Die dänischen HiFi-Klubben sind der größte Verband echter HiFi-Läden in ganz Europa – und somit auch weltweit gesehen eine HiFi-Großmacht. Die Basis ihres Erfolgs ist ein klug ausgesuchtes Programm (mit bezahlbarem, modernem HiFi), das sich eher an ein junges Publikum richtet, eine ebenso kluge Marketing-Strategie mit eigenen Publikationen sowie einem echt gelungenen Online-Auftritt. Lange Zeit waren die HiFi-Klubben auf Skandinavien festgelegt. Doch seit einigen Jahren existiert ein Plan, wie die Dänen auch in Deutschland ein engmaschiges Netz von Läden knüpfen wollen – siehe auch das Interview mit HiFi-Klubben Deutschland Chef Oliver Schroll. Doch dafür fehlen nicht nur die Läden, sondern auch oftmals das Personal. Und damit sind wir in der bayerischen Landeshauptstadt, wo Münchens erster HiFi-Klubben aufgemacht hat – und zwar als Franchise Projekt eines etablierten Münchener HiFi-Händlers.
Hinter dem Projekt als Franchise-Nehmer steckt Martin Ludwig, der seinen HEC-Store schon seit 18 Jahren betreibt und vor allem ambitionierte Heimkino-Projekte und edles HiFi verkauft. Mit dem Parallelbetrieb von HEC-Store und HiFi-Klubben schafft der umtriebige Münchener ein Modell, das in Deutschland sicher etliche Nachahmer finden wird. LowBeats besuchte und interviewte Martin Ludwig in seinem neuen HiFi-Klubben-Shop in der Münchener Luisenstraße 55.
LowBeats: Herr Ludwig, wie kommt man als gestandener Highender dazu, einen HiFi-Klubben-Laden aufzumachen?
Martin Ludwig: Es war schon immer ein Wunsch von mir, auch Einstiegs-HiFi anzubieten, denn in München gibt es so etwas kaum noch. Die etablierten Händler der Stadt haben sich alle spezialisiert und bieten vor allem Komponenten in gehobenen Preisbereichen an. Auch mein eigener HEC-Store wirkt wohl zu edel; Kunden für diese Art HiFi kamen einfach nicht in den Laden. So habe ich etliche Konzepte durchgespielt, bis ich zufälligerweise Peter Lyngdorf (Anmerkung der Redaktion: der Gründer der HiFi-Klubben) traf und ihm mein Leid klagte. Und der sagte: „Dann mach es doch mit uns – als Franchise.“ Und so kam es dann.
LowBeats: Nun ist der neue Laden ja ein Franchise-Projekt mit den HiFi Klubben: Haben Sie denn überhaupt Einfluss-Möglichkeiten bei der Einrichtung und Gestaltung?
ML: Den Laden habe ich ja selbst gesucht und gefunden. Die Lage in der Nähe der Technischen Universität fanden die Klubben-Leute natürlich richtig gut; Peter Lyngdorf hat ja seinen ersten HiFi Klubben Laden auch in der Nähe der Uni Aarhus eröffnet. Es geht darum, hier junge und junggebliebene Menschen anzusprechen. Bezüglich der Einrichtung kann ich nur sagen: Ich habe viel von den Klubben-Leuten gelernt. Die wissen schon sehr genau, was sie tun und sie haben eine sehr genaue Vorstellung für das, was funktioniert und was nicht. Wenn ich ehrlich bin, würde ich den meisten meiner Händler-Kollegen mal einen solchen Austausch mit Einrichtungs-Profis wünschen. Da gibt es doch viele Dinge, die man besser machen kann, wenn man die Kunden gezielt abholen will.
LowBeats: Aber es geht ja auch um Audio-Technik. Franchise-Programm heißt ja aber auch immer, ein vorgegebenes Konzept so weit wie möglich umzusetzen. Kollidieren diese Vorgaben mit ihren eigenen Ideen, Ihren eigenen Erfahrungen?
ML: Nein. Man muss ja sehen, dass hinter den HiFi-Klubben eine riesige Organisation mit gewaltigen Möglichkeiten steckt. Allein der Name zieht schon. Und die Klubben-Leute haben natürlich Marketing-Möglichkeiten, von denen ich nur träumen kann. Und weil ich HEC-Store und HiFi-Klubben parallel betreibe, habe ich sozusagen das Beste aus beiden Welten: Ich kann die Kunden für Einstiegs-HiFi vom HEC-Store zum Klubben-Geschäft umlenken, aber auch umgekehrt: Der Kunde, der mit dem Klubben-Programm “unterfordert” ist, für den habe ich das HEC-Store Angebot.
LowBeats: Sie sind gestandener Highender, die Klubben setzen auf bezahlbares HiFi und ein eher jugendliches Publikum. Gibt es einen Kultur-Unterschied?
ML: Ja und nein. Prinzipiell finde ich die Auseinandersetzung mit den Klubben-Ideen und der Klubben-Kultur sehr inspirierend. Doch beim klassischen “Klubben-Du” hört es bei mir auf – ich sieze meine Kunden nach wie vor. Auch im Klubben-Geschäft.
LowBeats: Gibt es denn – neben dem Auftritt und dem klar umrissenen Angebot eine HiFi-Klubben-Besonderheit, die auch Sie als langjähriger Händler hervorheben würden?
ML: Ja, den Komperator. Er ist fester Bestandteil eines jeden HiFi-Klubben und erlaubt den Vergleich vieler Lautsprecher an einem Verstärker oder einen Lautsprecher an unterschiedlichen Verstärkern zu hören – ohne, dass man dafür umbauen muss. Wir haben im Laden in der Lusisenstrasse über 20 Kilometer Boxenkabel dafür verlegt. Aber das lohnt sich; die Kunden schätzen das sehr.
