Heiße Musik und heiße Öfen gehören einfach zusammen. Bei Bruce Springsteen war früher jeder zweite Song eine Ode an die Fahrfreude, Pink-Floyd-Drummer Nick Mason geht mit historischen Ferraris oder Bugattis auf die Piste und Deutsch-Rapper Smudo schaltet am Steuer seines Bioconcept-Car auf dem Nürburgring vom TV- und Bühnenstress ab. Was lag also näher, als eine Sponsor-Partnerschaft mit seinem Team Four Motors einzugehen?
Mit den Reutlingern betreibt Smudo, der eigentlich Michael B. Schmidt heißt, nachhaltigen Motorsport in der VLN-Serie. Der Frontmann der Fantastischen Vier kam durch Rennsimulationen und Promi-Kartrennen zum Rennsport und fuhr mit dem 2003 von ihm gemeinsam mit Four Motors initiierten Bio-Beetle mit Rapsöl im Tank die ersten Siege gegen die von Mineralöl angetriebene Konkurrenz ein.
Doch damit wollte sich der Musiker nicht zufrieden geben. 2006 schob er das erste Rennauto mit einer Karossiere aus nachwachsenden Rohstoffen an. Dazu verwandelte Four Motors einen Ford Mustang, Inbegriff aller Blechträume aus Detroit, in ein nachhaltiges Fahrzeug, das unter seiner Karosserie aus Biokunststoffen ein Porschefahrwerk besaß und auf einen Vierzylinder-Biodiesel-Motor umgebaut wurde. Es folgten 2009 ein bildschöner, umweltfreundlicher Renault Mégane und 2011 der heutige BioRocco – ein umgebauter VW Scirocco 2.0 TDI. Der ohne Werksunterstützung modifizierte VW Bioconcept-Car dient der Fachhochschule Hannover, dem WKI Fraunhofer und dem IfBB als Versuchsträger für Leichtbauteile wie Hauben oder Türen aus Biofaserverbünden.
Dabei sorgte während des 24-Stunden-Rennens auf der Nordschleife Anfang Mai ausgerechnet die Minaralöl-getriebene Konkurrenz für wertvolle Crash-Erkenntnisse: In aussichtsreicher Position liegend traf der führende Frikadelli-Porsche nach einer Kollision mit einem GT3-Gegner ausgerechnet das unbeteiligte Bioconcept-Car ins Heck. Fahrer Sascha Friedrich, der gegen 23 Uhr gerade erst das Steuer übernommen hatte, wurde abgeräumt, obwohl er im strömenden Regen brav Platz gemacht hatte.
Für ein Privatteam wie Four Motors bedeutete das unverschuldete Aus in einem Rennen, das ein Drittel der gestarteten Fahrzeuge nicht überstehen sollte, einen herben Rückschlag. Zwar konnte Prof. Dr. Ing. Hans-Josef-Endres von der Hochschule Hannover, eine Koryphäe in Sachen Bio-Kunststoffe, daraus wichtige Erkenntnisse auf die beachtliche Haltbarkeit der mit seiner Hilfe entwickelten Karosserieteile ziehen. Aber das hinten völlig zerknitterte Auto musste von Grund auf neu aufgebaut werden. Für Four Motors und das Einsatzteam W&S Motorsport ein Kraftakt, der unzählige Sonderschichten und Kosten nach sich zog.
Der Bioconcept-Car ist die Rein-Car-nation eines Ökos
Zum 7. Lauf der VLN-Serie kam das Auto in neuer Lackierung im Design von PURAGLOBE, einem Unternehmen für innovatives Mineralöl-Recycling, zurück auf die Piste. Neben PURAGLOBE findet sich unter den Sponsoren eine ganze Reihe von Betrieben, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Neste mixt den R-33-Treibstoff, ein Gemisch aus 7% Raps-Biodiesel, 26% hydriertem Rapsöl und 67% Dieselkraftstoff. Über ein Förderprojekt der FNR, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, und dem BMEL, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, forschen und entwickeln die Hochschule Hannover, das WKI Fraunhofer und das IfBB umweltfreundliche Werkstoffe. Die UFOP, Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen, ist seit 2003 Partner in Sachen Biodiesel, der aus zertifiziert angebautem Raps hergestellt wird. Auch der Reifenpartner Dunlop nutzt die nachhaltige Plattform von Four Motors. Und neuerdings zählt auch LowBeats dazu, da wir uns nachhaltiger Freude am Umgang mit Musik und Technik verschrieben haben.
