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Foo Fighters Concrete And Gold Promo-Foto
Sneakers und Boots, Jeans und Shirts: Die Foo Fighters pflegen 2017 den klassischen Dresscode der Alternative-Rock-Szene. Wer wissen will, was die Herren in zirka 35 Jahren so mit sich vorhaben: bitte ans Textende scrollen...

Foo Fighters Concrete And Gold – CD der KW 38

Vom Nobody im Hintergrund zum Frontmann im Rampenlicht: Dave Grohl hat aus dem Ende von Nirvana das Beste gemacht. Mit den Foo Fighters legt er seit Mitte der 90er Jahre eine Karriere wie aus einem Guss hin und (re-)etablierte das Genre der unpeinlichen Gitarrenmusik zwischen Stadion- und Alternative-Rock. Das Album Foo Fighters Concrete And Gold ergänzt das FF-Oeuvre nun um ein weiteres, eindrucksvoll strahlendes Kapitel.

Doch doch, man sei noch ganz derselbe und habe sich kein bisschen verändert, beteuern Stars gerne, wenn sich der große Erfolg einstellt, das Konto immer voller, die Hallen und Stadien immer opulenter werden. Und man tue noch genau dieselben Dinge wie vor dem Sprung zum millionenschweren Top-Act.

Das stimmt gelegentlich – und doch auch wieder nicht. Nehmen wir etwa Dave Grohl. Vom unbekannten Mann im Bühnenhintergrund avancierte der ehemalige Nirvana-Schlagzeuger mit seiner Nachfolgeband Foo Fighters zur Ikone einer echten Männer-Musik, die sich muskulös gegen den Wind des Mainstreams stemmt und die klassischen Werte des Alternative Rock hochhält.

Dieses Bild zeichnet auch Foo Fighters Concrete And Gold. Es ist das Bild eines Mannes, der seine Arbeit durchaus noch so inszeniert wie einst zu den Anfangstagen der Foo Fighters im Seattle der frühen 1990er-Jahre – nämlich als eine Art musikalische Vollgasfahrt. Das Gaspedal ordentlich durchgedrückt, heißt sein Motto sozusagen: Gib der Gemütlichkeit keine Chance.

Von daher also: richtig, Grohl ist als Topstar der Szene noch genauso unterwegs wie als unbekannter Nachwuchsrocker zwei Jahrzehnte zuvor. Der Unterschied aber: Damals bretterte er quasi mit einem alten Lada durch die Gegend – heute mit einem Maserati Levante in „GranLusso“-Ausstattung, dem derzeitigen Nonplusultra eines Luxus-SUV mit Komplettausstattung und sämtlichen Extras für das etwas praller gefüllte Portemonnaie.

Der Unterschied ist beträchtlich. Wie sehr sich auch der Foo Fighters Sound sozusagen zu seiner eigenen Deluxe-Variante entwickelt hat, zeigt Foo Fighters Concrete And Gold auf sehr eindrucksvolle Weise. Druckvoll zieht hier dieser Alternative Rock der Premiumklasse seine Kreise, liegt stählern und schwerst gearbeitet auf der Straße.

Das Klangdesign erreicht (zumal für dieses Genre) ein fast audiophiles Produktionsniveau und blinkt, glitzert und funkelt, als käme der Levante gerade frisch aus der Waschstraße – inklusive Oberflächenversiegelung plus finaler Karosseriemassage durch edelsten Lackpudding.

Natürlich fragt man sich als langjähriger FFF (Foo Fighters Fan), wie dieses Album wohl vor zehn Jahren ausgesehen hätte: Verratzter, „dreckiger“? Höchstwahrscheinlich. Aber auch besser? Das 2017-er Modell aus der Grohl’schen Klangwerkstatt klingt jedenfalls gut, sehr gut sogar.

Der Chef ist als Performer, Komponist, Gitarrist jeden Cent wert, sein musikalisches Gespür umfasst fein ausdifferenzierte Dynamik, eine lebendige Songstruktur und ein Händchen für erstklassige Refrains gleichermaßen. Und seine Band spielt kompakt und druckvoll und bringt die PS ihres Rockboliden sozusagen mit voller Traktionsstärke und präzise berechnetem Schlupf auf den Asphalt.

„The Sky Is A Neighborhood“ zeigt, wie großer Stadionrock jenseits von Bon Jovi funktioniert, „Happy Ever After“ überzeugt als eine durch und durch kompetente Beatles-Hommage und der Titelsong „Concrete And Gold“ erweist mit einem feingesponnenen Psychedelic-Rock-Arrangement Pink Floyd Referenz auf hohem Niveau.

Foo Fighters Concrete And Gold
Für einen netten Blick in die Zukunft haben sich Dave Grohl & Co. zur Renter-Gang umstylen lassen. Outfit und Haltung versprechen noch viele weitere Glanztaten zwischen Stadion- und Alternative Rock…

Auch „Sunday Rain“ stellt die saitenbetonte, aber nie einseitig brachiale Ästhetik der Band mit großen Beats auf eine angemessen dimensionierte Bühne.

Dass Foo Fighters Concrete And Gold nicht mehr im Geist des Grunge musizieren, Grohl mit demnächst 50 Jahren der rebellische Geist aus der einstigen Sturm-und-Drang-Phase ein wenig abhanden gekommen ist (etwa im beschaulichen „Dirty Water“)? Wohl wahr.

Aber wer wirklich von sich glaubt, dagegen immun zu sein, der werfe den ersten Stein. Auch im Luxus-SUV jedenfalls ist ein Trip mit den Foo Fighters eine ziemlich rasante und kurzweilige Angelegenheit.

Cover Art Foo Fighters Concrete And Gold
Das neue Album altbekannter Grunge-Helden: Foo Fighters Concrete And Gold (Cover: Amazon)

Foo Fighters Concrete And Gold erscheint bei Roswell Records im Vertrieb von Sony Music und ist erhältlich als CD, Doppel-LP und MP3-Download.

Foo Fighters Concrete And Gold
2017/09
Test-Ergebnis: 4,2
SEHR GUT
Bewertungen
Musik
Klang
Repertoirewert

Gesamt

Autor: Christof Hammer

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Seit vielen Jahrzehnten Musikredakteur mit dem Näschen für das Besondere, aber mit dem ausgewiesenen Schwerpunkt Elektro-Pop.