Vertere Acoustics baut Plattenspieler. In der Oberliga. Nun wird für die Fans eine Süßspeise aufgelegt für diese Laufwerke. Ein Mix aus Filz und Kork und Runen, den wir unter unser Vinyl legen: die Plattentellerauflage Vertere Acoustics techno mat. Das ist quasi Crêpes Suzette Royales.
Wie kamen unsere Vorfahren auf ihre Schriftzeichen? Die Germanen nutzten Runen nicht nur zur Sprachübermittlung – auch die Götter sollten gnädig bestimmt werden. Nach gleicher Logik setzt Vertere Acoustics seine Ritzungen ein. Nur, dass sie nicht in einen Stein eingeritzt werden, sondern in eine doppellagige Matte aus Filz und Kork. Magische Zeichen. Die die Götter gnädig stimmen mögen. In diesem besonderen Fall: die Götter der mechanischen Resonanzen.
Aber bringen wir ein wenig Ordnung in diesen seltsamen Einstieg. Vertere Acoustics ist ein Plattenspielerhersteller aus London. Der Mastermind dahinter ist Touraj Moghaddam, ehemals Gründer von Roksan. Sein zentrales Portfolio umfasst vor allem Plattenspieler: vom RG-1 Reference Groove für fast 30.00 Euro bis hin zum “Einsteigermodell” Vertere Dynamic Groove. Das haben wir erst kürzlich hochleben lassen. Zitat von LowBeats Tester Bernhard Rietschel: „Er kommuniziert Musik, hochdynamisch, klar und wirkungsvoll.“
Vertere Acoustics techno mat: der Aufbau
Doch nun wildert der Londoner mit der Vertere Acoustics techno mat auch im Markt des Plattenspieler-Zubehörs. Geliefert wird sie wie eine edle Schallplatte. Im Cover-Sleeve, mit schwarzer Hülle und einem Beileger, der alle Spielregeln erklärt. Zuerst: Wo ist oben, wo unten? Intuitiv habe ich zuerst die Kork-Oberfläche nach oben gelegt – weil hier auch die Striche für die Feineinstellung der Umdrehungszahl aufgedruckt wurden. Aber falsch. Einmal das Tempo zu justieren, ist ok, doch danach sollte die Filzschicht auf der Oberfläche den Kontakt zum Vinyl suchen. Also umdrehen. Nicht ganz leicht verständlich, aber glücklicherweise in der Bedienungsanleitung lautstark mit Bildern dokumentiert.
Jetzt geht es ans Eingemachte. Die Matte ist gerade einmal drei Millimeter dick, passt also auf die meisten Plattenspieler, ohne die Tonarmhöhe (VTA) verändern zu müssen. Ich habe die techno mat auf verschiedenen Laufwerken gehört, auch auf meinem derzeitigen Lieblingsplayer, einem mittel-alten LP 12 von Linn. Diese Version war noch erschwinglich, nicht so unverschämt-grenzenlos teuer wie die aktuellen Modelle. Hier musste ich etwas nachjustieren, ein paar winzige Millimeter. Geht schnell (wenn der Tonarm es zulässt), tut nicht weh.
Was etwas schmerzt, ist der Preis. 173,52 Euro wünscht sich der deutsche Vertrieb Beat Audio beziehungsweise seine hiesigen Händler. Meine Güte: das ist doch nur eine Rundung mit Kork und Filz – das kann doch gar nicht so teuer sein.
Doch. In der Wertschöpfungskette will jedes Glied verdienen. Werde ich auch als Hörer reich belohnt? Klare Antwort: ja. Sehr sogar. Das ist eine der besten Plattentellermatten, die ich je in die Finger bekommen habe. Die nach Runen-Art gefertigten Schlitze sollen natürlich keine Sonne darstellen – doch sie optimieren den Ruhepol. Erwarten Sie bitte nicht den großen Dynamikschub. Das liegt nicht im Herzen dieser Matte. Hier geht es eher um Ruhe und Eleganz.
Hörtest
Wir hatten ja bereits den Dynamic Groove in der Redaktion und verstehen den Ansatz: Der gleichermaßen flache wie außergewöhnliche Plattenspieler klingt extrem dynamisch-kernig, gerade so, als hätte jemand sämtliche Bremsen gelöst. Die techno mat nimmt hier ein bisschen die Fahrt raus, bringt mehr Wärme und Souveränität.
Aber ich will hier nicht falsch verstanden werden: Diese Matte ist kein Energiefresser, sondern definiert wunderbar den Charme von Vinyl. Hier stimmt alles: die Räumlichkeit der Aufnahme und der passgenaue Antritt. Auf meinem LP 12 lag lange Zeit die Original-Matte von Linn. Bis ich auf die wirklich gute Korkmatte von Thorens stieß. Eigentlich ein Sakrileg – Fish and Chips, Surf and Turf. Nun die Vertere Acoustics – und die große Offenbarung ist da. Keine Sekte, keine Glaubensrichtung, sondern einfach nur ein wirklicher Knüller.
Der Preis ist nach meinem Geschmack etwas gehoben. Doch die Investition hält auf jeden Fall für mehrere Jahre und klingt nach weit mehr, als man mit einem Invest von unter 200 Euro andernorts erreichen könnte. Währe ich ein euphorischer Charakter, so müsste ich ausrufen: ein Glücksbringer!
Fazit Vertere Acoustics techno mat
Schöner könnte ein Test nicht verlaufen. Ein, zwei Handgriffe – und ich kann sagen: Die techno mat verändert den Klang – und zwar klar zum besseren. Wir können unserem Lieblingsvinyl zwar keine neuen Informationen entreißen, aber der Mix aus Ruhe, Liebkosung, Panorama und Eleganz stimmt. Wer es hört, wird diesem Reiz erliegen.
EffektPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Merkliche Klangsteigerung in Richtung Ruhe, Souveränität |
| Gute Anfassqualität |
| Geringe Höhe von 3 mm |
| Nicht ganz billig |
Vertrieb:
Beat Audio GmbH
Hainbuchenweg 12
21224 Rosengarten
Tel: 04105 675050-0
www.beataudio.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Vertere Acoustics techno mat: 173,52 Euro
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