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Exogal Comet & Ion PowerDAC
Trotz dezenter Abmessungen der ganz große Klang: Exogal DAC-Vorstufe Comet mit Endstufe Ion PowerDAC für 6.200 Euro (Foto: F. Borowski)

Test: Exogal Comet und Ion PowerDAC

Nach Jahrzehnten mit voluminösen bis teils monströsen HiFi-Komponenten habe ich über die Beschäftigung mit dem Thema Desktop-Audio in den letzten paar Jahren Bausteine mit kleineren Abmessungen zu schätzen gelernt. Platz sparen geht zwar am besten mit Aktivlautsprechern, wie beispielsweise den KEF LS 50 Wireless, aber ich bin nach wie vor eher der Typ für separate Komponenten und Passivlautsprecher – was nicht bedeutet, dass ich gute Aktivsysteme grundsätzlich verschmähe. Insbesondere Verstärker bieten nur selten hohe Leistung und Spitzenklang in kleinen Gehäusen. In den Achtzigerjahren gab es – neben den herkömmlichen HiFi-Komponenten, die meist in Form von in schwarzen Holzracks gestapelten Türmen mit japanischen Bausteinen im 43-cm-Rasterformat daherkamen – schon mal einen gewissen Trend zu kleineren HiFi-Türmen mitsamt Verstärkern. Leider waren diese Systeme überwiegend von konventioneller Machart und hatten für anspruchsvolles HiFi nicht das Zeug. Daran hat sich lange Zeit nichts geändert. Heute, ein paar Jahrzehnte später, habe ich hier auf dem Prüfstand endlich eine Mini-Anlage für Passivlautsprecher von beachtlicher Leistung und mit herzerwärmenden Klangeigenschaften. Ihr Name: Exogal Comet und Ion PowerDAC.

Exogal Comet und Ion PowerDAC im Vergleich zu T+A
Bildunterschrift: Exogal Comet und Ion PowerDAC, hier im Größenvergleich zum T+A DAC 8 DSD. Dir Grundfläche ist kleiner als ein Blatt DIN A4 Papier (Foto: F. Borowski)

Die Firma Exogal ist mit ihrem Gründungsdatum in 2013 noch recht jung, aber Exogal ist nur ein Markenname (der übrigens für „außergalaktisch“ steht). Der Gehirnschmalz dahinter ist entscheidend. Exogal bietet mehr Erfahrung und Knowhow im Digitalsektor auf, als so manches Traditionsunternehmen vorzuweisen hat. Allen voran Exogals technisches Herz, Jim Kinne, der sich mit legendären Produkten, wie dem Wadia 27 Decoding Computer und 790 Power DAC einen Platz in den Geschichtsbüchern der HiFi-Historie gesichert hat.

Mit dem Verkauf der Marke Wadia an die Fine Sounds Group (heute World of McIntosh, mit Marken wie McIntosh, Sonus faber, Audio Research und anderen), nahmen Kinne und weitere Köpfe hinter Wadia die Herausforderung an und gründeten mit Exogal ein neues Unternehmen, mit dem sie sich abermals dem Thema Digital Audio stellen wollten. Vor allem sollte das außergewöhnliche, seinerzeit aber noch nicht ganz praxistaugliche Prinzip des PowerDAC zur vollen Reife geführt werden.

Das Erstlingswerk der Amerikaner, der D/A-Wandler und Digitalvorverstärker Exogal Comet, der mir hier in der aktuellsten Version mit Kopfhörerausgang und optionalem High-End-Netzteil vorliegt, unterscheidet sich auf den ersten Blick wenig, auf den zweiten sehr deutlich von anderen DAC-Angeboten. Grundsätzlich verarbeitet er digitale Daten via asynchronem USB bis 32bit/384kHz PCM, DSD64 und DSD128 DOP (DSD over PCM). Zusätzlich verfügt der Exogal Comet über digitale S/PDIF-Eingänge (BNC und Toslink), AES/EBU sowie über ein Stereopaar unsymmetrischer Analogeingänge. Nach draußen gelangen die analog gewandelten Signale via XLR, Cinch oder 6,35mm Klinke (Kopfhörer). Und dann ist da noch der EXONET-Anschluss. Darauf komme ich später noch zurück.

Exogal Comet und Ion PowerDAC von hinten
Rückseitenansicht des Comet (oben) und des Ion PowerDAC mit dessen Netzteil. Die Exonet-Verbindung erfolgt über ein HDMI 2.0 Kabel (Foto: F. Borowski)

Klingt bis hier her nicht sonderlich spektakulär, oder? DSD 128 lockt ja heute auch keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor und die Ein-/Ausgänge sind, mit Ausnahme des EXONET, mehr oder weniger Mainstream. Allerdings steckt im Exogal Comet kein gewöhnlicher DAC von der Stange. Also kein BurrBrown-, ESS- oder anderer Fertig-Wandler-Chip.

