
Nach meinen Erfahrungen ist der Wandabstand der Panels für eine gute Tieftonwiedergabe unkritischer als anzunehmen. Wie in der realen Hörsituation auf dem Titelbild zu erkennen. betrug hier der Wandabstand vom Hörplatz bis zu Rückwand mehr als 60 Zentimeter, ohne dass sich ein wirklicher Tieftonmangel einstellte.
Für akustisch recht kritisch halte ich jedoch die Beschaffenheit der Rückwand: Ist sie schallhart, entstehen hier sehr frühe Schallreflexionen, die zu unangenehmen Klangverfärbungen führen. Abhilfe lässt sich jedoch leicht beispielsweise mit einen Vorhang schaffen. Ebenso geeignet ist ein flacher Absorber wie im Titelbild zu sehen.
Egal, ob mit Baumwolle oder Schaumstoff bedämpft: Wie Hörtests mit dem Sombetzki ESL Home an unterschiedlichen Stellplätzen zeigten, empfiehlt sich grundsätzlich ein minimaler Abstand von Hörplatz zu Wand von etwa 10 Zentimeterm. Damit läßt sich dem leichten “Druckgefühl” entgegenwirken, welches sich jedoch auch mit allen anderen Lautsprechern bei einer derart wandnahen Sitzposition einstellt.

Aufgrund seines eher mäßigen Wirkungsgrades wünscht sich der Sombetzki ESL Home für temperamentvolles Hören einen recht kräftigen Verstärker. 100 Watt pro Kanal erscheinen hier keineswegs überdimensioniert. Auch sollte es einer von der laststabilen Sorte sein. Zwar stellt der Sombetzki ESL Home nicht wie viele andere Elektrostaten bei hohen Frequenzen einen Quasi-Kurzschluss dar. Allerdings muss der Amp im tieffrequenten Bereich bis 100 Hertz ordentlich kapazitive Blindleistung aufbringen können – das Entzerrungsnetzwerk will schließlich gefüttert werden.
Der Hörtest
Meine erste persönliche Begegnung mit dem Sombetzki ESL Home kam während der diesjährigen HighEnd in München zustande. Es brauchte nur wenige Sekunden, um mich absolut zu begeistern – sozusagen Liebe auf den ersten Ton. Das Schlüsselwort hierfür: Unmittelbarkeit. Einen derart intensiven Kontakt zur Musik kannte ich bislang ausschließlich von Kopfhörern. Dem Sombetzki ESL Home hingegen gelang es, diese Unmittelbarkeit in das dreidimensionale, akustische Abbild guter Lautsprecherwiedergabe zu transformieren.
Klar, dass ich ein solches Hörerlebnis ungestört vom Messetrubel in heimischen LowBeats-Gefilden genießen wollte. Michael Sombetzki ließ es sich nicht nehmen, den ESL Home höchstpersönlich der Redaktion zu übergeben. Für den ersten Aufbau wählten wir einen etwa 15 Quadratmeter großen Büroraum, weil sich dort ohnehin schon ein wandnah aufgestelltes Sofa befand.
Als Verstärker wählte ich den absolut überragenden Neukomm CPA155S, der bei LowBeats derzeit seine letzten Testrunden dreht. Ein perfekter Spielpartner für den Sombetzki ESL Home, wie sich im Verlauf der Hörtests zeigte. Letzteres galt auch für die Tonquelle: Hier war es der LowBeats Referenz-D/A-Wandler Questyle CAS192 Gold, via USB-Eingang per Audirvana-Player mit Bits gefüttert von einem Apple MacBook Pro.
Das Basis-Setup für die elektrostatische „Musikinsel“ nahm kaum eine halbe Stunde in Anspruch. Nach längerer Abstinenz von einer Netzsteckdose empfiehlt es sich allerdings, die Sombetzki ESL Home bereits einige Stunden vorher unter Spannung zu setzen. Prinzipbedingt dauert es eine gewisse Zeit, bis sich das elektrostatische Feld über die ganze Membranfläche homogen ausgebildet hat.
Schon nach den ersten Takten erwies sich der gewählte Aufstellort mit dem wandnahen Sofa als perfekt. Lediglich die kahle, Rauhfaser-tapezierte Rückwand „beruhigte“ ich mit einem wenige Zentimeter flachen Basotect-Schaumabsorber, der gerade greifbar war. Ebenso hätte es aber auch ein Vorhang getan.
Natürlich stand während der ersten Songs noch ein wenig Feintuning an. So rückte das Sofa ein paar Zentmeter von der Wand ab, während die Panels in Höhe und Winkel exakt auf den Hörplatz ausgerichtet wurden (wichtig!). Hierbei leisteten die Winkelskalen auf den Lausprechersockeln gute Dienste.
Anschließend gab’s dann Musik pur bis tief in die warme Sommernacht. Wohlgemerkt bei offenem Fenster und teilweise deftiger Lautstärke – ohne die Nachbarn zu belästigen.
Ich habe in meiner Laufbahn schon viele gute Lautsprecher gehört – doch keiner von ihnen führte mich im wahrsten Wortsinn so „dicht“ an die Musik heran wie der Sombetzki ESL Home. Hier müssen sogar die allerbesten Kopfhörer passen, hat doch der ESL Home diesen eine weitere Informationsebene voraus: das akustische Übersprechen.
Und das kann sich gehörmäßig recht drastisch auswirken. Ist beispielsweise eine Schallquelle bei einer Produktion per Panpot maximal links platziert, so erscheint sie im Stereo-Panorama beim Sombetzki ESL Home etwa 30 Grad links der Mittelachse. Beim Kopfhörer hingegen ertönt sie ausschließlich im linken Ohr, was ganz bestimmt nicht der Intention von Musiker und/oder Produzent entspricht.