LowBeats: Sie haben ja als erster Franchise-Nehmer in München eine Art Gebietsschutz im HiFi-Klubben-System. Wird es denn in der Stadt weitere HK-Läden geben?
ML: Nun haben wir mit der Luisenstrasse erst einmal gezeigt, dass wir es können. Und wir müssen mal schauen, wie gut es sich einspielt. Aber es macht mir viel Spaß und ich könnte mir sehr gut vorstellen, noch weitere HiFi-Klubben zu eröffnen…
LowBeats: Das wiederum provoziert die spannende Frage, wie denn die Händler-Kollegen darauf reagieren, dass Sie hier mit einer solchen “bedrohlichen” Großmacht koalieren. Wird denen nicht angst und bange?
ML: Nicht, dass ich wüsste. Im Gegenteil: Die Reaktionen waren sehr positiv und viele Kollegen haben sich für das Konzept interessiert. Ich denke eher, dass es da noch etliche Nachahmer geben wird. Aber natürlich nicht in München…
München erster HiFi-Klubben
Der HiFi-Klubben in der Luisenstrasse 55 liegt direkt neben der Technischen Universität München und folgt den bekannten HK-Vorgaben: Der Laden liegt recht zentral, ist hell und freundlich-sympathisch eingerichtet, man findet sich sofort zurecht. Im Falle der Luisenstrasse ist auch viel Platz – auf immerhin 244 Quadratmetern wird hier vor allem Mittel- und Oberklasse-HiFi angeboten. Klassisches High End mit Röhren-Amps und teuren Analog-Laufwerken sucht man vergebens; es dominieren moderne Geräte mit einfacher Bedienung und womöglich sogar Netzwerk- und Multiroom-Funktionalitäten.
Zur Präsentation bietet der Münchener HiFi-Klubben viel Platz zum Erleben. Neben den dem großzügig gestalteten Eingangsbereich gibt es noch abgetrennte Bereiche, die eher Ähnlichkeiten mit üblichen Wohn-Situationen haben. Hier einige Impressionen:
Lautsprecher kommen vor allem von B&W und Dali, Stereo-Elektronik in erster Linie von Bluesound, Denon, Marantz und NAD. Teil des Ganzen ist auch ein Studio, in dem Martin Ludwig und sein Team verschiedene Surroundsets, aber auch TV und sogar unterschiedliche Leinwände vorführen kann.
Ebenfalls Teil des HiFi-Klubben-Gedankens ist der “Easy-Use”. Deshalb findet sich natürlich aus Sonos im Angebot und deshalb gibt es auch ein umfangreiches Programm an Inwall-, Onwall- oder Decken-Lautsprechern. “Der Kunde von heute”, sagt Martin Ludwig, “will seine Anlage nicht unbedingt immer sehen. Natürlich haben wir die wichtigsten TV Marken im Angebot. Aber auch Beamer, die man sehr viel unauffälliger aufbauen kann.” Dazu muss man wissen: Das Hauptgeschäft von Martin Ludwigs HEC-Store ist der Aufbau von ambitionierten Heimkinos. Der Mann kennt sich also auch in diesem Bereich bestens aus.
Und er hatte Recht: Ein solcher Laden, der schon vom Auftritt her mehr Lifestyle als kompliziertes High End verspricht, fehlte in den letzten Jahren in München. Vom ersten Eindruck her (beim LowBeats Besuch war der Laden wegen Pandemie-Auflagen geschlossen) wird er sicherlich schnell einen neuen Kundenkreis erschließen. Denn die HiFi-Klubben Strategen haben ein gutes Händchen dafür, Schwellenangst beim Betreten von HiFi-Laden erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das ist ihnen auch in der Luisenstrasse trefflich gelungen. Dass sie nun mit Martin Ludwig auch noch einen sehr erfahrenen HiFi-Spezialisten auf ihre Seite haben ziehen können, erhöht die Attraktivität des Konzepts noch einmal deutlich.
Münchens erster HiFi-Klubben in der Übersicht
Konzept: | offenes Ladenkonzept, zentrumsnah gelegen |
Ladenfläche: | 244 Quadratmeter |
abgeschlossene Studios: | 1 x geschlossenes Studio, für Stereo und Heimkino |
Themen-Inseln: | 1 x Kopfhörer, 1 x Einbau-Speaker, 3 x TV + Soundbar, 2 x Passiv-LS, 1 x Aktiv-LS, 1 x Zubehör |
Die wichtigsten Marken: | Dali, B&W, NAD, Denon, Marantz, Samsung, Sony, Argon, audioquest, Blusound |
Öffnungszeiten: | Montag – Freitag: 11.oo – 18.30, Samstag: 11.00 – 15.00 |
Alle technischen Daten |
Nun ist ja auch die Redaktion LowBeats in München ansässig und wir freuen uns über jede Iniative, die das Thema HiFi interessant und lecker präsentiert. Doch die Eröffnung des HiFi-Klubben in der Luisenstrasse ging wohl sehr leise vonstatten, jedenfalls entzog sie sich erst einmal unserer Aufmerksamkeit. “Kein Wunder”, sagt Martin Ludwig dazu. “Eigentlich war der Start im Januar. Aber wir haben ja Covid 19 und so wurde es eine allmähliche Eröffnung über viele Wochen. Die offizielle Eröffungsfeier steht also noch aus…”