Die Covid-Pandemie hat viel bewegt: Auf einmal konnten sich Künstler nur noch im kleinen Umfeld darstellen und nutzten dafür mehr und mehr das World Wide Web als Plattform. Heute hat Covid-19 seinen Schrecken weitgehend verloren, aber das Web als Plattform blieb. LowBeats präsentiert deshalb jetzt regelmäßig neben audiophilen und künstlerisch wertvollen Musik-Tipps auf CD oder LP auch spannende, vielfältige Musikthemen, die online auf Musikfreunde warten. Das verspricht gleich mehrfaches Musikvergnügen – wie etliche Vorgänger-Geschichten zu Musik im Netz zeigten: Denn diese Highlights gibt’s so meistens nicht auf Tonträger, sondern in dieser Form nur im Netz, es ist fast immer ein Video hinterlegt und das Ganze ist auch noch gratis…
Selbstredend lassen sich die Online-Quellen nicht mit HighEnd-HiRes-Maßstäben messen. Aber: Streaming-/Netzwerk-Player, Streaming-fähige “smarte” Lautsprecher wie die von Canton, Inklang und KEF oder clevere DAC-Tools in USB-Sticks für unterwegs werten die Musik aus dem Internet kräftig auf.
Unser Anspruch ist damit klar: Die Faszination von vielfältigen Musikthemen im Netz Musik- und HiFi-Freunden näher zu bringen. Darunter gibt’s Videoclips, Live-Sessions bei verschiedenen Gastgebern, Konzerte, Interviews oder Streaming-Tipps. Als Extra gibt’s Links zum aktuellen Album oder zu Archiv-Highlights.
Natürlich bewerten wir diese Angebote mit dem VU-Meter von LowBeats. Bei jedem Tipp vergeben wir folgende Bewertungen: Musik / Bild / Klang / Fit für die Festplatte (im Sinne von Repertoirewert) sowie eine Gesamtwertung. Also: Ab ins Netz!
Unsere Funde zur Musik im Netz Vol.4
♦ Das renommierte Kronos Quartet feiert 50. Geburtstag – eine smarte Session vor neun Jahren bei NPR Tiny Desk zeigt die fantastischen Vier in wunderbarer Streicher-Hingabe mit David Harrington, John Sherba, Hank Dutt und Sunny Yang
♦ Caroline Polachek ist das Chamäleon der Pop-Art – ein prima Live-Take illustriert das Können der New Yorkerin. Plus: Ein Testimonial für den guten HiFi-Ton von ihr für den YouTube-Kanal „Marantz Official“. Und ein sehr charmantes Video aus ihrer Zeit mit Ramona Lisa.
♦Die isländischen Sphären-Rocker Sigur Rós mit neuem Album und einigen künstlerisch spannend animierten Videos
Starten wir klassisch: Das renommierte Kronos Quartet feiert 50. Geburtstag – eine smarte Session bei NPR Tiny Desk zeigt die Vier in wunderbarer Streicher-Hingabe in der aktuellen Besetzung mit David Harrington (Violine), John Sherba (Violine), Hank Dutt (Viola) und Sunny Yang (Cello)
Vier Musiker, vier gemeinsame Saiten-Sprünge. Und 50 Jahre Teamwork mit kreativem Saitenwind: Das Kronos Quartet, 1973 gegründet von David Harrington in Seattle, danach nach San Francisco umgesiedelt, ging in seiner Geschichte viele Teamworks mit KollegInnen wie Steve Reich, Philip Glass oder Laurie Anderson ein. Hunderte Werke und Tausende Aufführungen schufen und spielte das rührige „Quartet“ im Laufe der Zeit mit wechselnder Besetzung ein.
