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B&W 705 S3 Signature
Die B&W 705 S3 gibt es jetzt auch als noble Signature-Version für 4.000 Euro pro Paar. Lohnt sich der der Aufpreis? (Foto: B&W)

Test B&W 705 S3 Signature: nochmals verfeinerter Klangkünstler

B&W erhebt erneut ausgewählte Lautsprecher in den Signature-Adelsstand – jetzt sind es zwei Modelle der aktuellen 700er Serie. Die kleinere der beiden, die Kompaktbox B&W 705 S3 Signature, hatte LowBeats exklusiv im Test.

Eigentlich ist es ja ein schöner Zug, die besten Lautsprecher einer Serie noch einmal zu verfeinern. Die Idee geht zurück auf das Jahr 1991, als B&W eine kompakte Matrix 805 zur Signature veredeln ließ, indem dieser Lautsprecher eine komplette Silber-Innenverdrahtung inklusive Silber-Schwingspulen der Treiber bekam. Und natürlich sah sie atemberaubend gut aus.

B&W Signature
Die erste ihrer Art: Die umwerfende B&W Signature von damals, gabs für 16.000 D-Mark … (Foto: B&W)

In dieser Tradition kam nun auch die aktuelle 705 S3 in den Genuss bevorzugter Behandlung. Allerdings erschließen sich die Unterschiede zur normalen (bei LowBeats bereits im November getesteten) 705 S3 erst bei genauerem Hinsehen…

Die Besonderheiten der B&W 705 S3 Signature

Zumal schon die „normale“ 705 S3 ein ganz hervorragender Lautsprecher ist. Wir hatten sie für einige Monate in der Redaktion und sie begeisterte uns über all die Zeit mit ihrer minimal aufgehellten, aber ungemein frischen und sehr lebendigen Wiedergabe – siehe auch den ausführlichen Test.

B&W 705 S3 Signature
Das ist allerdings sehr auffällig: Die neuen 700er Signature-Modelle sind in den Sonderfarben Blue Metallic (Bild) oder in Datuk Gloss-Furnier zu haben. Teil des Finish sind viele, viele Lackschichten (Foto: B&W)

Was also konnten die Bowers-Ingenieure noch besser machen? Nicht viel. Denn auch bei der Signature Variante der 705 S3 haben wir es natürlich mit einer 2-Wege Box mit all jenen Technologien zu tun, welche die aktuelle 700er Serie derzeit auszeichnet: Zum Beispiel den bewährten Tiefmitteltöner (Durchmesser 16,5 cm) mit hochdämpfender (und silber-grau schimmernden) Continuum-Membran sowie den sogenannten On-Top-Tweeter, bei dem ein komprimierter Hochtöner mit 25 mm Carbon-Kalotte in einer länglichen (und resonanzdämpfenden) Metallröhre auf dem Deckel befestigt ist.

B&W 705S3 Sig Hochtöner
Nicht nur optisch ein Highlight: Die aufgeflanschte Hochtonröhre verjüngt sich nach hinten und reduziert vorbildlich die nach hinten abgestrahlte Energie der Hochtonkalotte (Foto: B&W)

Die Röhre ist übrigens schwingend gelagert, sodass Vibrationen vom Tiefmitteltöner oder dessen Gehäuse den sensiblen Hochtöner nicht beeinflussen können. Ein Konzept, das schon seit Generationen von B&W-Lautsprechern die Wiedergabe verbessert. Hier einige Impressionen zum Aufbau der B&W 705 S3 Signature:

