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Melco N10 Aufmacher
Der Melco N10 ist eine bescheiden ausgestattete, konsequent auf klangreinste Musik ausgerichtete Streaming-Maschine mit Maßstab-Qualitäten (Foto: F. Borowski)

Exklusivtest Melco N10: Musikstreaming in Reinkultur

Der Streaming-Spezialisten von Melco sagen von sich selbst, ihr größtes Ziel sei es, dass nichts außer Musikdaten den DAC erreicht. Wir machten die Probe aufs Exempel und arbeiteten einige Wochen mit dem Melco N10, dem jüngsten Melco-Spross, der bei LowBeats seinen ersten Deutschlandtest durchläuft. Und schon nach wenigen Tagen stellte sich heraus, dass der N10 das Zeug dazu hat, meine digitale Welt auf den Kopf zu stellen.

Wenn ich eines über digitale Musikwiedergabesysteme gelernt habe, dann, dass Nullen und Einsen allein kein Garant für guten Klang sind. Okay, diese Erkenntnis ist für eingefleischte HiFi-Freunde alles andere als neu. Spätestens seit den ersten CD-Playern wissen wir, dass Digital nicht gleich Perfektion ist. Aber warum ist das so? Klar, Jitter kennt jeder. Aber da ist noch weitaus mehr.

Viele Erkenntnisse haben engagierte Entwickler erst in den letzten circa zehn Jahren gesammelt, als der Siegeszug der Streaming-Komponenten begann. So wissen wir heute beispielsweise, dass die Stromversorgung einen erheblichen Einfluss auf die Integrität des digitalen Datentransports hat.

Aber auch andere Faktoren wie elektromagnetische Einstreuungen auf die empfindlichen und diffizilen Signalpfade und Prozessoren, mechanische Resonanzen, Datenmüll im Netzwerk, unnötige Prozessor-Aktivitäten und etliche andere Kleinigkeiten spielen eine Rolle. Der Beweis liegt im Hören.

Ganz grob zusammengefasst läuft es darauf hinaus, digitale Quellensignale so rauscharm wie möglich in den D/A-Wandler zu transportieren. Denn nur so kann der seine Aufgabe bestmöglich bewältigen, aus „Rechtecken“ wieder eine analoge Wellenform zu generieren. Welche Herausforderung auf der analogen Seite zu bewältigen sind, steht auf einem anderen Blatt.

Der japanische Hersteller Melco hat sich voll und ganz der Aufgabe gewidmet, die oben beschriebene Herausforderung zu meistern. Das heißt, Melco konzentriert sich mit seinen bisherigen Produkten ausschließlich darauf, digitale Musikdaten für externe DACs anzuliefern. Ob online aus dem Internet, aus lokalen Netzwerken oder von lokalen Massenspeichern.

Melco N10 mit Netzeil
Der N10 ist Melcos jüngster Spross und ein „Streamer“ reinsten Wassers (Foto: F. Borowski)

Und wer ist Melco? Die hierzulande noch relativ unbekannte Marke ist kein Startup im herkömmlichen Sinne. Vielmehr ist Melco im Kern ein absolutes Schwergewicht auf dem Digitalsektor. Als Teil der 1975 von Makoto Maki gegründeten Melco Holdings Inc. gehört zum Firmenportfolio des Gründers nämlich auch die Buffalo Inc., ein weltweit operierender Hersteller für Netzwerk- und Speicherprodukte. Buffalo ist zum Beispiel für seine NAS-Systeme sehr bekannt und in Japan Marktführer auf diesem Gebiet.

Melco Audio wurde 2016 mit oben genanntem Ziel gegründet, denn Herr Maki ist bekennender Audiophiler. Mit Melco hat er Zugriff auf die enormen Möglichkeiten und Ressourcen von Buffalo. Beispielsweise, was die Auswahl der bestmöglichen Datenspeicher für Audiozwecke angeht. So werden in Melco-Geräten nur selektierte Festplatten verbaut, die in der Qualitätskontrolle bei Buffalo die besten Werte wie zum Beispiel die geringste Geräuschentwicklung erzielt haben. Schreib-/Lesegeschwindigkeiten sind dabei von untergeordneter Bedeutung.

Noch mehr Aufwand betreibt Melco bei Geräten mit SSDs statt Festplatten. Hierfür werden eigens entwickelte Controller eingesetzt. Normale SSDs für Computeranwendungen erledigen nämlich viel Zeugs im Hintergrund, das während der Audiowiedergabe nur störend ist.

Herr Maki hat seinen Entwicklern aufgetragen, sich jedes noch so kleine Detail im Verlauf einer digitalen Signalverarbeitung genau anzusehen und zu ermitteln, worauf bei einer reinen Audioanwendung verzichtet werden kann. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die Art und Weise, wie Melco mit Ethernet umgeht. Aber dazu später mehr.

