Sony erneuert mit einem kräftigen Paukenschlag seine komplette Palette an Projektoren im Preissegment bis 15.000 Euro. Alle bisherigen Modelle bis einschließlich Sony VPL-VW790ES werden durch zwei komplette Neukonstruktionen ersetzt:
Den Sony VPL-VW290ES und den Sony VPL-VW590ES löst der Sony VPL-XW5000ES ab.
Die Neuerungen zeigen sich bereits im Auftritt: Gehäuse und Chassis sind komplett neu entwickelt und gestaltet. Das Gerät wird kleiner und von geringerem Gewicht sein. So gibt es nun einen Laser-Phosphor-Hybrid als Lichtquelle, komplett neu konstruierte Bildpanels und ein frisches Objektiv. Ein schärferes Bild von 2.000 Lumen Leuchtkraft stehen auf der Haben-Seite, ein nunmehr komplett manuell zu verstellendes Objektiv im Soll gegenüber den Vorgängern. Auf die Wiedergabe von 3D muss man beim Neuen in Zukunft verzichten.
Das bisherige „kleine“ Laser-Modell Sony VPL-VW790ES ersetzt ab Sommer 2022 der Sony VPL-VW7000ES.
Der Neue ist etwas wuchtiger als sein Geschwister, aber immer noch rund 25 % kleiner als sein Vorgänger und auch leichter. Sony verkauft das primär als Umweltbonus, weil weniger Kunststoff und Verpackungsmaterial zum Einsatz kommen. Ganz klar profitiert auch das Handling davon. Besonders bemerkenswert: 3.200 Lumen Lichtstrom versprechen strahlend helle Bilder, was dem Einsatz von großen Leinwänden und besonders der HDR-Widergabe zugutekommen dürfte. Wie zuvor lässt sich hier das ebenfalls neu entwickelte Objektiv komplett elektrisch verstellen und – das wird die Cinemascope-Freunde freuen – Lensmemory bleibt erhalten. Der „Große“ kann auch noch 3D projizieren, dazu ist jedoch ein externer Emitter notwendig und – klar – die 3D-Brillen.
Kommen wir zu den Gemeinsamkeiten. Das Chassis scheint bei beide Modellen baugleich zu sein, nur die leistungsfähigere Laser-Lichtquelle des 7000er Modells scheint für ihre gut 60 Prozent mehr Ausgangsleistung in er Gehäusetiefe mehr Platz zu benötigen, 52 versus 47 Zentimeter. Zu den vorderen und hinteren Lüftungsgittern sind jetzt noch zwei kleinere seitliche Lufteinlässe hinzugekommen. Dabei wurde gegenüber bisherigen Konstruktionen der Luftstrom umgekehrt; die XW-Modelle saugen also vorne und seitlich die Raumluft an und blasen die Abluft hinten aus. Dort braucht es dann mehr Wandabstand, um einen Wärmestau zu verhindern.
Komplett neu ist wohl auch die Signalverarbeitung und wie schon erwähnt der eigentliche LCD-Chip, die drei SXRD-Panels. Echte 4K-Auflösung mit horizontal 4096 Pixel sind damit passé. Die neuen 0,61-Zoll-Chips besitzen wie TV-Geräte jetzt UHD-Auflösung und damit 3840 x 2160 Pixel in 16:9. Wenn ich das übliche Marketing-Sprech der Pressemeldung richtig interpretiere und zwischen den Zeilen etwas von „mehr Tonwerten“ lese, kann man daraus schließen, dass wohl die SXRD-Panels erstmals mehr als 8Bit Farbtiefe zu differenzieren vermögen und damit hoffentlich 10 Bit oder mehr für ungebrochene HDR-Auflösung bieten.
Die HDMI-Eingänge taugen bis 18Gbps Bandbreite, folglich können die XW-Projektoren maximal UHD-Auflösung bis 60p und bei Full-HD immerhin 120p. Das dürfte für Gaming-Fans interessant sein, denn im 120-Hertz-Modus verkürzt sich die Latenz auf 13 Millisekunden und liegt damit im Bereich guter Fernsehgeräte. Bei 4K sollen bei 60Hz noch 21ms möglich sein, ebenfalls sehr kurz für Projektoren.
Neu ist auch die Möglichkeit per LAN oder WLAN den Projektor per Webmenü zu steuern. Dabei scheint das Menü, wie in Präsentationscharts zu sehen war, für Smartphones optimiert zu sein. Dadurch lassen sich die Sonys nun auch wie mit einer App steuern. Zur Fernbedienung gab es in den Vorabinformationen nichts zu erfahren. Gehen wir mal davon aus, die im Prinzip gleich bleibt.
