Kaum war der neue Kia Sorento vorgestellt, da konnte er sich schon mit Auszeichnungen wie dem Goldenen Lenkrad von Autobild schmücken. In der Liste meiner persönlichen Superlativen sicherte er sich ebenfalls binnen weniger Stunden einen festen Platz als eine Art Amphibium. So viel Wellen hat bei mir noch kein Auto geschlagen. Chapeau. Mit dem dreireihigen 7-Sitzer lässt sich offensichtlich nicht nur der Nachwuchs wohl behütet aus der KITA abholen. Der Koreaner kann auch Gelände. Um das unter Beweis zu stellen, konnte ich mit dem in der Allrad-Version rund 1,8 Tonnen schweren Gerät einige Runden auf einem Off-Road-Pacours in der Eifel drehen. Da ich mit keinem geringeren als dem Jeep Cherokee auf der Teststrecke von Fiat-Chrysler in Balocco mir vor Jahren einen Eindruck verschaffen konnte, was mit ambitionierten SUVs heute fast schon spielend möglich ist, kann ich die Leistung durchaus einordnen: Der Kia Sorento taucht was!
Die Zeitlupen-“Stunts” im schweren Gelände waren allerdings nur die Kür, denn eigentlich kam ich als Anlagen-Berater in den Genuss, den neuen Kia Sorento als Hybrid und Diesel zu fahren. Denn hier hegen die Konstrukteure auch große Ambitionen. Zu meiner großen Überraschung wählten sie dafür als Partner Bose, eine Marke um die es die letzten Jahre im Automotive-Bereich ein wenig still wurde. Beim Stinger GT setzte Kia zudem auf Harman Kardon.
Bose an Bord
Mit dem Kia Sorento hat Bose mal wieder einen dicken Fisch an der Angel – je nach Antrieb und Ausstattung bis zu 1847 Kilo schwer und 4,81 Meter lang. Zwischenzeitlich konzentrierte sich der US-Audio-Spezialist auf kompaktere Autos wie den Opel Insignia Grand Sport oder den kleinen Sporflitzer Mazda MX5. Der Cadillac CT6 bekam zwar eine sehr aufwendige Panarray-Lösung, doch spielt die vor Jahren getestete US-Limousine auf dem deutschen Markt keine Rolle. So kam es, dass der Kia Sorento in massentauglicher Verpackung den besten Bose-Sound seit einer gefühlten Ewigkeit auffahren konnte.
Man setzt sich in dieses 1,7 Meter hohe SUV und fühlt sich sofort wohl. Die Sitze bieten einen guten Komfort und die Anlage badet einen in sattem, ausgewogenem Klang aus 12 Lautsprechern. Dazu verwendet Bose Algorithmen wie Center Point und Surround Stage, um normalen Stereo-Aufnahmen, die etwa via Bluetooth vom Handy eingespielt werden einen Rundum-Klangeffekt zu verleihen. Das geschieht sehr dezent, man kommt sich keinesfalls wie in der Waschküche vor. Vielmehr genießt man ein weiträumiges Klangfeld, das akustisch die Fahrzeugkabine noch geräumiger wirken lässt. Ein weiteres Wohlfühl-Accessoire neben dem Surround-Sound-System ist die Ambientebeleuchtung mit dezenten Downlights unter dem Armaturenbrett und in den Türverkleidungen.
Bei der Bedienung setzt Kia auf Touch Screen, der 8 Zoll-Bildschirm (20,2 cm) für das Entertaiment-System ist Standard, die Smartphone-Schnittstelle mit Android Auto und Apple CarPlay ebenfalls. Ab der Vision-Variante spendieren die Koreaner sogar einen 26-cm-Touch-Bildschirm. Es gibt eine Split-Screen-Funktion und mehrfache Bluetooth-Verbindungen sind gleichzeitig möglich. Eine induktive Smartphone-Ladestation befindet sich unten in der Zentralkonsole.
Der Clou ist die UVO Connect App für iOS und Android, mit der Vergessliche ihr Auto wiederfinden können. Ebenfalls cool ist die Last-Mile-Navigation, die einen vom Parkplatz die letzten Meter zu Fuß führt. Dazu nutzt sie die Kamera des Smartphones, um via Augmented Reality den Benutzer ans Ziel zu führen. Das klappte im Selbstversuch an einem Hofgut in der Eifel auch ganz ordentlich. Solche Details sind vor allem um so bemerkenswerter, als dass man bei Kia ab 42.500 Euro ein geräumiges, voll ausgestattetes SUV bekommt. Versuchen Sie das mal bei unseren einheimischen Premium-Herstellern.
Schwer in Ordnung
Apropos deutsche Premium-Marken. Fährt doch nach dem Start zur Testfahrt am Kia-Entwicklungsstützpunkt am Nürburgring ein bildschöner grüner Audi RS5 vor mir her. Zugegeben, der Mann am Lenkrad entsprach nicht ganz den Stereotypen. Entweder hatte er in Flensburg Punkte bis zum Abwinken auf dem Konto oder sich bereits auf der Nordschleife völlig verausgabt. Dennoch werte ich es als bemerkenswertes Plus, dass ich ihm mit dem Dickschiff auf den verwinkelten Straßen mühelos dran bleiben konnte.
