wundert’s? Im gesamten hörrelevanten Bereich von 200 – 25.000 Hertz liegt kein klangverfälschendes Frequenzweichenbauteil im Signalweg. Und dennoch drückte immer eine leichte Membran-Resonanz im Bereich um 12 Kilohertz dem Klangbild des DDD ihren Stempel auf. Das wirkte zwar sehr lebendig, aber manchmal auch etwas artifiziell.
Bei den DDD-Wandlern der neuen Generation gehört diese Resonanzerscheinung der Vergangenheit an. Knoll hat eine zusätzliche Klebe-Bedämpfung im Inneren des Kegels aufgebracht. In unseren Hörraum-Messungen, die wir von der German Physiks HRS 130 gemacht haben, war von diesen Überhöhungen nichts mehr zu sehen.
Die neue HRS 130 ist der erste German-Physiks-Lautsprecher mit diesem nun sehr viel lineareren DDD. In ihrem fast 115 Zentimeter hohen Achteck-Gehäuse (Durchmesser etwa 32 Zentimeter) steckt eine Zweiwegkombination mit – natürlich – einem DDD-Wandler auf der Kopfseite und einem 25 Zentimeter Bass am anderen Ende, der zum Boden hin abstrahlt: “Downfire” heißt das neudeutsch. Neben der akustisch günstigen Achteckform treiben die Akustiker von German Physiks einigen Aufwand, um das Gehäuse möglichst resonanzarm zu bekommen.
So haben sie im Inneren sogenannte HAWAPHON-Matten aufgeklebt. In deren Kunststoff-Taschen ist eine Vielzahl kleiner Metallkügelchen eingearbeitet, die durch den Schall in Bewegung gebracht werden und so aneinander reiben.
Die Schallenergie, die im Gehäuse bleibt, dringt nicht durch die Wände nach außen (was sie sonst gern tut und so die Wiedergabepräzision verwässert), sondern wird in unhörbare Bewegungsenergie beziehungsweise in Wärme umgewandelt. Zudem beruhigen diese recht schweren Matten das Gehäuse und unterdrücken so Eigenschwingungen.
Man kann das übrigens hören: Klopfen Sie ruhig mal auf so ein German Physiks HRS 130 Gehäuse: Da schwingt nichts nach. Allerdings traut man sich kaum, den Klopftest zu machen: Seit neuestem bieten die German Physiker auch für die kleineren Modelle wie die HRS 130 einen Klavierlack auf Polyesterbasis an. Das sieht so unfassbar nobel aus, da will man doch keine Fingerabdrücke hinterlassen …
Da die HRS 130 eine blitzsaubere 360°-Abstrahlung bis in die höchsten Höhen schafft, sollte man sie nicht wie einen Direktstrahler (der seine ganze Energie in einer Art Schallkegel nach vorn abstrahlt) in Wandnähe aufstellen. Meiner Erfahrung nach darf der Abstand zur nächsten Wand nicht unter 1,5 Meter liegen, weil sich sonst die frühen Reflektionen zu stark mit dem eigentlich Signal mischen und es verfälschen.
Kurz durchrechnen und Sie merken schon: In kleinen Räumen unterhalb 20 Quadratmeter hat die HRS 130 nichts verloren; dafür ist auch ihr 25 Zentimeter Bass eigentlich zu potent. Sie ist für Größeres gemacht.
Die German Physiks HRS 130 im Hörtest
Im 60 Quadratmeter großen LowBeats Hörraum indes fühlte sich die German Physiks HRS 130 pudelwohl. Aufgestellt bei etwa 1/3 der Raumlänge und mit 1,5 Metern Abstand zur Seitenwand ergab sich ein richtig sauberes, frisches und außerordentlich neutrales Klangbild mit allen Vorzügen der 360°-Abstrahlung. Dazu gehört nicht nur die zu erwartende, großzügige Raumabbildung, sondern auch die sehr lebendige Hochtonenergie im Raum, die das Klangbild immer etwas feiner und leichter erscheinen lassen.