Alle eingehenden Daten werden vom Comet in einem proprietären Prozess auf 32 Bit umgerechnet und anschließend von einem FPGA (Field Programmable Gate Array) verarbeitet, welcher sein ganzes Können der Programmierung der Exogal-Macher verdankt. Nur sehr wenige Hersteller gehen diesen steinigen Weg und entwickeln komplett eigene Algorithmen zur digitalen Signalverarbeitung von vorne bis hinten. Jeder noch so kleine Code-Schnipsel in den Exogals ist selbst programmiert.

Das Exogal-Prinzip auf ein paar allgemein verständliche Sätze herunter zu brechen, ist nicht ganz einfach. Comet und Ion sind absolut keine DACs im herkömmlichen Sinne. Weder für die Decoding-Funktionen, noch in Bezug auf die DAC-Algorithmen. Beide Komponenten sind quasi eigenständige, hoch-spezialisierte Computer mit Multi-Core FPGA-Prozessoren, die ausgeklügelte und vollständig selbst entwickelte mathematische Funktionen zur Wiederherstellung der originalen Wellenform ausführen. 6 Prozessorkerne im Exogal Comet und 8 Cores im Ion arbeiten gemeinsam wie in einem Netzwerk, wobei sie sich die Rechenlasten teilen und Parallel-Processing ausführen. Beide Geräte kommunizieren über EXONET miteinander. Comet nimmt sich der von einer analogen oder digitalen Quelle eingehenden Signale an. Die voll digitale Endstufe Ion PowerDAC kann man sich am ehesten wie ein regelbares Netzteil für die Lautsprecher vorstellen. Der Exogal Comet sagt dem Ion PowerDAC letztendlich nur, welche Spannung und welchen Strom er zu welcher Zeit an die Lautsprecher abgeben soll. Dabei berücksichtigt der PowerDAC auch von den Lautsprechern rückwirkende Kräfte, wie deren Impedanz, um das Leistungsniveau entsprechend anzupassen.

Exogal Ion innen
Innenansicht des Ion PowerDAC: sieht nicht wie eine herkömmliche Endstufe aus – und ist es auch nicht (Foto: Exogal)

Ich weiß, das ist ziemlich abstrakt und unter Elektronik-Experten wirft es womöglich mehr Fragen auf, als es beantwortet. Abgesehen davon, dass Exogal seine heiligsten Geheimnisse nicht so gerne ausplaudert, ist es aber eine annähernde Beschreibung, was in etwa passiert. Und ehrlich gesagt, für eine noch technischere, mehr in die Tiefe gehende Beschreibung reicht mein Expertenwissen nicht aus. Das alles tritt aber sowieso in den Hintergrund, wenn man erst mal mit diesem Gespann Musik hört.

Ein paar Kleinigkeiten noch: Die offiziellen technischen Daten beschränken sich zwar auf die oben bereits genannte Werte wie 384kHz PCM und DSD128, der Exogal Comet kann aber in Wahrheit viel mehr. Über Linux nativ mit DSD befüttert, soll er problemlos auch DSD512 oder sogar DSD1024 verarbeiten können. Auch höhere PCM-Samplingraten sind grundsätzlich möglich. Und obwohl sich keine direkte Möglichkeit zum Umschalten verschiedener Filtervarianten findet, hat der Comet intern auch andere Filter einprogrammiert, die man im Prinzip per Firmware aktivieren könnte, doch der Hersteller ist mit deren klanglichen Eigenschaften nicht zufrieden und hat sie deswegen für den Verbraucher unzugänglich gemacht.

Das einzige im Exogal Comet aktive Filter ist eine softe apodizing, minimum-phase-Variante, die auf Zeitrichtigkeit und geringste Verzerrung des Signals ausgelegt ist – nach meiner Erfahrung mit unterschiedlichen Filtervarianten in diversen DACs die absolut richtige Richtung. Die digitale Lautstärkeregelung erfolgt mit 32 Bit und wird logarithmisch geregelt. Über etwaige Klangverluste durch die digitale Regelung aufgrund von Bit-Verlusten braucht man sich keine Sorgen zu machen, da sie selbst bei niedrigster Lautstärkeeinstellung absolut bit-perfekt arbeitet. Verluste, wie bei herkömmlichen digitalen LS-Regelungen üblich, gibt es hier nicht.

Exogal Comet innen
Der Comet kommt ohne DAC-Chips von der Stange aus. Die gesamte Signalverarbeitung erfolgt über vollständig selbst programmierte Algorithmen und wird von einem leistungsstarken FPGA ausgeführt (Mitte) (Foto: Exogal)

An herkömmliche Endstufen kann der Comet DAC wie gewohnt entweder symmetrisch per XLR oder unsymmetrisch via Cinch angeschlossen werden. Anders bei der Kombination mit dem Exogal Ion PowerDAC. Hier kommt der besagte Exonet-Anschluss zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine auf HDMI basierende Digitalverbindung, die aber kein HDMI ist. Man kann zum Anschluss handelsübliche HDMI 2.0 Kabel verwenden, wobei eine möglichst hochwertige und gut geschirmte Leitung zum Einsatz kommen sollte. Der Exogal-Vertrieb CW-Acoustics stellte mir hierfür eine hochwertige Lösung des schwedischen Herstellers Supra Cables zur Verfügung.

