Der Studio-Profi SPL Labs mischt gerade gekonnt die HiFi-Szene auf. Seine Komponenten aus der sogenannten Professional-Fidelity- (ProFi-) Linie vereinen hohe HiFi-Ambitionen mit jahrzehntelanger Erfahrung aus dem Studiobereich. Besetzten die Rheinländer aber bislang mit ihren Profi-Komponenten Nischen, fordern sie mit ihrem neuesten Streich die Elite der Verstärkerbauer heraus: Ihre in allen Belangen hoch attraktive Mono-Endstufe SPL Performer m1000 leistet 1.000 Watt, kostet aber nur vergleichsweise günstige 8.400 Euro. Viele Gründe, den gar nicht so wuchtigen Monoblock genauer unter die Lupe zu nehmen…
SPL Labs aus dem beschaulichen Niederkrüchten ist einer der renommiertesten Namen im Bereich der Studio-Elektronik: Die durchdachten SPL Profi-Geräte finden sich in den besten Studios der Welt. Man hätte es sich also wunderbar in der Studio-Nische gemütlich machen können. Hätte man. Wollte man aber nicht. 2014 kamen die SPL Verantwortlichen zu dem Schluss, ihr großes Knowhow auch im HiFi einzusetzen. Aus dieser Idee entsprang bislang wunderbares Top-HiFi: Komponenten wie der DAC-Vorverstärker Director, die kompakt-kräftige Endstufe s800 oder – eine absolute Domäne von SPL – die Phonitor Kopfhörer-Verstärker. Alles außergewöhnliche, originelle Geräte im sympathischen Studio-Look und mit der im Studio gewohnten Robustheit.
Und hier kommt eine weitere Besonderheit der SPL Komponenten zum Tragen: Das geniale Design, das irgendwo zwischen Studiotechnik, Retro und modernem HiFi im Midi-Format liegt. Zudem haben die SPL Designer auch noch ganz hübsche Farbvarianten gefunden. Bei der hier getesteten m1000 sieht das so aus:
Diese Wechseloptik ist übrigens trickreich gelöst. Die soliden Metallplatten mit SPL Logo (in der Mitte) werden durch einen kräftigen Magneten gehalten und können jederzeit getauscht werden.
Der Aufbau der SPL Performer m1000
Ich unterstelle einmal, dass es vielen Audiophilen so gehen wird wie mir: Ich bin fasziniert von guter Studio-Technik (das gilt auch für Lautsprecher), habe aber auch immer das Gefühl, dass die Komponenten unter klanglichen Gesichtspunkten nicht hundertprozentig ausgereizt sind. Eine Diskussion beispielsweise über Kabel- und Kondensatorenklang ist mit Studio-Profis meist eine freudlose wie sinnlose Angelegenheit.
Bei SPL ist das anders. Das Team um Hermann Gier hört sich alle relevanten Bauteile an. Und wenn nach einem Jahr schon laufender Produktion ein besser klingendes gefunden wird, wird eben das eingebaut. Ein Beispiel dafür sind die großen Batterien an Netzteil-Kondensatoren. Beim ersten m1000-Entwurf verwendete Entwickler Bastian Neu noch zehn Caps mit einem Wert von 6.800 μF (Mikrofarad). Doch nach langen Hörsitzungen befand man die Variante mit 100 Caps à 1000 Mikrofarad als drückend überlegen. Gier: “Das hat klanglich enorm viel gebracht. Weil die kleineren Kondensatoren viel schneller laden und entladen, ist die Endstufe insgesamt klanglich “schneller”.
Das Bild der Endstufe, die vor Kraft nicht laufen kann, kommt ja nicht von ungefähr. Weil es so viele, vergleichbar kräftige Endstufen am Markt gibt, die ziemlich müde klingen. Dieses Bild jedenfalls erfüllt die SPL Performer m1000 nicht – auch, weil so ein Klang den Vorstellungen von SPL Entwickler Bastian Neu geradezu widerspricht und er deshalb möglichst wenige Bauteile einsetzt.
