Ende 2018 sieht es am Markt für edle Heimkino-Projektoren eigenwillig finster aus, denn außer Sony kann kaum ein Hersteller die Nachfrage befriedigen. Und so ist jeder doppelt gut dran, der sich den hier vorgestellten Sony VPL-VW570ES zu knapp 8.000 Euro leisten kann: Erstens ist der Sony lieferbar und zweitens so gut, dass er ernsthafte Konkurrenz (außer vielleicht den kommenden JVC DLA-N5) nicht fürchten muss.
Nach dem VW500, VW520 und VW550 stellt der Sony VPL-VW570ES die nunmehr vierte Evolution der “kleinen” 4K-Projektoren der Japaner dar. Das verheißt ausgereifte Technik auf der Höhe der Zeit. Es wurde aber auch Zeit. Mitbewerber JVC bietet bereits seit zwei Generationen Maschinen an, die alle Frequenzen und Auflösungen der heutigen Ultra-HD-Welt uneingeschränkt verarbeiten. Bei Sony musste man dafür bislang wenigstens 15.000 Euro, nämlich für den Laser-bewaffneten VPL-VW760ES hinblättern, den LowBeats im Frühjahr testete.
Dabei lag es weniger an den Panels, wie in der Szene gerne spekuliert wurde, als tatsächlich vielmehr am Gehäuse. Um genau zu sein daran, dass für den dazu notwendigen Signalprozessor nicht genug Platz und Kühlkapazität zur Verfügung standen. Das ist auch der Grund, weshalb der Sockel der neuen “70er” Serie gut eineinhalb Zentimeter in der Höhe wuchs.
Feste Größen sind seit der Einführung der kleinen 4K-Modellreihe die Objektive, die prinzipiell bis zum VW760 Einsatz finden, aber in Selektionsgraden aufgeteilt eingebaut werden. Lediglich das jeweils kleinste Modell, in diesem Falle der VPL-VW270ES entbehrt die adaptive Blende und das Lensmemory. Der Sony VPL-VW570ES glänzt also mit Vollausstattung.
Der neue Sony ersetzt übrigens gleich zwei Projektoren: neben dem direkten Vorgänger VW550 auch den VPL-VW360ES. Preislich lagert er sich daher auch zwischen den beiden an.
Kommen wir zu den Vorteilen der neuen Generation: Endlich verarbeiten auch die kleinen 4K-Sonys ungebremst die volle 18 Gigabit Bandbreite, die für UHD-Auflösungen bei 60 Bildern pro Sekunde und 10 Bit HDR-Signalen gefordert sind. Bisher ging das nur mit eigentlich zu geringen 8 Bit und beschnittenem Farbsignal. Das gestaltete sich insbesondere für Gamer lästig, die jetzt endlich ihre Highend-Konsolen mit HDR-Spielen, wie Microsofts X-Box, ohne Tricks und ruckelfrei verwenden können.
Mit im Paket der aufgerüsteten Prozessorleistung sind nun Sonys Zwischenbild-Berechnung “Motion Flow” für 4K/UHD-Signale und auch das pfiffige “Weiche-Übergänge”-Feature, welches Banding-Effekte mildert. Dieses arbeitet in den neuen Modellen auch bei 3D. Mit solch einer Aufrüstung geht nun auch eine wesentlich sauberere HDR-Darstellung einher, die durchgängig viermal feiner abgestufte 10 Bit Auflösung benötigt, um keine Banding-Artefakte zu zeigen.
Gut: Sony verarbeitet das künftig für Fernsehübertragungen in HDR notwendige HLG Gamma und schaltet auch brav per Metadaten im Video alles automatisch um. Schlecht: Aus Gründen, die Sony selbst nicht erklären kann, wird weiterhin jegliche HDR-Wiedergabe auf 2160p-Auflösungen beschränkt. Ein echter Bug: Bei Full-HD-Signalen mit HDR-Content wird das zwar im Infomenü angezeigt, aber in der Darstellung des Videobilds ignoriert.
Die Handhabung und die optischen Parameter des Sony VPL-VW570ES bleiben gegenüber vorigen Modellen gänzlich unverändert. Das gilt zum Beispiel für die Fernbedienung, die recht handlich wirkt und blendfrei die Tasten beleuchtet. Die Menügestaltung ist ebenfalls unverändert. Eine integrierte Mess-Apparatur vermag die Drift der Farbe der Lampe im Laufe ihrer Alterung zu kompensieren. Eine professionelle Farbkalibrierung ersetzt das freilich nicht, denn da geht es primär um die Feinabstimmung von Toleranzen der Panels und der Findung der passenden Voreinstellungen.
