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Ford Mondeo Vignale mit Sony-Sound-System
Ford Mondeo Vignale: Die etwas feinere Art, Ford zu fahren (Foto: Ford)

Erster Check: Ford Mondeo Vignale mit Sony Soundsystem

Als der Dichter Berthold Brecht witzelte, „Ford hat ein Auto gebaut. Das fährt ein wenig laut“, hatte er noch Blechkisten wie die Tin Lizzy, das legendäre T-Modell, im Sinn. An die Möglichkeit einer Sony Sound-Anlage mit Class-D-DSP-Verstärker war da noch nicht zu denken. Inzwischen sind die Aufbauten nicht nur wasserdicht, sondern schmücken sich im Falle des neuen Ford Mondeo Vignale – Akustikverglasung sei Dank – sogar mit den Sekundärtugenden einer schalldichten Kabine. Damit bieten die Edelmodelle von Ford perfekte Voraussetzungen zum Musikhören unterwegs.

Fahren konnten wir den Vignale leider noch nicht, aber mit der aus zwei von einer Absorberfolie getrennten Scheiben bestehenden Verglasung plus einer deutlich aufwändigeren Dämmung plus aktiver Geräuschunterdrückung im Sinn ließ sich bei der Besichtigung in Berlin bereits absehen, wo die Reise hingeht. Die Japaner, die übrigens bisher ohne großes Aufsehen schon 15 Jahre mit Ford zusammenarbeiten, schufen ein äußerst homogenes Sound-System mit sehr ordentlicher Auflösung und einem anständigen Bassfundament. Dabei wird schnell deutlich, dass der Mondeo auch in der durch edle Materialien im Innenraum aufgewerteten Vignale Version eher ein Selbstfahrerauto als eine Chauffeurslimousine verkörpert.

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Ford Mondeo Vignale mit Sony-Sound-System Center Speaker
Center-Speaker des Ford Mondeo Vignale. Das Instrumentenbrett hüllt sich in sorgfältig vernähtes Leder (Foto: S. Schickedanz)

Ford Mondeo Vignale mit Sony-Sound-System Hochtöner Vordersitz
Der Hochtöner für vorn sitzt in der Griffmulde (Foto: S. Schickedanz)

Ford Mondeo Vignale mit Sony-Sound-System Hochtöner Hinterbank
Der Hochtöner für die Hinterbank sitzt vor dem Türgriff (Foto: Stefan Schickedanz)

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Auf den Vordersitzen ergibt sich zwar eine relativ schmale und recht tief angesiedelte Bühne, aber der Fokus der einzelnen Stimmen beziehungsweise Instrumente gelingt recht präzise, obgleich bei unterschiedlicher Tonhöhe auch die Höhe der Abbildung geringfügigen Schwankungen unterliegt. Das ist der Position der vorderen, aktiv angesteuerten 2-Wege-Systeme geschuldet und dürfte den meisten – zumal während der Fahrt – kaum auffallen. Alle Musiker scheinen vor einem zu stehen und selbst das Umschalten von Stereo auf Surround macht diesen Eindruck nicht ganz zunichte. Der Bass kommt von vorne: von den im Kofferraum untergebrachten Subwoofern mit zwei 6×9-Zoll Tieftönern (für Limousine und Kombi in unterschiedlicher Auslegung) bekommt man in der ersten Reihe nichts Auffallendes mit.

Das ändert sich allerdings auf der Rückbank, wo sich bestimmte tieffrequente Töne bisweilen wie in einer Glocke rund um die Zuhörer ausbreiten. Auch gibt es dort keinen so präzisen Fokus, was sicher nicht nur mit der Position der beiden Treiber zusammenhängt, sondern ebenso mit deren passiver Ansteuerung, die kaum Korrekturen von Raum und Zeit zulässt. Geschuldet wird dieser Umstand dem begrenzten Budget und geht in dieser Klasse vollkommen in Ordnung. Schließlich müssen die insgesamt 12 Chassis mit nur 10 Endstufenkanälen auskommen. Doch das wichtigste Ziel lässt sich damit erreichen: Auf allen Plätzen gibt es für den moderaten Aufpreis von 910 Euro inklusive Navigations-System (beides im Business Pack II enthalten) eine tonale Ausgewogenheit und Auflösung, die vielen Oberklasse-Limousinen in nichts nachsteht.

Ford Mondeo Vignale in Rom
Ford-schritt: Mit dem Mondeo Vignale zielt der Massenhersteller auf das Luxussegment (Foto: Ford)

Dass dennoch etwas mehr möglich ist, bewies der Prototyp eines Sound-Systems in einem zweiten Vignale. Es war mit Live-Acoustics-Raumklang ausgerüstet, hinter dem die gleichen Köpfe stehen, die auch für die DSP-Effekte der AV-Receiver des japanischen Herstellers verantwortlich zeichnen. Dazu kam ClearPhase, eine Phasen- und Frequenzgangskorrektur – ebenfalls eine Software-Lösung, die von der Hardware auf dem bereits erhältlichen Setup aufbaut. Darüber hinaus gab Sony bekannt, intensiv an der Integration der Magnetic-Fluid-Technologie aus den Sony-Flachfernsehern zu forschen. Dort gilt es wie im Fahrzeug, Einbautiefe zu sparen, um möglichst große Membranen verwenden zu können, die viel Luft bewegen. Deshalb spart Sony die übliche Zentrierspinne ein, die ein Taumeln der Membran zugunsten eines perfekten Kolbenhubs verhindern soll. Die neuen Lautsprecher brauchen keine doppelte Einspannung. Aber diese Technologie ist noch einen Schritt weiter als der vielversprechende Prototyp.