Die SPL Monoblöcke sind in vielen Dingen klassischer Natur. Es sind AB-Endstufen, die ihre Kraft aus bipolaren Transistoren beziehen. So weit, so gut. Schon ungewöhnlicher aber ist, dass Entwickler Neu ein zweistufiges Verstärkungs-Konzept entwickelt hat: In Stufe Eins geschieht die gesamte Spannungsverstärkung, deren wichtigste Komponente ein diskret aufgebauter Operationsverstärker ist.
In Stufe Zwei erfolgt die Stromverstärkung mit 16 bipolaren Transistoren und dem üppigen Netzteil. Beide Verstärkungskreise sind weitestgehend voneinander getrennt, sodass auch die bei kleineren Verstärkern oft relevante Gegen-EMK der Lautsprecher (das sind von den Membranbewegungen der Lautsprecher auf die Verstärkerausgänge induzierte Spannungen) bei der SPL Performer m1000 überhaupt keine Rolle spielen.
Entwickler Neu macht hier im besten Sinne des Wortes eine Gratwanderung. Weil er im Sinne einer “schnell” klingenden Endstufe nur 16 Transistoren einsetzt, können die im Hochpegelbereich aber ganz schön heiß werden. Deshalb gibt es in der m1000 die passive Kühlung (Kühlkörper) plus Ventilatoren. Die setzen dezent bei etwa 50 Grad ein. Die SPL spielen bei uns ja schon seit Monaten fast täglich und ich habe die Ventilatoren noch nie hochlaufen gehört. Super gelöst.
Der Rest der Stromverstärkungsstufe ist üppiger Materialeinsatz. Über die Batterien von Netztrafos hatten wir es schon weiter oben. Der dazugehörige Ringkerntrafo ist ein 1.375 VA-Typ vom deutschen Spezialisten Noratel. Er allein dürfte fast die Hälfte zum Halbzentnergewicht der m1000 beitragen…
Ein Stichwort muss noch fallen: VOLTAIR. Wie bei allen SPL Geräten setzt Entwickler Neu auch in der m1000 auf die von SPL über Jahre zur Perfektion getriebenen Hochvolt-Technik. Dahinter steckt eine interne Betriebsspannung von +/- 60 Volt; üblich sind +/-15 Volt. Dafür braucht es zwar etliche hochspannungsfeste Bauteile, aber die Rheinländer versprechen sich davon eine sehr hohe, unverzerrte Ausgangsspannung, höhere Rauscharmut sowie eine deutlich gesteigerte Dynamik ihrer Komponenten. Das Thema interne Hochvolt-Architektur wird auch von vielen High End-Herstellern mit Interesse verfolgt. T+A beispielsweise hat mit seiner Top-Serie namens HV (für Hochvolt) schon die ersten Schritte gemacht…
Praxis
Die SPL Performer m1000 wurde mit viel Studio-Erfahrung geboren – das sieht man beispielsweise daran, dass sie nur per symmetrischer XLR-Leitung angesteuert werden kann. Es gibt zwar Umwege per Adapter, aber ob die klanglich das Optimale sind, wage ich zu bezweifeln. Deshalb beachten: Wer mit der m1000 liebäugelt, sollte darauf achten, dass seine Vorstufe über entsprechende Ausgänge verfügt.
Zwei Auffälligkeiten hat das Anschlussboard: 1.) Einen XLR-Ausgang, falls man weitere Endstufen (beispielsweise für Bi-Amping) anschließen möchte, ohne das womöglich lange Kabel noch einmal zu verlegen. 2.) Den TRIM-Regler, mit dem der Nutzer die Endstufe im schon genannten Bi-Amping-Fall an die Empfindlichkeit der anderen Endstufe anpassen kann. Beides sehr praktisch.
Im nun vielwöchigen LowBeats Betrieb ist uns die SPL Performer m1000 nie ausgefallen. Obwohl wir sie zum Teil wirklich gemein gequält haben, nahm sie alles hin – ohne abzuschalten, ja nicht einmal richtig warm wurde sie. Das nenn’ ich eine problemlose Endstufe.