Die Premiere der Partnerschaft mit Four Motors fand am 06. September beim 6-Stunden-Rennen statt und ließ aufhorchen. Smudo hatte sich angesagt, obwohl er am Vorabend eine Aufzeichnung für die nächste Staffel der beliebten Talentshow “The Voice of Germany” und am Abend nach dem Lauf ein Konzert mit seiner Band Die Fantastischen Vier in Papenburg auf dem Programm hatte. Der zwischenzeitlich in sämtliche Einzelteile zerlegte BioRocco wurde gerade rechtzeitig fertig und schnurrte im Freitagstraining wie ein Uhrwerk. Die Piloten schwärmten wie schon beim 24-Stunden-Rennen über die tolle Fahrbarkeit des von einem riesigen Heckflügel auf der Straße gehaltenen Bioconcept-Cars.
Schock am Ring
Auch am Samstag war das Auto im Training trotz des kühlen, regnerischen Eifelwetters schnell unterwegs. Doch Smudo musste wegen mangelnder Sicht am Zielflughafen in Koblenz mit seinem Privatflugzeug in Hamburg verharren. Daniel Schellhaas, Sascha Friedrich und Thomas von Löwis of Menar waren auf sich allein gestellt und bereiteten sich voller Eifer aufs Rennen vor, während sich Smudo per Video bei den Fans entschuldigte. Dann, nach dem Defekt eines Pfennigteils am Turbolader des 4-Zylinder-Diesels, trübte sich die Stimmung ein. Eine Dichtung zwischen Ansaugluft und Abgasstrang gab aus unerklärlicher Ursache den Geist auf und für das Team begann eine hektische Reparaturpause. Zwar wurde der BioRocco bis zum Rennen trotzdem noch fertig, musste allerdings aus der Boxengasse dem Feld hinterher jagen. Für den Routinier Daniel Schellhaas, der in der RCN-Serie mit seinem betagten BMW M3 von Klassensieg zu Klassensieg fährt, eine willkommene Gelegenheit, seine Car-Control zu demonstrieren. Er fuhr unter wechselnden Streckenverhältnissen Kreise um manchen Gegner, bis sich auch die Ersatzdichtung verabschiedete und den VW mit einer spektakulären, aber harmlosen Rauchfahne aus dem Rennen riss.
Mögen die Kosten dieses defektbedingten Ausfalls auch Peanuts im Vergleich zum Beinahe-Totalschaden im Mai sein, der Effekt bleibt der Gleiche: Die viele Arbeit und die Ausgaben für das Rennen waren letztlich umsonst und wurden nicht mit Siegeslorbeeren belohnt. Motorsport kann so hart sein, doch wer ihn in der VLN-Serie aus nächster Nähe erlebt hat, kann die Verrückten verstehen, die sich immer wieder aufs Neue in ihre knatternden Kisten setzen und den Kick am Limit suchen. Es gibt sie wirklich, die Kameradschaft der Geschwindigkeit und dieses Erlebnis als Partner des Teams lässt mich genauso wenig über die Kollateralschäden jammern, die das Rennen bei mir verursacht hat. Der vorgezogene Eifel-Winter brachte mir ein zünftige Erkältung ein, weil ich glaubte, mit meiner feschen Fleece-Jacke im CARE-FOR-CLIMATE-Look von Four Motors und Sponsor PURAGLOBE bestens gerüstet zu sein. Aber der Schnupfen wird bis zum nächsten auf dem Plan stehenden Rennen mit Four Motors genauso Geschichte sein wie die kleinen Kinderkrankheiten nach der Rein-Car-nation des BioRocco.
Smudo startet am Nürburgring – LowBeats ist dabei
Mit Smudo beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2016
Weitere Informationen zum Öko-Ansatz von Four Motors auf der Firmen-Website.