Die Voreinstellungen sind insbesondere bei HDR10-Wiedergabe von Streamingdiensten oder Ultra-HD-Blu-rays von Sony eher ungünstig, weil nah an der Norm für TV-Displays anlehnend gewählt. Das muss man für eine einerseits ausreichend helle Wiedergabe und andererseits blendfreie Spitzlichter anders einstellen. Beides ist ab Werk nicht der Fall. Zum einen saufen Schatten spürbar ab, andererseits differenziert der Projektor noch bis in praktisch unbedeutende Aussteuerungsreserven, die kaum ein Film nutzt.
Setzt man die Arbeitspunkte in einer professionellen Kalibrierung richtig, erhält man genau die passenden Proportionen mit linearer Aufhellung bis zu gut 60% Signalaussteuerung, also dort, wo im HDR-Bild über dem normal belichteten Bild (bis 50% = 100nit Arbeitspunkt) noch großflächige Aufhellungen (Diffuse White = 235nit) für den eigentlichen Bildeindruck verantwortlich sind. Dann gerät das Bild in eine weich einsetzende Helligkeits-Sättigung zu den Spitzlichtern hin (75% Aussteuerung, 1.000nit). Wer noch etwas tunen möchte, verwendet mit der Funktion “Kontrast Verstärkung” in kleiner oder mittlerer Stufe eine harmonisch wirkende, zusätzliche Aufhellung, die kaum Farbsättigung kostet.
In der Praxis zeigt der Sony VPL-W570ES dann auch wenig Überraschungen. Die Installation ist simpel und geht dank der Motorisierung des extrem weit in Zoom und Shift verstellbaren Objektivs per Fernbedienung flott vonstatten. Dank Lensmemory (Bildposition) sind auch mehrere Bildformate exakt einricht- und speicherbar. Ebenfalls hilfreich sind die Markierungen für 1,85:1 (natives Aspekt Ratio der Panels), 1,78:1 (16:9) und 2,35:1 (Cinemascope) sowie das integrierte Testbild; sie erleichtern die Installation insbesondere für Anwender von Breitbild-Leinwänden – wie im LowBeats Testkino.
Für große Leinwände und insbesondere HDR kommt dem Sony VPL-VW570ES seine Helligkeit zugute. Um genau zu sein, konnte das Testgerät kalibriert (!) in HDR mit 2160lm den höchsten Lichtstrom aller bisher bei LowBeats gemessenen Sony Projektoren erreichen. Erstaunlich war vor allem der Helligkeitsunterschied zur niedrigen Lampenstufe mit immer noch stattlichen 1180lm bei kalibriertem Standard-Bild. Enttäuschend, aber für Sonys 4K-Projektoren typisch, zeigte sich dagegen das 3D-Bild mit nur 900lm trotz hoher Lampenregelung. Das liegt wohl an langen Schwarzphasen zwischen den Perspektivwechseln für die (allerdings recht gute und Geisterbild-arme) Shuttertechnik.
Wer richtig kalibrieren kann (oder einen Fachmann kalibrieren lässt), den freut, dass Sony als einziger Anbieter eine echte Farbraum-Kalibrierung ermöglicht. So kann man durch Panel-Alterung bedingtes Erblassen der Farben kompensieren und auch die etwas unglücklich asymmetrisch in die Sättigung laufenden Rot- und Grüntöne der HDR-Darstellung mit dem größeren BT.2020 Farbraum korrigieren. Zusätzlich steht ein Color-Management-System (CMS) zur Verfügung, das erlaubt, die Farbmischung nachzutrimmen. Das war allerdings beim Testgerät nach erfolgter Farbraum-Justage nicht notwendig.
Fazit: Hell und tolle HDR-Wiedergabe
Für knapp 8.000 Euro ist der Sony VPL-VW570ES ein ausgereiftes Produkt auf der Höhe der Zeit. Endlich verarbeitet Sony alle Signale mit voller Bandbreite und bietet auch bei 4K/UHD – wer’s mag – die Zwischenbild-Berechnung “Motion Flow” und die einzigartige Funktion “Weiche Übergänge” gegen Banding. Das automatisierte Objektiv ist quasi ein Muss für CinemaScope-Leinwände und die hohe Lampenstufe schießt mit HDR-würdiger Leuchtkraft darauf. Und trotz der hohen Leistung ist der Sony immer noch angenehm leise.
Ein schönes Allround-Paket mit ausgewogenen Eigenschaften auf Highend-Niveau.
Sony VPL-VW570ES | 2018/12 |
ÜBERRAGEND |
Bewertungen:
BildPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| echtes 4K-Bild, toller Scaler |
| Hohe Lampenstufe sehr hell |
| Gute HDR und HLG Darstellung |
| Werkseinstellung für HDR |
Vertrieb:
Sony Europe Limited
Zweigniederlassung Deutschland
Kemperplatz 1
D-10785 Berlin
www.sony.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Sony VPL-VW570ES 7.999 Euro
Sony TDG-BT500A (3D-Brille) 60 Euro
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Im Beitrag erwähnt:
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