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B&W 705 S3 Signature innen
Im Inneren herrscht Enge. Weil das Bassreflex-System sehr tief abgestimmt wurde, muss das Rohr vergleichsweise lang sein. Damit es passt, hat es eine Biegung nach unten hin (Foto: H. Biermann)
B&W 705 S3 Signature Schallwand
Der Tiefmitteltöner ist mit acht (!) Gewindeschrauben felsenfest an der Schallwand verschraubt. Die Schallwand ist auch unter der Blende komplett lackiert (Foto: H. Biermann)
B&W 705 S3 Signature Tiefmitteltöner
Der Tiefmitteltöner mit silbergrauer Continuum-Membran hat einen fast zwei Zentimeter starken Korb aus Gussstahl Auch das verleiht Stabilität (Foto: H. Biermann)
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Die Unterschiede zwischen Normal- und Signature-Variante liegen erwartungsgemäß im Detail – jene Punkte, mit denen sich auch die aktuelle 800-Signature Serie von der ursprünglichen 800er Linie unterscheidet. Zum Beispiel forschen die britischen Entwickler schon seit einigen Jahren an der sogenannten Zentrierspinne (englisch: spider). Dieses Bauteil sitzt am unteren Rand der Membran und sorgt einerseits dafür, dass die Membran wieder in die Ausgangsstellung zurückschnellt, andererseits dass die Schwingspule genau im Magnetspalt gehalten wird. Deshalb ist die Zentrierspinne relevanter als gedacht: Ihre Nachgiebigkeit entscheidet mit über die Impulsfreudigkeit und ihre Bauteile-immanenten Resonanzen beeinflussen das Klangbild. Für den Tiefmitteltöner der 705 S3 Signature wurde jetzt eine extrem luftige Variante gefunden – mit ganz wenig Resonanzen. B&W selbst spricht hier von einem stark verbesserten System.

B&W Spider
Das ist die übliche Zentrierspinne des Continuum-Treibers. Für die Signature-Variante wurde das Gewebe noch einmal luftiger und leichter (Foto: B&W

Viel Wert legen die Briten auch auf die Feststellung, dass vor dem Hochtöner ein überarbeitetes Gitter sitzt. Wie groß der Unterschied ausfallen kann, weiß jeder Besitzer einer älteren B&W, bei denen man das Schutzgitter noch abnehmen konnte: „Ohne“ klingt es in der Regel luftiger und weniger komprimiert.

B&W 705 S3 Signature Tweeter
Ein akustisch besseres Gitter: Das Satin-Black-Metall der Röhre und der Signature-Goldrand sind Erkennungszeichen der Sondermodelle (Foto: B&W)

Doch der wahrscheinlich größte Unterschied steckt auf der Frequenzweiche. Der Hochtöner wird nun über einem noblen Mundorf EVO Silver Gold Öl-Kondensator gefiltert. Die Innenverkabelung kommt ebenfalls vom Edel-Zuliefere Mundorf: Dessen Angelique LS-Kabel sind recht fest und damit wenig Mikrofonie-anfällig.

B&W705S3Sig Frequenzweiche
Die Frequenzweiche der B&W 705 S3 Signature sitzt ungewöhnlicherweise auf der Seitenwand. Das Bild zeigt den Kühlkörper (vorn) für den Widerstand vor dem Hochtöner, die massive Luftspule und vorn rechts die verbesserten (gelben) Bypass-Kondensatoren (Foto: H. Biermann)

Aber vor allem die Luftspule wurde um einiges größer und gewichtiger. Die Signature Variante wiegt tatsächlich um 700 Gramm mehr als die normale Version: Dieser Gewichtszuwachs steckt fast ausschließlich in der Spule.

Und ein klein bisschen im Anschluss: Auch den haben die Briten für die Signature Variante noch einmal verfeinert.

B&W 705 S3 Signature Bi-Wiring-Anschluss
Das Bi-Wiring-Terminal bietet vier Buchsen aus rhodiniertem Messing (Foto: H. Biermann)

Praxis

Die B&W 705 S3 erfreute mit großer Unkompliziertheit in Bezug auf den angeschlossenen Verstärker, die fast baugleiche Signature-Variante tut es – erwartungsgemäß – ebenfalls. Vergleichsmessungen bestätigten, dass messtechnisch zwischen normaler und Signature-Variante kein Unterschied besteht. Und so bleibt es dabei: Ihr Wirkungsgrad von 85,5 dB (2,83 Volt/Meter) ist ordentlich, ihre Impedanz rutscht nie unter 4 Ohm.

