Nach langer Recherche konnte ich endlich ein Produkt finden, das mir ein schon seit langem brennendes Problem im Heimkino löst: eine Steckdose mit verzögerter Einschaltung! Das klingt banal, doch so eine geschaltete Steckdose mit Delay findet man weder im HiFi- noch im Heimkino-Zubehör – obwohl sie irrsinnig praktisch ist.
Wer schon mal versucht hat, potente Endstufen, den Beamer und ähnlich große Verbraucher gleichzeitig einzuschalten weiß, dass dabei schnell die Sicherung im Schaltkasten anspricht und man, statt Musik zu hören, zunächst im Dunkeln steht. Das ist gerade im Heimkino mit leistungsstarken Endstufen, insbesondere bei Subwoofern ein lästiges Problem. Wer nur einen Woofer betreibt, hat meist noch keinen Stress, doch wer zwei oder mehr verwendet, weiß, was ich meine. Und auch mancher Highender kennt das Problem beim Einschalten seiner Mono-Endstufen. Gerade im Einschaltmoment ziehen die riesigen Netzteile, wenn auch nur für einen kurzen Moment, ein Vielfaches der Nennleistung aus der Steckdose. “Klack” macht es im Schaltkasten.
Im Grenzfall sackt die Spannung kurz von den geforderten 230 Volt auf einen kleineren Wert ab, was aber oft reicht, um insbesondere digitale Geräte im Haus durcheinander zu bringen. Ganz davon abgesehen sind derartige Verbrauchsspitzen auch nicht gut für die Netzstabilität im Allgemeinen.
Solche Einschaltvorgänge von zusammengeschalteten Anlagen löst man als Laie gerne mit den gerade im Computer-Bereich beliebten Master/Slave-Steckdosenleisten. Der Hauptverbraucher wird an die Master-Steckdose angeschlossen und bekommt Dauerstrom. Schaltet man ihn ein, etwa den Computer oder einen AV-Receiver, dann bekommen auch die in die Slave-Dosen eingestöpselten Geräte Energie. Problem aller mir bis vor kurzem bekannten Steckdosenleisten dieser Bauart: sämtliche Slave-Dosen schalten gleichzeitig. Wenn ich damit beispielsweise die zwei Teufel M-12000 Subwoofer des LowBeats Testkinos simultan einschalte, macht’s Peng im Sicherungskasten und ich sitze im Dunkeln. Einer alleine ist kein Problem. Also bräuchte man eine Steckdose mit verzögerter Einschaltung.
Meine neue Lösung für die Problematik heißt Antrax MultiBox. Diese Master/Slave-Steckdose kann man programmieren – und zwar jede der vier Slavedosen einzeln! Angenehm: bereits die Werkseinstellung dieser Leiste verzögert jede Slave-Dose um je 1 Sekunde. Im Master steckt nun im Testkino ein aktiver JBL-Studiomonitor. Schalte ich den ein, schalten sich nun auch die Subwoofer dazu, der erste nach einer, der zweite nach zwei Sekunden – Ruhe im Sicherungskasten. Jede der fünf Steckdosen kommt mit maximal 1.000 Watt Dauerleistung zurecht.
Dieses kleine Filmchen hat der Hersteller zur Veranschaulichung gemacht:
Die Antrax Steckdose mit verzögerter Einschaltung ist total clever. Und nein, der Hersteller aus Herford hat nichts mit Chemiewaffen oder Milzbrand zu tun. Der Kampfstoff Anthrax schreibt sich mit “th” und war zur Firmengründung, wie mir Antrax-Chef Wolfgang Schrader erklärte, nur Wehrtechnikern und Medizinern als Fachbegriff geläufig. Die Antrax Datentechnik GmbH, wie die Firma vollständig heißt, nennt sich “Manufaktur für Elektrotechnik” und genau das stimmt: In Deutschland handgebaute Kleinserien feinster Elektrotechnik-Lösungen.
Flexibel ist das kleine Team. Und durchdacht die Produkte. So gibt es die beschriebene Steckdose mit verzögerter Einschaltung wahlweise zum Programmieren oder Steuern per RS-232, USB oder mit LAN-Netzwerkanschluss. Auch die Größe ist kein Zufall, die Breite und die seitlichen Halterungen ermöglichen eine direkte Montage in 19-Zoll-Racks.
Die zweite Lösung für uns Endanwender mit modernen Geräten bietet die Antrax SwitchBox Produktfamilie. Sie nutzt die bislang oft verwaisten Trigger-Ausgänge, die heute praktisch alle etwas aufwändigeren Vorverstärker, AV-Receiver und andere Geräte bieten. Dort liegen im Betrieb (oft auch separat schaltbar) 12 Volt Gleichspannung an, um ein Relais zu schalten. Das wird in Hausautomations-Installationen, wie sie beispielsweise in Amerika üblich sind, gerne genutzt, um verschiedene Dinge per Crestron & Co. einzuschalten.
Hierzulande kommt dieses an sich praktische Signal kaum zu Ehren. Schade, denn auch hiermit lassen sich sehr gezielt Abläufe gemeinsam mit dem Verstärker oder Receiver schalten: seien es Endstufen, Aktivlautsprecher, Subwoofer, oder einfach ein Abluftventilator für im Schrank integrierte Geräte.
