Transpuls, das gab´s doch schon mal… Und tatsächlich erinnern mich die Transpuls an die Lautsprecher auf dem Dachboden meines Vaters aus den siebziger Jahren. Damals hießen sie noch Transpulsar. In Anlehnung an dieses Design baut Magnat aktuell wieder Lautsprecher – aktuell die Magnat Transpuls 800A. Und natürlich steckt sie voller modernster Technik. Denn die Entwicklung der Schallwandler ist in den letzten 40 Jahren keineswegs stehengeblieben…
Magnat Transpuls 800A: das Konzept
Die Transpuls 800 A im Retrolook ist die kleinste und einzig Aktive der Transpuls-Linie. Sie vereint Old School Design mit neuester Treibertechnik und vor allem mit neuesten Zuspieloptionen. So darf der Transpuls-Kunde seine Musik via Bluetooth streamen – mit dem aptX-Übertragungsstandard in der Version 5.0 optimiert auf Lippen-Synchronität für AV-Anwendungen. Auch ein Streamer angedockt via optischem Digitalkabel ist denkbar. Hier ist sogar HighRes-Audio-Wiedergabe mit bis zu 24 Bit/192 kHz Abtastrate möglich. Sie ist, wenn man so will, fast schon eine Komplettanlage: Einfach über das Handy oder den Rechner Musik streamen – und fertig.
Die Bezeichnung „aktiver“ Lautsprecher ist gewissermaßen missverständlich. Aktiv heißt bei der Transpuls 800 A, dass in der rechten Box ein Stereoverstärker für beide Kanäle sitzt. Nicht aber, dass die Tiefmittel- und Hochtöner jeweils über eigene Verstärker verfügen und ihre Arbeitsbereiche über eine elektronische beziehungsweise digitale Frequenzweiche zugespielt bekommen – so wie dies bei der klassischen Begrifflichkeit „Aktivlautsprecher“ üblich ist. Die Frequenzweichen sind also mit passiven Bauteilen aufgebaut und sitzen jeweils in der linken und rechten Box. Die Übergangsfrequenz zwischen dem 17 Zentimeter großen Tiefmitteltöner und der 25 Millimeter großen Gewebekalotte mit dem Horn liegt bei 3100 Hertz.
Im Hochtonbereich erreichen die Magnat-Ingenieure einerseits einen guten Wirkungsgrad durch einen starken Neodym-Anrieb der Kalotte und andererseits durch eine kurze hornartige Schallführung. Letztere gibt dem Schall eine gewisse Richtwirkung mit. Das bedeutet mithin, dass eine gute Ausrichtung auf den Hörplatz erforderlich ist, um nichts zu verpassen.
Der 17er Tiefmiteltöner bekam eine Gewebesicke aus dem PA-Sektor spendiert, die für langzeitstabile Eigenschaften sorgt. Ihre mehrwellige Kontur hilft der gehärteten Papiermembran bei intensiver Hubarbeit lineare Bewegungen vollziehen zu können. Beide, PA-Tieftöner und Hochtonhorn, wecken schon gewisse Assoziationen an frühere Zeiten…
Und wenn schon Retro dann darf ein Anschluss für Plattenspieler nicht fehlen. Denn die Schallplatte war das angesagte Speichermedium vor 40 Jahren; der CD-Spieler stand zu Transpulsar-Zeiten erst in den Kinderschuhen… Der analoge Cinch-Eingang ist umschaltbar: von Line-Pegel auf Phono. Der integrierte Phonovorverstärker verstärkt das Kleinsignal von Moving-Magnet- also MM-Tonabnehmersystemen. Gegen etwaige Brummprobleme im Phonomodus hilft eine Ground-Klemme, die Verstärkereinheit und Plattenspieler auf ein Masse-Niveau hebt.
Auch an eine HDMI-Verbindung etwa zum Fernseher wurde gedacht. Dank ARC-Funktion lassen sich die wesentlichen Grundfunktionen dann auch über die Fernbedienung des Fernsehers steuern. Ein in der Praxis oft genutzter Mini-Klinken-Eingang ist genauso vorhanden, wie ein kombinierter Taster/Regler für Eingangswahl und Grundlautstärke. Tatsächlich wird man im Betrieb aber alle Funktionen per mitgelieferter Fernbedienung schalten und regeln.