Ihnen genügt die Sicke, die in Verbindung mit dem besonders engen Magnetspalt für die nötige Führung der Schwingspule sorgt. Das Prinzip erinnert an den Kolben eines Motors, der ebenfalls spielfrei in der Laufbuchse des Zylinders geführt wird. Damit er sich dabei nicht festfrisst, trennt Schmieröl Kolben und Zylinderwand. Diese Rolle übernimmt bei Sony das Magnetic Fluid. Das Bauprinzip spart nicht nur Bautiefe, weil der Magnet dichter an die Membran heranrückt, der engere Luftspalt des Antriebsmagneten sorgt auch für höhere Magnetfelddichte, was der Effizienz des Antriebs zugutekommt.

Effizienz durch Active Sound Management im Ford Mondeo Vignale

Effizienz zählt beim Vignale doppelt, denn er bekämpft tieffrequente Fahrgeräusche durch Antischall – wie man es von den Noise-Cancelling-Kopfhörern von Sony oder Bose kennt. Das Active Sound Management (hier gewähren Ingenieure vom Mitbewerber Bose einen Einblick in die Grundlagen der Technik) gewinnt mit dem Downsizing der Motoren mit weniger Zylindern stetig an Bedeutung. Active Noise Control – wie Ford sein Verfahren nennt – zweigt allerdings einiges von der Systemleistung ab, die der reinen Audio-Performance zur Verfügung steht. Deshalb stellte Sony kürzlich viele seiner Sound-Systeme auf 2-Ohm-Betrieb um, um mit wenig Leistung möglichst hohen Schalldruck erzeugen zu können. Im Vignale ist Leistung aber dank 10-Kanal-Class-D-Amp kein kritisches Thema.

Ford Mondeo Vignale mit Sony-Sound-System Touchscreen
Das Saturn-Bedienkonzept von Sony ist sehr praktisch und orientiert sich optisch am Planeten mit den Gasringen. Der Bildschirm ist ein Touchscreen – wie man an den Fingerabdrücken leicht erkennt (Foto: S. Schickedanz)

Das eigentliche, aktive Noise-Cancelling entwickelte Ford alleine, um durch Abgriff der Informationen auf dem CAN-Bus – welcher digital die Fahrzeugdaten wie Motordrehzahl oder Geschwindigkeit transportiert – in Kombination mit Echtzeit-Analyse der Geräuschmessungen über drei Mikrofone im Fahrgastraum ein Korrektursignal zu genieren. Das wird als exakte Kopie der Störgeräusche über das Sony Sound-System wiedergegeben. Nur ist der Antischall um 180 Grad in der Phase gedreht, damit sich Wellentäler und Wellenberge gegenseitig auslöschen. Deshalb sind die Lautsprecher immer aktiv, auch wenn keine Musik spielt.

Wer mit der Musik spielen möchte, findet in dem übersichtlich aufgebauten Saturn-Bedienkonzept von Sony einen Equalizer mit verschiedenen Presets für unterschiedliche Inhalte. Glücklicherweise übertreiben sie es dabei nicht und die Voreinstellungen für Rock, Pop oder Klassik passen ganz gut zum Programm, ohne allzu artifiziell oder aufgeblasen zu wirken. Für Hörbücher gibt es einen Modus, der die Stimme besonders gut hervorhebt.

Fazit Ford Mondeo Vignale: Solide Arbeit

Soweit man ohne Fahrprobe sagen kann, haben Sony und Ford einen sehr guten Job fürs Geld gemacht und rücken die in Europa eher biedere Marke in ein neues, glamouröses Licht. Die Hörprobe des neben dem Produktionsmodell vor dem Sony Center geparkten Vignale Prototypen lässt uns zudem optimistisch in die Zukunft blicken, denn dank besonderer Phasen-Korrektur und weiterer Optimierung von Chassis und Abstimmung wirken dann Impulse noch intensiver, Konturen noch klarer und Bässe noch trockener. Doch bis die neue Technik auf die Straße kommt, müssen sich die mit geringsten mechanischen Toleranzen gefertigten Magnetic-Fluid Lautsprecher erst noch unter Testbedingungen bewähren. Dabei gilt es, extreme Temperaturunterschiede und die darauf reagierende Viskosität des Magnetic Fluids in den Griff zu bekommen. Bis dahin bietet der ab rund 40.000 Euro angebotene Mondeo Vignale, so wie er ist, die vielleicht verlockendste Art, Ford zu fahren: Gerne auch ein wenig laut!

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Fords Prüfstand mit schalltotem Raum
Der Ford Mondeo Vignale im schalltoten Raum auf dem Prüfstand. Hier wurde am aktiven Sound-Management gearbeitet. (Foto: Ford)

Akustik-Scheiben
Akustik-Verglasung mit zwei, durch eine Dämmfolie getrennten Scheiben macht den Ford Mondeo Vignale besonders leise. (Foto: Ford)

Sound-System Noise-Cancelling-Messung
In langen Messreihen erfolgte die Abstimmung des aktiven Noise-Cancellings (Foto: Ford)

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Weitere Infos zum Vignale bei Ford

Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.