Melco N10 Display
Flaches Design mit getrennten Gehäusen für „Kopfeinheit“ und Netzteil. Der N10 passt aufs Lowboard oder HiFi-Rack ebenso wie auf dem Schreibtisch (Foto: F. Borowski)

Tasten mit sauberem Druckpunkt, ein aus allen Winkeln gut ablesbares OLED-Display, ein Front USB-Port und die Power-Taste zieren die Front. Die ON/Off-Taste ist zwar ein „harter“ Schalter mit zwei Positionen, sie trennt den N10 aber nicht abrupt vom Netz, sondern bootet ihn, beziehungsweise fährt ihn kontrolliert herunter.

Im derzeitigen Produktangebot von Melco finden sich zwei unterschiedliche Designlinien, die sich leistungstechnisch überschneiden. Den Einstieg bildet der Streamer N100 (rund 2.000 Euro) im neueren, desktoptauglichen Design mit geringerer Breite.

Darüber sind die in einem traditionelleren HiFi-Design gehaltenen Streamer N1A H60/2 (2.695 Euro) und N1Z H60/2 (2.395 Euro) angesiedelt. Dann folgt mit einem Preis von knapp 7.500 Euro der hier getestete N10 im Look des N100 mit einem zusätzlichen externen Netzteil.

Die Spitze der Melco-Nahrungskette bildet derzeit der mit speziellen SSDs ausgestattete und 9.975 Euro teure N1Z S20/2A im traditionellen Gewand. Zusätzlich bietet Melco das spezialisierte Ripping-Laufwerk D100 (995 Euro) und ein Erweiterungslaufwerk mit 3 TB Festplatte an (E100; 995 Euro).

Wichtig zu wissen: Alle Melco-Streamer sind in Sachen Software-Funktionsumfang exakt identisch. Der Hersteller verzichtet erfreulicherweise darauf, die günstigeren Produkte aus Marketing-Erwägungen in ihrem Nutzen künstlich einzuschränken. Alle Unterschiede – auch hinsichtlich der Preisabstufungen – sind Umfang und Aufwand der Hardwaregestaltung geschuldet.

Der Melco N10 im Detail – so baut man einen kompromisslosen Streamer

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Der Melco N10 ist kein DAC, sondern ein rein digitaler „Transport“ oder „Player“ oder „Bridge“. Die Nomenklatur dieser Produktkategorie ist leider nicht ganz eindeutig. Jeder Hersteller kocht da sein eigenes Namenssüppchen.

Melco selbst vermeidet interessanterweise auf seiner Produktseite eine genaue Bezeichnung und spricht für das zweiteilige Gerät lediglich von „Power Supply“ und „Head Unit“. Der deutsche Vertrieb Drei-H nennt hingegen spezifische Begriffe wie „UPnP-Netzwerkserver“, „Netzwerkstreamer“ und „DAC-Player über USB“. Da sich viele der modernen digitalen Komponenten in Funktionsdetails unterscheiden, ist es auch schwer, einen eindeutigen Oberbegriff zu definieren. Nennen wir den N10 der Einfachheit halber schlicht „Streamer“.

Musik gibt der Melco N10, je nach Wunsch seines Nutzers, aus folgenden Quellen wieder: Onlinestreaming via Qobuz oder Tidal, Netzwerkstreaming von im Heimnetz verfügbaren UPnP/DLNA-Geräten (zum Beispiel vom NAS oder auch von einem Smart-TV mit Festplatte), sowie Streaming von der internen 3 TB Festplatte oder von lokal per USB angeschlossenen Massenspeichern. Der N10 selbst kann lokal gespeicherte Musik im Netzwerk bereitstellen, ist also auch ein Server. Bei der internen Festplatte handelt es sich um ein geräuscharmes und extra entkoppeltes und geschirmtes 2,5“-Laufwerk.

Das Gerät selbst ist in die besagte Kopfeinheit und ein separates Netzteil unterteilt. Das ist einer der wesentlichsten Faktoren dieser Konstruktion, um die Stromversorgung unterschiedlicher Baugruppen im eigentlichen Streamer mit höchstmöglicher Reinheit und Stabilität zu gewährleisten. Statt eines popeligen 5V USB-Schaltnetzteils kommt für den N10 ein eigens entwickeltes Linearnetzteil mit Ringkertrafo zum Einsatz, welches den Saft über eine vieradrige Leitung in die Kopfeinheit speist.