Mein Kia Sorento überzeugte von der Fahrwerksabstimmung ebenso wie von der Balance. Dass der Vierzylinder-Turbo-Motor meiner Hybrid-Version – ein Novum beim Sorento – gerade mal 1,6 Liter Hubraum besaß, fiel dabei überhaupt nicht auf. Die Gesamtleistung des 1,6 T-GDI Hybrid 2WD summiert sich auf 230 PS, an deren Vollständigkeit für mich in diesem Moment kein Zweifel bestand. Wer es darauf anlegen würde, könnte die Fuhre damit in 8,6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Doch, was mit dem Kia Sorento am meisten Spaß machte, war das zügige Gleiten, bei dem das Sechsstufen-Automatik-Getriebe einen guten Job machte. Diese moderate Fahrweise wurde schließlich auch mit Verbräuchen unter 10 Liter belohnt, was für ein SUV dieser Größe sehr ordentlich ist.
Die gesamte Abstimmung des Kia Sorento 1,6 T-GDI Hybrid war nach meinem Geschmack, obwohl ich mir offen gestanden privat aus SUVs nicht viel mache. Das Auto ließ sich entspannt schnell bewegen. Und wenn man es mal übermütig darauf anlegte, kompakte Sportwägelchen in Autobahnauf- oder Ausfahrten zu ärgern, überforderte die Fliehkraft in keinster Weise das Fahrwerk – trotz hohem Gewichts und hohem Schwerpunkt. Lediglich die Seitenführung der gut geformten Sitze stieß dabei an ihre Grenzen. Ich stützte mich in solchen Momenten an der Tür ab, was im Umkehrschluss bedeutete, dass man dabei den Kia Sorento noch spielend mit einer Hand beherrschen konnte (bitte trotzdem nicht nachmachen).
Das Bose Surround Sound-System lieferte zu jeder Gangart die passende Untermalung. Mit ihm konnte man sanfte Klänge in voller Pracht genießen oder sich von satten Beats berauschen lassen. Die angenehme Abstimmung verhalf Stimmen zu einem gewissen Charme. Die Höhen- und Detailauflösung dieser Dreingabe ab der Ausstattungsvariante Spirit konnte es zwar nicht mit den teuren, aufpreispflichtigen Lösungen der europäischen Premium-Hersteller aufnehmen, bot aber eine solide Vorstellung. Sehr gut ist Bose die breite Hörbühne und der für diese Preisregion ausgesprochen satte, dabei differenzierte Bass gelungen. Unterm Strich beherbergt der neue Kia Sorento das beste Bose-System, das ich seit langem gehört habe und eines der harmonischsten überhaupt.
Nach einer kurzweiligen Testrunde im 1,6 T-GDI Hybrid 2WD stand noch der bereits erwähnte Abstecher ins Gelände auf der Tagesordnung. Dafür musste ich die Pferde tauschen. Statt des kleinen Benziners mit Elektro-Unterstützung stand für diese Bewährungsprobe der CRDi – ein Diesel mit 202 PS – bereit.
Mein Gott, was habe ich mich früher über Berichte von Gelände Trials gefreut. Da saßen die Akteure aber auch noch in Unimogs oder klassischen Jeeps. Doch schon meine Erfahrung im mit Elektronik gespickten Cherokee lenkte die Bewunderung von der eigenen fahrerischen Leistung auf die von Elektronik-Assistenten gespickte Technik. Der Kia Sorento verfestigte den Eindruck: Ein Kinderspiel, das gleichwohl mächtig Spaß macht.
Die zuschaltbare Bergabfahrhilfe nutzte ich nur am Anfang. Dann übernahm ich auch an steilen, matschigen Abhängen mit dem Bremspedal die Sache selbst in die Hand. Im Fahrprogramm für Schotter neigte der Kia Sorento zum Untersteuern. Da ich Drifts liebe, fuhr ich deshalb die meiste Zeit im Sand-Modus und lauschte dabei entspannt Songs wie “Another One Bites The Dust” von Queen.
Fazit Kia Sorento
Da ich mir nicht viel aus Geländewagen mache, hätte ich den Termin fast gar nicht wahrgenommen. Doch da hätte ich wirklich auch, was das Auto selbst betrifft, etwas versäumt. Der neue Kia Sorento verkörpert wie der sportliche Gran Turismo namens Stinger ein Angebot, wie es einem die einheimischen Premium-Hersteller mit vergleichbarer Ausstattung nicht annähernd für Preise um 50.000 Euro bieten können. Und Boses Surround Sound System bietet – wie das gesamte Fahrzeug – eine solide Vorstellung zu einem verhältnismäßig günstigen Preis.
Es gibt den neuen Kia Sorento in unzähligen Austattungsvarianten: mit und ohne Allradantrieb, als 5- oder 7-Sitzer, als Hybrid, Plug-in-Hybrid oder Diesel. Die günstigste Variante startet bei knapp über 42.000 Euro, das ausgewogene, breitbandige Bose Surround Sound System mit 12 Lautsprechern gehört ab der rund 49.000 Euro teuren Spirit-Version zur Serienausstattung.
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Bewertung
AnlageAutoFahrspassGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Natürliche Stimmwiedergabe, odernliche Auflösung, satter , recht tiefer und kontrollierter Bass |
| Breite Hörbühne lässt Kabine größer wirken |
| Bose Surround Sound ab Version Vision serienmäßig |
| Sehr gute Ausstattung, hohe Geländegängigkeit und beachtliche Fahrdynamik auf der Straße |
Vertrieb:
Kia Motors Deutschland
Frankfurt/Main
www.kia.com
Preis (Herstellerempfehlung):
Kia Sorento, ab Variante Spirit mit Bose Surround Sound System ab 49.290 Euro.