B&W 705 S3: Impedanz, Phase, EPDR
Die Impedanz (rote Kurve) liegt im gesamten leistungsrelevanten Bereich oberhalb 5 Ohm. Aber auch das Phasenverhalten (blaue Kurve) und der daraus resultierende EPDR-Wert (graue Kurve) verlaufen so gnädig, dass die angeschlossenen Verstärker keine Mühe haben sollten (Messung: J. Schröder)

Der Dauer-Maximalpegel von 705 S3 und 705 S3 Signature liegt bei knapp 95 Dezibel – ein in dieser Größen- und Preisklasse ordentlicher Durchschnittswert. Weil sich aber die Verzerrungen bei diesem Pegel über den gesamten Mittenbereich ziehen, würde auch der Einsatz eines Subwoofers (und damit eine Entlastung im Bassbereich) die beiden nicht pegelfester machen. Es sind also Lautsprecher für mittlere Pegel und kleinere Räume.

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B&W 705 S3 @ 85 dB
Die Messung bei Wohnzimmerpegel (85 dB) zeigt so gut wie keine Verzerrungen. Aber sie deutet an, dass die neue 705 im Hochton ganz schön zugelegt hat… (Messung: J. Schröder)
B&W 705 S3 @ 94 dB
Bei 94 dB signalisierten die Mess-Widerstände mehr als 10% Verzerrungen. Das ist aus LowBeats-Sicht der Wert, den die 705 S3 über einen längeren Zeitraum abgeben kann. Kurzfristig sind bis zu 100 dB drin… (Messung: J. Schröder)
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Um den ermittelten Maximalpegel von 95 Dezibel zu erreichen, sind keine Leistungsriesen vonnöten – es reichen gerade einmal 25 Watt. Das heißt: Auch ein Rega Brio, ein Luxman 550 AX MK-II (20 Watt Class-A) oder auch unser Redaktions-Liebling Mira Ceti von Fezz Audio (300B Röhrenverstärker mit 2 x 9 Watt) sind fast schon ausreichend. Aber mehr Watt schaden ja selten…

In der Signature-Variante wurden zwar einzelne Bauteile verfeinert, die Abstimmung aber blieb die gleiche. Das heißt: Wir haben bei der kompakten B&W immer noch einen sehr präzis-knackigen, eher schlanken Tiefton und ein insgesamt etwas helleres Klangbild mit kräftigem Hochton. Das prädestiniert auch die Signature-Version für die Aufstellung auf dem Sideboard oder auf dem Ständer in der Nähe der Rückwand. Genau so, mit einem Abstand von gerade einmal 25 Zentimeter Abstand zur Rückwand, spielte die Kleine im LowBeats Hörraum jedenfalls absolut überzeugend.

Hörtest

Und zwar auch wie die 705 S3 ungemein frei, offen und schlackenlos. Es gibt kaum einen Lautsprecher dieser Klasse, der Musik mit vielen perkussiven Elementen so frappierend feindynamisch und präzise wiedergibt. Herrlich, wie präzise und echt die Trommelfelle bei Yuri Honings Cover Version von „Walking On The Moon“ (Album: Star Track) nachschwingen. Und wirklich beeindruckend, mit welcher Kraft die einzelnen Trommelhiebe aus dem vergleichsweise kleinen Böxchen kommen.

B&W 705 S3 Signature vd Dynaudio Heritage Special
Dynaudio Heritage Special (links) mit der B&W 705 S3 Signature im kleinen LowBeats-Hörraum (Foto: H. Biermann)

Aber auch Stimmen kann die B&W großartig. Das liegt zum einen an dieser tollen Luftigkeit und dem großartigen Detailreichtum, mit der die Signature die Eigenarten der verschiedenen Stimmen wiedergibt. Aber da ist halt auch noch diese schier anfassbar plastische Darstellung, die die B&W ebenfalls beherrscht wie kaum ein anderer Schallwandler dieser Klasse.