Hinsichtlich Signalqualität zeigte der Sombetzki ESL Home alle typischen Stärken elektrostatischer Wandler. So klang er ausgesprochen detailreich, feindynamisch wieselflink und ohne auffällige Verfärbungen in tonaler Hinsicht. Wollte man ihm überhaupt irgendwelche Präferenzen zuschreiben, so wäre das ein leicht kecker Anstrich in der Region 800 bis 2000 Hz. Doch aufgepasst: Die Ursache hierfür kann je nach Aufstellung auch eine Schallreflexion von der Rückwand sein, was zu Interferenzeffekten führt.
Typisch für Flächenstrahler, erzeugt auch der Sombetzki ESL Home ein sehr konturenscharfes, durchdefiniertes Klangbild. Seines besticht zudem durch absolute Homogenität, da er das gesamte Tonfrequenzspektrum mit einem einzigen Breitband-Panel pro Kanal wiedergibt.
Natürlich bringt dies auch einen akustischen Nachteil mit sich: Durch die relativ breite Membranfläche strahlt der Sombetzki ESL Home hohe Frequenzen stark gebündelt ab – penible Ausrichtung beider Panels ist bei ihm daher nicht Kür, sondern Pflicht.
Auf der sinnlichen Ebene bewirken all die beschriebenen Eigenschaften des Sombetzki ESL Home ein wahrhaft außergewöhnliches Musikerlebnis. Zuweilen kam es mir vor, als hätte ich die wahre Intention musikalischer Werke oder Produktionen erstmals richtig verstanden. Ein schönes Beispiel hierfür ist Nils Frahms aktuelles, exzellent aufgenommenes Album „All Melodies“. Komplett von Anfang bis Ende durchgehört, blieben hier keinerlei Fragen mehr offen. Ebenso erging es mir mit dem Album „Con Tudo El Mundo“ der texanischen Band Khruangbin. So authentisch wie über den Sombetzki ESL Home habe ich das heimelige Mid-Senventies-Feeling bislang noch nicht verspüren können.
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Beeindruckend empfand ich darüber hinaus die räumliche Eindeutigkeit seiner Wiedergabe. Bedingt durch sein Direktschall betontes Konzept kommt die bei normalen Lautsprechern übliche, akustische Überlagerung von Aufnahme- und Hörraum beim Sombetzki ESL Home gar nicht erst zustande. Akustisch anspruchsvolle Einspielungen wie beispielsweise Jeanne Y Paul auf der überragend aufgenommenen Pure Audio Bluray “Alessandro Quarta plays Astor Piazolla” boten daher eine geradezu verblüffend authentische Räumlichkeit.
Freilich kennt der Sombetzki ESL Home physikalisch bedingte Grenzen. Um den Membranhub nicht ausufern zu lassen, bremst ein trickreich realisiertes Hochpassfilter tiefe Frequenzen wirkungsvoll aus, Unterhalb von etwa 35 Hertz findet daher praktisch keine Wiedergabe mehr statt.
Apropos Membranhub: Mit +/- 4 Millimetern leisten die Breitbandwandler des Sombetzki ESL Home hier schon Erstaunliches. Aufgrund ihrer relativ kleinen Membranfläche von 30 x 50 Zentimetern ist ihre Dynamik bei tiefen Frequenzen dennoch naturgemäß begrenzt. Wenn’s laut wird und die Bassdrum tüchtig pulsiert, können die Membranfolien auch schon mal hörbar die (isolierten) Statordrähte touchieren. Kein Grund zuf Sorge – elektrische oder mechanische Schäden sind hierbei nicht zu befürchten.
Fazit
Der ESL Home basiert auf der Erkenntnis, dass unverfälschte Wiedergabe ein Direktschall-dominiertes, akustisches Umfeld voraussetzt. Als „Wandler zwischen den Welten” vereint er die akustischen Vorteile von Lautsprecher und Kopfhörer: vom Lautsprecher die gehörrichtige Platzierung im akustischen Umfeld, vom Kopfhörer dagegen die ohrnahe, akustische Kopplung.
Beides zusammen führt zu einem ungewöhnlich intensiven Musikerlebnis, dass sich durch Unmittelbarkeit, enormen Detailreichtum und klangliche Homogenität auszeichnet. Damit schafft der Sombetzki ESL Home einen intensiven Kontakt zur Musik, was dem Zuhörer je nach Aufnahme völlig neue Ebenen erschließt.
Trotz all dieser objektiven Vorzüge ist der Sombetzki ESL Home ein Lautsprecher, der im wahrsten Wortsinn „polarisiert“. Obwohl er der „reinen Lehre“ wie kaum ein zweiter Schallwandler folgt, muss sein Direktschall-orientiertes Klangbild nicht unbedingt der subjektiven Erwartungshaltung an HiFi-Wiedergabe entsprechen.
Vielmehr gilt für den Sombetzki ESL Home: Wer bereit ist, sich der Musik vollständig hinzugeben, wird ihn inständig lieben. Wer hingegen sein Wohnumfeld mit Hintergrundmusik atmosphärisch bereichern möchte, investiert sinnvoller in rundumstrahlende (omnidirektionale) Lautsprecher. Persönlich jedoch bekenne ich mich klar zur ersten Gruppierung.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| fesselnd unmittelbares Musikerlebnis |
| lebendiges, definiertes Klangbild |
| substanzieller, konturierter Bass |
| begrenzte Tieftondynamik |
Vertrieb:
Sombetzki Elektrostaten
Am Plättchen 29
D-35418 Buseck
Telefon: 06408 5490240
www.sombetzki-elektrostaten.de/
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Sombetzki ESL Home: ab 7.985 Euro