Seit ihrer Vorstellung elektrisiert die technisch hoch interessante Fibonacci-Serie von Wilson Benesch die High-End-Szene, wird doch hier ein ausgesprochen fundamentaler und schneller Bass aus ziemlich kleinen Gehäusen versprochen. Am letzten Novemberwochenende 2022 feierte nun die Wilson Benesch A.C.T. 3zero (Paarpreis: ab 43.000 Euro), die aufgrund ihrer Proportionen die womöglich attraktivste Box der Linie ist, bei der 3. Dimension in München ihre Deutschland-Premiere. Und natürlich haben wir mitgehört…
Was die Wilson Benesch A.C.T. 3zero so besonders macht:
Da könnte man zunächst die Gehäuse-Materialien anführen. Wilson Benesch nutzt hier das sogenannte Monocoque-Material, ein Komposit aus natürlichen, erneuerbaren und nachhaltigen Grundstoffen. Mit der neuen Serie ersetzt das Monocoque jetzt alle bisher verwendeten Materialien, die aus petrochemischen Quellen stammten. Zur Erinnerung: Wilson Bensch hat schon seit Beginn an mit verschiedenen Gehäuse-Materialien experimentiert und kam mit dem Einsatz von Karbon an vielen Stellen sehr weit.
Noch etwas außergewöhnlicher ist allerdings, dass in der A.C.T. 3zero ein Isobaric-Subbass-System arbeitet, bei dem zwei Tieftöner zusammengesetzt für besonders präzise Bässe sorgen sollen. Man sieht den Magneten des einen Basses noch aus der dreiteiligen Fußkonstruktion herausragen. Das hat einen schönen Technik-Schick.
Noch außergewöhnlicher ist, dass der Mitteltöner komplett ohne Frequenzweiche läuft, also direkt an den Verstärker gekoppelt ist. Das Konzept verspricht dadurch höchste Dynamik und beste Kontrolle durch den angeschlossenen Verstärker. Allerdings braucht man dafür auch sehr spezielle Treiber – die Wilson Benesch ja selber baut. Aber dieser Kunstgriff ist – wenn er klappt – genial, funktioniert aber nicht sehr oft. Außer Wilson Benesch ist es unter den bekannteren Marken nur Totem Acoustic, das ebenfalls einige Modelle mit direkt gekoppeltem Mitteltöner am Markt hat – und ebenfalls regelmäßig mit einer herausragend guten Feindynamik auffällt.
In der 3. Dimension nun bekam die A.C.T. 3zero eine höchst adäquate Umgebung geboten: Das war nicht nur der schöne Vorführraum der Münchener, sondern vor allem deren exquisite Elektronik. 3.Dimension-Chef Stefan Trog ist ja im Nebenberuf auch noch das Mastermind und der Produktionsleiter bei Westend Audio. Deshalb stellte hier der schon bekannte, große Vollverstärker namens Monaco zu diesem Anlass seine sehr feinen, gut 100 Röhrenwatt pro Seite zu Verfügung.
Neu allerdings im Westend-Produktportfolio ist der Taktgeber: Der ebenfalls bildhübsche DAC namens Servus (Preis: knapp 10.000 Euro), der in ersten Versuchen selbst prominenteste Mitbewerber in Grund und Boden spielte. Er wurde von einer Lumin U1-Streamingbridge angesteuert und die ganze Kette von dem komplett überzeugenden Strom-Conditioner Audes ST-3000 mit reinstem Strom versorgt.
Es klang so, wie der Aufwand vermuten lässt: sehr anspringend, sehr offen, sehr dynamisch. Gleichwohl wurde deutlich, dass die nagelneue 3zero aus organisatorischen Gründen so gut wie keine Einspielzeit hatte (Wilson Benesch empfiehlt mindestens eine Woche) und daher in den oberen Mitten noch reichlich forsch klang. Stefan Trog brachte dieser Umstand aber nicht aus der Ruhe. Der Mann, der sich in den letzten Jahren ein gewaltiges Wissen über verschiedenen Röhren angeeignet hat, holte einfach sein Röhren-Köfferchen und meinte: “Dann steuern wir da jetzt mal ein bisschen gegen…”
Nach zwei, drei Versuchen war die richtige Röhre gefunden. Und dann wurde es echt beeindruckend: Wie sich durch den Austausch der Vorstufenröhren auf einmal das Klangbild einstellte, wie es sich wohl auch alle Besucher erhofft hatten: Die A.C.T. 3zero klang spritzig, präzise, zupackend, mitreißend und vor allem im Bass fantastisch präzise-federnd. Aber dank dem Trog’ schen Kunstgriff mit anderen Röhren auch sehr fein, sehr natürlich und ohne Schärfe. Wir hörten etliche Gitarrenstücke und ich muss sagen: Das war alles schon ganz schön dicht dran…
Die beiden Tage in der 3. Dimension mit der A.C.T. 3zero machten Lust auf mehr. Die perfekt verarbeitete Standbox passt offenkundig bestens zu dem ebenfalls hoch ambitionierten Röhren-Amp. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werden wir noch nachreichen, wie sich die hübsche Britin schlägt, wenn sie die standesgemäße Einspielzeit von mehreren 100 Stunden absolviert hat. In jedem Fall aber werden wir wohl bald den Westend Audio Servus in den LowBeats Hörraum entführen. Denn in dem DAC schlummert womöglich ein fast noch größeres Potenzial…
Technische Daten
Wilson Benesch A.C.T. 3zero | |
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Konzept: | 2,5 Wege Standbox mit Isobarik-Bass |
Bestückung | 1 x 25 mm HT, 1 x 17 cm MT, 1 x 17 cm Bass, 2 x 17 cm Subbass |
Besonderheit: | Mitteltöner ohne Frequenzweiche |
Übertragungsbereich: | 38 – 30.000 Hz |
Abmessungen (H x B x T): | 119,5 x 23,0 x 40,0, cm |
Gewicht: | 50,5 Kilogramm |
Alle technischen Daten |
Komponenten der Vorführkette:
Test Röhrenvollverstärker Westend Audio Monaco
Test Streaming-Controller Lumin U1 – die perfekte Digitaltonquelle