Das sind alles Konstruktionsdetails, die weniger Retro als den Stand der Technik zeigen. Dank bestens ausgestattetem Messlabor mit Messtechnik von Klippel, Audio Precision, Brüel & Kjaer sowie Rohde & Schwarz entgeht den Technik-Tüftlern in Pulheim bei Magnat kein Detail mit Verbesserungspotenzial. So werden zum Beispiel mit dem lasergestützten Klippel-Messsystem Lautsprecher-Chassis respektive deren Membranen und Aufhängungen sowie die Magnetantriebe so lange optimiert, bis sie in puncto Klein- sowie Großsignalverhalten in der jeweiligen Behausung beste Ergebnisse liefern.
Dementsprechend ist der Stereoverstärker in Class-D-Technik aufgebaut. Dessen zweimal 60 Watt RMS sind genug, um die wirkungsgradstarken Chassis im Spielbetrieb auf hohe, verzerrungsfreie Abhörlautstärke zu bringen.
Natürlich wird man bei so einem Rundum-praktisch-und lustig-Paket wie der Magnat Transpuls 800A auch Rotstift-Ansätze finden. Das Vinyl-Dekor beispielsweise ist einfach, aber gut gemacht – absolut Klassen-üblich.
Praxis
Nach Verbindung der linken und rechten Box über die mitgelieferten Lautsprecherkabel und der Musikzuspielung über den optischen Eingang via Mutecs Smart Clock MC-3+USB und Roon Nucleus trudelten die Musikdaten vom Streamingdienst Tidal ein. Das „Pairing“ der Bluetoothverbindung funktioniert tadellos. Ein Druck auf die „Pair“-Taste und in meinem Smartphone tauchte nach wenigen Sekunden „Transpuls 800A“ als mögliche Verbindung auf.
Grundsätzlich sind die Magnat Transpuls 800A für eine eher wandnahe Positionierung gedacht und entwickelt worden. Nach der Platzierung im Regal oder auf dem Sideboard neben dem Fernseher gilt es, ein paar Dinge zu beachten. Insbesondere die vertikale Ausrichtung sollte hier stimmen, da es sonst im Übergangsbereich beider Chassis zu einer Unterbelichtung kommen kann.
Genau dafür sind im Paket Gewindespikes beigelegt, die vorne eingeschraubt bei tendenziell hoher Sitzposition eine Feinjustierung und Ausrichtung auf Ohrhöhe möglich machen sollen. Dank der vorne liegenden Bassreflexrohre dürfen die Lautsprecher relativ nah an der Wand stehen. Der Hersteller empfiehlt einen Mindestabstand zur nächstliegenden Wand von 10 Zentimetern.
Es zeigte sich übrigens sowohl im Hörtest als auch bei den Messungen, dass bei einem Hörabstand von zirka zwei Metern und einer Ohrhöhe auf Sitzposition von einem Meter eine tendenziell niedrige Boxenposition (Lautsprecherständer <60 Zentimeter oder Lowboard) einen ausgewogeneren Mitteltonbereich brachte.
Wem übrigens der dargebotene Basspegel – respektive Tiefgang – nicht reichen sollte, darf gerne einen aktiven Subwoofer hinzugesellen. Der dafür nötige Line-Level-Ausgang ist bereits in der rechten aktiven Box vorhanden.
Hochtonhorn und PA-Bass, aber auch das große Erbe, lassen einen gewisse Pegelfestigkeit erhoffen. Und die Magnat Transpuls 800A liefert:
Die erzielten 98 Dezibel sind für einen Lautsprecher dieser Größe eine respektable Größe – zumal die Transpuls 800A auch durchaus basskräftig ist. Also kleinere Partys sind mit der Transpuls durchaus denk- und machbar…
Magnat Transpuls 800A im Hörtest
Als erstes prüfe ich ob alles korrekt gepolt angeschlossen wurde. Stehen Sängerin oder Sänger korrekt in der Mitte oder schweben sie diffus, außermittig im Raum? Sodann steht die Tonalität im wichtigen Mitteltonbereich zur Begutachtung an. Klingen Stimmen vielleicht nasal oder etwa grummelig im unteren Bereich? Sind sie eher vordergründig präsent oder weiter hinten wahrnehmbar?
Sara K. mit Brick House ist für einen ersten Check immer gut. Die Transpulsar 800A stellt die Sängerin sauber mittig vor die Hörjury, vielleicht einen Schritt zurückgetreten. Die Tonalität ist bis auf eine tendenziell warme Färbung ebenso gut. Gut gefallen mir auch die knackigen, impulsiven Percussions und die Darstellung des Aufnahmeraums mit der gewohnten Halligkeit.
