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Westend Audio LEO
Der LEO ist der neuste Streich von Westend Audio: ein Röhrenverstärker mit 300B-Bestückung für 9.990 Euro (Foto: S. Herx)

Westend Audio LEO – der 300B-Kraftprotz

Mitten in München gibt es eine kleine, sehr feine Highend-Manufaktur, die sich gerade aufmacht, die etwas verstaubte Röhren-Szenerie aufzumischen: Westend Audio. Schon mit ihrem Erstlingswerk, dem Röhrenvollverstärker MONACO (ab 18.900 Euro) landeten die Münchner einen Überraschungs-Coup, weil niemand mit einem solchen, in allen Belangen überzeugenden Volltreffer gerechnet hätte. Dabei sind die Macher hinter Westend Audio allesamt schon lange in der Branche und in ihren Bereichen absolute Spezialisten.

Einer der WA-Köpfe ist Stefan Trog, Ladenbesitzer der 3. Dimension in München und langjähriger Verchromer der Burmester- und AVM-Fronten. Der Mann weiß, wie Verarbeitung geht. Der zweite im Bunde ist Günther Mania, also jener Entwickler aus dem Badischen, der unter den Marken AVM und AMP schon mehrfach Verstärkergeschichte schrieb. Und dieser Günther Mania hat sich nun für den neuen Röhren-Amp, den Westend Audio LEO, tatsächlich eine komplett neue Röhrenschaltung einfallen lassen.

Stefan Trog High End 2018
Stefan Trog ist Besitzer des HiFi-Ladens 3. Dimension und einer der Köpfe hinter Westend Audio (Foto: R. Vogt)

Der Westend Audio LEO basiert auf den von Audiophilen hochgeschätzten 300B Leistungsröhren. Gemeinhin kommen Verstärker mit 300B in einer Single-ended Class-A-Schaltung auf etwa 8-10 Watt pro Kanal.

Mania erreicht mit einem Schaltungstrick (den er aber am Telefon nicht herauslassen wollte) mehr als das Doppelte: nämlich 20 Watt. Und das ist eine Größenordnung, mit der man schon rechnen kann – ohne dabei auf extrem wirkungsgradstarke Lautsprecher à la Blumenhofer & Co zurückgreifen zu müssen.

Die weiteren Besonderheiten des Westend Audio LEO

Der LEO arbeitet als Single-ended-Verstärker in Class-A-Technik mit je einer ECC81 Vorröhre (Doppeltriode) pro Kanal. Die Vorröhren sind dabei nicht wie üblich hintereinandergeschaltet, sondern parallel betrieben – das ergibt eine möglichst niederohmige Ansteuerung der Endröhren.

Die beiden 300B Endröhren sind exakt gematcht und ihr Ruhestrom wird von einem Prozessor überwacht. Der Übertrager ist über einen Kondensator angekoppelt und kommt daher ohne verlustbringenden Luftspalt und ohne die Hysteresekurve verschiebenden Gleichstromanteil aus.

Der bei Single-ended-Verstärkern sonst unvermeidliche Netzteilbrumm fällt dank aktiver elektronischer Unterdrückung sehr niedrig aus. Die gesamte Leistungsendstufe kommt OHNE Gegenkopplung aus. Beim Starten werden Röhren erst sanft vorgeheizt, bevor die volle Heizspannung angelegt wird; das vermeidet unnötigen Einschaltstress und verlängert die Lebensdauer.

Das Gehäuse besteht aus massiven gefrästen Aluminiumteilen, die Schicht für Schicht aufgebaut werden und ist schlichtweg eine Sensation, so sauber ist es gemacht. Aber vor allem die Oberflächen lassen den Kenner mit der Zunge schnalzen: gleich, ob eloxiert, verchromt, vergoldet – das fühlt sich alles fantastisch an.

Die Ausstattung des Westend Audio LEO ist erwartungsgemäß überschaubar: 4 x Hochpegeleingänge und 1 x Phono Input (umschaltbar MM / MC). Aber – überraschend – halt auch noch ein Bluetooth-Eingang. Und an einer passenden Server- und Streamer-Ergänzung wird auch schon gearbeitet.

Weil die Manufaktur in Steinwurfweite zur Redaktion liegt, hatte ich mehrfach Gelegenheit, den Prototypen des Westend Audio LEO zu hören. Und ich kann nur sagen: das ist klanglich ganz große Klasse: eine Geschmeidigkeit und Musikalität, eine Klangfarbenpracht und Natürlichkeit, wie ich sie noch nicht so oft gehört habe.

Westend Audio MONACO
Ein Sinnbild von überragender Verarbeitung und bestem Röhrenklang: Der Westend Audio MONACO (hier die vergoldete Variante) leistet im Push-Pull-Betrieb 2 x 100 Watt (Foto: S. Herx)

Der Westend Audio LEO wird ab 9.990 Euro kosten und zur HIGH END 2018 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt – nämlich auf dem Gemeinschaftsstand von Westend Audio und Gauder Akustik im Atrium 4.1/Raum E104/E105. Da sollte man unbedingt mal vorbeischauen…

Zwischenzeitlich wurde der Leo bei LowBeats ausgiebig getestet. Warum er der Redaktion besonders gut gefallen hat, erfahren Sie HIER.

Mehr spannende Neuheiten von der HIGH END 2018 im ausführlichen LowBeats Messerückblick

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.