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Mackie MR824 silhouette
Aktiver Zweiwege-Monitor Mackie MR824; Paarpreis 499 Euro (Foto: Mackie)

Test Mackie MR824 – Aktiver Studio-Monitor für 500 Euro das Paar

Ja, Sie haben richtig gelesen: Der im folgenden vorgestellte Aktivmonitor Mackie MR824 kostet knapp 500 Euro – das Paar wohlgemerkt. Da drängt sich dem geneigten Leser nur allzu leicht die Vermutung auf: Das kann doch nicht wirklich etwas Ernsthaftes sein, oder?

Musiker und Tonschaffende wissen jedoch aus beinahe 30-jähriger Erfahrung, dass vom amerikanischen Audio-Spezialisten Mackie niemals „Spielzeug“ kommt. Vielmehr hat sich der nahe Seattle im Staate Washington ansässige Hersteller nicht nur durch richtungsweisende Technik, sondern auch durch hohe Produktqualität einen schon beinahe legendären Ruf in der Szene erworben (siehe dazu die lesenswerte Mackie-Historie beim Musiker-Portal amazona.de).

Speziell gilt dies für das traditionelle Kernsegment von Mackie, nämlich analoge und digitale Mischpulte sowie Lautsprecher. Letztere decken dabei den Bereich Live-Beschallung bis hin zum Studio-Monitoring ab. Nicht wenige Exemplare der Mackie-Monitore fanden jedoch auch den Weg in die Wohnräume ambitionierter HiFi-Fans, was besonders für die Modelle der technisch anspruchsvollen HR-Monitorfamilie gilt.

Bei dem hier vorgestellten Mackie MR 824 handelt es sich um das größte Modell aus der MR-Serie, die im Mackie-Produktportfolio eine Etage tiefer als die HR-Range angesiedelt ist. Derzeit zählt die neu vorgestellte MR-Familie drei unterschiedlich große Aktivlautsprecher (MR524; MR624; MR824) sowie den Subwoofer MRS10.

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Mackie MR824 front right
Die Kunststoff-armierte Schallwand prägt nicht nur die Optik der Mackie MR824, sondern erfüllt auch die akustische Funktion als Waveguide für den Hochtöner (Foto: Mackie)
Mackie MR824 application
Bei solch kurzen Hörabständen wie in diesem Foto kann man mit dem Mackie MR824 ausschweifende Pegelfeste feiern (Foto: Mackie)
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Echte Markenzeichen von Mackie sind – neben den humorig verfassten Bedienungsanleitungen – vor allen Dingen die sprichwörtliche, mechanische Robustheit. Für Mackie-Produkte gilt denn auch allgemeinhin: Built Like a Tank. Das geht fraglos auf Firmengründer Greg Mackie zurück: Als umtriebiger Rock-Musiker hatte er stets ein Faible für handfeste und praxisorientierte Produkttests – was das nachfolgende Video zur DLM-Serie recht kultig rüberbringt.

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Angesichts des im Video Gezeigten möchte ich jedoch ausdrücklich davon abraten, den hier vorgestellten Mackie MR824 mechanisch ebenso zu traktieren. Schließlich handelt es sich bei ihm um einen Monitor für den „zivilen“ Indoor-Einsatz.

Hier zeigt der MR824 jedoch ebenfalls seine Mackie-typische, eher robuste Natur: Pragmatisch im schwarzen Folienfinish daherkommend, braucht man ihn zum Erhalt der Optik nicht unbedingt mit Samthandschuhen anzufassen. Allerdings müssen seine Lautsprechermembranen auf schützende Metallgitter verzichten, was angesichts der geplanten Anwendung aber durchaus in Ordnung geht.

Mackie MR824: Technik

Mit einem Nettogewicht von knapp 11 Kilogramm ist der MR824 nicht gerade ein Leichtgewicht, was seinen mechanisch soliden Aufbau unterstreicht.

