Oldtimer-Liebhaber dürfen LowBeats beneiden. Wir bekamen eine Vorschau, was die Besucher der 20. Retro Classics erwartet. Zwar kommen 70 Prozent von ihnen aus der Region Stuttgart, doch die Messe hat internationales Format. Mit 140.000 Quadratmetern und 100.000 Besuchern aus aller Welt gilt sie als die größte Messe für Fahrkultur – und zwar weltweit. Auf den Fildern, in direkter Nähe zum Flughafen Stuttgart, können Interessierte vom 27. Februar bis 1. März dieses Jahres nicht nur Marken-Shows der Lokalgrößen Porsche (Halle 1) und Daimler (Halle 10) erleben.
In diesem Jahr bekommt auch BMW Motorsport in Halle 4 einen großen Auftritt. Dort gibt es außerdem ein Spezial zum Thema BMW-GS-Motorräder. Doch den spektakulärsten Auftritt verspricht die ROFGO Gulf Heritage Collection mit 30 legendären Rennwagen im ebenso legendären hellblau-orangen Design des Mineralöl-Konzerns. Die Lackierung erlangte spätestens mit Steve McQueens Motorsport-Epos “Le Mans” weltweit Berühmtheit auch außerhalb des ursprünglichen Fankreises.
Hintergrund der Kollektion: Vierzig Jahre nach dem ersten orange-blauen Sieg in Le Mans legte Rennfahrer, Unternehmer und Gulf-Rennsportfan Roald F. Goethe 2008 den Grundstein für seine ROFGO Gulf Heritage Collection, die inzwischen rund vierzig Fahrzeuge aus der Rennsporthistorie des US-amerikanischen Ölriesen umfasst. In einer einzigartigen Sonderschau auf der Retro Classics Stuttgart 2020 wird im Atrium des Eingangs Ost mehr als die Hälfte davon zu sehen sein.
Die berühmten Rennwagen Porsche 917, Ford GT 40 (er spielt gerade im Abenteuerfilm “Ford v Ferrari”, in Deutschland als “Le Mans 66” betitelt, die Hauptrolle) oder McLaren F1 sind so wertvoll, dass sie mit 120 Millionen Euro für die Messe versichert sind. So betont auch der scheidende Geschäftsführer Karl-Ulrich Herrmann: So etwas wird es nie wieder geben.
Avions Voisin: Französische Lebensart in Sachen Automobil
Dank der Schwabengarage, die auf der Oldtimer-Messe ihren 100. Geburtstag zelebriert, können Petrol Heads auch den Enkel des Ford GT 40erleben. Der Autor hatte das seltene Vergnügen, dem limitierten Ford GT mit 650 PS selbst die Sporen zu geben.
Eine weitere Sonderschau ist den Klassikern der französischen Marke Avions Voisin gewidmet. Die seltene französische Vorkriegsmarke wurde vom Luftfahrt-Pionier Gabriel Voisin (1880-1973) gegründet. Voisin stellte seine Firma nach dem Ersten Weltkrieg neu auf und produzierte von da an hochklassige Autos, die man heutzutage nur noch selten zu sehen bekommt. In Halle 10 auf der Retro Classics 2020 warten 18 Fahrzeuge auf 400 Quadratmetern.
Natürlich haben sich auch Prominente aus der Welt des Rennsports und der Politik angekündigt. Rallye-Legende Walter Röhrl, Jochen Maas oder auch Markenbotschafter Prinz Leopold von Bayern haben sich angekündigt. Michael Gaedt, bekannt aus der „kleinen Tierschau“ oder der TV-Serie „SOKO Stuttgart“ wird als Markenbotschafter der Retro Classics ebenfalls anwesend sein. Für den Eröffnungsabend am Donnerstag werden Verkehrsminister Andreas Scheuer (er hat eine Schwäche für Oldtimer) und Ex-Landesvater Günther Oettinger erwartet.
Das zeigt auch, welchen Stellenwert die Oldtimer-Szene ungeachtet der Verkehrswende besitzt. Herrmann unterfüttert die Bedeutung mit eindrucksvollen Zahlen: 1,59 Millionen Personen besitzen einen Oldtimer im Haushalt (Stand 2019; Quelle: Allensbacher Marktanalyse), 1,5 % aller zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland sind 30 Jahre oder älter. Rund 536.515 Pkw fahren mit einem Historienkennzeichen, welches nur erteilt werden kann, wenn sich das Fahrzeug im zeitgenössischen originalem und erhaltungswertem Zustand befindet (Stand 2019; Quelle: Kraftfahrtbundesamt).
Vergessene Feuerstühle: Die Schweiz hat ihren Reiz
Unter dem Motto “Vergessene Feuerstühle” steht eine weitere Sonderausstellung. Wussten Sie, dass es in der Schweiz einst weit über 50 Motorradmarken gab? Der Beitrag des Allgemeinen Motorradsport-Clubs Leonberg e.V. auf der Retro Classics 2020 in Halle 8 gewährt Einblick in eidgenössische Zweirad-Tradition.
Das Thema sei deshalb so reizvoll, „weil die meisten Hersteller in der Krise der 1930er oder spätestens zu Beginn der 1950er Jahre verschwanden“, verspricht Thomas Schmid vom AMSC. „Es hat Spaß gemacht, hier zu recherchieren. Viele Maschinen hat man noch nie gesehen.“
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die wohl bedeutendste Schweizer Motorradschmiede, die 1899 in Genf gegründete Motosacoche. Durch hochwertige Fertigung und zahlreiche sportliche Erfolge konnte die Marke lange einen Platz am europäischen Motorradmarkt behauten. In Stuttgart zu sehen ist unter anderem der Nachbau einer Werksrennmaschine Typ „Franconi“ von 1926. „Es waren nur noch Fragmente des Originals erhalten“, berichtet Schmid. „Ein paar Fachleute haben die Maschine nach alten Plänen bis auf die Schraube identisch nachgebaut.“
Sinnvolle Neuerungen auf der Retro Classics 2020
Wer auf Italien steht, den erwartet in Halle 7 neben entsprechender Kulinarik und dem Auftritt der Clubs italienischer Marken eine Sonderausstellung Alfa Romeo. Auch historische Nutzfahrzeuge wird es zu sehen geben in Halle 8. In Halle 9 erwartet Schrauber ein großer internationaler Teilemarkt für historische Fahrzeuge auf 10.500 m² Ausstellungsfläche. Dieser Marktplatz ist auf der Retro Classics 2020 erstmals auch schon am Donnerstag, den 27. Februar 2020, und damit an allen Messetagen geöffnet!
Eine weitere Neuerung betrifft den Nachwuchs. Um die Einstiegsschwelle zum Klassiker-Lebensgefühl zu senken, gibt es erstmals eine Ausstellung zum Thema “Oldtimer für unter 10.000 Euro” im Bereich des West-Eingangs. Man spürte schon bei der Vorpremiere, dass die Retro Classics noch viel vorhat. Es ist ein offenes Geheimnis, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre neben Nürnberg durch die anstehende Übernahme der Techno Classica auch noch Essen als Standort dazu kommen wird.
Mehr zur Messe unter https://www.retro-classics.de
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