Wir haben in dieser Zeit quasi jeden Testlautsprecher an der SPL gehört. Darunter waren einige, deren Impedanzen auf 2 Ohm fallen und die mit hässlichen Phasendrehungen kleinere Verstärker komplett überfordern. Für die m1000 war das nie ein Problem. Und an extrem wirkungsgradschwachen Lautsprechern hat sie den Vorteil, immer noch ein bisschen Leistung hinterherschieben zu können…
Die SPL Performer m1000 im Hörtest
Wie schon oben angedeutet, läuft die m1000 bei uns mehr oder minder im problemlosen Dauerbetrieb. Daher kommt es zu vielen Vergleichen mit unterschiedlichsten Endstufen. Und da wird auch schnell deutlich, dass eine so üppige Leistung mit einer so schnellen Kraftentfaltung selten ist.
Im Vergleich zur langjährigen LowBeats Klassen-Referenz Nubert nuPower A hat die SPL nicht unbedingt mehr Druck oder Schub von unten, aber sie klingt feiner und offener. Vor allem die Mitten sind detailreicher, das Klangbild lebendiger. Die charakteristische Stimme von Sean Rowe klingt nicht nur gehaltvoller, informativer, letztendlich “echter”.
Die Cambridge Audio 851 W in der gebrückten Mono-Variante ist den SPLs klanglich nicht unähnlich: der gleiche Hang zur eher neutralen, bodenständigen Wiedergabe. Aber die m1000 zeigt noch etwas mehr Kraft im oberen Bass und im Grundton. Dieses Plus an Kraft sorgt bei der m1000 auch für die größere Raumdarstellung. Einzelne Instrumente bildet sie noch etwas habhafter ab, die Tiefe im Raum nimmt zu.
Grandios wird es mit der m1000 immer, wenn wirklich höchste Leistung gefordert wird. Wir nehmen für so etwas immer gern die wuchtige Canton A 55, die extrem hoch belastbar ist. Eine Art komplexer Widerstand, aus dem auch bei sehr hoher Leistungszufuhr wunderbare Klänge entstehen. Die SPL beweist dann, dass sie auch bei extremen Pegeln die Bässe an der ganz kurzen Leine führen kann. Ist die Aufnahme entsprechend, kommen die Bässe hammerhart und dennoch atemberaubend mühelos.
Oder mit der JBL 100, demnächst im Test. Man kann mit diesem Monitor brachial laut Musik hören – gesetzt den Fall, die zugeführte Leistung ist hoch genug. Mit der m1000 haben wir die L100 noch um einiges lauter hören können, als mit allen anderen Verstärkern, die bei uns im Regal stehen.
Bei Endstufen dieses Kalibers neigt man dazu, den Lautstärkeregler weit nach rechts zu drehen – weil es so lange unverzerrt bleibt. Was dabei zu kurz kommt, sind die musikalischen Qualitäten, die die m1000 aufgrund ihres stringenten Aufbaus, der Verzerrungsarmut und der hohen inneren Dynamik auch hat. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit diesen Monos Musik zu hören – auch, weil sie es schaffen, so satte Klangfarben zu malen.
Machen wir es kurz: Es gibt sicherlich in dieser Leistungs-und Anspruchsklasse Endstufen, die nach oben heraus noch etwas feiner glitzern. Doch das ist nicht die Klang-Idee von Bastian Neu. Seine Endstufen klingen erdig, dynamisch, federnd-kraftvoll – so wie ich meine: absolut natürlich. So natürlich, dass die beiden m1000 jetzt als Referenz im LowBeats Hörraum verbleiben.
Fazit SPL Performer m1000
Was soll man sagen? Eine auch äußerlich attraktive Endstufe, bärenstark und absolut stabil, die dazu noch aufs Höchste natürlich klingt. So eine Endstufe ist schwerlich unter 15.000 Euro zu haben. Sollte man denken. Die SPL Performer m1000 kostet 8.400 Euro das Paar. Und obwohl das wirklich ein Stange Geld ist, ist es vor dem Hintergrund des Gebotenen doch ziemlich günstig. Würden wir Schulnoten verteilen, hieße das: eine glatte Eins.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Erdiger, energiereicher Klang, hohe Natürlichkeit |
| Kompakte Bauform, viele Farbvarianten |
| Extrem leistungsstark, stabil bis auf 2 Ohm |
| TRIM-Regler zur Pegelanpassung bei Bi-Amping |
Vertrieb:
SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkrüchten
spl.audio/de/professional-fidelity/
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
SPL Performer m1000: 8.400 Euro
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