Die ausgesprochen stylish designte Schallwandarmierung aus robustem Kunststoff will dabei keineswegs nur optischer Blickfang sein. Vielmehr übernimmt sie eine akustisch wichtige Funktion: Mit spezieller Ausformung im Bereich des Hochtöners dient sie diesem als Waveguide, was zu einen definierten Abstrahlverhalten führt.

Mackie spricht beim Waveguide von logarithmischer Formgebung – sprich einem kurzen Horn mit großer Mundöffnung. Der Verlauf ist somit genau umgekehrt wie beim Exponentialhorn, beispielsweise einer Trompete.

baffle
Der Waveguide für den Hochtöner des Mackie MR824 zeigt mit kurzem Hals und großer Mundöffnung logarithmische Ausformung (Foto: Mackie)

Wie seine drei kleineren Geschwister der MR-Familie zählt auch der Mackie MR824 zu den aktiven Zweiwege-Monitoren. Als Chassismaterial kombiniert er einen robusten 8-Zoll-Tiefmitteltöner mit Polypropylenmembran sowie einen einzölligen Hochtöner mit eingestrichener Gewebekalotte.

Bei einem Abhörmonitor halte ich das für eine akustisch sehr günstige Konstellation, da sie gleich mehrere Vorteile vereint. Zunächst mal besitzt der 20-Zentimeter-Tiefmitteltöner physikalisch bedingt bereits in den mittleren Lagen eine gewisse Schallbündelung. In Verbindung mit dem Waveguide-Hochtöner weist diese zudem einen kontinuierlichen Verlauf im Hörbereich auf.

Das verhindert nicht nur die sprunghafte, räumliche Ausdehnung von Schallquellen (Tannenbaum-Effekt), auch werden unerwünschte, raumbedingte Schallreflexionen reduziert. Somit nimmt der Direktschallanteil am Hörplatz proportional zu: Das erleichtert kontrolliertes Mischen am Pult erheblich, da sich die unterschiedliche Akustik von Regie- und Aufnahmeraum nicht überlagern. Das Ergebnis: bessere Mixes.

logarithmic waveguide
Der 20 Zentimeter durchmessende Tiefmitteltöner besitzt eine erstaunlich stabile, konusförmige Polypropylen-Membran mit inverser Dustcap (Foto: Mackie)

Aber auch in puncto Dynamik zeigt sich der Mackie MR824 mit seiner Chassis-Bestückung optimal aufgestellt. So kann der 8-Zoll-Tiefmitteltöner bereits von Haus aus reichlich Luft in Bewegung bringen, was auch bei gehobenen Abhörpegeln die notwendigen Dynamikreserven sicherstellt.

Und nicht nur das: Bei gleichem Schalldruckpegel erzeugt der Achtzöller weniger Membranhub als ein kleinerer Tieftöner. Daher bleiben nicht nur die nichtlinearen, harmonischen Verzerrungen (Klirrfaktor) vergleichsweise gering. Auch fallen die klanglich besonders lästigen Intermodulationsverzerrungen durch den geringeren Hub deutlich niedriger aus als bei kleineren Tieftönern.

In diesem klangkritischen Punkt spielt der Hochtöner ebenfalls optimal mit: So bewirkt der Waveguide eine bessere akustische Anpassung der Kalotte an die umgebende Luft, weshalb ihre Auslenkungen trotz der relativ niedrigen Übernahmefrequenz von 1900 Hz vergleichsweise gering bleiben.

Im LowBeats-Messlabor zeigte der Mackie MR824 denn auch ein sehr ordentliches Intermodulations-Spektrum (siehe nachfolgende Diagramme). Der hierbei herrschende Spitzenwert für den Schalldruckpegel in 1 Meter Abstand betrug knapp 105 dB SPL – mit 111 dB SPL für beide Monitore zusammen entspricht das ziemlich genau den Herstellerangaben.