Eines meiner Lieblings-Hörteststücke hat Monty Alexander 1992 unter der Regie David Cheskys eingespielt: “Hurricane Come And Gone” (Album: Carribean Circle) ist ein Feuerwerk feiner Perkussionsinstrumente. Piano, Glöckchen, Becken, Triangel – alles wird bemüht, den Hurrikane realistisch darzustellen.
Die German Physiks HRS 130 meisterte diese Herausforderung klasse. Die Auflösung gelang sehr fein, ohne jede Anstrengung. Stimmen wie die von Dota (Album: Wo soll ich suchen) kamen mit viel Kraft und hoher Detailtreue.
Vor allem aber stellte die HRS 130 die Instrumente und Dotas Stimme plastisch und in einem sehr real wirkenden Verhältnis zueinander dar. Und zwar, ohne dass wir permanent exakt in der Spitze des Stereo-Dreiecks sitzen mussten – was viele Direktstrahler für eine optimale Abbildung zwingend erfordern.
Das ist das Schöne an dieser Art Lautsprecher: Theoretisch kann man auch im ganzen Raum herum flanieren und hat trotzdem an den meisten Stellen noch einen schönen Stereo-Eindruck. Die HRS 130 bringt all diese Vorzüge mit, kann aber klanglich und dynamisch problemlos mit klassischen Lautsprechern mithalten.
Welcher Verstärker ist der beste für eine German Physiks HRS 130? Früher hätte ich eher die sanft klingenden empfohlen, heute würde ich sagen: je nach Geschmack des Hörers. Die HRS 130 reagiert völlig genügsam.
Sie stellt zwar die Unterschiede zwischen verschiedenen Verstärker-Charakteren sehr gut heraus, aber tonal keine Ansprüche. Aus unserem Portfolio klang sie mit Brinkmanns “Vollverstärker” am besten – Kunststück, er ist eh einer der besten integrierten Amps am Markt.
Mein Tipp allerdings geht in Richtung Leistung. Es macht nämlich richtig Spaß, mit der HRS 130 satte Bässe mit sehr hohem Pegel zu hören. Der Tieftöner kann das nämlich …
Der Prophet gilt im eigenen Land ja nichts…
Die meisten Modelle im German Physiks Programm sind ziemlich groß und ziemlich teuer. Die nur zweitgrößte Emperor (mit vier DDD-Wandlern) kostet beispielsweise knapp 200.000 Euro und wiegt über 400 Kilo – pro Kanal.
Das Hauptgeschäft der Hessen liegt daher vor allem im asiatischen Raum und in den USA. Hierzulande führen nur vereinzelt Händler diese besonderen Schallwandler. Schade.
Aber alle interessierten Hörer, die keinen HRS-130-Händler in ihrer Nähe finden, können den German Physiks Service nutzen und sich diese ganz besonderen Lautsprecher mit Online-Rückgaberecht (4 Wochen) nach Hause kommen lassen.
Fazit German Physiks HRS 130: Ein anderes, faszinierendes Hören
Mit guten Rundumstrahlern ist es ähnlich wie mit guten Elektrostaten: Hat man sich erst einmal richtig eingehört, fällt es schwer, auf konventionelle Direktstrahler – die natürlich auch ihre Vorzüge haben – umzustellen. Die German Physiks HRS 130 überzeugt durch ihr Prinzip, den sehr glaubwürdigen Bass und die hohe Neutralität. Wer auf 360°-Strahler steht, wird unter 10.000 Euro derzeit kaum Besseres finden.
Bewertung
BewertungKlangVerarbeitungPraxisGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Perfekte 360°-Abstrahlung |
| Sehr homogener Klang |
| Trocken-substanzieller Bass |
| Edle Klavierlack-Optik |
Vertrieb:
DDD-Manufaktur GmbH
Gutenbergstrasse 4
63477 Maintal
www.german-physiks.com
Preis:
8.950 Euro
Galerie
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