Audio Pro ist hierzulande der größte Vertrieb in Sachen professioneller Audio-Lösungen für Tonstudios, Kinos, Konferenzräume, Theatern oder Konzerthallen. Ende November veranstalteten die Heilbronner in ihrem Solution Center das Audio Pro Immersive Forum 2023. „Solution Center“ nennt Audio Pro seinen riesigen Bau in Heilbronn, in dem sie alle Produkte des Vertriebs zeigen und – besonders interessant – demonstrieren, sprich vorführen, können. Zu den Audio-Pro-Marken gehören JBL, Genelec, AKG, DBX, Lexicon, Shure, Soundcraft und viele weitere klangvolle Namen. Damit ist Audio Pro de facto der gewichtigste Vertrieb für professionelle Audiosysteme. Entsprechend illustre Namen aus der Szene zierten dementsprechend die Gäste- und Referentenliste.

Der Schwerpunkt des Audio Pro Immersive Forum 2023
Auch wenn einen der Dolby Atmos Demowagen von Volvo vor dem Solution Center begrüßte, so ging es doch im Forum nur zum kleinen Teil um Dolby Atmos. Denn das ist nur eines der Transport-Vehikel für Immersives Audio – wenn auch für uns Konsumenten derzeit das Verbreitetste. Das Forum richtete sich primär an die Profis, also die Kreativen und Künstler, die zunächst einmal die Inhalte schaffen, bevor sie dann vertrieben und verteilt werden können.
In drei Räumen ging es stets besonders turbulent zu. Im 3D-Studio, bestückt mit feinsten Genelec Aktivmonitoren in 7.1.6 Anordnung, demonstrierten und erklärten vor allem die Macher von Musikproduktionen, was und vor allem wie sie produzieren. Denn ein Eric Horstmann, der überwiegend in der elektronischen Musik zu Hause ist, arbeitet mit quasi denselben Werkzeugen wie Stefan Bock von MSM, hat aber eine gänzlich andere Herangehensweise. Beispielsweise arbeitet Horstmann ausschließlich mit Objekten und versucht auch mit Tricks, bei Kopfhörerwiedergabe den Center-Kanal besser lokalisierbar zu bekommen. Stefan Bock arbeitet, wo es geht audiophiler mit Beds, also mit direkt zugewiesenen Kanälen.

Beide Referenten berichten aber auch, dass sich bei Künstlern, die sich von vornherein auf Immersive-Audio einlassen, die Kompositionen und Arrangements ändern. Man arbeite dann in allen Raumdimensionen, womit die Produktionen viel besser und einfacher würde als eine Stereoproduktion entsprechend aufzubereiten. Quintessenz: Es ist immer besser, von Immersive auf kleinere Konfigurationen bis Stereo herunterzubrechen.

Auch spannend: Ulli Scuda von der Fraunhofer Gesellschaft referierte über MPEG-H, über die Audio-Seite des Codecs um präziser zu sein. Der ist tatsächlich unvergleichlich flexibel und in einigen Ländern Asiens und Südamerikas bereits Standard. Hierzulande taucht der in Form von “360 Reality Audio” bei Musikstreaming-Diensten als Konkurrent zu Dolby Atmos auf.

Die aktuell wohl komplexesten und aufwändigsten Audioproduktionen (und auch mit gigantischen Budgets ausgestattet) finden in Computer- und Consolen-Games statt. Hier referierte Stefan Randelshofer, der das Sounddesign für Games von PIRANHA BYTES und UBISOFT verantwortet, über die spannendenden Herausforderungen. Denn wo, wann und wie laut ein Geräusch, Effekt und welcher Teil des Soundtracks gespielt wird, entscheidet sich ja erst beim Spielen in Echtzeit. Trotzdem muss das alles zueinander und in die Dramaturgie passen. Das ist sozusagen Tonproduktion mit tausenden Unbekannten. Sehr komplex…
Unter den Gästen und Vortragenden befand sich auch Felix Krückels, der schilderte wie Fernseh-Live-Übertragungen mit Atmos durchgeführt werden. LowBeats konnte sich das bereits im April vor Ort anschauen und berichtete bereits. Patrick Schappert vom bekannten Heimkino-Laden Grobi TV referierte, wie sich Heimkino und vor allem Immersive-Audio-Installationen zu Hause entwickelt haben. Interessant auch zu erfahren, dass immer mehr Theater- und Veranstaltungshallen mit immersiven Beschallungssystemen ausgestattet werden. Da sind also in absehbarer Zeit auch zunehmend coole Events, aber auch entsprechende Aufzeichnungen zu erwarten.
Für uns war das Event ein hochspannender Blick hinter den Vorhang. Vielen Dank an Audio Pro für die spannende Veranstaltung. Davon sollte es viel mehr geben.