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Mackie MR824 IM spectrum fullrange
IM-Spektrum Mackie MR824 im Full-Range-Betrieb: Die hörbare Verzerrungsgrenze wird zunächst bei etwa 800 Hertz erreicht. Der mittlere Schalldruckpegel beträgt hierbei 92 dB SPL (1m). Die selektiven Pegelspitzen und -einbrüche bei 60, 170 und 600 Hertz sind nicht Lautsprecher-, sondern raumbedingt (Diagramm: J. Schröder)
Mackie MR824 IM spectrum hp 80Hz
IM-Spektrum Mackie MR824 mit aktiviertem 80-Hz-Filter für simulierten Subwoofer-Betrieb: Im Vergleich zum Full-Range-Betrieb sinken die Intermodulationsverzerrungen bei identischem, mittleren Schalldruckpegel (92 dB SPL/1m) um satte 10 dB. Die selektiven Pegelspitzen und -einbrüche bei 60, 170 und 600 Hertz sind nicht Lautsprecher-, sondern raumbedingt (Diagramm: J. Schröder)
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Was die elektrische Signalverarbeitung angeht, setzt der Mackie MR824 vom Eingang bis zum Ausgang konsequent auf bewährte Analogtechnik. Class-D-Schaltverstärker? Ebenfalls nein danke: Auch als Kraftquelle zum Antrieb der Lautsprecher kommen analoge Leistungsendstufen in Class-AB-Schaltungstechnik zum Einsatz – mit Nennleistungen von 55 Watt für den Tiefmitteltöner beziehungsweise 30 Watt für den Hochtöner.

block diagram Mackie MR series
Blockschaltbild der Mackie-MR-Aktivmonitor-Famile. Der Aufbau ist bei allen drei Modellen identisch. Die eingezeichneten „Parkbuchten“ sind Ausdruck des typischen Mackie-Humors (Grafik: Loud Technologies)

Eingangsseitig verbindet sich der Mackie MR824 mit Mischpult, Audio-Interface oder Preamp entweder symmetrisch via XLR- sowie 6,3-Millimeter-TRS-Klinkenbuche oder aber unsymmetrisch via RCA-Buchse. Ein Pegelsteller mit kalibrierter Rastposition erlaubt dabei das Anpassen der Eingangsempfindlichkeit an die Signalquelle.

rear panel
Die rückseitigen Anschlussmöglichkeiten beim Mackie MR824 genügen in der Praxis vollauf (Foto: Mackie)

Eher rudimentär fielen beim Mackie MR824 die Filter zur Ortsanpassung aus – immerhin sind sie vorhanden, was längst nicht für alle Aktivlautsprecher gilt, die das Kürzel „Pro“ im Namen führen.

Zunächst mal wäre da ein dreistufig schaltbares Tiefenfilter – die Positionen sind folgenden, in der Praxis meist anzutreffenden Standorten zugewiesen: A = Freie Aufstellung im Raum, B = Platzierung nahe einer rückseitigen Wand, C = Platzierung in Richtung der Raumecken. Des Weiteren findet sich noch ein ebenfalls dreistufiger Umschalter zum Anheben und Absenken des Hochton-Bereichs um jeweils 2 Dezibel – natürlich inklusive einer 0-dB-Position.

Hörtest

Der Grundcharakter des Mackie MR824 geht eindeutig in die volltönend-warme statt in die analytisch-kühle Richtung. Warm und substanziell heißt aber keineswegs mollig oder unkonturiert – nur liegt sein Schwerpunkt eher auf warmer Tonalität mit einem schubkräftigen Unterbau.

Damit ist der Mackie MR824 ein angenehmer Begleiter: Wer mit ihm arbeitet, kann daher ganz sichergehen, am Ende des Tages noch immer gern Musik hören zu können – und zu wollen.

