Was aber tun, wenn die Vorstufe nur asymmetrische Ausgänge bietet? Da braucht es eine Cinch-auf-XLR-Verbindung. Und zwar so eine, die bis zum Cinch-Stecker hin symmetrisch aufgebaut ist. Erst im Cinch-Stecker werden dann Masse und das Minus-Kabel (das zum invertierenden Eingang) zusammengeführt. So bleibt ein Maximum an Störunterdrückung erhalten.
Die Abstimmung der SCM 50 ASL ist auf höchste Präzision getrimmt; die Kontrolle der Endstufe vor allem über den Tieftöner ist enorm. Ich habe die SCM 50 ASL an verschiedenen Positionen im Hörraum aufgestellt; das übliche Dröhnen im Bass an wenig günstigen Positionen (mit starken Raummoden) war deutlich geringer als mit klassischen, vergleichbar großen Passiv-Konstruktionen.
Die LowBeats Messungen weisen die ATC SCM 50 ASL als echt potenten Wonneproppen aus. Bis etwa 115 Dezibel muss man sich überhaupt keine Sorgen machen; die Treiber stecken selbst diesen sehr hohen Pegel weg. In der Bedienungsanleitung steht etwas von „Peak-Limitern“: Ich habe die SCM 50 ASL trotz sehr lauten Hörens nicht zum Abschalten gebracht. Das spricht für die Solidität der Auslegung.
Etwas irritierend finde ich bei den aktiven ATC Lautsprechern immer die gänzliche Abwesenheit von Einstellmöglichkeiten. Auf meine Nachfrage hieß es sinngemäß: „Alles, was der Kunde verstellen kann, macht den Lautsprecher schlechter. Deshalb gibt es bei uns keine Ortsfilter oder ähnliche EQ-Möglichkeiten.“
Man könnte da einen leichten Snobismus heraushören. Ich würde sagen: Richtig ist, was dem Kunden gefällt, nicht dem Hersteller. Und man vergibt sich hier einige Möglichkeiten. Aber da ist man in Gloucestershire anderer Meinung. Der Vorteil zwischen aktiver und passiver Ausführung reduziert sich daher „nur“ auf die direktere Ansteuerung der Treiber. Dennoch sind die Briten von ihren Aktiv-Varianten sehr überzeugt und sprechen nicht immer gut von den Passiv-Ausführungen ihrer Modelle. Auch die SCM 50 gibt es ja als passive SL-Version. Das provoziert den Vergleich zwischen den Schwestern ja geradezu…
Aktiv oder passiv?
Dieser Absatz ist leider kurz, weil die Ergebnisse ernüchternd eindeutig sind. Der Entwicklungs-Mann Richard Newman ließ mir neben der SCM 50 ASL noch ein Paar passive Weichen plus Anschlussfelder und Verlängerungskabel zukommen.
Mit wenigen Handgriffen konnte ich so das Aktiv-Modul ausbauen und gegen die Passiv-Weiche tauschen. An der SCM 50 wurde durch den Ausbau nichts verändert, weil die Aktiv-Elektronik (oder halt die Passiv-Weiche) in einer eigenen, luftdicht abgeschlossenen Kammer sitzt.
Durch diesen Umbau war die passive Variante eigentlich im Vorteil: Ich hängte unsere Referenz-Endstufen, die großen SPL Monos Performer m1000 dran (die womöglich noch ein bisschen besser klingen als die eingebauten Endstufen-Zweige der SCM 50 ASL) und schraubte die passive Weiche nicht fest, sondern entkoppelte sie komplett vom Gehäuse.
So hatte ich beides parat und konnte innerhalb von 1-2 Minuten umstecken. Doch wie oben schon angedeutet, fiel das Ergebnis klar zu Gunsten der Aktiv-Variante aus: mehr Gripp, mehr Präzision, mehr Offenheit. Die aktive SCM 50 war in allen Belangen überlegen. Sie schien auch etwas „schneller“ zu spielen. Die passive legte um einzelne Klangereignisse so etwas wie leichte Grauschleier. Die waren mit der aktiven wie weggeblasen.
Die Briten, aber auch der fachkundige deutsche Vertrieb Audio Trade (ATR) hatten mich schon darauf vorbereitet: Doch diese Eindeutigkeit hatte ich nicht erwartet. Denn 2012 hatte ich über mehrere Monate eine SCM 50 als passive Standbox zu Hause und gefiel mir ausgesprochen gut. Doch der jetzige Vergleich im LowBeats Hörraum war erschreckend eindeutig.
Die ATC SCM 50 ASL im Hörtest
Das Hören der ATC hat etwas Belebendes. Es ist wie ein Bad in Details und Informationen, die gleichermaßen fein und unangestrengt aus den Aufnahmen perlen. Mit ihr hört man einfach „mehr“. Die SCM 50 beherrscht das naürlich mit allen guten Aufnahmen. Aber wenn man eine so Hochton-energische Einspielung wie Monty Alexanders „Hurricane Come An Gone“ hört, bekommt man eine Ahnung davon, wie viel den meisten anderen Lautsprechern fehlt. Hatte ich den Flügel schon so authentisch, das Ausklingen der Triangle schon so genau gehört?