Auch René Maries Stimme bei „Dixie/Strange Fruit“ ist vielleicht etwas zurückgesetzt und weist die warme Färbung in den Mitten auf, dennoch schafft die Transpuls 800A die Stimmung der Ballade schön rüberzubringen.
Die Live-Einspielung von „Big In Japan“ in Stockholm ist eine Aufnahme bei der Ane Bruns Stimme sehr intim eingefangen wurde. Klasse, wie die Magnat die Intimität der Stimme in dieser ruhigen Ballade mit nur minimal aufgesetzten S-Lauten präsentiert.
Und wie klingt Männerstimme? David Munyon mit „Four Wild Horses“, Christian Willisohn mit „Caruso“ oder noch besser The Fairfield Four mit „Bones“ zeigen etwaige Schwächen von Schallwandlern bei der Wiedergabe tiefer Brusttöne auf. Nicht so die Transpuls, hier ist kein Grummeln wahrnehmbar. Sauber und trocken intonieren die Herren selbst wenn es in den tiefen Stimmenbereich geht.
Und wie sieht es mit schwererer Kost aus? Soll heißen, jetzt mussten die Pulheimer Retros zeigen, dass sie auch mit hubintensiver Tieftonarbeit klarkommen. Ob Musica Nuda mit „Come Together“ und dem sauber konturierten Akustik-Bass oder mit fettem E-Bass sowie knackigem Schlagzeug: das Transpulsar-Duo machte ohne zu murren alles mit. Und das sogar mit einem Pegel, den man den kleinen Böxchen gar nicht zugetraut hätte.
Sicherlich fehlt ihr die letzte Oktave im Frequenzkeller. Doch da sich der meiste Content im Bass bei akustischen Instrumenten vorwiegend ab vielleicht 40-50 Hertz aufwärts abspielt, ist das zu verschmerzen. Und man muss die Kirche im Dorf lassen – einem Lautsprecher dieser Größe auch Frequenzen unterhalb 50 Hertz abzuverlangen, wäre technisch durch eine andere Bassreflexabstimmung und passender Bassentzerrung zwar machbar, doch würde damit der mögliche Maximalpegel deutlich eingeschränkt. Freunde gepflegter Tiefbasswogen werden jetzt vielleicht denken: Gut, dass es die Sub-Out-Buchse gibt. Ganz genau.
Magnat Transpuls 800A: das Fazit
Das Konzept der aktiven, enorm vielseitigen 2-Kanal-Komplettanlagen ist ja nicht neu. Aber es wurde von Magnat an dieser Stelle zumindest einmal neu interpretiert. Hier wird der Musikfreund fündig, dem die aalglatten, hochglanzpolierten Lautsprecher aktueller Provenienz nicht liegen und der auf Retro steht
Die Magnat Transpuls 800A ist in allen Belangen etwas rau. Das ist gewollt, durchaus originell und macht echt Freude. Denn hier ist nur die Optik Retro, der Rest dagegen auf dem Stand aktueller Technik. Das heißt: Selten hat Retro für so wenig Geld so viel Spaß gemacht.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Tonal weitestgehend ausgewogen, über EQ einstellbar |
| Sub-Out für zusätzlichen Subwoofer und Phono-MM eingebaut |
| Erfreulich pegelfest |
| Sehr gute Preis/Leistungs-Relation |
Vertrieb:
Magnat Audioprodukte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.magnat.de
Aktionspreis (Hersteller-Empfehlung):
Magnat Transpuls 800A: 799 Euro
Technische Daten
Magnat Transpuls 800A | |
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Konzept: | 2-Wege Bassreflex, aktiv |
Bestückung: | HT: 25 mm Gewebekalotte mit Horn, TMT: 17 cm Papiermembran |
Eingänge: | 1 x HDMI (ARC), 1 x optisch, 1 x analog (Cinch), 1 x 3,5mm Klinke, BT aptX |
Maximalpegel: | 98 Dezibel |
Besonderheiten: | schaltbarer Phono-MM-Eingang, Subwoofer-Out |
Gewicht: | 7,4 (Master) / 6,5 Kilo (Slave) |
Ausführung: | Dark-Wood-Holzdekor |
Abmessungen (B x H x T): | 24,0 x 38,5 x 21,5 cm |
Alle technischen Daten |
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