Neuentwicklungen sind auch die Objektive. Deren Durchmesser konnte gemeinsam mit der Fläche der inzwischen deutlich kleineren Bildpanels ebenfalls schrumpfen. Trotzdem sollen sie bedeutend schärfer abbilden als bisher. Das gilt besonders für das aufwändigere Objektiv des VPL-XW7000ES mit seinen 13 Elementen. Es ist kontrastreicher und erreicht einen weiteren Zoom-Bereich bei gleichzeitig weiter verstellbarem Lensshift. Bessere Abbildung bis in die Ecken sollen dabei unter anderem das Floating Fokus System (farbige Linsen in der Zeichnung oben) erreichen, dass es so bislang nur in den Wechsel-Objektiven der Topmodelle gab. Asphärische Linsen und die Verwendung von ED-Glas (Extra-low Dispersion Glas) minimiert chromatische Aberration und die daraus resultierenden Randunschärfen und Regenbogenkonturen. Zum Objektiv des VPL-VW5000ES schweigen sich die Entwickler weitgehend aus, der Pressekonferenz ließ sich aber entnehmen, dass man dazu das Objektiv der ausgelaufenen HW-Serie (Full-HD) 4K-tauglich gemacht hat.
Zur weiteren Verbesserung für die Lichtausbeute und den Kontrast dienen in der Neukonstruktion der Lightengine, also der eigentlichen Projektionseinheit mit all ihren Spiegeln, Prismen und Filtern, ein neu designter Lichtweg der weniger internes Streulicht und eine deutlich schärfere Filterung und Polarisation bietet.
Die Signalverarbeitung der Videos übernimmt nun der Sony X1 Ultimate for Projector Hauptprozessor. Das ist die Version des dicksten Bravia-Prozessors die bislang nur im rund 100.000 Euro teuren Topmodell Sony VPL-GTX380 zu finden war. Der soll neben den bisherigen Aufgaben des kleineren Rechnerchips der VW-Serie, also Nachschärfen (Reality Creation), Zwischenbildberechnung (Motion Flow) und anderem mehr bei HDR wahre Wunder vollbringen, falls die Versprechen zutreffen.
Mittels Echtzeit-Objekterkennung versucht der Algorithmus im Laufenden Bild herauszufinden, wann er mit welcher Helligkeit und Farbintensität etwas hervorheben kann, um die Möglichkeiten der HDR-Projektion auszureizen. Zusätzlich wird dies mit einem Dimming des Lasers als Dynamic Laser control verwendet. Object Based HDR Remaster nennt sich das dann. Wie gut das gelingt, wird ein künftiger Test erweisen müssen. Die bisherigen Projektoren mit Dynamic HDR Enhancer taten sich jedenfalls schwer mit ihrem leider wenig dynamischen Tone Mapping. Mit an Bord ist nun auch ein IMAX Enhanced Modus der automatisch gewählt wird, wenn entsprechende Discs oder Streams abgespielt werden.
Der Farbraum wird bei beiden neuen Projektoren mit 95 Prozent von DCI-P3 angegeben. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass die Farbwiedergabe kaum problematische Schwächen aufweist. Auch hier: mal sehen, was ein Seriengerät im LowBeats-Test bringen wird.
Erfreulich sind einige der neuen Zahlen, die Sony in Sachen Laufzeiten und Garantie verspricht. Die Standard-Garantie beläuft sich auf 3 Jahre oder 7.000 Betriebsstunden. Über eine optionale PrimeSupport Garantieverlängerung mit individueller Registrierung können bis zu 5 Jahre ruhiges Gewissen erworben werden und damit bis zu 12.000 Betriebsstunden.
Das klingt alles recht verlockend und durchdacht. Jetzt müssen sie nur noch kommen, die Neuen. Das verzögert sich gerade um einige Wochen, denn die Produktion wie auch das Logistikzentrum sind von chinesischen Corona-Maßnahmen betroffen und aktuell im Lockdown. Hoffen wir das Beste.
So lautet aktuell die vage Angabe: Lieferbar im Sommer 2022
Sony VPL-XW5000ES: 5.999 Euro
Sony VPL-XW7000ES: 14.999 Euro
Weitere Informationen auf der Herstellerseite www.sony.de.
Tests und Infos zu bisherigen Sony Projektoren:
Projektor-Modellpflege: Sony VPL-VW890ES und VPL-VW290ES im Test
Test: Sony VPL-VW570ES – 4K-HDR mit Vollausstattung
Test Sony VPL-VW760ES: 4K HDR-Projektor mit Laser
Erster Test: Sony VPL-VW360ES & VPL-VW260ES