Die Exonet-Schnittstelle arbeitet voll digital mit vier CPU-Verbindungen (Pipelines) zur Datenübertragung und dient auch zum Austausch von Steuersignalen und zur Erkennung der Geräte untereinander. Über Exonet weiß das System stets, welche Komponenten vorhanden sind und wer davon der Chef im Ring sein soll. Comet und Ion PowerDAC verhalten sich damit, als wäre es nur ein Gerät. Schaltet man den Comet in Standby, wird auch der Ion PowerDAC in den Ruhezustand versetzt und verbraucht dann weniger als 2W. Einen harten On/Off-Schalter besitzen die Geräte nicht und man sollte sie aus klanglichen Gründen auch nicht vollständig vom Netz trennen. Der Standby-Verbrauch ist zum Glück sehr erträglich.

Die Endstufe des Ion PowerDAC liefert rund 100W pro Kanal an 8 Ohm und ca. 200W an 4 Ohm. Reichlich Leistung für so eine kleine Black-Box! Hier sei noch mal betont, dass die Verstärkung des PowerDAC nichts mit üblichen Class-D bzw. Schaltendstufen á la IcePower oder Hypex zu tun hat.

Exogal Comet und Ion PowerDAC im Praxistest

Die Exogal-Komponenten sind wahlweise in Silber oder Schwarz erhältlich. Ihr Gehäuse mit den markanten Rundungen (konkav an Vorder- und Rückseite, konvex an den Seiten) besteht aus massivem Aluminium mit feinem Querschliff. Die aus dem Vollen gefrästen Behausungen sind sehr dickwandig, der Klopftest fühlt und hört sich vor allem an den Seitenflächen wie massiver Fels an. Als wäre es kein Hohlkörper. Das Design ist dezent, aber elegant. Ich finde, Fotos werden ihrer Erscheinung in Natura nicht gerecht.

Exogal Comet und Ion PowerDAC im Raum
Das kleine Schwarze: Auf dem Lowboard unter dem Flachbild-TV wirken die Exogals noch winziger. Gehört wurde u.a. mit den KEF Reference 1 und den ELAC BS312 (Foto: F. Borowski)

Ein primäres Designmerkmal sind natürlich die kompakten Abmessungen von gerade mal 20 x 18,5 x 4,8 cm (BxTxH, ohne Füße) – kleiner als ein Blatt DIN A4 Papier. Das macht die Exogals nicht nur für Freunde des gepflegten Desktop-HiFi sehr interessant, sondern eigentlich für jede schicke Wohnumgebung, weil sich das Duo dezent auf beinahe jedem Regalmöbel platzieren lässt. Oder auch komplett unsichtbar in einem Schrank, was dank der Steuerung per Bluetooth und der überschaubaren Wärmeentwicklung kein Problem wäre.

Die Bedienung des Exogal-Duos gestaltet sich sympathisch schnörkellos und ohne überflüssige Spielereien. Wie schon erwähnt, verzichtet der Exogal Comet z.B. auf umschaltbare Filter und es gibt auch keinen Equalizer oder sonstige klangjustierenden Funktionen. Ist das ein Nachteil? Nicht, wenn bei Ihnen die Musik im Vordergrund steht! Besonders experimentierfreudige Nutzer sind möglicherweise mit DACs wie dem RME ADI-2 Pro besser bedient. Exogal konzentriert sich mit Comet und Ion auf ein Plug-and-Play-Erlebnis: anschließen, einschalten, genießen.

In der Gehäusefront steckt ein kleines E-Ink-Display mit ca. 3,5 cm Diagonale. Diese Anzeigetechnik hat u.a. den Vorteil, dass sie nur dann Strom benötigt, wenn sich der dargestellte Inhalt ändert, ansonsten aber rein passiv ist und somit auch das Audiosignal nicht durch etwaige Einstreuungen beeinträchtigen kann. Zudem ist der Kontrast prinzipbedingt recht hoch. Am ehesten kennt man E-Ink-Displays aus E-Book-Readern wie dem Amazon Kindle. Eine Hintergrundbeleuchtung gibt es beim Comet-Display auch nicht. Kleines Manko: Je nach Lichteinfall und Blickwinkel spiegelt die Anzeige etwas und der Kontrast leidet. Davon abgesehen ist das Display etwas träge in seiner Reaktion, was in der Praxis aber nicht stört. Angezeigt wird natürlich die Lautstärke in großen Ziffern (0-100), Mute (Full und Reduced), sowie der gewählte Ein- und Ausgang. That’s it.

Exogal Ion PowerDAC Anzeige
Der Kontrast des E-Ink-Display ist auf diesem Foto sehr gut, aber der Screen spiegelt, hat keine Hintergrundbeleuchtung und ist daher in vielen Situationen nicht gut ablesbar (Foto: F. Borowski)

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.