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Thorens TD 209 von oben
Das Besondere ist die Form: Der Thorens TD 209 bricht mit klassischen Linien und verleiht dem Thema Analog mehr Pfiff – auch, weil er jetzt um 50% auf 500 Euro im Preis gesenkt wurde (Foto: Thorens)

Kauftipp der Woche: Plattenspieler Thorens TD 209

Gäbe es ein Ranking innerhalb der noch jungen Kauftipp-Kategorie von LowBeats, Thorens würde sie meilenweit anführen. Warum? Weil mit dem hier empfohlenen Thorens TD 209 bereits das vierte Modell aus diesem Hause vorgestellt wird. Der Hintergrund ist klar: Die Qualität dieser Plattenspieler ist in der Regel erfreulich hoch. Wenn dann noch der Preis deutlich gesenkt wird – statt für knapp 1.000 bietet jetzt fono.de den TD 209 für unter 500 Euro an – wird aus einem ziemlich guten Plattenspieler ein fast alternativloser…

Das Konzept des Thorens TD 209…

Thorens ist ja nicht nur eine der ältesten Audio-Companies der Welt (Gründung: 1883), sondern auch so etwas wie der Inbegriff für analoge Solidität. Die Laufwerke TD 124, TD 146, TD 160 und TD 126 inspirierten ganze Generationen von Musikfreunden auf ihrem Weg zum bestmöglichen Klang. Aber man kann nicht immer das Gleiche machen. Und so versuchte sich Thorens 2010 mit dem extravaganten TD 309, einem Laufwerk, dessen Chassis-Platte eher nach Skulptur als nach Plattenspieler aussah.

Der 309 war eigentlich ein großer Wurf, doch die Gemeinde fremdelte mit der Form: Soll das ernsthaftes HiFi sein? Das war es zwar, aber der Erfolg fiel kleiner aus als gehofft – wohl auch, weil der TD 309 mit 2.000 Euro recht teuer ausfiel. Bei Thorens aber ließ man von der hübschen Idee nicht ab und schob den nur halb so teuren TD 209 nach. Er wird auch im Schwarzwald hergestellt, hat die gleiche Bauform und ebenfalls einen fantastischen Tonarm: Der hier verwendete TP 90 ist eine lediglich leicht abgespeckte Version des „großen“ TP 92, der als Einzelkomponente immerhin mit 1.000 Euro zu Buche schlägt.

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Thorens TD 209 TP 90
Der TP 90 ist ein exzellenter Tonarm mit gezogenem Aluminiumrohr. Allein durch den Aufbau werden schon viele Resonanzen unterdrückt. Der Einbau der Tonabnehmer über nur eine Schraube am Headshell ist denkbar simpel und gut (Foto: Thorens)
Thorens TD 209 Skating
Das Antiskating wird hochelegant mittels Magnet über die Rändelschraube vorne eingestellt. Das Lager, das Gegengewicht und die Arretierung machen einen hochsoliden Eindruck (Foto: H. Biermann)
Thorens TD 209 ZUbehör
Mit den hier gezeigten Distanzstücken (oben) lässt sich die Einbauhöhe des Tonabnehmers variieren. Ein Puck für Singles und eine Libelle für die Aufstellung in Waage liegen ebenfalls bei (Foto: H. Biermann)
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Ich habe lange Zeit mit beiden Tonarmen herumexperimentiert. Von der Flexibilität und den Einstellmöglichkeiten (man kann Tonarmhöhe, Azimuth und Überhang einstellen) sind beide gleich. Auch das elegante magnetische Antiskating findet sich in beiden. Wahrscheinlich sind die Lager des TP 92 nochmals etwas besser. Darüber hinaus lassen sich nur wenige Unterschiede festmachen. Festzuhalten bleibt: Das ist ein Tonarm, in dem man guten Gewissens auch Tonabnehmer einbauen kann, die deutlich mehr kosten als die nun für dieses Laufwerk geforderten 500 Euro. Doch dazu später mehr.

Die Basis des Thorens RD 209 ist – wie oben schon angedeutet – dem TD 309 entliehen. Die gestaltete Chassis-Platte aus gefrästem MDF ist viel mehr als nur ein hübscher Gimmick: Durch die speziell unsymmetrische Form ist das Resonanzverhalten ebenfalls unsymmetrisch, also besser als bei den üblichen rechteckigen Platten.

Thorens TD 209 von oben
Ein echter Eyecatcher: Die Basisplatte hat eine ungewöhnliche Form und steht auf drei Füßen – hier angedeutet durch die silbernen Schrauben. Mit Hilfe der Libelle kann man den Thorens TD 209 bequem von oben in Waage bringen (Foto: Thorens)

Die Sorgfalt bei der Resonanz-Minimierung sieht man auch an anderen Stellen. So hat die Bodenplatte unten in der Nähe des eingelassenen Lagers verschiedene Riefen eingefräst. Auch sie verändern das Resonanzverhalten deutlich.