Melco N10 Netzteil innen
Das separate und extra geschirmte Netzteil mit dem für diese Geräteart ungewöhnlich großen Ringkerntrafo (Foto: F. Borowski)

An der Kopfeinheit finden sich nicht viele Anschlüsse. Vor allem keine analogen. Ich betone noch mal: Der Melco N10 ist zu 100% digital. Weder wandelt er analoge Signale zu digitalen, noch umgekehrt. Die Signalwandlung überlässt Melco anderen Anbietern. In meinem Fall dienen hierfür der Exogal Comet und Ion PowerDAC als persönliche Referenz.

Als Verbindung zwischen Melco N10 und DAC steht nur USB zur Verfügung. D/A-Wandler, die auf S/PDIF angewiesen sind, egal ob optisch oder koaxial, werden nicht unterstützt, da diese Schnittstelle das Digitalsignal im Falle von HiRes PCM oder DSD nicht unverändert übertragen kann. Ein etwaiges Downsampling wäre die Folge und das kommt für Maki San nicht in Frage.

Alternativ kann der N10 Musikdaten per Ethernet an andere Streamer durchreichen. Wer bis hierher aufmerksam gelesen hat, wird da vermutlich stutzig. Warum sollte ein Streamer Daten an einen anderen Streamer weitergeben? Dann braucht man den N10 ja eigentlich gar nicht. Das stimmt soweit auch. Ich denke, diese spezielle Funktion des N10 dient eher dazu, seine Fähigkeiten als Ethernet-Filter klanglich unter Beweis stellen zu können!

Ethernet Clean-Up

Wie ich weiter oben schon erwähnt habe, behandelt der N10 Ethernet auf besondere Weise. In Computernetzwerken dient dieses Protokoll seit vielen Jahren als Standard zum Austausch von Daten in Netzwerken. Ethernet überträgt dabei nicht nur die eigentlichen Nutzdaten (Musik, Video, Programme, Kommunikation etc. pp.), sondern sendet auch ständig Signale zur Identifikation von Geräten und weitere „Steuerdaten“.

Vielleicht kennen sie das: An den meisten LAN-Buchsen befinden sich eine gelbe und eine grüne LED, die Portgeschwindigkeit und Datenverkehr signalisieren. Selbst wenn keine Nutzdaten fließen, ist die grüne Daten-LED oft hektisch am flackern. Manchmal sogar dann, wenn das Netzwerkgerät eigentlich ausgeschaltet oder im Standby ist.

Genau dieser ständige Datenfluss ist ein Störfaktor beim Audiostreaming. Der Melco N10 befreit den Datenstrom von all den für die Musikwiedergabe irrelevanten Aktivitäten. Und zwar für sich selbst wie auch für nachgeschaltete Ethernet-Streamer. Auf diese Weise hat man die Möglichkeit, den Klang seines Streamers einmal mit direkter Ethernetverbindung zum Router und einmal gefiltert über den Melco zu hören und sich so von der Wirksamkeit der Maßnahme zu überzeugen.

Melco N10 in Kombination mit weiteren Streamern
(Diagramm: F. Borowski)

Am N10 hat Melco übrigens auf die blinkenden LEDs am LAN-Eingang verzichtet. Bei früheren Modellen sind sie noch vorhanden, können aber über das Menü deaktiviert werden. Die Ethernet-Anschlüsse sind außerdem zur Rauschreduzierung und Vermeidung von Interferenzen mit Kupfer ummantelt und per optischer Kopplung galvanisch isoliert.

Auch bei der USB-Verbindung zum DAC überlässt Melco nichts dem Zufall. Die beiden an der Rückseite befindlichen Ports sind galvanisch isoliert. Beide Ports können zum Anschluss eines DAC genutzt werden, aber die Buchse mit der Beschriftung „USB DAC“ arbeitet strenger nach USB-Spezifikation, verfügt über einen optimierten Signalpfad mit direkterer Anbindung an den Prozessor und ist klanglich zu bevorzugen.

Manche DACs nehmen es mit den USB-Spezifikationen nicht ganz so genau und funktionieren eventuell nur an der anderen Buchse. Die meisten hochwertigen USB-Wandler arbeiten aber problemlos am „USB DAC“-Port – siehe auch diese Kompatibilitätsliste des Vertriebs.

Der N10 im Detail – High End Netzwerktechnologie für Audio only

Falls Sie nach dem zuvor Beschriebenen etwas vermissen: der Melco hat kein WLAN und auch kein Bluetooth für drahtlose Verbindungen. Das ist eine ganz bewusste Entscheidung des Herstellers, denn nur über Kabelverbindung sieht Melco bestmöglichen Klang als gegeben an.

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Seite 2    N10: Netzwerktechnologie, Hörtest, Fazit

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.