Gute Aufnahmen gewinnen mit der SCM 50 ASL. Dabei ist ihre Abbildungstiefe nicht einmal sonderlich tief. Aber die Plastizität, mit der sie die einzelnen Instrumente in den Hörraum modelliert, ist schlicht fantastisch.
Manchmal liest man in der HiFi-Presse von „Elektrostaten-hafter Offenheit“. Ich weiß nicht, warum sich das eingebürgert hat, denn Elektrostaten klingen meist gar nicht so offen und transparent – einfach, weil die Masse ihrer Folien gar nicht so leicht ist. Die ATC SCM 50 ASL allerdings hat genau den Klang, den diese Wendung in unseren Köpfen erzeugt: ungemein homogen, sehr spielfreudig, jede lästige Dröhnanfälligkeit im Bass fehlt – gerade so, als hätte dieser Monitor gar kein Gehäuse.
Denn wie es von einem Lautsprecher dieser Art (der auch im Studio Verwendung findet) zu erwarten ist, spielt die SCM 50 ASL extrem präzise. Für den Bass heißt das: fast pulvertrocken. Hier wird sich mancher etwas mehr sonore Wärme wünschen. Aber die ATC ist kein Schallwandler, der sich Mode-Strömungen anbiedert. Schon gar nicht dem derzeit angesagten Trend zu sehr viel Bass. Höchstmögliche Genauigkeit war das Ziel – und wurde erreicht.
Sinnbildlich ist hier die Wiedergabe von einem unserer Lieblings-Teststücke: „Crying“ von James Blood Ulmer, live aufgenommen auf der kleinen Bühne des Bayerischen Hofs in München. Nach kurzem Gitarren-Vorgeplänkel setzen die Bassdrums ein. Extrem kernig, extrem dynamisch. Die ATC verleiht ihnen zwar nicht den letzten Tiefgang, aber die Schläge kommen mit einer Härte und Präzision, die an beste Bühnen-Monitore erinnert. Man spürt förmlich das Trommelgehäuse nachschwingen. Und bei der Gelegenheit konnte ich feststellen, dass die (ja noch kompakte) ATC durchaus in der Lage ist, dem Originalpegel des Konzerts beängstigend nah zu kommen – ohne hörbare Verzerrungen.
Vielleicht ist das auch die passende Charakterisierung. Klanglich-dynamisch ähnelt die ATC SCM 50 ASL einem Bühnen-Monitor, hat aber aufgrund der Konzeption und der Bestückung höchst audiophile Züge und klingt auch leise wunderbar fein. Wer so eine Art von ungekünstelter Wiedergabe schätzt, sollte unbedingt einen Hörtermin beim ATC-Händler seines Vertrauens buchen.
Lange Zeit hatten wir auch die ebenfalls überragende Lyravox Karlotta (Test in Kürze) im Hörraum und so ergab sich ein ungemein spannender Vergleich. Denn beide ähneln sich in ihrem Charakter, in der extrem großen Transparenz und Offenheit ihrer Spielweise.
Die Lyravox ist natürlich wegen iher vielfältigen Einstellmöglichkeiten auch auf ungünstigen Positionen überlegen. Und sie kann – auf Wunsch – auch einiges mehr an Tiefbass erzeugen. Prinzipiell aber spielen beide auf sehr ähnlichem, hohem Niveau und klingen wirklich atemberaubend. Vielleicht ist die Leichtigkeit der Britin, ihre Natürlichkeit in den Mitten noch ein Hauch größer…
Fazit ATC SCM 50 ASL
Man kann sich der Faszination dieses Lautsprechers nicht entziehen. Die Schnelligkeit und Transparenz, mit der die aktive SCM 50 zu Werke geht, ist frappierend und besser als das Meiste, was heute im HiFi geboten wird. Dass dieses Konzept schon 35 Jahre alt ist, merkt man in keiner Sekunde. Die SCM 50 war damals ein Ausnahmelautsprecher und ist es heute noch.
18.000 Euro für ein Pärchen sind natürlich kein Pappenstiel. Und trotzdem ist das alles sehr reell, was die Briten hier anbieten. Nämlich nichts weniger als einen sehr charaktervollen, auf seine Art einzigartig guten Lautsprecher.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Klingt herausragend fein, offen, direkt und präzise |
| Homogenes Abstrahlverhalten |
| Absolut dröhnfreier Bass |
| Keinerlei EQ-Korrekturen in der Elektronik möglich |
Vertrieb:
ATR – Audio Trade
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
www.audiotra.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
ATC SCM 50 ASL: 18.000 Euro
Im Beitrag erwähnt:
Test SPL Monos Performer m1000: High-End Mono-Amps aus dem Studio