Thorens TD 209 Resonanz
Die Bodenplatte von unten: Eingefräste Riefen um das Lager unterdrücken entstehende Vibrationen (Foto: H. Biermann)

Und noch so ein Punkt, an dem man sieht, dass man bei Thorens schon seit fast 100 Jahren Laufwerke baut: Der Niedervolt Gleichstrom- (DC-) Motor ist schwingend eingespannt. Wie eine Lautsprechermembran in einer sehr festen Sicke, rotiert er in seiner Aufhängung, völlig entkoppelt von den festen Teilen des TD 209. Kein Wunder, dass der TD 209 eine sehr ordentliche Laufruhe beweist.

Thorens TD 209 Pulley
Der Motor ist effizient von den tragenden Teilen des TD 209 entkoppelt (Foto: H. Biermann)

Als klassischer Easy-to-use-Plattenspieler bietet der TD 209 nur die beiden üblichen Geschwindigkeiten 33 + 45 U/min. Die werden an dem Thorens-typischen Kippschalter vorne links eingestellt. Aber man kann noch feinjustieren: Auf der Unterseite sind zwei Schrauben für die perfekt eingestellte Geschwindigkeit

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Thorens TD 209 Geschwindigkeit
Der Kippschalter bestimmt über die Geschwindigkeit (Foto: H. Biermann)
Thorens TD 209 Drehzahl
Blick von unten: Mit einem normalen Schraubenzieher lässt sich die optimale Drehzahl für jede der beiden Geschwindigkeiten exakt justieren. Leider muss man dafür den TD 209 auf die Seite legen (Foto: H. Biermann)
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Ebenfalls ziemlich gut gelöst ist das Thema Plattenteller. Der nämlich besteht aus drei Teilen: einem Aluminiumteller, auf den man die mitgelieferte Schablone auflegt. Die Schablone nutzt man zur Einstellung von Tonabnehmern (sofern man diese selbst einbauen will), sie wirkt aber auch als Entkopplungs-Element zwischen dem Alu-Teller und der oben aufliegenden Acrylglas-Scheibe. Wo man hinschaut, jede Menge kluger Ideen, die man bei vielen anderen Angeboten am Markt auch gern sähe…

Thorens TD 209 Plattentellerauflage
Die Schablone hilft nicht nur bei der Einstellung, sie entkoppelt die beiden harten Plattenteller-Materialien Aluminium und Acrylglas (Foto: H. Biermann)

Bestückt ist das Schnupper-Angebot von SG Akustik mit dem MM-Tonabnehmer Thorens TAS 257. Dieser Abtaster ist Derivat eines Audio-Technica und für das Geld überragend gut. Und doch in meinen Augen nicht gut genug. Fragt man den LowBeats Analog-Spezialisten Bernhard Rietschel nach der Priorität der Baugruppen, wird er immer antworten: Das Wichtigste ist das Laufwerk, dann kommt der Tonarm und zuletzt der Abtaster. Das sieht man bei SG Akustik genauso.

Aber diese Hierarchie führt bisweilen dazu, dass am Schallwandler (also dem Tonabnehmer) gespart wird, um eben noch diese oder jene Preisgrenze zu unterlaufen.

Thorens TD 209 mit TAS 257
Der Thorens TAS 257 ist im Angebotspaket vormontiert. Wir empfehlen gleich die Aufrüstung (Foto: Thorens)

Und das ist nicht ohne Gefahr, denn es gibt ja auch noch diese andere Sicht, die besagt: Was ich vorn verliere, bekomme ich hinten nicht mehr herein. Deshalb plädiere ich oftmals für bessere Abtaster. Und weil die Basis (und vor allem der Tonarm) des Thorens TD 209 so gut ist, haben wir mit den Spezialisten von fono.de für die Bestückung des TD 209 noch drei würdigere Alternativen ausgearbeitet: das Sumiko Pearl, das Goldring E3 (das wir auch in unserem Sound-Archiv namens Klang Orakel haben) und das Dynavector 10×5 MkII – siehe Slideshow:

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Sumiko Pearl
Erstens: das Sumiko Pearl, ein erfreulich dynamisch anspringendes MM-System mit üblichen Ausgangsspannungen. Kostet bei fono.de derzeit etwa 130 Euro (Foto: Sumiko)
Goldring E3
Zweitens: Das Goldring E3 ist das größte seiner Serie. Ebenfalls ein MM-Abtaster mit wunderbar sanfter, gleichwohl sehr feiner Wiedergabe. Kostet bei fono.de derzeit ebenfalls um die 125 Euro (Foto: P. Schüller)
Dynavector 10x5 MkII
Drittens: Die ganz große Lösung für den TD 209 lautet Dynavector 10×5 MkII.  Das sogenannte High Output MC läuft auch an jeder MM-Phonostufe und bietet noch einmal einen ganzen Kosmos mehr an Auflösung Klangfarbentreue (Foto: H. Biermann)
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Alle drei harmonieren bestens mit dem TP 90, weshalb sie den schönen Thorens TD 209 auf ein deutlich höheres Klang-Niveau hieven. Aber bei der Idee, für den Tonabnehmer mehr Geld auszugeben als für das gesamte Laufwerk, werden womöglich einige Leser die Stirn runzeln. Aber das Dynavector ist natürlich eine Waffe und der TD 209 ja nur wegen der brachialen Preissenkungen so günstig.