Vor rund zehn Jahren trat Sunny Yang dem virtuosen Vierer bei – und bereichert das „Quartet“ seitdem mit ihrem souveränem Cellospiel. Online gibt es einige Live-Konzerte und Takes der Vier. Dieses hier zeigt die Vehemenz und Kraft, den außergewöhnlichen stilübergreifenden Touch. Mit „Aheym“ sprengen sie wie so gern die Genre-Grenzen, greifen im Wortsinn mächtig in die Saiten, um die vier einzelnen Klangkörper zu einem größeren Ganzen kammermusikalisch-forsch zu formen. Der Klang wurde sehr nah an den Instrumenten eingefangen, was der Präzision und Feindynamik zugutekommt, das Bild im Studio des Radiosenders NPR ist ausgewogen und sehr authentisch. Als Nachtisch gibt’s noch das ebenso klanglich fein, jedoch räumlicher eingefangene Minikonzert zum zehnten Geburtstag der „Tiny Sessions“ von NPR.
Bewertung
Caroline Polachek ist das Chamäleon der Pop-Art – ein prima Live-Take illustriert das Können der New Yorkerin. Plus: Ein Testimonial für den guten HiFi-Ton von ihr für den Kanal „Marantz Official“. Und: Ein sehr charmantes Video aus ihrer Zeit mit Ramona Lisa.
„Ich war wirklich beeindruckt und sogar beinahe etwas verängstigt von der HiFi-Anlage meines Vaters. Von überall her spielte Musik laut und mit so vielen Details.“ So erfuhr die extrem wandlungsfähige und kreative Pop-/Dance-/TripHopperin bereits als Kind, wie „cinematic“ Musik von der HiFi-Anlage sein kann – und erzählt darüber auf dem YouTube-Kanal von Marantz. Nette Idee, dass MusikerInnen mal nicht nur über ihre Arbeit, sondern über den Klang reden, also das was uns als Hörern zur Verfügung steht. Und was HiFi- und Highend-Anlagen daraus machen: Im besten Falle der Musik Flügel verleihen und sie emotional hautnah und packend in Szene zu setzen. Aber das wissen wir ja.
Caroline Polachek erfindet sich seit Jahren immer wieder neu als Musikerin und ist sowas wie ein Pop-Gesamtkunstwerk, etwa im Geiste von Björk. Sie vermählt ihre Talente solo und in Bandprojekten. Dabei inszeniert sie Songs und sich Genre-übergreifend, spannend und kreativ. Ihr neues Album „Desire, I Want To Turn Into You“ ist bereits digital erschienen, im Dezember folgen LP und CD. Beim Radiosender KEXP in Seattle gab sie im Sommer ein kleines Konzert mit aktuellen Songs. Feine Sache, tontechnisch und optisch prima eingefangen – wie stets bei den rührigen KollegInnen des Senders. Im zweiten Teil gibt’s ein Interview.
Bewertung
Irgendwie scheinen isländische Künstler eine ureigene Musik-DNA in sich zu tragen. Björk oder auch die Band Sigur Rós fühlen sich stark zur Natur gezogen – und haben den schönen Drang, dies in musikalischer Form tiefgründig, anrührend und packend in Songs zu inszenieren. Björk’s letztes Album frönt ja beispielsweise den Erd-Gewalten bis hin zum Vulkanismus. Mit Respekt und Neugier.
Sigur Rós dagegen legten als Band erst einmal rund zehn Jahre Pause ein, arbeiteten aber in Nebenprojekten. Sänger Jonsí & Co stehen für und ein starkes Faible für spannend-künstlerische Videos. Ihre klasse Video-Doku „Heima“ rührt das Herz.
Ihrem Wirken mit feinsinnigen, sphärischen Psychedelic-Rock-Alben stehen meist spannend-künstlerische Videos gegenüber, spielerisch, klug, emotionsreich in Szene gesetzt, egal ob in schwarz-weiß, mit Split-Screen oder wie jüngst à la „2001: Odysee im Weltraum“ spacig adaptiert und traumwandlerisch umgesetzt. Passend zur Musik, die ihr neues Album „Átta“ vereint locken auf YouTube eine Hand voll Videos gratis, mit der die Songs ihre betörende Wirkung teils noch intensiver entfalten können. Der Klang plastisch, das Bild künstlerisch verfremdet bis knackig scharf.
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