Dabei besitzt der Mackie MR824 durchaus die nötigen analytischen Fähigkeiten: Bedingt durch sein kontrolliertes Abstrahlverhalten bleibt die räumliche Abbildung weitgehend unbehelligt von Raumreflexionen, sodass man die auf der Stereobasis verteilten Phantomschallquellen eindeutig orten kann. Auch werden hierdurch echte oder künstliche akustische Umgebungen in der Aufnahme ausgesprochen gut hörbar.

Das mag für HiFi-Fans vielleicht etwas „trocken“ und unspektakulär klingen, schafft aber fürs Arbeiten am Pult sehr gute Voraussetzungen. Der Mackie MR824 ist auf jeden Fall ein Monitor, dem man trauen kann.

In tonaler Hinsicht gilt dasselbe. Selbst mit kritischem Material wie dem nachfolgenden Mín Móðir in der Live-Version der färöischen Musikerin Eivør lässt er keine merklichen spektralen Übertreibungen erkennen – was dem Waveguide vor dem Hochtöner ein gutes Zeugnis ausstellt. Denn besonders im gehörkritischen oberen Mitten- und Präsenzbereich entstehen mit „geladenen“ Hochtönern schnell Vordergründigkeiten.

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Damit hat der Mackie MR824 definitiv nichts am Hut. Dennoch zeigt er in dieser Region den nötigen Biss, der seinen Benutzer denn auch schon mal dazu animiert, beispielsweise ein Gitarrensolo richtig laut abzuhören.

Das macht mit dem MR824 durchaus eine Menge Spaß, weil er einiges an dynamischem Temperament mitbringt. Gerade bei gehobenen Lautstärken zeigt sich denn auch, dass sein tonal eher warmes Timbre sehr vorteilhaft ist: Er kann ordentlich laut, ohne dass die Ohren klingeln.

Besonders gut gefiel mir denn auch seine unverblümte, dabei aber stets angenehme Direktheit – er ist eine ehrliche Haut und gibt keine Rätsel auf, welche Ursachen klangliche Ereignisse haben. Besonders positiv macht sich das bemerkbar beim Arbeiten mit dicht produziertem Material – wie etwa beim ziemlich crunchy daherkommenden Skeksis vom britischen Musiker und Produzenten Stumbleine.

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Gibt’s denn überhaupt nix zu meckern am MR824? Nichts Grundsätzliches: Ja, es gibt sicherlich Lautsprecher, die noch mehr feindynamische Auflösung und Detailreichtum zeigen. Auch gibt es solche, die im Bassbereich noch straffer und massiver zupacken.

Dennoch lässt sich mit den klanglichen Eigenschaften des Mackie MR824 wirklich sehr gut leben und vor allen Dingen auch arbeiten – und genauso ist er von seinen Entwicklern auch gedacht.

Mein Tipp: Kombiniert man den MR824 mit dem passenden Subwoofer Mackie MRS10 (400 Euro), lässt sich nicht nur der unverzerrte Schalldruckpegel im Tieftonbereich steigern. Auch sinken die Intermodulationsverzerrungen im Bereich von 800 Hertz noch mal sehr deutlich um 10 dB, was der tonalen Sauberkeit im oberen Mitten- und Präsenzbereich zugutekommt.

Fazit

Zusammenfassend braucht man über den Mackie MR824 nicht viele Worte zu verlieren: Er ist ein angenehm voll klingender Monitor mit gutmütigen und kalkulierbaren Eigenschaften. Als echter „Mackie“ ist er zudem mechanisch robust und zeigt sich praxisgerecht ausgestattet. Zu dem Preis ein echter Knaller.

Mackie MR824
2017/11
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Bewertung
Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Voller, konturierter und stressfreier Klang
Pegelfest
Sehr gute, verlässliche Raumabbildung
Praxisgerechte Ausstattung und solide Verarbeitung

Vertrieb:
ComLine
24941 Flensburg
Lise-Meitner-Straße 16
www.comline-shop.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Mackie MR824: 500 Euro (Paarpreis)

Weitere Nahfeld-Monitore:

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Test: Aktiver Nahfeld-Monitor Elac AM 200
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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.