Die LowBeats Top-Empfehlung heiß dennoch Goldring E3. Das ist für das TD-209-Paket die stimmigste Ergänzung, und der Preis bleibt bei immer noch bei extrem fairen 605 Euro.

Klangliches…

Der Thorens TD 209 ist ein klassischer Brettspieler ohne größere Entkopplungs-Maßnahmen gegen Vibrationen von unten. Wichtig ist also ein extrem stabiler Untergrund – am besten ein Wandregal. Stellt man ihn einfach nur oben ins Rack oder als Zierde auf ein schwindeliges IKEA Sideboard, hat der TD 209 dem üblichen Trittschall nur wenig entgegenzusetzen.

Steht er aber entkoppelt und perfekt in Waage, wird sofort seine gute Laufruhe hörbar. Und es ist auch erstaunlich, wie homogen und natürlich der hübsche Brettspieler mit dem eingebauten TAS 259 spielt. Die Raumabbildung ist großzügig, Stimmen haben einen hohe Authentizität und die Basswiedergabe ist in Bezug auf Schwärze und Tiefgang wirklich erstaunlich. Wie gesagt: Das TAS 259 ist kein übles Tonabnehmer-System; beim Hören fehlt erst einmal nichts.

Jedenfalls nicht solange, bis man mal andere Tonabnehmer ausprobiert hat. Haben diese die entsprechende Qualität und harmonieren gut, dann werden auch die Qualitäten von Laufwerk und Tonarm noch deutlicher.

Fazit Thorens TD 209

Kauftipp der Woche Quad Artera PlayEin wirklich hübsch gemachter, vorbildlich verarbeiteter Plug & Play-Plattenspieler. Der TD 209 ist „made in Germany“, mit einem exzellenten Tonarm bestückt und mit vielen klugen Detaillösungen garniert. Das Paket aus Laufwerk und Tonarm halten wir für so interessant, dass wir die vormontierte Tonabnehmer-Lösung glatt ausschlagen und gleich mindestens eine Stufe höher gehen würden. Im Klartext: lieber Goldring E3 statt TAS 257.

Man kann natürlich erst einmal mit dem Thorens eigenen TAS 259 starten und dann später selbst nachrüsten. Aber das ist Unfug. Wenn man gleich ein größeres System bestellt, wird 1.) ja auch dieser Tonabnehmer perfekt vormontiert und 2.) werden dem Käufer noch 25 Euro für das TAS 259 gutgeschrieben. Im Falle des Goldring E3 käme man also auf eine Gesamtpreis von gut 600 Euro. Das ist fast noch attraktiver als das Basis-Angebot und sollte Interessenten umgehend zum Hörer (0721 / 921 273-0) greifen lassen.

Doch bevor die Euphorie gänzlich überschwappt, kommt hier der kleine Wermutstropfen: Die geniale Ausführung in Rot ist leider nicht mehr zu haben. Die final letzte Charge dieses Laufwerks wurde ausschließlich in Schwarz aufgelegt. Das ändert zwar nichts an den klanglichen Vorzügen und sieht auch chick aus, ist aber trotzdem schade…

Thorens TD 209 schwarz
Der attraktive TD 209 läuft definitv aus. Die letzte Charge wurde nur noch mit scharz lackiertem Chassis gefertigt (Foto: Thorens)
Thorens TD 209
2020/12
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang-Potenzial
Wert-Beständigkeit
Preis/Leistung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klasse Verarbeitung, hohe Laufruhe
Optisch ungewöhnlicher Auftritt
Fantastischer Tonarm
Kleinere Schwächen beim Trittschall

Angebot:
SG Akustik
Amalienstraße 45
76133 Karlsruhe
Telefon: 0721 / 921 273-0
www.sg-akustik.de

Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Thorens TD 209 in Schwarz: 499 Euro
Sumiko Pearl: 136 Euro
Goldring E3: 130 Euro
Dynvector 10×5 MKII: 584 Euro

Technische Daten

Thorens TD 209
Konzept:Riemenantrieb-Plattenspieler mit vormontiertem Abtaster
Tonarm:Thorens TP 90, 9 Zoll
Ausstattung:Externes Netzteil, Unterlegscheiben für die variable Tonarmhöhe
Gewicht:4,7 Kilo
Farbe (Lack):Schwarz
Abmessungen (B x H x T):
47 x 12,5 x 43 cm
Alle technischen Daten


Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.