Hier kommen die einfachen Zwischenstecker Antrax Switchbox zum Einsatz. Das Standardprodukt hat als Anschluss einen Submin-D-Stecker, der aber keine serielle Schnittstelle ist, sondern hier lediglich ein robuster, universeller, mehrpoliger Kontakt. Entsprechende Kabel für verschiedene Anwendungen erlauben nun, die Steckdose fernzuschalten. Da das mit 5V aus USB-Anschlüssen auch funktioniert, kann man auch eine beliebige USB-Buchse verwenden (Adapter vorausgesetzt). Antrax bietet verschiedenste Steuerkabel an, von der gängigen 3,5mm Miniklinke bis zu Fenster/Türkontakten, um zum Beispiel eine im Schank verbaute Anlage mit dem Öffnen der Schranktür zu starten.
Dabei verbraucht die SwitchBox im Standby selbst gar keinen Strom und schaltet die angeschlossenen Geräte erst mit dem Schaltsignal an – so leistet sie auch einen Betrag zur Energieersparnis.
Ein weiteres cleveres Helferlein ist das Antrax T12-Delay. Es löst dasselbe Problem wie die zuvor beschriebene Steckdosenleiste MultiBox: es kann ein gleichzeitiges Einschalten angeschlossener Geräte verhindern. Man geht mit dem Trigger-Signal hinein und es kommt verzögert sowie frisch regeneriert aus der zweiten Buchse wieder heraus.
Wozu das gut ist? Stellen wir uns wieder ein großes Heimkino vor: Schaltet man den dicken AV-Receiver ein, kann eine gleichzeitige Inbetriebnahme des potenten Subwoofers die Sicherung fordern. Geht man nun mit dem Trigger-Anschluss des Receivers durch das T12-Delay und schaltet den Subwoofer mit dem um ein paar Sekunden verzögerten Triggersignal per Antrax SwitchBox ein, ist alles in Butter. Die Zeitverzögerung bestimmt man einfach mit einem kleinen Schraubenzieher durch Drehen des Reglers. Zwei grüne LEDs zeigen ein- und ausgehende Trigger-Signale an.
Genial: Wie Wolfgang Schrader berichtet, ist ein kombiniertes Produkt bereits in Entwicklung. Wir reden dann also über eine Variante der Switchbox, in die man mit dem Trigger hineingeht und verzögert zu einer zweiten (dritten, vierten, …) SwitchBox gehen kann, welche dann später ein weiteres Gerät in Betrieb nimmt. Eine Einschalt-Kaskade, für die man kein Techniker sein muss. Clever.
Exkurs:
Subwoofer per “Musik” schalten? Dauer-Power!
Was schreibt der Vogt hier für ein Zeugs? Gängigerweise schaltet man Subwoofer doch per “Auto”-Standby mit dem Audiosignal. Ja, bei Musik funktioniert das oft gut, bei Filmwiedergabe kann es lästig sein. Gab es wegen längerer Dialoge keinen Bass, schaltet der Bass ab. Bis er dann wieder kommt, braucht es eine Schrecksekunde. Auch schalten beim Gebrauch mehrerer Subwoofer (was akustisch ja oft sinnvoll ist) alle gleichzeitig wieder ein und belasten das Netz beziehungsweise die Sicherung.
Daher: Besser die Woofer mit der Anlage ein- und wieder ausschalten. Einfach via geschaltete Steckdose mit verzögerter Einschaltung. Dann brauchen sie zum einen keinerlei Standby-Strom und zum anderen ist der Bass dann stets unverzögert da, sobald er gefordert wird.
Fazit: Komfort, Sicherheit und Energiesparen durch die Steckdose mit verzögerter Einschaltung
Die gesteuert schaltbaren Steckerleisten und Zwischenstecker Antrax MultiBox Serie und die Antrax SwitchBox der T12-Serie erlauben auf einfachste Weise eine Automation von Einschaltsequenzen. Das vermeidet bei großen Verbrauchern wie Verstärkern oder Subwoofern ein Auslösen der Sicherung. Handgebaut in Deutschland sind die Produkte vielleicht nicht die billigsten, aber sie sind geprüft, sicher und machen sich durch die Ersparnis von Standby-Verbrauch im Laufe der Zeit von selbst bezahlt. Ob Master/Slave-Steckdosen oder 12-Volt-Trigger oder USB-Anschluss: Die einfachste kontrollierte Inbetriebnahme einer Gerätekette als Schaltsequenz. Pfiffig. Praktisch. Ökologisch.
Antrax Multibox & SwitchBox | 2018/07 |
überragend |
Bewertung
FunktionPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Einschalt-Sequenzen bestimmbar |
| Schaltet leistungsstarke Verbraucher |
| Einfache Handhabung |
| Solide Verarbeitung |
Vertrieb:
ANTRAX Datentechnik GmbH
Hasenbrink 4
32052 Herford
www.antrax.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Antrax MultiBox-pro: ab 199 Euro
Antrax SwitchBox: ab 50,30 Euro
Antrax T12-Delay: 49,50 Euro
Antrax Trigger-Kabel: ab 6,90 Euro