Nehmen wir einmal die Dynaudio Heritage Special (6.000 Euro) – ebenfalls eine echte Raum-Meisterin und seit ihrem Test im Januar 2021 LowBeats Referenz der gehobenen Kompaktklasse. Auch sie kann Stimmen oder einzelne Instrumente wie ein Saxofon wunderbar genau in den imaginären Raum modellieren. Und auch sie kann die Bühne recht weit nach hinten aufziehen. Doch die Signature beherrscht diese Disziplin noch genauer und großzügiger.

Tonal ist die Dynaudio sicherlich der ausgewogenere Lautsprecher, der nicht nur ein deutliches Pfund mehr im Bass zu bieten hat, sondern mit mehr Wärme in den unteren Mitten diesen besonderen Schmelz und Wohlfühl-Faktor bei Stimmen und natürlichen Instrumenten erzeugt, den viele Klassik-Liebhaber oder Singersongwriter-Freunde so mögen.

Früher stand ja genau diese „Wärme“ ebenfalls auf der Speisekarte bei B&W. Das allerdings ist bei den neueren B&W-Modellen und insbesondere bei der 705 S3 nicht mehr der Fall. Die neue Abstimmung klingt sehr viel agiler und feinnerviger – nicht nur im Vergleich zu den Vorgängerinnen, sondern auch im Vergleich zur Dynaudio.

Apropos: Wir hatten die „normale“ 705 S3 ja lange bei uns und oft haben wir sie oft zum Testen von Elektronik eingesetzt – meist neben der Heritage Special. Für diesen Test der Signature Variante konnten wir leider keine mehr bekommen, aber im Vergleich mit der Dynaudio meine ich doch, kleinere Fortschritte durch die Signature-Veredelung festgestellt zu haben. Gerade im Bassbereich klang die Nobel-Version der 705 noch kerniger und genauer. Und sie scheint auch in den oberen Mitten noch etwas freier geworden zu sein. In Bezug auf Auflösung beeindruckte uns die Signature einfach noch stärker.

Fazit B&W 705 S3 Signature

Wem die 705 S3 mit ihrer frisch-präzisen und sehr lebendigen Abstimmung gefällt, der wird auch die Signature Variante lieben. Einfach, weil sie noch einen Tick präziser und offener spielt. Ob das wirklich 1.000 Euro Aufpreis pro Paar wert ist? Das würde ich vorsichtig verneinen.

Dennoch wäre die Signature trotzdem meine Wahl. Denn die beiden Finish-Varianten sind atemberaubend. Und dann sind da diese kleinen Details, die dezent auf die noble Version hinweisen. Die 705 S3 Signature ist tatsächlich besonders. Und das Besondere ist ja immer etwas teurer…

B&W 705 S3 Signature
2024/04
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr agiler, transparent-feiner Klang
Klang löst sich komplett von den Boxen
Harmoniert mit fast allen Verstärkern
Gute Verarbeitung, sehr gutes Bi-Wiring Terminal

Vertrieb:
B&W Group Germany GmbH
Kleine Heide 12
33790 Halle / Westfalen
www.bowerswilkins.com

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
B&W 705 S3: 3.000 Euro

Technische Daten

B&W 705 S3 Signature
Konzept:2-Wege Bassreflex
Bestückung:HT: 1 x 25 mm Carbon-Dome, TMT: 1 x 16,5 cm Continuum-Membran
Maximalpegel (Dauer / kurzfristig):95 /107 Dezibel
Aufstellungs-Empfehlung:Wandnah auf Ständer
Max. empf. Raumgröße:25 Quadratmeter
Min. empf. Verstärkerleistung
2 x 10 Watt
Max. empf. Verstärkerleistung
2 x 100 Watt
Abmessungen (H x B x T):41,3,0 x 19,2 x 33,7 cm
Gewicht:10,3 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test 300B-Röhrenverstärker Fezz Audio Mira Ceti
Test Class-A-Verstärker Luxman L550 AX Mk-II: wenn 20 Watt einfach genug sind
Test Rega Brio 2017: traditionell musikalisch
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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.